Trauer als Chance..

  • Hallo ihr Lieben,


    Trauer als Chance ... echt ein feines Thema welches ein Jeder von uns auf seine Art und Weise betrachtet.


    Heute war es für mich wieder einmal ein Tag wo die Gefühle tüchtig Achterbahn fuhren, denn heute sind es auf den Tag genau 4 Monate her wo ich in der Dunkelheit der frühesten Morgenstunden den Anruf vom Hospiz bekam. Hätte nicht gedacht das dieses Datum mich erneut so aufwühlen würde.


    Hatte mich heute morgen zwar an seinen Todestag erinnert, aber beschlossen meinen Alltag ganz normal nach zu gehen. Ja, ich hatte neulich Farbe vom Baumarkt mitgebracht um die Türen im oberen Geschoß meines Hauses zu streichen. Eine der Türen war die seines Schlafzimmers und durch meine Aktion war ich nun dazu gezwungen in diesem Raum recht lange zu verweilen. Ein Raum in dem im Grunde Alles noch so ist wie er ihn verlassen hat, außer das ich all seine persönlichen Sachen weg geräumt habe, sein Kleiderschrank und seine Schubladen nun leer sind, und außer das sein Bett abgezogen und mit einer Tagesdecke zugedeckt ist Ja, und ehe ich mich versah kamen mir seine letzten Wochen die er noch zuhause verbrachte hoch, die letzte Woche die er im Hospiz war und dann liefen die Bilder seines Todes vor mir ab wie ein sich ewig wieder-
    hohlender Film der nicht mehr zu stoppen war. Alles war plötzlich wieder so present als ob ich die ganze Situation noch einmal auf sehr reale Weise durchlebte, und zeitweise war mir sogar als ob ich ihn in dem Raum riechen konnte, denn durch seine Krankheit und vermutlich durch die Medikamente die er nahm hatte er am Ende einen sehr eigenen Geruch der nicht unangenehm war, aber dennoch ein sehr spezieller.


    Ja, ich hätte mir gut einbilden können ihn in meiner Nähe zu spühren Und was der Situation auch nicht weiter half war das ich ausgerechnet heute
    die Rechnung vom Amtsgericht für die Eröffnung seines Testamentes bekam - als ob das Schicksal mich dazu zwingen wollte ihn nicht zu verges-
    sen. Also hockte ich mich auf meine kleine Leiter und heulte ein paar Strophen mit in Gedanken bei ihm entschuldigend das ich eine Farbe für "seine" Tür ausgesucht hatte die ihm warscheinlich ganz und gar nicht gefallen hätte. Ihn dabei riesig vermissend und mir wünschend er wäre noch da.


    Dann jedoch gab ich mir einen tüchtigen Ruck und schwang wieder meinen Pinsel bis ich mein heutiges Pensum geschafft hatte. Und wenn ich nun an meinem "Werk" vorbei gehe freut es mich das ich ich trotz aller Traurigkeit wieder einen kleinen Schritt voran gekommen bin mir für mein neues Leben auch ein neues Zuhause aufzubauen. Nun habe ich mir als großes Ziel gesetzt diesen Raum zu MEINEM Schlafzimmer zu machen obwohl ich stehts ein irgendwie mulmiges Gefühl habe wenn ich da rein gehe. So habe ich beschlossen mich nicht unter einen Zeitdruck zu setzen und diese Sache vielleicht in neuen Jahr anzugehen wenn ich mit etwas Glück noch mehr Abstand von den Geschehnissen dieses Jahres gefunden habe. Schließlich hatte ich ja oft genug davon geträumt als mein Mann noch darin als Schwerstkranker "lebte" und ich mich für sehr lange Zeit mit der ausziehbaren Couch in seinem Arbeitszimmer begnügen mußte. Ja, damals träumte ich oft davon einmal einen richtigen Rückzugsort zu haben der Nichts anderem dient als erhohlsamen Schlaf.- was aber gewiß nicht beduetete das ich seinen Tod kaum erwarten konnte um in sein Schlafzimmer einzuziehen.


