Keine Verabschiedung meines Vaters

  • Am 20.1. um 3.13 Uhr ist mein Vater für immer eingeschlafen. Fünf Wochen auf der Intensivstation zwischen Hoffen und Bangen, bis unsere letzte Hoffnung zerstört wurde. Die letzten drei Tage vor seinem Tod - ab dem Zeitpunkt als er, zum Sterben in ein Einzelzimmer gelegt wurde - sind wir kaum mehr von seinem Bett gewichen. Am Ende unserer Kräfte haben wir ihn gehalten als sein Herz den letzten Schlag getan hat und nun gibt es nicht einmal eine Verabschiedung.


    Mein Papa soll eingeäschert werden und weil das einzige Krematorium Wiens gesperrt ist und jegliche Aufbahrung an einem anderen Ort stattfinden würde und somit die sterblichen Überreste hin und her gebracht werden müssten, hat meine Stiefmutter entschieden, dass es gar keine Aufbahrung oder Trauerfeier geben wird.
    Ich kann mir nicht vorstellen wie ich damit fertig werden soll, dass ich mich von meinem Papa nicht in einem würdevollen Rahmen verschieden kann.
    Die Vorstellung, dass sein Körper dem Feuer übereignet wird ohne mich von ihm verabschieden zu können bricht mir das Herz. Ich glaube mich wird das ein lebenlang verfolgen.

  • Liebe Andrea!


    Zunächst möchte ich dich im Forum herzlich willkommen
    heißen und dir mein aufrichtiges Beileid zum Tode deines
    Vatis aussprechen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie
    du dich fühlst.
    Meine Mutti verstarb vor knapp 2 Jahren von einer Minute
    auf die nächste und auch sie wollte eingeäschert werden -
    es war ihr Wunsch und den habe ich respektiert, obwohl
    es mir sehr,sehr schwer fiel. Aber bei uns fand eine
    zuerst eine Aufbarung und dann eine sehr würdevolle Verabschiedung statt. Ich hatte somit nochmals die Möglichkeit, mich am Sarg von meiner Mutti zu verabschieden
    und es war für mich ganz,ganz wichtig. Bitte versuche
    unbedingt, wenn es irgendwie möglich ist, deine Stiefmutter
    umzustimmen. Vielleicht geht es doch!!!!! Ich würde es
    dir sehr,sehr wünschen. Du bist nach 5 Wochen zwischen
    Hoffen und Bangen ohnehin mit deinen Nerven und Kräften
    wahrscheinlich am Ende - und dann auch noch das!!!!!!
    Man ist in so einer Situation ohnehin "neben sich" und
    funktioniert irgendwie - Leben ist etwas anderes!!!!
    Ich wünsche dir sehr, liebe Andrea, daß es dir gelingen
    möge, deine Stiefmutter doch noch umzustimmen und du dich
    in einem würdigen Rahmen von deinem Vati verabschieden
    kannst. Sei von mir vorsichtig umarmt und ich wünsche
    dir für die nächste Zeit, daß du noch soviel Kraft hast,
    daß du alles, was in den letzten Wochen geschehen ist,
    irgendwie und irgendwann verarbeiten kannst. Aber das
    dauert sehr,sehr lange und nimm dir die Zeit, die du brauchst unbedingt. Und wenn dir danach ist und es dir sehr
    schlecht geht, dann schreib dir einfach deinen Kummer von
    der Seele. Du bekommst sicher Antwort, denn irgendwer ist
    immer da, der dir so gut es möglich ist, und sei es nur
    mit ein paar Worten des Trostes, versucht zu helfen. Wenn
    man auch in so einer Situation sowieso nicht weiß, was
    man falsch und richtig macht und was man sagen oder schreiben soll, so hat man hier im Forum doch das Gefühl,
    man ist gut aufgehoben und bekommt wenigstens ein "Feedback"


    Alles,alles Liebe und viel Kraft wünscht dir
    Claudia

  • Hallo liebe Andrea,


    als erstes wollte ich dir mein tiefstes Beileid aussprechen. Ich kann ganz genau verstehen wie du dich jetzt fühlst, aber wie chris schon geschrieben hat, du darfst dass nicht zulassen, du hast das recht darauf dich zu verabschieden von deinem lieben Papa! Lass dir das nicht nehmen es wird bestimmt dafür eine Lösung geben!!! Garantiert!!! Rede noch mal mit deiner Stiefmutter, sie wird dich bestimmt verstehen!!!


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft, ich umarme dich!!!
    Liebe grüße giggi

  • liebe andrea,


    herzlich willkommen hier bei uns, es freut mich, dass du hier bist.
    zuerst auch mein tiefestes beileid zum tod deines vaters - fühl dich vorsichtig umarmt.


    auch deinen beitrag mit dem segel habe ich gelesen und bin jetzt doch auch verwundert, dass keine verabschiedung stattfindet. das wäre wirklich nicht in ordnung von deiner stiefmutter und ich hoffe, dass hier das letzte wort noch nicht gesprochen ist. ich spreche da aus erfahrung, ich konnte mich von meiner mama nicht verabschiede, aber nur weil ich dachte, das schaffe ich nicht und auch von der verabschiedung durch den bestatter nichts wusste. jetzt nach fast 2 jahren habe ich immer noch damit zu kämpfen und dank christine weiß ich, dass es daran liegt, weil ich mich nicht verabschieden konnte. ich bereue es so sehr und würde sie so gerne nochmal sehen, dass es mir das herz zerreißt.


    versuche mit der stiefmutter nochmal zu sprechen, sagt ihr, wie wichtig das für dich ist!!!! und rede auch mit dem bestatter, die machen doch auch eine verabschiedung, wenn man das will.


    ach andrea, ich weiß wie das ist. ich war leider bereits schon 2 mal in der situation liebe menschen auf der intensivstation zu verlieren und durchlebe gerade das 3. mal. ich finde es sehr schön, dass ihr dabei gewesen seid, als sein herz die letzte schläge getan haben.


    liebe andrea, ich wünsche dir von herzen, dass du dich mit deiner stiefmutter nochmal aussprichst und du die möglichkeit hast, dich von deinem vater zu verabschieden.


    schön, dass du zu uns gefunden hast. schreib einfach, wenn dir danach ist, wir sind für dich da.


    alles liebe und viel kraft!
    petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • Liebe Andrea,


    auch von mir mein herzliches Beileid!
    Ich glaube auch, dass ein Abschied von deinem Vater sehr wichtig für dich wäre. Wenn deine Stiefmutter eine Aufbahrung und Abschiedsfeier verhindert, dann kannst du dich beim Bestattungsinstitut verabschieden - das solltest du zumindest tun können. Setz dich mit dem Institut in Verbindung und frad nach dieser Möglichkeit.
    Nachdem dein Vater 6 Tage verstorben ist, würde ich auf alle Fälle eine Hygienische Versorgung des Verstorbenen empfehlen und den Bestatter ganz klar fragen, ob er eine solche anbieten kann. Falls dein Vater obduziert wurde, würde ich eine Versorgung des Verstorbenen ganz dringend anraten. Wenn der Bestatter keine Hygienische Versorgung anbieten kann, würde ich den Bestatter wechseln. Die Bestattung Wien hat jedenfalls einen Thanatopraktiker und Mitarbeiter, die in der Verstorbenenversorgung ausgebildet sind!
    Das Problem ist natürlich, dass das in diesem Fall ja deine Stiefmutter in der Hand hat ... vielleicht hat sie aber doch auch das Bedürfnis nach einem Abschied, sprich mit ihr drüber, vielleicht entsteht das Bedürfnis, wenn sie weiß, dass das geht - ohne Aufbahrung, einfach beim Bestatter.


    Alles Liebe
    Christine

  • Hallo,


    ich möchte mich bei allen bedanken, die mich durch ihre Anteilnahme und durch ihre so lieben Postings tief berührt haben.
    Gleichzeitig wollte euch mitteilen, dass ich jetzt doch die Möglichkeit bekommen habe mich gestern in der Pathologie von meinem Vater zu verabschieden.
    Ich habe dies zwar vor dem verschlossenen Sarg - nur im Beisein meiner Schwester - getan, da ich Angst hatte ihn nochmals zu sehen. Nachdem wir ja bis eine Stunde nach seinem Tode bei ihm waren und ich gesehen habe wie stark er sich schon in dieser kurzen Zeit verändert hat, hatte ich einfach Angst davor. Ich glaube auch, dass ich mich nicht in die Nähe des Sarges getraut hätte und so hatte ich trotzdem das Gefühl ganz nahe bei ihm zu sein. Ich habe ihn mir vorgestellt, wie er ganz friedlich da drinnen liegt und ich habe jetzt etwas Ruhe gefunden.
    Ich habe jetzt viel mehr das Gefühl, dass er nun in mir ruht. Ich glaube es war einfach in dieser Situation des Sterbens nicht möglich dies zu verinnerlichen. Ich denke es ist doch eine Art Schocksituation wenn man neben einem sterbenden geliebten Menschen steht.


