du wolltest doch nur schnell joggen gehen...

  • Ich bin 36 Jahre alt. Einzelkind. Seit Dezember letzten Jahres selber Mama. Mein Papa ist nur 64 geworden.

    3 Tage nach der Taufe meines Sohnes ging er wie jeden 2. Tag seine Runde laufen und kam nicht mehr zurück. Keine 10 Minuten war er gelaufen. Er ist kollabiert und musste wiederbelebt werden. Dabei hatte er sogar noch Glück. Da war diese Frau, die ihm sofort zur Hilfe kam. Die ihn sogar noch wach gesehen hat und ihn angesprochen hat, ob alles okay sei. Doch stark wie er ist, hat er abgewunken, alles okay! Sie fuhr weiter. Hatte aber ein mieses Bauchgefühl und drehte um. Keine 2 Minuten. Doch zu spät. Du lagst bereits am Boden und die kurze Zeit ohne Sauerstoff im Gehirn reichte schon aus, dass du keine Chance hattest. Er wurde keine 2 Tage später für Hirntod erklärt. Kein Herzfinfarkt. Kein Schlaganfall. Keine Hirnblutung. Nein... wahrscheinlich einfach nur Rhythmusstörungen. 3 Wochen zuvor hast du dein Herz durchchecken lassen, weil du etwas in Sorge warst wegen dem Blutdruck, der mittlerweile super eingestellt war. Fazit: alles okay mit der Pumpe.

    Ich kann dies nicht begreifen... Keine drei Wochen zuvor war der 40. Hochzeitstag meiner Eltern. Er hat meiner Mutter einen Liebesbrief geschrieben, in dem er ihr verspricht, dass sie nächstes Jahr, wenn sie in Rente gehen durch Deutschland reisen mit einem Camper. Weil vorher war immer anderes zu tun. Am Montag nach dem Tag X hätte er seine Rente eingereicht... ab Oktober hätte er also nicht mehr arbeiten müssen, weil soviel Resturlaub.

    Er hat nach der Taufe zu meiner Mutter beim heimfahren gesagt, sie müssen jetzt gut auf sich schauen, um Xaver (meinen Sohn) noch lange aufwachsen zu sehen... Er wollte ihm das Bauen und Tüfteln beibringen... ihn aus der Schule kommen sehen.

    Wie kann das Leben innerhalb von einer Woche von absolut perfekt zum absoluten Albtraum werden, der nicht endet? Ich will einfach nur aufwachen...neben der unermesslichen Verzweiflung, die ich empfinde, habe ich größte Sorge um meine Mutter. Mit 64 Witwe. Das hat sie doch nicht verdient!!! Die beiden hatten jetzt eine so wundervolle Zeit vor sich. Das ist so unfair!!! Er ist so ein fitter Mann. Wieso mein Papa? Wieso passiert uns das? Ich weiß nicht, wie das Leben je wieder sorglos und unbekümmert werden soll. Weder für mich, und schon gar nicht für meinen Papa...


    ich weiß nicht was ich hier erwarte... vll will ich einfach nur sehen, dass ich nicht allein bin... ich weiß es nicht...

  • Liebe Stefall,


    fühl Dich hier aufgefangen und verstanden.

    Es tut mir unendlich leid.


    Wir wissen alle hier was das für ein Alptraum ist aus dem man nicht erwacht.

    Es ist grausam es zerreißt einen förmlich.

    Es dauert einfach doch Du wirst irgendwann wieder Freude empfinden und lachen können.

    Das dauert nur einfach sehr lange.


    Du hast etwas wofür es sich zu leben lohnt und wofür es sich lohnt weiter zu gehen, einen kleinen Sohn der Dich braucht und seine Oma braucht.

    Es wird schwer die nächste Zeit für Dich Deine Mama es dauert bis man ein einigermaßen Gleichgewicht wieder findet bei Deiner Mama vielleicht noch länger.


    Wenn Du hier liest in verschiedenen Wohnzimmern wie wir es liebevoll nennen wirst Du schnell feststellen das es oft Jahre gehen kann.

    Hab Geduld mit Dir mit Deiner Mama.

    Jetzt ist erst einmal wichtig irgendwie zu überleben weiter zu gehen kleine Schritte ein Tag nach dem anderen zu leben, wieder lernen wie das geht.


    Der Schmerz wird immer bleiben er wird milder anders aber er ist da.

    Dein Papa würde ganz sicher wollen das Du weiter gehst und Dein Leben lebst, er wird immer bei Dir sein jeden Tag.

    Den Schmerz können wir Dir nicht nehmen leider aber wir können Dich halten.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Steffal,

    Du bist hier nicht alleine, jeder hier wird Dich unterstützen. Ich habe auch erst meine Frau verloren und die lieben Worte und die Hilfe hier haben mir sehr geholfen und werden auch Dir helfen das zu überstehen.