    Schließlich schalfe ich auch heute noch auf der Couch, da ich mich mit seinem Schlafzimmer noch nicht "anfreunden" konnte. Mit etwas Glück wird mir meine lange Reise am Ende dieses Jahres den final cut und jede Menge frischen Tatendrang beschehren. Kann sie mir noch nicht wirk-
    lich vorstellen und manchmal bekomme ich kleine Panik Attacken wenn ich sehe wie die Zeit in Richtung Weihnachten rast. Und wo ich noch so viel wichtiges zu bewältigen habe ehe ich überhaupt an Kofferpacken denken kann. Habe endlich hier in Berlin einen Anwalt gefunden der sich an-
    geblich auf britisches Recht spezialisiert hat und habe nun einen Termin bei ihm am kommenden Dienstag. So drückt mir 'mal bitte ganz doll die Daumen daß das auch nicht wieder Einer ist der mir nur das Geld aus der Tasche ziehen will.


    Nun habe ich aber 'mal wieder lang und breit geschrieben und werde Euch nun in Ruhe lassen mit meinen Neuanfangsgeschichten die eben nicht immer so verlaufen wie ich sie gerne hätte.


    Euch Alles liebe,


    Hanna

  • Naja Trauer als Chance - damit fange ich ehrlich nichts an.
    Denn das würde ja heißen, dass ich jetzt etwas machen kann oder muss, das vorher nicht möglich oder nötig war.
    Ich habe nach mehreren gescheiterten Beziehungen 8 Jahre alleine gelebt, dann 2 Jahre mit Partner, und der hat mich eigentlich in allem unterstützt und gefördert, was ich machen wollte.
    Also finde ich da keinen erstrebenswerten Neuanfang, sondern nur ein MUSS, also Durchhalteparole.
    Für mich ist das keine Chance sondern eine Rückkehr in den Status, den ich vor meiner letzten Beziehung hatte.
    Ein Punkt , an dem ich nie mehr sein wollte.

  • Liebe Angie,


    wenn Du das so siehst, bzw. meinst das keine Veränderung in Deinem Leben nötig ist dann ist ja Alles ok. Allerdings darfst Du dann auch nicht klagen Du auch noch in 10 Jahren so perspekivlos da stehst wie heute.


    Vielleicht solltest Du auch 'mal in Betracht ziehen das nicht Jeder die selbige Unterstützung von ihren Partnern bekommen hat wie Du, und nun in ihrem neuen und alleinstehendem Leben ihre Chance sehe sich viele dieser beiseite geschobenen Träume zu verwirklichen. Nicht zu vergessen das es auch viele Dinge gibt die sich wirklich kaum mit einer Partnerschaft vereinbaren lassen, weil das Leben ja auf Zweisamkeit aufgebaut ist. Leider gibt es sehr viele Partner die von ihrem Gegenüber ständige Presenz erwarten und ein großes Problem damit hätten wenn Frau ein Hobby hätte wo sie 2-3 Abende pro Woche weg wäre - oder beschließen würde einige Zeit alleine ins Ausland zu gehen um sich einen Traum zu erfüllen.


    Allerdings rede ich da von Menschen die den Hunger in sich haben Neues auszuprobieren, neue Wege zu gehen und dafür auch breit sind Risikos einzugehen. Das Letztere auch ein Problem in der Zweisamkeit weil man ja den Liebsten und die gemeinse Existenz nicht gefärden will. Ja, bei manchen Paaren geht der Knatsch schon los wenn Frau sich einen eigenen Freundeskreis aufbaut und Unternehmungen ohne Schatzi machen möchte. Sich an einem Hobby begeistert von dem Schatzi Nichts hat außer einer kalten Küche alle Nase lang.


    Du magst es nicht glauben, aber viele Hinterbliebene "blühen" noch einmal richtig auf sobald die Trauer nachläßt und die Lebensfreude wieder kehrt. Oft genug habe ich Geschichten gehöhrt von braven Muttchens die plötzlich noch zu heißen Fegern mutiert sind, plötzlich ihren Beruf änderten und noch einmal richtig durchgestartet sind. Ich denke da auch gerade an Sandra H. die nun in tiefster Trauer steckt, aber dennoch be-
    schlossen hat ihren Weg zu gehen - anstatt ab nun Alles als völlig sinnlos zu betrachten. Mein Bauchgefühl sagt mir das sie ihren Rob immer riesig vermissen wird, aber in einem Jahr kaum wieder zu erkennen sein wird. Ja, ich habe das sehr starke Gefühl das sie sich ein neues und sehr erfülltes Leben in Spanien aufbauen wird.


    Und abschließend möchte ich noch hinzufügen das es auch sehr viele Menschen gibt die um ihren Verstorbenen immer trauern werden, aber dennoch gleichzeitig ihr eigenes Leben in die Hand nehmen um daraus was positives zu machen.


    Dir einen dicken Drücker,


    Hanna

  • Der Knackpunkt bei mir ist, dass ich wirklich immer alles machen konnte, was ich wollte, ob mit oder ohne Partner-nur mit Partner hat es weitaus mehr Spaß gemacht.
    Als ich ihn kennenlernte hatte ich mit dem Kapitel Männer schon abgeschlossen. Dann habe ich Vertrauen gefasst, und es wurde nicht enttäuscht-endlich mal ein Mann, der mich so akzeptierte, wie ich bin und mir auch meine Freiheit ließ, wie ich ihm die seine.


    Ich muss mir nicht beweisen, dass ich alleine leben kann, das habe ich schon 8 Jahre lang getan. Deshalb kann ich in meinem Fall keine Chance in der Trauer erkennen, für Frauen, die durch die Partnerschaft eingeschränkt waren, mag es stimmen, dass das ein Neubeginn ist.


    Der Fall Sandra liegt wieder anders, wenn man auswandern will, hat man den Entschluss schon lange gefasst, daher verstehe ich, dass sie den auch ohne ihren Partner durchzieht.

  • Liebe Angie,


    ich will Dir um Gotteswillen nicht zu nahe treten, aber wenn Du schon Alles gehabt hast was Andere als Chance in ihrer Trauer betrachten, und auch keinen Bedarf nach Veränderung Deiner Situation hast, frage ich mich warum Du Dich dann in diesem Thread eingebracht hast.


    Vielleicht habe ich ja auch den Sinn dieses Threads völlig misverstanden, bzw. das er für Hinterbliebene gedacht war die auf sehr aktive Weise sich selbst und ihr Leben verändern wollen anstatt auf den alten Trampelpfaden zu verbleiben. Was noch lange nicht bedeutet das sie ihre Verstorbenen vergessen wollen. Für Menschen die ihrem Leben einen neuen Sinn geben wollen anstatt in der Sinnlosigikeit von ziemlich Allem zu leben. Für Menschen die sich nicht dauernd selber runterziehen sondern eher überlegen was sie unternehmen könnten um ihr neues Leben bunt, erfüllend und wieder glücklich zu gestalten.


    Ich hoffe Du nimmst mir meine Worte nicht übel und wünsche Dir von ganzem Herzen ein angenehmes Wochenende,


    Hanna

  • Ich möchte wissen, worin diese Chance besteht. Was konntet ihr vorher nicht machen, was ihr jetzt machen könnt? Das man aus der Trauer irgendwie raus sollte, ist klar, aber es so hinzustellen, als ob erst durch die Trauer eine Chance besteht, sein Leben zu ändern, finde ich seltsam. Bei manchen Wegen aus der Trauer handelt es sich doch um Dinge, Hobbies, welche man früher auch gemacht hat, die halt am Lebensweg irgendwann hintenangestanden haben.


    Ich erwäge zum Beispiel , ein Buch zu schreiben (habe vor Jahren damit begonnen, dann keine Muße und Lust mehr) oder meine Gedichte mit Fotos zu illustrieren, das habe ich mir aber auch schon vor Jahren vorgenommen. Die Trauer oder das Fehlen des Partners schafft vielleicht den Raum dazu, aber die Potentiale und Neigungen waren immer schon vorhanden.


    Ich glaube nicht, dass man urplötzlich mit neuen Talenten gesegnet ist, sondern dass man, um die Leere zu füllen, verschüttetes Potential wieder aktiviert.

  • Gute Nacht, liebe Angie und Hanna,


    habe eure "Diskussion" gelesen und finde sie gut.
    Gut, weil sich einfach mehr und mehr "hier einfinden" und sich Gedanken, Lebensanschauungen und "Jetzt Momente" des Lebens und seiner Gefühle einstellen...


    Heute habe ich einen Satz gefunden, der mich sehr nachdenklich gemacht hat... Es gibt da zwar auch einen von der Intention ähnlichen, aber der denke ich... spricht mehr
    UNS ...
    IM LEBEN STEHENDEN .....TRAUERNDEN an..


    Dass Leben misst sich nicht in Atemzügen
    sondern in den Momenten
    die dir den Atem geraubt haben...


    Dass ist uns in zwar unterschiedlicher Art und Weise, auch immer einmal WIEDER passierend ... geschehen...


    Ja, wir tragen all diese Schätze, all diese Veranlagungen , etwas schönes IN UNSEREM LEBEN zu kreieren in UNS,
    aber...
    wir "entdecken" es meistens erst wieder
    wenn uns der Atem kurzzeitig geraubt worden ist...


    Zuerst als Überlebensstrategie...
    damit wir den LEBENS -ATEMZUG "machen" können...
    und dann, dann setzt irgendwann die Kreativität ein...


    Meine zwei für mich besten Bilder... sind im Krankenhaus entstanden, nachdem ich so von allen Infusionen befreit war (Ovarialkarzinome)...und sie waren nicht düster... sondern sehr heiter.... eigentlich der Situation entsprechend...


    Lotusblüten die aus dem Schlamm sich strahlend öffnen...


    Ich wollte LEBEN... und zwar gut...
    trotz ALLER TRAUER über meine NICHT mehr vorhanden Eierstöcke....


    Damals habe ich das Buch "Schicksal als Chance" gelesen...
    und
    "Krankheit als Weg"

    Gute Nacht ihr Lieben... obwohl ich denke das es eher
    SEHR früher , nächtlicher Morgen ist...


    eure Amitola

  • @'Amitola


    Ich glaube, daß Krankheiten Schlüssel sind,die uns gewisse Tore öffnen können.Ich glaube, es gibt gewisse Tore,die einzig die Krankheit öffnen kann.Es gibt jedenfalls einen Gesundheitszustand,der uns es nicht erlaubt, alle zu verstehen.Vielleicht erschließt uns die Krankheit einige Wahrheiten.Ebenso aber verschließt uns die Gesundheit andere,oder führt uns davon weg,so dass wir uns nicht mehr darum kümmern.Ich habe unter denen, die sich einer unerschütterlichenGesundheit erfreuen,noch keinen getroffen, der nichtnach irgendeiner Seite hinein bißchen beschränkt gewesen wäre –wie solche, die nie gereist sind.(André Gide)

  • Obwohl wir drei jetzt alle da sind...


    Toller Gedanke , Angie...
    nah ja, beschränkt würde ich nicht so sagen... einfach nicht so "wach gerüttelt"... mmmhhh
    Jetzt gehe ich aber WIRKLICH ins BETT
    :19:
    Schlaft auch bald gut
    eure Amitola

  • Liebe Angie,


    wenn ich noch einmal zu dieser sehr späten Stunde vorbei schaue ist es nur weil es mir leid getan hat das ich Dich vorhin so ein wenig mit meinen Worten über den Haufen gefahren habe. Vielleicht verzeihst Du mir wenn ich Dir sage das ich heute Abend - nach einem sehr schönen Tag in der Stadt - einen Brief vorfand der eine Menge Emotionen hochkommen ließ.


    Was Trauer als Chance betrifft gebe ich Dir völlig recht das man bestimmt nicht über Nacht neue Talente entdeckt oder von heute auf morgen die Mega Karriere hinlegt die vorher nie geklappt hat. Und dennoch ... so manch Eine von uns hatte früher vielleicht einmal ein Hobby oder eine Begab-
    ung wo der Traum vom Großartigem daraus machen irgendwann auf der Strecke blieb. So wäre die Chance in der Trauer an genau Das anzu-
    knüpfen um diesen einstigen Traum zu verwirklichen - wo nun Keiner mehr meckert weil die Abende und das Wochenede dafür drauf gehen.


