In tiefer Trauer um meinen Mann

  • Schon klar, dass man nicht nur klagen , sondern sich gegenseitig Mut zusprechen soll.
    Aber, ich schreib hier nur, wenn ich schlechte Tage hab, ich schreib hier über Dinge, die ich sonst kaum anspreche. Ich weiß, dass jeder nur ein gewisses Mass an Erträglichen hat, deswegen denke ich, sollte ich nicht mehr über meine Trauer sprechen.


    Es werden bald 21 Wochen und meine Umgebung wäre mit mir überfordert, würde ich darüber sprechen, was sich in mir abspielt.Abgesehen davon würde es keiner verstehen.


    Ich will aber nicht mehr stark sein. Ich will nicht mehr kämpfen. Ich will den Anforderungen der anderen nicht mehr gerecht werden.
    Ich möchte meinen Schmerz endlich mal rausschreien, bis mir die Stimme versagt. Ich will seinen Tod beklagen. Ich will darüber klagen, wie besch..... ich es finde, dass er einfach so sterben musste. Ich finde es besch.... meinem elfjährigen Sohn erklären zu müssen, warum er seinen Vater nicht mehr umarmen kann. Er braucht mich so sehr. Doch ich fühle mich manchmal erdrückt. Erdrückt, weil es zeitweise ein ziemlicher Kraftaufwand ist, meine Haltung zu bewahren.


    Ich hör mich Gedanken denken wie, er möge jetzt sofort wieder kommen. Es war lange genug, dass er weg war, jetzt sollte er doch endlich wieder bei uns sein. Während diese Gedanken meine Gefühle übernehmen, weiß ich gleichzeitig, wie dumm diese Gedanken sind.
    Die Schulferien neigen sich allmählich dem Ende zu. Der Herbst steht langsam vor der Tür. Wieder eine Veränderung. Wieder ein Zeichen, dass das Leben weitergeht, ohne ihn. Es kommt die Zeit der Diagnosestellung, die Zeit, der Therapien, die Zeit in der uns jedoch immer wieder gesagt wurde, dass alles gut ausgehen würde. Die Zeit, in der zum Erstenmal das Gefühl aufkam, dass sich alles für immer veändern wird. Dieses Gefühl schob man mit dem Verstand weg. Es verlief schließlich alles nach Plan. Kein Grund, sich allzu große Sorgen zu machen.
    Wollte ich erst den Sommer nicht, so wiederholt sich jetzt das Ganze mit dem Einzug des Herbstes.
    Noch immer fällt es mir schwer, seinen Tod zu aktzeptieren. Noch immer kämpft der Verstand mit dem Herzen. Noch immer ist das Verlangen ihm nachzugehen größer als mein Lebenswille.Nicht weil ich jetzt allein bin, es ist auch allein alles zu schaffen.Sondern weil er in dieser Welt keine neuen Spuren mehr hinterlasssen wird.


    Ich fühle mich wie in einer Zwickmühle. Einerseits hoffe ich dass ich nicht mehr allzu lange hier bleiben muss, ihm bald folgen darf, weil ich nicht in einer Welt sein möchte in der er nicht mehr ist. Die Freuden des Lebens haben keine Bedeutung mehr. Ich will sie nicht mehr.
    Andererseits, finde ich mein Verlangen moralisch ziemlich verwerflich und egoistisch unseren Kindern gegenüber.Welcher Schmerz würde ihnen zugefügt werden, wenn sie mich auch noch verlieren würden. Ein Teil will zu meinem Mann, der andere ist sich aber der Verantwortung die ich hier habe bewusst.


    Natürlich macht man weiter. Man geht seinen Weg von dem man noch nicht weiß wohin er führt.
    Ob es ein Leben danach gibt weiß man nicht. Es gibt Indizien dafür, aber keine Beweise. Genauso wie die Wissenschaft auch keine Gegenbeweise hat.
    Doch sollte es ein Wiedersehen geben, dann möchte ich, dass mein Mann stolz ist darauf ist, wie wir hier alles gemiestert haben. Und allein schon diese Vorstellung ist es wert, weiterzumachen, sich aufzurichten und in seinem Sinne weiterzuführen.