    Das Thema Abschiednehmen ist für mich trotzdem noch nicht erledigt. Meine Schwester und ich haben bereits davon gehört, dass andere auch sehr traurig sind sich nicht verabschieden zu können. Wir werden uns diesbezüglich sicher noch etwas überlegen auch ohne Zustimmung meiner Stiefmutter.



    Mit ist aufgefallen, dass Petra in ihrem Posting geschrieben hat: " ...ich war leider schon 2 mal in der Situation liebe Menschen auf der Intensivstation zu verlieren und durchlebe gerade das 3. mal.."


    Liebe Petra!!
    Ich wünsche dir für den Weg den du gehen musst sehr viel Kraft. Ich hoffe für dich, dass dieser Weg kein böses Ende nimmt


    Danke das es euch gibt

  • Guten Abend liebe Andrea!


    Gott sei Dank hat sich das Blatt für dich doch noch etwas
    gewendet und du hattest die Möglichkeit, dich von deinem
    Vater zu verabschieden. Das du das in der Nähe des verschlossenen Sarges getan hast, ist sehr gut nachvollziehbar. Bei dem Gedanken, wie sehr sich ein Mensch schon in wenigen Tagen verändern kann, beschleicht einen doch ein etwas mulmiges Gefühl. Aber es ist sehr,sehr
    wichtig, finde ich, daß du nochmal bei ihm warst, damit du
    innerlich vielleicht früher oder später ein kleines bißchen
    Ruhe findest. Noch ist es für alles viel zu früh. Bis man die ganze Tragweite auch nur ein Stück weit zur Kenntnis nimmt und akzeptiert, vergeht sehr,sehr viel Zeit. Und Andrea, nimm dir die Zeit, es ist deine Zeit, die du dafür
    brauchst um das ganze auch nur halbwegs zu verarbeiten.
    5 Wochen Intensivstation zwischen Hoffen und Bangen und zu
    letzt doch kein gutes Ende, das muß an den Kräften zehren
    ohne Ende.
    Darum schreib immer wenn dir danach ist. Hier im Forum bist
    du immer gut aufgehoben, wir fangen uns gegenseitig auf so
    gut wir können.
    Alles Gute und viel Kraft für die nächste schwere Zeit wünscht dir
    Claudia

  • liebe andrea,


    auch mich freut es sehr zu lesen, dass du dich doch noch verabschieden konntest!!


    wenn du jedoch schon gehört hast, dass andere sich auch gerne verabschieden würden, dann würde ich auf jeden fall nochmal überlegen, was ihr noch tun könntet!


    auch ich finde eine verabschiedung sehr sehr wichtig.
    bei der beerdigung konnte ich mich nicht wirklich verabschieden. für mich war das nur stress, jeder schaute mich mitleidend an und ich fühlte mich noch elender. ich hab das davor ganz alleine in der aufbahrungshalle gemacht. ich fühlte mich beide male meinen eltern so nahe wie nie zuvor.


    ich hoffe sehr für dich, dass ihr noch eine passende lösung findet!!


    und vielen dank für deine lieben worte!
    alles liebe
    petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • es ist ein warnsinn was ich da gelesen habe es tut mir unentlich leid,denke auch das du da ein lebenlang kämpfen wirst,frage hast du kein mitsprache recht bei der bestattung ,oder nur die stiefmutter,kanst mit ihr nicht reden,und ewentuell eine normale bestattung machen,oder war es der wunsch von deinen vater verbrannt zu werden,es tut mir wahnsenig leid drück dich wen ich darf,liebe grüße silvia

    Arme kleine Seele leid und Schmerz warn diese Welt.


    Kommt ein Engel nun vom Himmel,sanft im Arm,er dich jetzt hält.