    Du schreibst Du wolltest einst ein Buch schreiben und etwas tolles mit Deinen Fotos machen. Würde ich Dich fragen warum Du es nun nicht in Angriff nimmst wirst Du mir warscheinlich antworten das Du nicht mehr den Sinn darin siehst. Und doch sehe ich einen ganz großen Sinn darin - Deine eigene Freude daran zu arbeiten und dies für niemand anderen als Dich selber. Weißt Du, auch ich könnte mich immer wieder fragen wozu ich meinen Garten pflege, wozu ich dabei bin mein Haus zu sanieren und wozu ich dabei bin neue Bilder für meine Wände zu malen. Ja, und meine Antwort wäre das ich es einzig und alleine tue weil ich selber Freude daran habe. Bestimmt nicht für den Kerl den ich vielleicht eines Tages an Land ziehen könnte oder um den Menschen die in mein Leben eintreten werden zu imponieren. Noch weniger tue ich es um Anderen damit irgend etwas zu beweisen.


    Und um beim Thema Deines letzten Postings zu bleiben ... ich glaube ich wurde mit Pinsel und Farbe in der Hand gebohren, und besonders das Malen ist schon immer etwas gewesen woran ich mich stehts sehr erfreut habe - egal ob zu guten oder schlechten Zeiten. Leider jedoch blieb das durch die intensive Pflege meines Mannes sehr auf der Strecke.


    Du fragst was wir/ich Alles nicht machen konnte wärend in fester Beziehung. Ehrlich gesagt sehr viel. Mein Mann hatte ein Problem mit sehr vielen Dingen aus Angst das ich mich neu orientieren und ihn verlassen könnte. Vor Allem das ich mich in einem selbstbetstimmten und finanziell unabhängigem Leben sehr fühlen könnte. Was immer ich auch gerne für mich selber tuen wollte nörgelte er dagegen an bis mir die Puste aus-
    ging dagegen zu steuern - egal ob es darum ging neue Freundschaften aufzubauen, einen Kurs zu belegen oder eine Reise zu machen die nicht seinem Geschmack entsprach. Und all Das bedeutet für mich persönlich Trauer als Chance, bzw. nun die Freiheit zu haben all die Dinge die ich gerne gemacht hätte nachzuhohlen.


    Wie schon gesagt bedeutet für mich der komplette Neuanfang gewiß nicht das ich meinen Mann und unsere einstige Ehe dafür in die Tonne ge-
    schmissen habe. Eher ganz im Gegenteil. Wenn ich heute so ein wenig kratzbürstig daher komme ist es weil ich Post vom Hospiz bekam - in dem er gestorben ist - mit der Einladung au eine Totengedenkfeier. Ich brauchte nicht lange überlgen um zu entscheiden das ich dabei sein werde. Für mich erneut Trauer als Chance, bzw. um ihm meinen Respekt zu erweisen und um ihm gedanklich zu vermitteln das Alles gut ist was seine Greultaten mir gegenüber betrifft. Das ich zwar sehr wütend auf ihn war - und es teilweise noch bin - ihm aber die ewige Ruhe von Herzen gönne.


    Ich weiß heute schon das der erneute Gang ins Hospiz mir irre schwer fallen wird, weil ich den gewissen Geruch von Lavendelöl und Tod wieder in der Nase haben werde. Weil warscheinlich vor der Tür seines einstigen Zimmers wieder eine Kerze brennen wird wie damals. Wieder werde ich den Menschen begegnen die ihn in seiner Not kannten und uns Beide so liebevoll begleiteten. Aber dennoch werde ich hingehen mit dem Gefühl das ich ihm diesen Respekt schulde obwohl mein neues Leben schon recht gut angefangen hat. Ja, und ich werde ihm sagen das ich ihn nie ver-
    gessen werde auch wenn ich am Ende des Jahres mit mir alleine eine recht lange und weite Reise machen werde - in Regionen wo ich bisher noch nie war. Und das ich plane jede Minute davon zu genießen weil es MEIN Leben ist was ich Gottseidank noch habe - und dies in recht fitter und gesunder Verfassung.


    Liebe Angie, ich könnte Dir noch so viel mehr schreiben, aber die Müdigkeit hat mich erreicht. So schließe ich Dir alles Liebe wünschend,


    Hanna

  • Liebe Angie and Amitola,


    ehe ich endlich die Mücke mache ... ja, schwere Krankheit verändert tatsächlich Prioritäten und Lebensanschauungen. Wenn ich heute so voller Lebensfreude fast schon strotze ist es warscheinlich nur nahe weil ich selber dem Tod schon ein paar Mal von der Schippe gesprungen bin, und ihm sehr sehr nahe war durch die schwere Erkrankung meines Mannes. Durch das so sehr große Leiden was ich für eine gefühlte Ewigkeit um ihn herum erlebt habe.


