Wird Sie mir verzeihen?

  • Hallo,
    Sie ist und war immer meine Frau, mein Hafen eben und ich habe Sie auf meine Art sehr geliebt, auch wenn wir oft keinen richtigen Kontakt hatten. Bin seit Jahren depressiv , mal, mehr mal weniger und ich kann aufgrund meiner Krankheit Worte und Taten nicht wie ein normaler Mensch annehmen, sondern hinterfrage viel und habe eher Negative Einstellungen oder eine Meinung von mir aber dieses viele Fragen auf die ich keine wirkliche Antwort habe oder Sie nicht annehmen kann wie Sie wohl gemeint waren bringen mich wirklich fast um.


    Also, meine Exfreundin und Mutter meines Kindes ist am Samstag früh von uns gegangen(Vor 6 Jahren getrennt). Es sollte jetzt die Zeit der Trauer sein und wenn ich mich nicht permanent ablenken würde, könnte ich ihren Verlust nicht ertragen. Die letzten 3 oder 4 Wochen habe ich mich intensiver um Sie gekümmert, also Haushalt erledigt, gekocht und solche Dinge und die letzten 2 Wochen bin ich bei ihr eingezogen und habe Sie bin zum Ende hin gepflegt.

    Es ist am Vortag ihres Todes etwas passiert und ich musste/wollte/sollte das Haus verlassen. Ich ging also am Freitagabend gegen 18 Uhr nach Hause und am folgenden Tag um 10 Uhr ist Sie verstorben.

    Ich habe mein Versprechen gebrochen bis zum Ende bei ihr zu bleiben und ich mache mir große Vorwürfe.

    Glaubt ihr, sie wird es mir verzeihen? Also dass als sie ihren Körper verlassen hat und ich nicht an ihrem Bett war?

    Mensch, Ich wäre doch bin zum Ende geblieben aber mir wurden unfassbare Dinge vorgeworfen und ich wollte nicht das meine Frau diese negativen Schwingungen mitbekommt um endlich Frieden zu finden und bin dann eben schweren Herzens gegangen um sie nicht zu belasten.

  • Mein aufrichtiges Beileid!

    Erst vorgestern. Da ist oft noch nicht mal das Verstehen möglich.
    Bist du zwischenmenschlich irgendwie versorgt? Therapeut oder Freunde, Familie etc...

    Ich erhebe keinen Anspruch darauf, irgendwas beweisen zu können, aber so, wie ich den Übertritt verstehe, war sie weder allein, noch dir böse oder enttäuscht von dir. Ich möchte dich (zutiefst überzeugt davon) dahingehend beruhigen. Du hast viel für sie getan, bist auch über dich hinaus gewachsen (ich kenne mich mit Depressionen aus) und das weiß und wusste sie. Das soll nicht dein Schmerz sein. Schuldgefühle gehören für fast alle leider dazu. Sie haben wohl eine Funktion. aber sie fühlen sich einfach nur mies an.
    So wie du es beschreibst, war dein Weggehen am Freitag ein liebevoller Akt. Nimm das in dein Herz und versuche dich so zu sehen. Als jemand, der getan hat, was er konnte.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Ich habe zwei Freundinnen und meine Sozialarbeiterin und die Seelsorge die für mich da sind, sonst keiner. Die Familie und Freunde von ihr, die wie soll ich sagen verachten mich? Keiner meldet sich, ich weiß Nichtmal wann das Begräbnis ist oder ob ich überhaupt kommen darf.



    Vielleicht sollte ich das ganz ausführen, nicht um mich zu Heroisieren oder sonst was einfach wie es war.



    Also ich habe sie meiner Meinung nach wirklich aufopferungsvoll gepflegt und es wundert mich das ich es konnte, weil sie sah wirklich fürchterlich aus und ihre Schmerzen waren unerträglich.

    Die ersten Wochen ging es alles gut, ich konnte das tragen, am Donnerstag bin ich dann leider laut geworden am Bett von meiner Frau.

    Ich habe ihr das Gesicht gewaschen und habe mit einem Wattestäbchen ihre Lippen befeuchtet und Sie hat wie ein Fisch nach Luft geschnappt, weil sie Durst hatte. Also habe ich die Pipette geholt und aufgezogen. In dem Augenblick kommt die Freundin von ihr und schüttelt den Kopf und meinte, ich soll ihr nichts geben, da bin ich bedauerlicherweise ausgerastet. Ich habe schon laut gefragt, ob das ihr ernst sei und ob sie meine Frau an Durst verrecken soll und habe ihr Trinken gegeben(Sie zeigt mir den Mittelfinger und hat gleich eine Whatsapp geschrieben und quasi die anderen informiert, was man an der Stimmung merkte). Zähne waren offen, bei der zweiten Pipette hat Sie die Zähne zugemacht, also wollte Sie nicht mehr. Habe das nachher extra nochmal mit dem palliativ Team besprochen, weil ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht und die meinten, das war alles absolut richtig so.

    Gut nach dem Vorfall habe ich gesagt, das ich so langsam am Ende bin, sie sollen jetzt jemand für die Nacht suchen ich kann nicht mehr. Werde im Haus und von mir aus im Raum bleiben aber ich kann einfach nicht mehr die Pflege mittragen.

    Gut dann bin ich ganz nach oben gegangen, um Ruhe zu haben und Bilder zu Erinnerung zu machen, danach ein Stock tiefer und mir einen Stapel Bilder angeschaut von ihr. Da kommt wieder die Freundin und fragt, was ich da mache und ob ich es gut finden würde herumzuschnüffeln. Danach gehe ich runter zum Rauchen und da stand sie mit zwei anderen und ich wusste schon da ist was im Busch. Naja Sie sagte dann ich wäre ein Drecksack, da unten stirbt eine Frau und ich wäre am Leichenfledern. Ich war wirklich geschockt was man mir da vorwirft. Ich bin dann gegangen.

    Mal ehrlich meine Frau hat mich Wochen davor gebeten alles aufzuräumen , ich durfte in jeden Raum , alles aus und eingeräumt, sortieren , wegwerfen was abgelaufen war etc. Da hätte ich doch Alles aber auch alles Klauen können.



    Ich habe nichts an mich genommen, nichts. 2 Tage davor frage ich noch ob ich Bilder haben könnte, vor allem die Collage und sie meinte klar kein Problem. Und wirklich. Ich war zwei Wochen allein mit ihr im Haus und ich hätte doch da alles Klauen können, was ich nur gewollt hätte, meine Frau ist nicht mal mehr die Treppe hochgekommen.



    Wie gesagt, es tut mir leid jetzt solche Dinge zu Erzählen aber ich komme absolut nicht klar damit. Keiner Meldet sich mehr, keiner sagt mir über irgendwas bescheid, ich werde keine Bilder von ihr bekommen ...und ich weis nicht was ich da jetzt wirklich unverschämtes gemacht habe

  • Du kannst nicht (und solltest es nicht wollen oder versuchen) kontrollieren, was andere tun, sagen oder denken.
    Du weißt, was in deinem Herzen und in deinem Kopf war, als du getan hast, was auch immer man dir zum Vorwurf macht. Andere definieren dich nicht.
    Dass du möglicherweise vom Begräbnis ausgeschlossen wirst ist ein sehr trauriger Gedanke und ich hoffe, dass es anders kommt.

    Ich finde nicht, dass du dich verteidigen musst oder solltest. Auch hier nicht. Besonders hier nicht.

    Man muss nich an Depressionen leiden um in einer Situation wie der euren irgendwann überfordert und fertig zu sein. Verzeihe DU dir.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Lieber Vimita,


    dein Verlust tut mir unendlich leid.


    Fühl Dich hier aufgefangen und verstanden.

    Ich gebe Elster absolut recht.

    Es braucht keine Erkrankung welcher Art auch immer um an einen Punkt der Überlastung zu kommen.


    Was Du für Deine ExFrau getan hast ist wirklich beeindruckend nicht jeder hätte das getan.

    Es ist wirklich wenn man in der Situation steckt unglaublich schwer und ich verstehe absolut Deine Gedanken.

    Das was zählt bist Du und Deine ExFrau und das was Du getan hast für Sie, alles andere kann Dir bitte völlig egal sein was sie sagen denken tun.

    Sie weiß das Du da warst und das bis fast zum Schluss und bitte mach Dir keine Vorwürfe oft gehen Sie in Momenten wo sie allein sind, vielleicht ist das einfacher loszulassen so erkläre ich es mir.


    Ich hoffe das Du eine Möglichkeit findest Dich von Ihr verabschieden zu können.

    Die Beerdigung ist eine davon es gibt aber auch andere Möglichkeiten.

    Nun ist es bei Dir unglaublich frisch und Du bist sicher völlig durcheinander erschöpft vielleicht auch unter einen Art des Schockzustandes trotz des Wissens das es passiert.


    Wir sind hier und versuchen Dich gerne zu halten und zu unterstützen soweit das möglich ist.


    Vlg. Linchen

  • Lieber Vimita, ich wünsche dir viel Kraft, dein Verlust deiner Frau tut mir sehr leid und ich bewundere deinen schweren Liebesdienst der letzten Pflege an ihr. Diese Taten der Liebe sind doch so wertvoll und nur die zählen und nicht die Worte des Unfriedens und der Unterstellungen im Hause einer Sterbenden von deren „Freundinnen“ und das weiß niemand besser als deine verstorbene Frau.

    Stille Grüße von mayatochter