  • Liebe Hamida,
    aus dir spricht Schmerz, Verzweiflung, Wut und auch ganz ganz viel Kapfgeist und Lebenswillen. Es ist moralisch nicht verwerflich, sich zu wünschen, dass man dem Partner nachfolgen darf,es ist lediglich Ausdruck deiner Sehnsucht nach ihm und deiner Trauer, die ja nichts anderes ist als die Brücke zu ihm, die Verlängerung deiner Liebe über den Tod hinaus. Die allermeisten Partner haben diesen Wunsch eine Zeit lang, sind aber deshalb nicht gleich suizidgefährdet, weil sie spüren bzw. irgendwo im Innersten genau wissen, dass sie hier noch gebraucht werden und es irgendwann besser wird.


    Das Problem, dass man als trauernder Mensch der Umwelt schnell zur Belastung wird, ist der Grund, warum wir dieses Forum gegründet haben. Hier darf man all das tun, was da draußen in der Welt nicht akzeptiert wird!
    :30:
    AL Christine

  • Die Trauer ist ein einsamer Weg. Nicht weil keine Menschen ihn mitgehen, sondern weil man nur selbst diese Gefühle empfindet. Freude lässt sich teilen. Aber die Trauer?
    Dieser Weg führt mich durch mein tiefstes Inneres ,welcher mich selbst tausend Tode sterben lässt , mich aber auch Dinge erkennen lässt, die ich vorher nicht sah.
    Ertrinken, im Meer der Tränen, oder sich an die Oberfläche zurück zu kämpfen und das Schicksal annehmen.JedenTag habe ich die Wahl mich neu zu entscheiden.

  • Ups, Fehler. War noch nicht fertig. ;-)


    Es sind 22 Wochen, in denen ich viel über mich selbst gelernt habe. Ich musste mir eingestehen, dass es Bestimmungen gibt die man nicht kontrollieren kann. Problemlösung... die gibt es hier nicht. Jedenfalls nicht im Außen. Die Reise führt tief ins Innere, in die eigenen Abgründe, die eigene Unvollkommenheit. Jeden morgen mit dem Alptraum zu erwachen, dass es wahr ist. Dass das Sterben nicht nur andere betrifft. Die Realität zu erfassen, dafür eine Sprache zu finden.
    Die Normalität wie ich sie kannte, gibt es nicht mehr und mein altes Ich ist irgendwo tief vergraben. Als wäre man in einem völlig fremden Land gelandet.. Man muss sich erst der Sprache ermächtigen,sich einleben. Jetzt heißt es, die Trauer in mein Leben zu integrieren, zu lernen mit der Abwesenheit des geliebten Menschen zu leben.
    Mein Lebensplan wurde durchkreuzt. Ich habe mich lange gewehrt dies zu aktzeptieren. Tu es zeitweilen noch immer.Habe gehadert, dachte sogar ich könnte verhandeln. Ich habe mir dies nicht ausgesucht, aber ich versuche langsam zu vertrauen, dass es etwas Höheres gibt und alles irgendwann einen Sinn macht.
    Wie die Gezeiten von Ebbe und Flut, so ist auch der Weg durch die Trauer. Ich kann von einem Moment auf den anderen Glück empfinden und von einer Sekunde zur anderen den tiefsten Schmerz.
    Auch wenn es Tage gibt an denen der Schmerz mich einfach überrollt, weil ich mir ein Leben ohne Ihn nicht vorstellen kann, so bin ich doch auch dankbar für das was geblieben ist.
    Für unsere Kinder, die mir den Sinn zum Weitermachen geben. Auch wenn sie es nicht wissen, doch sie haben mir das Leben gerettet.
    Dankbar für Menschen die neu in unser Leben getreten sind und es bereichern. Für alte Freunde und die Tatsache dass unsere Freundschaft noch mehr an Tiefe zugenommen hat.
    Der Tod von meinen Mann hat uns alle verändert.
    Zitat:
    Wenn man jemanden liebt, sind wir keine Einzelperson mehr. Wir sind dann mehr als wir selbst.
    Es ist, als reichten unsere Nervenbahnen über unseren Körper hinaus zum geliebten Menschen
    und als erreichen uns ebenso viele von ihm ausgehende Verbindungsbahnen.

  • Und schon wieder sitz ich hier und hab das dringende Bedürfniss meine Seele zu befreien.


    Die Kids sind in ihrem Zimmer, sehen Fern und ein Freund meines jüngsten Sohnes ist heute Nacht zu Gast.
    Ich könnte schreien. Seit 22 Wochen auf und Ab. Mal schlecher, mal besser, aber immer Augen zu und durch.


    Ich hab mich in der Zeit sehr mit Leben nach dem Leben beschäftigt. Wollte eine Antwort, wollte ihn finden. Nun, das habe ich. Ich habe meine Antwort und ich weiß dass es meinem Mann gut geht. Meine Skepsis, mein Verstand, wurde eines "besseren" belehrt. Diese Beschäftigung trug mich oft, wenn mich meine Verzweiflung drohte niederzustrecken.


    Donnerstag hatte ich meinen letzten Termin beim Psychotherapeuten, zu dem ich eigentlich nur deshalb ging, um sicherzustellen, dass ich nicht verrückt werde.Zuerst aber musste er sich versichern, dass ich nicht Suizid gefährdet bin. Ich tu mir nichts an. Ich würde mich nur gerne hinlegen und abgeholt werden.
    Für mich ist alles gesagt. Ich will nicht immer über das gleiche sprechen, bekam das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Sowieso hab ich das Gefühl, mich um die eigene Achse zu winden.
    Ich erkannte, dass mir niemand dabei helfen kann.
    All die Monate, kämpfte ich gegen diesen Schmerz an. Versuchte Strategien zu entwickeln, damit ich so schnell wie möglich aus diesem vorher nicht gekannten Gefühl rauskomme.
    Nun wird es Zeit, das Schicksal anzunehmen.
    Ich merke aber, dass sich mein Körper mit jeder Faser dagegen wehrt. Ich wollte den Sommer nicht, nahm ihn eigentlich gar nicht richtig wahr. Versuchte wirklich nur einen Tag nach dem anderen zu leben, während aber mein Gehirn voller Pläne war und diese so schnell wie möglich umsetzten wollte.
    Jetzt kommt der Herbst. Auch ihn will ich nicht. Habe mich aber dazu entschieden,bewusst da durch zu gehen.
    Ich weiß nicht wie ich den Tod meines Mannes annehmen kann. Es ist, als würde mein Verstand den Körper hinterherschleifen. Bin noch immer, oder schon wieder in dieser verda.....
    Starre. Alles geht mir zu langsam. Tief in meinem Inneren, verweigere ich diese furchtbare Tatsache. Ich will es nicht!!!
    Es fängt plötzlich wieder an, dass ich fortlaufend Tränen in den Augen habe.
    Es war früher manchmal so, dass er beruflich für ein paar Wochen weg musste, dann war er kurz zuhause und dann gleich wieder woanders. Das war alles okay für mich. Die drei Kinder waren damals noch klein und ich schaffte dies alles mit Links. Jetzt macht alles Mühe.
    Mein Mann, meine große Liebe bis zum Rest meines Lebens, mit soviel Dankbarkeit in meinem Herzen, jedoch konnte ich mir niemals vorstellen, was sein Tod in mir auslösen würde. Ich konnte mir niemals vorstellen, dass er sterben würde.
    Ich hab all seine Sachen noch da. Alle Ordner, Angefangen von seinem Studium, seine Geschäftsunterlagen, einfach alles. Der Inhalt dieser Ordner erzählt sein ganzes Leben, sein Schaffen. wie kann ich das weggeben? Ich muss irgendwann damit beginnen, doch bis jetzt verließ mich jedesmal die Kraft , ich brach in Tränen aus.
    Ich ärgere mich über mich, weil ich es zulasse dass meine Gefühle mich beherrschen.Das bin eigentlich nicht ich. Ich hab schwierige Situationen immer mit dem Verstand gemeistert, war stets kontrolliert.Aber dies schaffe ich nicht mehr. Dieses innerliche Chaos, will ich nicht.
    Ich weiß, das die Trauer ein Teil meines Lebens sein wird. Ich weiß, das nichts mehr so sein wird wie es war. Aber ich möchte endlich meine Kontrolle wieder zurück.
    In unserem Freundeskreis erkrankte vor kurzem wieder jemand an Krebs und es sieht nicht gut aus. Es scheint, als würden wir immer weniger werden.
    Meine Umgebung, alle halten mich für stark. Dabei fühle ich mich wie ein Häufchen Elend und dieses Elend geht mir gehörig auf die Nerven. Ich mach nach wie vor Unternehmungen, kann mal Lachen, lebe Normalität. doch sie sehen nicht, diese innere Qual. Ich kämpfe darum, aufzustehen, jeden Tag zu kochen, den Haushalt machen, die Pflichten zu erfüllen. Sie sehen diesen Kamppf nicht, das Zerbrochene, das gekippte Haus. Ich lebe, aber fühle keine Normalität. Ich fühle das gekippte Haus, die Schieflage. Ich will es wieder gerade haben, alles geordnet haben, trotz der Trauer, trotz des Schmerzes.


    Danke für's Jammern- Dürfen

  • Liebe Hamida,
    jammer nur, wenn dir danach ist! :30:
    "Das gekippte Haus", ist das ein Bild oder meinst du das wörtlich, weil dich der Haushalt überfordert?


    Das ist eben eine Hürde, die wir Kopfmenschen in emotionalen Zeiten nehmen müssen - wir müssen lernen, dass unsere Gefühle ihr Eigenleben haben und sich nicht immer durch den Verstand regulieren lassen ... ich kenn das von mir, ich weiß, das ist echt mühsam, man erlebt einen Kontrollverlust. Hast du jemanden, dem du dich so zeigen kannst wie du dich fühlst? Ich weiß, dass es wichtig ist, ein Stück weit zu zeigen, dass man funktioniert. Das gibt einem auch selbst das Gefühl, dass es weitergeht. Aber genauso wichtig ist, dass man nicht nur eine Fassade aufbaut, sondern Menschen hat, bei denen man seinen Schwächezustand nicht verstecken muss.


    AL Christine

  • Das gekippte Haus, ist bildlich gemeint. Es fühlt sich so an.


    Dieser " Kontrollverlust" macht mir wirklich zu schaffen. Mein Kopf meckert die ganze Zeit mit mir, der Rest ist aber erschöpft und steht auf der Bremse.


    Ich hab liebe Freunde die meinen Mann gut kannten und gerne von ihm sprechen. Das tut mir gut. Wie es in mir aussieht, kann ich durchaus zeigen. Aber es fällt mir schwer. Zumal mir jeder sagt dass man mir diese Schwäche nicht ansieht. Wie soll einer verstehen, der selbst diesen Verlust noch nicht durchgemacht hat? Das hab ich doch vorher ebenfalls nicht geahnt.


    Meine Familie hält sich seit der Beerdigung fern. Ein trauernder Mensch passt nicht in ihr Leben. So ist mein Gefühl.Es gab mal eine Zeit, in der meine Verzweiflung so groß war, ich mit der Trauer meines jüngsten Sohnes überfordert war, nur mehr dunkel sah. Ich hab gebettelt und gefleht, doch einmal vorbei zu sehen, mir nur einmal den "Kleinen" abzunemen. Aber sie gaben mir zu verstehen, dass sie dann kommen wenn sie das wollen und nicht wenn ich das sage. Ich begriff, dass ich dabei war, mich zum Bittsteller zu machen. Also ließ ich es. Ich meldete mich nicht mehr, sie sich auch nicht.Ich begann zu schweigen. Eine bittere Enttäuschung und es dauert eine Weile bis man sich damit abgefunden und dies angenommen hat. Dennoch empfinde ich keine Wut weil ich weiß, dass niemand dies Böse meint. Sie können nicht anders, wissen es nicht besser.


    So stell ich mir halt vor, ich hätte keine Familie und es wären nur entfernte Bekannte.So hab ich keine Erwartungen und es kränkt nicht weiter. Es gib Menschen die wirklich keine Familie als Background haben und da alleine durch müssen.
    Das Leben lehrt uns manchmal Dinge ´von dem wir den Sinn oft nicht erfassen. Es ist, als müsste alles neu erlernt werden. Ich werde mein zerbrochenes Ich wiederfinden, die Puzzleteilchen Stück für Stück aneinander legen, mich wandeln, neues beginnen .Mich von Menschen trennen wenn meine Intuition mir sagt d ass sie niht gut sind für mich, andere in mein Leben lassen, weiter lernen. Ich weiß, das alles Potenzial in mir steckt, auch wenn ich es jetzt noch nicht sehe. Zur Zeit ist alles ein Widerspruch. Diese tiefe Trauer, die Sehnsucht nach ihm, die mir manchmal die Luft zum Atmen nimmt und gleichzeitig das Wollen, nach vorne zu gehen, wieder Ich zu sein, mit IHM in meinem Herzen.
    Ich träumte heute von ihm. Er war da. Lag neben mir. Wir redeten und wussten gleichzeitig dass er tot war. Er sagte , er könne nicht bleiben, aber wir können sein Sterben nochmal erleben um uns zu verabschieden. Draußen vor der Tür ging mein verstorbener Großvater auf und ab. Wir küssten uns, ich atmete seinen Geruch ein. Er sagte, die Liebe bleibt immer.Dann schlief er ein. Mein Traum war zu Ende.

  • Es regnet. Den ganzen Tag schon. Meine Gedanken kreisen um Dich. Du fehlst uns. Es ist als ob ein Auto nur auf drei Rädern fährt. Bald 24 Wochen dass Du in eine andere Welt gegangen bist. Was sind schon 24 Wochen gegen das halbe Leben welches wir gemeinsam lebten. Vor einem Jahr war unsere Welt noch in Ordnung. Aber nur scheinbar. Du warst schon krank und die Zeit der Diagnosestellung , des ersten Schocks, der Therapien, der Hoffnungen und der heimlichen Angst naht unaufhaltsam. Dein Weggehen hat mich in eine große Krise gestürtzt.Ich kann mir vorstellen wie Du auf Deiner Wolke sitzt ,den Kopf schüttelst und Dich fragst, was ich hier wohl anstelle. Du sagtest mir ein paar Wochen vorher, egal was passiert, man darf nicht innerlich zusammenbrechen. Du hast mir soviel gesagt und alles ist in mir gespeichert. Doch hab Geduld mit mir. Ich werde nicht aufgeben, auch wenn es manchmal vielleicht so scheint. Ich muss erst lernen das Unwiderrufliche zu aktzeptieren. Ich muss lernen, unsere Beziehung umzuwandeln. Noch viel zu oft spüre ich nur Deinen Verlust, sehe den Moment Deines Todes, fühle die Ohnmacht. Noch viel zu oft hab ich das Bedürfnis Dich anzurufen um Dir etwas zu erzählen. Ich wünsche mich in Deine Arme, wenigstens für einen kurzen Momet. Deine Umarmungen,meine Kraftquelle.
    Egal welch schöne Momente noch in mein Leben treten werden, das Gefühl sie mit Dir teilen zu wollen, wird immer bleiben.Du wirst immer an meiner Seite fehlen.

  • ...... habe vor einem Monat meinen Mann verloren. Erwar mein Lebensmittelpunkt und wir waren sehr glücklich miteinander. Leider hat er seine Krebserkrankung nicht überwunden....... innerhalb von 6 Wochen ist er gestorben und die letzten 10 Tage waren echt schlimm.ich will mich so gerne austauschen mit anderen...... vielleicht finde ich hier ein bisschen Trost..... es ist einfach alles sehrschlimm...... wie gehen die Menschen mit der Trauer um..... Trauer ist ja so was privates und niemand trauert öffentlich - oder nur ganz kurz..... das scheint ok zu sein, aber ich kann mirgar nicht vorstellen, dass es einmal besser werden wird.

  • Hallo !


    Erstmal möchte ich Dich hier willkommen heißen und Dir mein Mitgefühl aussprechen.


    Bei Dir ist alles noch so frisch und warscheinlich bist Du gerade dabei das Ganze langsam zu realisieren.
    Du kannst Dir hier alles von der Seele schreiben und bist nicht allein.


    Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit und wie gesagt, schreibe einfach wenn Dir danach zumute ist.


    Liebe Grüße
    Hamida

  • Heute war ich wieder in unserem gemeinsamen Haus, ich hab immer das Gefühl, dass mein Mann um die Ecke kommt, alles von ihm ist noch da und ich bin so traurig, wenn ich dort bin - in der Wohnung gehts mir ein bisschen besser. Ich hab auch Freund und Freundinnen, die sich kümmern, da muss ich eh dankbar sein, aber ich bin eigentlich nur traurig und leide unter dem Verlust. Ich war einfach wirklich glücklich und es war alles gut - klar gab es mal Meinungsverschiedenheiten, aber wir haben einander wirklich geliebt und waren ein gutes Team in sehr vieler Hinsicht. Was ich an meinem Mann sehr geschätzt habe, ist dass er mich nicht ändern wollte und immer gesagt hat, dass ich ein Gesamtkunstwerk bin und er gar nix ändern würde. Das war schon sehr sehr angenehm sogeliebt und angenommen zu werden und dafür bin ich auch sehr dankbar, aber das geht mir halt jetzt so ab. Wie geht ihr damit um? Ich glaube nicht, dass ich meinen Mann jetzt wo er nicht mehr lebt, verklärt sehe. Ich hab die Geburtstagskarten, die ich ihm geschrieben habe, wieder gelesen und da habe ichihm immer geschrieben, wie wichtig er für mich ist und wie sehr ich ihn schätze und das was er für mich tut. Ich hab ihm auch einen Brief geschrieben, ein Jahr nachdem wir uns kennengelernt haben und da war auch sehr viel WErtschätzung drinnen. Ich hoffe, dass er das alles mitgenommen hat ins Jenseits.Obwohl ich bin leider nicht gäubig und daher tu ich mir vielleicht schwerer, seinen Tod zu akzeptieren; vielleicht trauern die gläubigen Menschen einfach leichter, weil sie an das Jenseits glauben und an eine Wiedergeburt und dass nach dem Tod noch was kommt. Ich wlil eh dran glauben, dass es noch was gibt, aber es fällt mir schon schwer. :( :(
    Würde mich gerne mit Euch austauschen und vor allem erfahren, wann es ein bisschen besser wird mit dem Schmerz ...... ich hab nach einem Monat schon so genug vom Leiden, dass ich es gar nicht sagen kann - ich tätso gerne wieder glücklich sein, aber wie geht das???

  • Und da ist es wieder dieses tiefe Trauerloch. Wieder mal am Tiefpunkt, wieder mal wie zur Salzsäule erstarrt.
    Vielleicht, weil ich seit drei Wochen immer wieder krank bin,mein Immunsystem streikt und keinen Keim an sich vorüberziehen lässt. Unser ältester Sohn beginnt was Neues und Samstag heiratet meine Schwester. Der Anzug den er tragen wollte ,hängt im Schrank.
    So sehr ich mich mit meiner Schwester freue, weil sie die Liebe ihres Lebens heiratet, so sehr belasten mich meine Bilder im Kopf. Ich sehe ihn ständig vor mir. Wie er in der Wohnung rumläuft,im Garten, höre sein Lachen, und und und.So, wie unser Leben mal war. Alles abgespeichert.
    Ich möchte, ich will...... ihn zurück. Das erste Fest ohne ihn.Er sollte an meiner Seite sein. Ich fürchte mich nicht vor der Trauung, sondern mich beängstigt eher die ausgelassene Fröhlichkeit der anderen.
    Es wird immer mehr zur Wirklichkeit. Das Unwiderrufliche wird immer mehr zu meiner Realität. Das war es auch schon vorher, doch mein innerstes hat sich dagegen gewehrt.
    Ich hab gelesen, der Tod eines geliebten Menschen stellt alles in Frage. Ja, das tut es.
    Ich werde auch diesmal wieder aus dem Loch kriechen, doch ich bin müde, sehne mich nach einer Pause.
    Sechs Monate. wo ist nur die Zeit geblieben. Es fühlt sich nicht so an.
    Ich vermisse ihn. Es hört nicht auf weh zu tun. Manchmal versteckt sich der Schmerz nur.
    Eigenartig, wie laut die Stille sein kann.

  • Hallo!


    Ja die Hochzeit war letzten Samstag. Nun, es war eine Barockhochzeit, die meisten kamen in Kostümen. Es war eine perfekte Märchenhochzeit, so wie es sich beide gewünscht hatten.
    Ich behielt meine Trauer natürlich für mich, hatte einige Male aber doch mit mir zu kämpfen, durchlebte die Achterbahn der Gefühle.Irgendwie hätte ich mich gerne ein bisschen betrunken, nahm jedoch Medikamente wegen des Fiebers und so ließ ich es lieber. Ich hielt bis 23 Uhr durch und war dann froh und erleichtert als ich zuhause war.
    Das leichte Fieber verfolgt mich seit zwei Wochen. Wahrscheinlich eine leichte Infektion, die im Körper rumwandert. Nichts aufregendes. Trotzdem hab ich manchmal das Gefühl, ich stehe kurz vor einem inneren Zusammenbruch, mir geht die Kraft aus.
    Tut es natürlich nicht. Irgendwie geht es immer weiter, egal was noch kommt.

  • Man sagt oft, es wird nicht besser, sondern anders.
    Es sind 29 Wochen. Es wird immer mehr zur Realität und andererseits, geht es mir noch immer nicht in den Kopf oder ins Herz dass mein Mann nicht mehr lebt. Alls total widersprüchlich. Manchmal fällt mir ein, dass er nicht mehr atmet und mir schnürt es im selben Augenblick den Hals zu. Manchmal funktioniere ich als hätte man mir eine Duracellbatterie eingesetzt und dann fühl ich mich wieder als wäre ich kurz vor'm inneren Zusammenbruch. Dieses leichte Fieber ist noch da, der ganze Körper schmerzt und brennt. Wobei ich das manchsmal sogar als "angenehm" betrachte, weil doch mal ein anderer Schmerz spürbar ist.
    Das einzige was anders ist, man setzt sich eine Maske auf. Man geht raus, nimmt am Leben teil, alles nur mechanisch. Ja genau, die Hülle funktioniert. Zwar anders als vorher, aber es läuft. Die Maske ist wie ein Schutz geworden. Eine Mauer.
    Die Trauer wird zu einem stillen inneren Begleiter, obwohl der Schmerz mich manchmal noch zu erdrücken droht.
    Ich wünschte mir zeitweise, er hätte mich verlassen, weil er das wollte. so könnte ich auf ihn wütend sein, ich würde mich davon erholen und mein Leben weiterleben. Wir würden beide weiterleben. So aber, wurde über uns hinweg entschieden. Ich muss nun mein restliches Leben mit seinem Tod leben. Mit den Bildern seiner Lebendigkeit und seines Sterbens. Die Machtlosigkeit darüber macht mich hilflos. Nichts dagegen tun zu können, es akzeptieren zu müssen. Ein ziemlich schwerer Weg.
    Phasen in denen ich am liebsten alles hinschmeißen würde. Phasen in denen ich meine Trauer anschreien und sie wegjagen möchte.
    Man sucht sich diesen Weg nicht aus. Alle guten Vorsätze die man sich vornimmt um damit besser umgehen zu können, fallen am nächsten Tag wie ein Kartenhaus zusammen.
    Das Leben geht weiter, natürlich tut es das. Zwangsläufig. Niemand sitzt den ganzen Tag zuhause und heult. Man kämpft sich durch, so wie es sich gehört, erfüllt seine Pflichten, sucht sich ein wenig Freude die einen trägt, unterdrückt die Trauer. Doch am Ende des Tages, ist der stille innere Begleiter in seiner vollen Pracht wieder da. Der innere Film läuft automatisch ab, was war, was ist und die Frage was wird sein? Ich will nicht dass er war, ich will dass er ist.
    Schön möglich dass der Schmerz mit der Zeit schwächer wird. aber vielleicht nur deshalb, weil man sich an ihn gewöhnt hat.