    Es ist ein schwerer Schicksalsschlag von heute auf morgen. Ich hatte meine Frau auch gefragt ob sie Hilfe braucht und wir einen Arzt holen sollen, nein war ihre Antwort es ist so wie immer, es wird wieder gut, aber das war es dann doch nicht und plötzlich war sie nicht mehr am Leben. Das zerreißt einen innerlich weil man nichts tun konnte.


    Dank der lieben Worten hier im Forum bin ich stark geblieben, ich muss ja weiterleben und Du schaffst das auch, auch wenn es jetzt schwer fällt.

    Wir sind alle in Gedanken bei Dir.


    Liebe Grüße Hartmut

  • Liebe Stefall. Vielleicht spendet dir mein Beitrag ein kleines bißchen Trost. Ich habe letztes Jahr meinen Sohn verloren. Er starb auf ähnliche Weise. Wir haben noch spät abends telefoniert, über Fußball gesprochen. Seine letzten Worte waren wie immer:"Schlaf gut Muddelchen. Ich muss jetzt meine Runden drehen. "Mein Sohn hatte Nachtschicht. Er war Wachmann .Er wohnte in einer anderen Stadt.Morgens ,so gegen 10 Uhr klingelte es.Meine beiden Töchter standen in der Tür und sagten: Mutti, du musst jetzt ganz stark sein."..........................Mein Sohn starb auch am plötzlichen Herztod .Ich habe das lange nicht realisiert. Auch heute denke ich manchmal noch,er ist nur verreist .Meine Trauer ist nun nach fast einem Jahr ein Bestandteil meines Lebens geworden. Ich habe ein kleines Urnengrab für ihn in meiner Stadt. Er hat mich sehr oft besucht. Ich wollte ihn hier bei mir haben. Hier ist jetzt sein Platz. Da gehe ich hin und schmücke das Grab. Ich bin nicht gläubig im üblichen Sinne. Aber ich habe meinen ganz persönlichen Glauben. Wenn ich an seinem Grab bin, rede ich mit ihm.Er war alleinstehend. Wir hatten ein sehr enges Verhältnis. Wir hatten noch viel vor ,da ich auch alleine lebe.Ich habe meinen ganz eigenen Weg gefunden, mit meinem Schicksal umzugehen .Es wird immer wehtun.Mein Leben geht weiter. Ich bin nun schon 81und noch relativ gesund. Am traurigsten macht mich immer die Tatsache, daß er noch soviel vorhatte. Der Anblick seiner Wohnung ,die er sich gerade erst liebevoll erneuert hatte ,wird mich immer in der Erinnerung begleiten. Ganz liebe Grüße von Christine.


  • Liebe Stefall, ich sende dir meine stillen Grüße voller tiefem Mitgefühl in diesem Forum, das dich mit Fürsorge und Raum und Nähe und jedem Verstehen sanft umgeben möge wie es das bei uns anderen hier tröstlich tat und mit aller nötigen Zeit.


    Ich schreibe dir aber auch erschrocken mit dir mit als 65Jährige, in deren Familie der plötzliche Herztod gehäuft vorkommt in jeder Altersspanne, also oft auch viel zu früh, und die selber gerade in diesem Sommer diesem Tod von der Schippe sprang noch so eben.


    Darum möchte ich dich, so schmerzlich unpassend es jetzt gerade auch ist, bitten, falls noch möglich, bei deinem Vater dessen Herztod noch nachuntersuchen zu lassen oder dass alle seine blutsverwandten Nahestehenden sich dringend kardiologisch beraten lassen, denn auch bei mir waren alle Standard-Herzwerte normal, auch keine Risikoursachen vorhanden, als meine Herzmuskelleistung innerhalb von Wochen ohne bis heute nachvollziehbare Ursache nur noch bei 20 % lag, was nur durch ganz andere Symptome kurz vor knapp rauskam. Und nur durch bestimmte Tests.

    Es tut mir leid, wenn ich dir und euch jetzt noch zusätzlich Angst und Schmerz bereite, aber ich halte meine Hinweise für wichtig, da es bei mir auch kein Herzinfarkt, sondern durch plötzliche einmalige tödliche Herzrhythmusstörungen geschehen wäre, weshalb ich aktuell ständig einen Defibrillator mit mir tragen muss.


    Liebe Stefall, mein Onkel starb mit 57 Jahren plötzlich daran und meine beiden Cousins waren in deinem Alter mit ebenfalls kleinen Kindern und hatten alle zusammen gerade das riesige Familienanwesen des Opas restaurieren und beziehen wollen mit 3 Generationen - so tragisch, so unfassbar, so einfach aus dem Leben gerissen! Meine Tante. . .

    Ich sende dir und euch einen dicken SegenRegen und denke an euch, fühle mit euch!

    Möget ihr von guten Mächten umgeben sein!

    Stille Grüße von mayatochter <3:24: