Der Todestag jährt sich zum ersten Mal

  • Ich bin heut nicht richtig da. Alles ist so komisch. Irgendwie vernebelt, denke jede Sekunde an meinen Sohn. Lenk mich dauernd ab, mache Spiele am Computer, ja - Rekord brechen - nur nicht denken. Hab so lang wie möglich geschlafen, damit der Tag nicht zu lang wird. Dann die Erkenntnis: Er ist schon tot, aber ich wußte es nicht. Und ICH SPÜRTE ES NICHT!!! Um 2 Uhr die Polizei, die schreckliche Nachricht. Warum meldet sich heute niemand bei mir? Warum ist meine Mutter so stur und läßt mich jetzt immer in der größten Not alleine??? Wie kann man nur so egoistisch sein? Mir würde es das Herz brechen, mit meinem Kind in dieser Lebenslage nicht gut zu sein. Meine beste Freundin meldet sich nicht, weil sie etwas sauer auf mich ist, weil ich sie noch nicht besucht habe, obwohl sie vor 4 Wochen ein Baby bekommen hat. Aber ich hab ihr gesagt, dass ich es nicht schaffe, wegen dem blöden Autofahren. Ich bin allein daheim, möchte nirgends hin, mit niemandem reden. Aber das Wissen, dass wer von meinen wenigen Freunden und Familienmitgliedern an mich denkt, wär schon ein gutes Gefühl. Ja, Isabella hat mich schon angerufen. Ich bin ihr so dankbar dafür. SIE hat mir angeboten für mich da zu sein, und wenn ich das Bedürfnis habe, kann ich zu ihr kommen. Ist das nicht arg? Ich kenne sie nicht mal 2 Wochen - doch sie ist für mich da! Werde jetzt wieder etwas tun um mich abzulenken. Lg eure Petra

  • Liebe Petra,


    fühle dich gedanklich umarmt... :24: und sehr getröstet :30:
    Lächeln wie in den smiley´s brauchst du heute wahrhaftig nicht...Meiner Meinung nach ist deine "Vernebelung" der Schutz... den du für HEUTE, WAHRHAFTIG BRAUCHST....


    Sehr beruhigend finde ich, das Isabella für dich da ist... Das ist gut, weil wir "hier" dir zwar Trost in schriftlicher Form geben können, aber real... alleine die Möglichkeit, dass du sie besuchen kannst... ist schon so wertvoll für dich...


    Noch einmal möchte ich dir sagen, das ich es absolut verstehen kann, wenn du für mehr Klarheit... was sich wirklich abgespielt hat... gehst... aber wie gesagt, die tröstliche , innere Tatsache bleibt bestehen, dass du deinen Sohn EINFACH LIEBST...
    Bitte, versuche diese wahrhaftige Liebe einfach mehr und mehr vor die Tatsache ... wie... leider...dein Sohn diese Welt verliess... innerlich als die Wichtigere zu stellen... zu sehen...Das braucht durchaus seine Zeit... gönne sie dir... lass sie zu... und schriftlich stehen wir dir bei...


    Viele Verwandte und Freunde können mit dem "gehen von dieser Welt" tatsächlich nicht gut umgehen.... Das ist für dich einfach sehr traurig und du fragst dich zu Recht , warum deine Mutter dir keinen Trost gibt... Es bleibt häufig ein schmerzhafter Faktor , bis man auch da sich innerlich ganz klar sagt, dass diese Beziehung nicht mehr "so wichtig" für einen ist...


    Versuche mehr und mehr , dich mit Menschen zu umgeben, die deinen Kummer verstehen... nicht urteilen... sondern einfach mit DIR LEBEN WOLLEN...Wobei reales mit einander leben weitaus besser für einen ist...
    Gedanklich LEBE ich und ganz bestimmt viele hier ... GERNE MIT DIR...


    Herzlichste <3 und mitfühlende Grüße
    von deiner Amitola

  • Liebe Petra!


    Heute haben wir den 20. Juli. Die beiden Tage hast Du durchlebt. Nicht so einfach.
    Ich habe an Dich gedacht. <3
    Gut, dass Du Dich auch abgelenkt hast. Nur denken, ständig zu grübeln und zu analysieren, das geht nicht.
    Bei aller Stärke, Du bist auch Mensch. Schaue auch auf Dich.
    Dieser "Nebel" und auch nichts zu spüren, sind Schutzmechanismen. Manchmal reicht es eben.


    Wichtig ist doch, dass Du Deinen Sohn liebst, so oder so, das wirst Du immer tun.


    In solchen Krisen zeigen sich die wahren Freunde, trennen sich die einen "Freunde" von den anderen Freunden. Aber enttäuschend ist das schon. Es können neue Freunde hinzukommen. Vielleicht auch Isabella?
    Ja es stimmt, wir alle sollen versuchen, uns mit Menschen zu umgeben, die uns wohlwollen, bei denen wir uns wohlfühlen.


    Ich möchte Dich auch unterstützen. Eine liebe Umarmung für Dich.
    Deine Kühlwalda

  • Liebe Petra,


    DANKE, das du dich gemeldet hast und... ich bin wirklich erleichtert, mit welcher Stärke... und die besteht ja trotz "Vernebelung" und andere Ablenkungen... du dich hier darstellst...


    Immer wieder stelle ich fest, dass hier doch sehr aussergewöhnliche Menschen sich befinden, weil sie eben halt ihre Trauer und auch viele Wesenszüge und Emotionen hier voller Vertrauen in die Gemeinschaft ... schreiben ... sich der "ur-eigensten Wahrheit" stellen...
    und deswegen wird es so ein ungemein wertvolles Forum...


    liebe Petra <3 und ALLE <3 anderen LIEBEN <3 ...


    DIE LIEBE BLEIBT.... IMMER... UND DAS IST SO UNGEMEIN SCHÖN...


    denkt eure Amitola und grüßt euch <3 lichst

  • Meine Lieben! Ich schicke euch jetzt auch mal viele <3 <3 <3 Euer Beistand ist Balsam auf meiner Seele. Obwohl ihr selber zu kämpfen habt, seid ihr für mich da. Ich danke euch so sehr. Es tut so gut, alles mitteilen zu können, was im Kopf herumgeht. Einige Menschen sagen, dass es nach dem 1. Jahr besser wird. Wenn man alle Feiertage, Geburtstage, Weihnachten usw. durchhat. Ich hoffe dass es auch bei mir wird, denn in meinem "Fall" ist es ja etwas anders. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und sende euch meine innigste Verbundenheit. ;)

  • Liebe Petra,


    auch in innigster Verbundenheit grüße ich dich ganz herzlich an dem heutigen Tag... <3


    Ich denke, wenn wir uns alle begleiten... und das stimmt... jeder geht seinen individuellen Lebensweg... aber der ist ja dann für diese Zeit einfach für ihn richtig... geht es uns allen besser...
    und für uns alle stimmt ja auch...


    die Liebe in unserem Herzen ... für unsere Geliebten... wird immer ihren Platz haben...
    Fühle dich gedanklich "gedrückt" :24:
    <3 lichst deine Amitola

  • Hallo Indian summer. Du meinst es sicher gut, aber deine Zeilen tun mir irgendwie nicht gut. Du magst zwar recht haben, aber ich spüre da keine Wärme oder Mitgefühl. Sorry, bitte nicht böse sein. Ich bin halt sehr empfindsam lg

  • Lieber Stern Petra,


    bevor sich jetzt der Stern Amitola ins Bett legt möchte ich dir wirklich sagen, dass du einfach durch dein schreiben ,....deine An- und Einsichten schreiben... MIR JA AUCH HILFST... schon JETZT... und das wird bei allen so bleiben, denke ich ...
    und...
    indian sommer ist eine ganz Liebe... das kannst du mir glauben... Sie ist... wie wir alle mal in einer Berg- oder Talfahrt... wenn sie schreibt "alles Liebe dir" kommt das von Herzen...
    Also... :2: das es dich... und uns alle gibt :)


    <3 lichste und hoffentlich Gute Nacht Grüße ... so von Stern zu Stern...
    sendet dir deine Amitola

  • Liebe Petra!


    Es freut mich, dass unsere Worte Balsam für Deine Seele sind. Das hast Du richtig schön formuliert. Und so ist es auch gemeint, moralische und freundschaftliche Unterstützung und Streicheleinheiten für Dich.


    Ich glaube, Indian summer meint es nur gut. Ein bisschen kenne ich sie auch.
    Vielleicht war es einfach nicht der besteTag für Euch.


    Aber nun zurück zu Dir. Du schreibst vom ersten Jahr. Ich wünsche Dir so sehr, dass es besser wird für Dich.
    Du hast ein "neues Thema" eröffnet. Sofort nachdem ich nur die Überschrift gelesen habe, dachte ich: Markiert das einen Wendepunkt? Einen neuen Abschnitt?
    Nicht nur wegen des Datums, sondern auch in Deiner Trauer.
    Dein Empfinden wird sich auf Deinem Trauerweg bestimmt ändern, sicher wird es für Dich irgendwann besser. Das wünscht Du Dir doch auch. Die Liebe wird bleiben.


    Liebe Grüße :24:
    Deine Kühlwalda

  • Liebe Petra, sicher ist es schwer, solche Tage alleine durchzustehen. Andererseits ganz ehrlich, auch die beste Ablenkung würde nicht funktionieren. Mein Rudi ist ja erst seit kurzem nicht mehr da und am Tag, als es genau einen Monat her war, wollte ich niemanden um mich haben. Ich habe Kerzen angezündet, in Erinnerungen geschwelgt, geweint, vergeblich versucht ihn zu spüren..... :13:


    Die Menschen, auch wenn sie uns nahe stehen, die sowas noch nie mitgemacht haben, verstehen nicht, wie sie für uns da sein sollen oder denken sich, dass es besser ist, uns in Frieden zu lassen.


    Sei nicht enttäuscht von deinen Mitmenschen, die können nichts dafür, die leben einfach noch in ihrer sicheren heilen Welt und kapieren nicht, dass diese auch auf einen Schlag in Trümmern zerfallen kann.

  • Liebe Petra,


    und noch einmal.... eine ganz <3 liche Umarmung :24: ... und wirklich....
    ich bewundere dich, mit welcher STÄRKE... und das ist es für mich...
    du so ungemein deinen Weg der Trauer gehst...


    Es wird immer wieder Zeiten geben,Ereignisse wo du ihn gern dabei hättest...
    wo du weinen wirst und wahrhaftig alles endlich geklärt haben willst...


    aber...irgendwie durch deine Persönlichkeit , die Art und Weise , wie du hier schreibst...
    geben mir die Hoffnung, dass du es mit realer Unterstützung deiner Tochter und ich denke auch Isabella..
    und ... "uns allen hier" es schaffst, dem Leben mehr und mehr kleine, ganz kleine Freuden abzugewinnen...


    So jetzt mal nicht Stern... der ruht sich aus.. sondern Sonnenschein Petra..
    auch die Sonne hat ja eine ungemeine Stärke, lebenserhaltend ... auch manchmal vernichtend...
    aber immer überlebt etwas... und das ist die LIEBE...


    Liebe Petra, ... ich bin einfach so "gestrickt"...ich muss so schreiben, weil ich es so fühle...
    Eine dich gedanklich begleitende Amitola... die dankbar ist... dich irgendwie "kennengelernt" zu haben


    carpe diem für dich und deine Tochter
    rest in peace für deinen geliebten Gerhard
    wünscht dir von <3
    deine Amitola


    wie schon geschrieben ... ich pausiere nur ab morgen... aber komme wieder ...

  • Meine Lieben. Seit gestern geht's mir wieder gar nicht gut. Ich hatte solche Hoffnung, dass es jetzt "besser" wird, aber nun ist wieder ein totaler Einbruch. Ich möchte dazusagen, dass ich in letzter Zeit - eben auch durch meine Arbeit - eh ein ziemlich "normales" Leben führen kann. Das Weinen ist auch nicht mehr so oft wie früher, aber plötzlich ist alles wieder so schwer. Mir fehlt der Sinn, das blöde Gerede der Menschen über Lächerlichkeiten, wenn ich ihnen zuhöre, denke ich mir: Was seid ihr alle nur für Idioten? Heute hatte ich Spätdienst, mußte für zwei Gäste etwas kochen, mittlerweile kamen neue Gäste, blöde Anmache: "Na, hast du gerade geschlafen?" Einer davon war betrunken, am liebsten hätt ich ihn angeschrien, sagte dann ziemlich böse, dass ich Essen machen muß. Die anderen waren eh nett, haben es verstanden, aber ich merke, dass ich wieder überhaupt nicht belastbar bin. Vielleicht auch deshalb, weil es Kathrin`s Oma (meiner Ex-Schwiegermami, wir haben uns aber sehr lieb) nicht gut geht, und ich kümmere mich seit gestern um sie und putze und koche. Habe furchtbare Angst, sie ist 85 und eine großer Halt in unserem Leben. Sie war immer ein Arbeitstier, aber in letzter Zeit ist sie auch immer so müde. Gestern hab ich mich überwunden und eine Schachtel von meinem Sohn ausgeräumt. Viele Briefe vom AMS - teilweise ungeöffnet, ein Brief von seinem Papa, den er ihm zu seinem 8. Geburtstag geschrieben hat . . . Hab viel ausgemistet, irgendwann konnt ich nicht mehr.

  • Und - eines muß ich noch loswerden. Vielleicht hilft es mir, wenn ich es schreiben kann. Das Ärgste ist trotzdem für mich, dass meine Eltern nicht für uns da sind. Mein Vater hat mich zwar nie gemocht und es mir auch gezeigt, war mit meinem Lebensweg nicht einverstanden, weil ich in der Schule "nicht dumm" war, er hatte auch zu meinen Kindern keinen Kontakt. Ich sehnte mich mein Leben lang nach einem Papa, als wir ihnen die traurige Nachricht überbrachten, hat er mich das erste Mal innigst in den Arm genommen und meinen Kopf gestreichelt. Und bei der Verabschiedung von meinem Sohn, als alle nochmal zum Sarg gingen der im Wagen war, ist er zu mir gekommen und hat mich gestützt. Meine Mutter war früher sehr herzlich - auch zu meinen Kindern, wir hatten immer guten Kontakt. Aber in den letzten Jahren ist sie immer herzloser und verbitterter geworden. Und hat immer über meine Tochter geschimpft, weil sie alles sagt, wie sie es denkt. Dabei ist sie viel ärger! Die Pubertät mit meiner Kathrin war nicht leicht, ich hab mich oft bei meiner Mutter ausgesprochen - das war ein Fehler. Aber dass ist jetzt vorbei. Und das kapiert sie nicht. Auf alle Fälle war meine Mutter immer eine "Tratsche". Und weil ja bei meinem Sohn im Vorfeld was war, haben wir uns ausgemacht, wenn sie jemand fragt, dass sie nichts weiß und wir annehmen, er hatte starke Depressionen. Meine Tochter erfuhr dann von einem Freund, dass meine Mutter bei seiner Oma wieder den Mund nicht halten konnte und "Vermutungen" aufgestellt hat. Daraufhin hat Kathrin mit ihr geredet und mir versichert, dass sie es im Guten versucht hat. Und ich kenne meine Mutter: Sie stritt alles ab, war dann wieder bissig, Kathrin war natürlich auch mit ihren Nerven am Ende und wurde dann lauter. Daraufhin haben meine Eltern sie aus dem Haus verwiesen. Meine Mutter und ich versuchten zwar später wieder einen Kontakt - weil ich ja so das Bedürfnis hatte mich bei ihr anzulehnen und sie mich tröstet. Als sie dann zu mir kam und Kathrin bei mir war, sagte sie glatt zu ihr "Grüß Gott". Meine Tochter hat zu mir vorher noch gesagt: Mama, ich muß eh nicht mit ihr gut sein, wenn es für dich wichtig ist, dann triff dich mit deiner Mutter. Meine Tochter bemühte sich wahrlich lieb zu sein, aber die Situation war sowas von angespannt. Meine Mutter ging dann auch bald, nahm mich zum Abschied in den Arm und sagte: "Gell, jetzt wird es schon besser!" - (nach 5 Monaten) Ich sagte nur: "Bei mir nicht!" Später rief ich sie dann an und teilte ihr mit, dass ich mit ihr keinen Kontakt mehr will. Wenn sie mit meinem einzig gebliebenen Kind nicht klarkommt, brauch ich sie nicht. Meine Kathrin ist mir wichtiger!!!!!!!!!!


    DANKE. Ich hab euch jetzt einen Brocken hingeworfen, aber es tut so gut, mir das von der Seele geschrieben zu haben. Gute Nacht meine gedanklichen Freunde, ich drücke euch ganz fest! Ganz liebe Grüße von Petra

  • Liebe Indian Summer. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, ich hab deine Worte total falsch verstanden. Ich hab es erst registriert, was du eigentlich damit meintest. Und du hast vollkommen recht. Diese Woche bin ich wieder so "aus dem Häusl", obwohl ich die Hoffnung hatte, dass es jetzt besser wird. Bitte verzeih meine dumme Antwort an dich. Liebe Grüße Petra

  • Liebe Petra!


    Hoffentlich fühlst Du Dich besser!
    Sind das nicht die Nachwehen des Gedenktages? Die zermürbend-traurige Zeit vor solchen Tagen?
    Du hast 12 Tage ohne Pause gearbeitet. Die Sorge um Deine Ex-Schwiegermutter und auch die Hilfe, die Du bei ihr leistet.
    Da hast Du allerhand geschafft. Kraft sammeln und eine Pause muss auch mal sein.
    Ich glaube, dass es langsam, aber stetig, besser werden wird für Dich.
    Natürlich wird es nicht kontinuierlich aufwärtsgehen. Da werden immer wieder Tiefs dazwischen sein. Aber die Tendenz, die wird nach oben gehen!!!!


    Nun zu Deinem zweiten Brief, zu Deiner Familie.


    Kann es sein, dass Dein Vater Gefühle nicht gut zeigen kann? Das geht sehr vielen Menschen so. Es könnte so zu vielen Missverständnissen, Fehldeutungen gekommen sein. Habt Ihr je darüber gesprochen? Euch ausgetauscht?
    Alles könnte sich im Laufe der Zeit hochgeschaukelt haben, festgefahren haben.


    Sein Verhalten zeigt doch Gefühle für Dich, auch, wenn es in einer absolut traurigen Ausnahmesituation war. Aber vielleicht hat gerade diese Situation seine wirklichen Gefühle an die Oberfläche gebracht. Deinen Vater, seine Liebe für Dich zeigen lassen.


    Oftmals ändern sich Verhältnisse oder Konstellationen innerhalb einer Familie, wenn schwere Zeiten zu bewältigen sind oder ein Trauerfall vorliegt.
    Wäre schön, wenn es bei Euch so wäre. Was meinst Du?
    Solltet Ihr einfach mal miteinander reden, sagen wie Ihr fühlt, etwas vorsichtige, konstruktive Kritik sollte erlaubt sein. Sagen, was Ihr Euch wünscht?
    Das könnte eine wirkliche Chance sein.


    Bei Euch Frauen, ist es das komplizierter? Ist ja auch eine Person mehr.
    Deine Mutter war mal nett und kann auch nett sein. Habe ich Dich da recht verstanden?
    Du möchtest Dich bei ihr anlehnen können, wie Du schreibst. Verständlich.
    Dass sie in den letzten Jahren bitter geworden ist, hat doch einen Grund. Zeigt doch, dass sie nicht ganz glücklich ist.


    Man kann zwar an sich arbeiten. Aber, ganz anders können die meisten Menschen nicht werden. Man muss sie halbwegs annehmen und tolerieren, wie sie sind.
    Auch wenn ihre Frage Dir und anderen Trauernden missfällt, sprach da nicht Mitgefühl und Sorge um Dich? Sie ist doch Deine Mutter!
    Deine Tochter hat Toleranz zur Oma bekundet. Und sei es nur wegen Dir. Finde ich sehr nett und gut!!!!!
    Und jetzt bin ich ehrlich zu Dir, liebe Petra. Dir nur Freundlichkeiten und Komplimente zu schreiben, hilft Dir nicht immer. Deine Nerven werden auch angekratzt sein.
    Deine Mutter anzurufen, Du möchtest keinen Kontakt mehr, finde ich überzogen, ein wenig hart. Jedenfalls wenn es so war, wie Du schreibst.

    Und, so ganz richtig ist es nicht, Du möchtest Kontakt und Zuwendung. Aber eben anders. Vielleicht wäre es viel besser, es so zu sagen.
    Wer weiß, vielleicht könnt Ihr Euch alle zusammenraufen. Und die Chance nutzen. Wünscht Ihr dies nicht? Verdient hättet Ihr es.
    Liebe Petra, das sind meine Gedanken an Dich.


    Mache es gut, meine Liebe :24:
    Deine Kühlwalda

  • Liebe Kühlwalda. Du hast in Bezug meiner Eltern sicher viel recht. Aber glaube mir: Ich habe bei meinem Vater schon soviel versucht auf ihn zuzugehen, vor Jahrzehnten schrieb ich ihm einen emotionalen Brief, suchte oft das Gespräch mit ihm - ich war immer so nervös, weil ich so viel Respekt vor ihm hatte. Ich sagte ihm immer, dass ich ihn so lieb habe. Er ging nie darauf ein. Er war ein angesehener Gendarm und ein Perfektionist. Aber er war auch ein " Quartalssäufer ". Ich weiß gar nicht wie oft wir in der Nacht zur Nachbarin geflüchtet sind, weil er wieder so angesoffen war und randalierte. Meine Mutter war viel alleine mit uns 3 Kindern und hat uns viel geschlagen. Entweder mit dem "Pracker", dem Kochlöffel, oder wir mußten "Scheidl knien" oder "Winkerl stehen". Mein Bruder ist schon mit 15 von zuhause weggegangen, meine Schwester war immer das Liebkind von meinem Vater. Wenn Feiertage waren, besuchten wir - als wir unsere Kinder hatten - meine Mutter nur dann, wenn er Dienst hatte. Er hatte nie einen Familiensinn. Meine Mutter litt zwar auch darunter, tat aber nie was dagegen. Andererseits haben wir dann miterlebt - als wir im Hauptschulalter waren - dass, wenn Papa mit einem "Spitzerl" nachhause kam, meine Mutter nur gekeift und geschimpft hat. Sie hat einfach keine Ruhe gegeben, bis er wieder ging - und weitergesoffen hat. Irgendwann, als wir schon lange erwachsen waren, hat sich meine Mutter scheiden lassen. Sie waren getrennt, dann wieder zusammen, dann wieder getrennt, dann wieder zusammen - wieder geheiratet. Und die letzten Jahre schimpfte meine Mutter immer über Papa. Obwohl ich mit ihm keinen Kontakt hatte, hat mich das so sehr gestört. Immer sagte sie er sei so böse und sekiere sie verbal. Aber andererseits nimmt sie ihn materiell total aus. Meine Mutter ist eine sehr eitle Frau und kann ihr Alter nicht akzeptiern. Wenn sie ihre Haare 2 cm schneiden ließ, kam schon die Frage: "Fällt dir gar nichts auf?"


    Lange Rede - kurzer Sinn: Meine Tochter ist sogar vor Monaten (ohne mein Wissen) zu meinen Eltern gefahren und hat sich für ihr Verhalten entschuldigt, weil ich in meinen Weinkrämpfen immer nach meiner Mama gerufen hab. Meine Mutter sagte: " ICH hab IHR zuviel angetan", und mein Vater sagte: "Können wir Alten nicht endlich unsere Ruhe haben?"


    Heute morgen, als ich bei meiner Kreuzung stand und auf die Bundesstraße rausfahren wollte, hab ich meine Mutter seit einem halben Jahr im Auto vorbeifahren gesehen. Sie fuhr vorbei und sah stur geradeaus mit einem total ernsten Blick . . .


    Es ist mir klar, dass man Menschen so nehmen muß wie sie sind. Aber ich kann eines nicht verkraften: Wenn Menschen über andere urteilen, aber sie selbst so viele Fehler machen!

  • Liebe Petra!


    So ganz wie im Bilderbuch klingt das nicht. Leider.
    Es tut mir wirklich richtig leid für Dich.
    Ich glaube, dass es hauptsächlich im Leben der Eltern begründet ist, wenn Eltern ihre Kinder viel schlagen. Das Verhalten der Kinder ist wahrscheinlich dabei wenig ausschlaggebend. Im wahren Wortsinn.
    Zufrieden und ausgeglichen können Deine Eltern nicht gewesen sein. Quartalssauferei, Schimpfen und die vielen Schläge ……..
    Oder wie siehst Du das?
    Ich möchte ganz klar sagen, gut finde ich das keinesfalls.
    Und Ihr Kinder habt es ausgebadet, hinnehmen müssen. Wie war das für Euch Kinder……..?


    Deine letzte Schilderung klang so, als mache es möglicherweise Sinn, dass Ihr Euch aussprecht und sich jeder ernsthaft bemüht. Wenn das ginge, es wäre so gut. Sicher, nur eitel Sonnenschein und Harmonie pur wäre auch dann unrealistisch.


    Dein Bericht jetzt klingt etwas anders als zuvor. Der Wunsch nach einem guten Verhältnis zu Deinen Eltern ist bei Dir gegeben. Richtig?
    Siehst Du dafür eine reelle Chance? Was meinst Du?
    Wunsch und Wirklichkeit.
    Wünsche können Wirklichkeit werden. Oder traurigerweise eben auch nicht. Aber auch dann gibt es Wege. Alternativen.


    Guter Rat-teurer Rat. Hier geht es aber weniger um Rat, nur Du kannst entscheiden, wie Du fühlst und wie Du handeln willst.
    Es geht auch darum, dass Du schreibst. Dich mit Dir und Deinem Leben beschäftigst, Dir was von Deiner Seele schreibst, Dich das Schreiben erleichtert, Du während des Schreibens einen klareren Blick auf Dinge bekommst. Du sagst selbst, es tut Dir gut. Und das ist sehr schön.


    Du hast in Deinem Leben leider manches mitgemacht. Leider geht es vielen Menschen so. Allein bist Du nicht. Nach wie vor finde ich, dass Du sehr viel geschafft hast.


    Der Inhalt Deines Briefes ist nicht lustig. Wenn Dein Dialekt durchkommt, muss ich schmunzeln. Das ist schöne Musik in meinen Ohren. Ich habe jetzt gelernt: Pracker ist Kochlöffel. Scheidl knien kann ich mir denken (nach Überlegung) und Winkerl stehen ist klar. Die Sprache, das klingt so schön. Flechte bitte immer "a bisserl" ein.
    Und auch Dein: Gute Nacht, meine gedanklichen Freunde, habe ich nicht überlesen.


    Einen Satz finde ich extrem wichtig. Und nicht nur ich. Das habe ich hier immer wieder mal gelesen und auch so gelegentlich gehört:
    Wir sollen uns möglichst mit Menschen umgeben, die uns wohlwollen, mit denen wir uns wohlfühlen.


    Deine Kühlwalda

  • Liebe Kühlwalda. Jetzt mußte ich auch lachen, denn ich hatte ja gar nicht bedacht, dass du aus Deutschland bist. Ich übersetze jetzt: Der "Pracker" ist ein Teppichklopfer, und "Scheidl knien" ist auf einem Holzstück - mit der Kante nach oben. Dabei hab ich noch vergessen, wenn die Krampuszeit war, kam auch die Rute in Einsatz . . . Wenn ich ganz ehrlich bin, sehne ich mich nach der Liebe meiner Eltern. Und ich gebe auch zu, dass es mir sehr weh tut, dass ich sie nicht habe. Aber ich muß auch ehrlich sagen, ICH werde KEINEN Schritt mehr auf sie zugehen, Ich habe ihnen innerlich verziehen, dass sie uns Kinder so viel angetan haben. Aber ich kann ihnen nicht verzeihen, dass sie mich jetzt so im Stich lassen. Sie waren nicht mal bei der Urnenbeisetzung dabei, weil sie meinten, sie haben sich eh bei der Messe Wochen davor verabschiedet. Ich gebe zu, ich war sehr enttäuscht von meiner Mutter, weil sie mich an diesem Tag nicht mal angerufen hat - da waren wir noch "gut" - als ich ihr das schrieb war ihre Antwort sie war bei einem Begräbnis von der Nachbarin ihrem Ex-Freund und wurde danach ins Cafehaus eingeladen, und da wurde es halt später. . . ???????? Das ist natürlich wichtiger als ich. Na ja, was soll ich sagen, ich bin innerlich so zerrissen, weiß nicht wie ich das verarbeiten soll, dass mein lieber Sohn - schaue gerade auf das Foto von ihm und Kathrin - nicht mehr da ist. Ich liebe ihn so sehr. Aber Gott sei Dank, wie du sagst liebe Kühlwalda, kommen ab und zu wieder Menschen, die einem guttun. Ich werde auf alle Fälle weiterkämpfen, und ich weiß dass der Tag kommen wird, wo die Wahrheit ans Licht kommt. Ich spüre es, ich war immer ein Optimist, ich möchte nur Gerechtigkeit! Und ich werde abwarten . . . Das Schicksal wird es richten!