    Meine Lieben, vor recht vielen Jahren wurde mir gesagt das ich nur 5% Chancen hatte meine anstehende OP zu überleben, und seit dem beschloß ich jeden neuen Tag so zu leben als ob er mein Letzter wäre. Und zu guter Letzt, schulden wir es nicht unseren lieben Verstorbenen unser Leben so prall wie möglich zu genießen wo sie leider nicht dieses Privileg hatten - aber es genauso getan hätten wenn sie heute in unseren Schuhen stehen würden?


    Euch eine gute Nacht und einen wunderschön entspannten Sonntag,


    Hanna

  • Liebe Hanna, <3 und Angie und alle die Mitschreiben und -lesen...
    Liebe Hanna,
    beide Beiträge.... einfach beeindruckend...
    später schreibe ich mehr....wirklich.... auch wenn es nächtlich ist....
    Gut, dass du ins Hospiz gehst !!!.. Eine wahrhaftige Chance in der Trauer...
    und ja... das Leben so prall wie möglich FÜLLEN mit UNSEREM LEBEN...
    Licht und Liebe
    deine/eure Amitola

  • Liebe Amitola,


    Dir vielen Dank für Deine lieben Worte der Ermutigung die immer richtig gut tun. Ja, das mit dem Hospiz ist so eine Sache, denn eigendlich war ich froh und riesig erleichtert gewesen dort nie mehr hingehen zu müssen als ich es das letzte Mal verließ. Ich denke Du kannst es verstehen wie enorm schwer mir die letzten drei Besücher gefallen waren - den ersten nachdem ich seine Todesnachricht bekommen hatte, den zweiten wegen seiner Verabschiedung und um seine Sachen abzuhohlen, und der dritte um die Kaffeekasse für die Pfleger vorbei zu bringen und um seine Seite im Gedenkbuch auszufüllen.


    Als ich das letzte Mal das Hospiz verließ wollte ich nie wieder diesen sehr eigenen Geruch in der Nase verspühren, und den Gang entlang laufen den ich nun so sehe viele Male betreten hatte, mich immer wieder fragend wie lange es noch dauern würde bis die Kerze vor seiner Tür stehen würde. Wenn ich nun beschlossen habe dennoch erneut dort hin zu gehen hat es was sehr symbolisches für mich, weil ich darin meine große Chance sehe ihn ein letztes Mal besuchen zu können. Ja, ich sehe in meinem Gang dort hin meine Chance ihm noch einmal so nahe wie möglich zu sein, denn schließlich war da Hosiz der Ort wo ich mit ihm von Angesicht zu Angesicht die letzten Worte wechselte, und der Ort an dem ich mich von ihm verabschieden mußte. Damals stand ich vor ihm voller Wut, riesiger Enttäuschungen und unter Schock und so hoffe ich das ich ihm dieses Mal mit innerer Ruhe, im Frieden und deutlich gelassener "begegnen" werde, um die Gelegenheit dieses Anlasses zu nützen um mich von ihm seelisch zu verabschieden - wie von einem guten Freund dem man sagt das die Zeit gekommen ist eigene Wege zu gehen.


    Ein weiterer Grund warum ich beschlossen habe erneut dort hin zu gehen ist meine Hoffnung mich den grauenvollen Erinnerungen der letzten Wochen dort stellen zu können, da diese mich bis heute in Form von sich ewig wiederhohlenden Flashbacks verfolgen. Etwas was ich gewiß nicht in mein neues Leben mitnehmen möchte da ich sie als sehr belastend empfinde. So hoffe ich das es mir helfen wird diese Gedanken ent-
    gültig in die Vergangenheit zu verbannen wenn ich nun noch einmal die Chance bekomme mit ihnen auf sehr reale Weise konfrontiert zu sein. Damit meine ich ein erneutes vor seiner Tür stehen, dern dortigen Geruch einatmen und noch einmal den Menschen zu begegnen die uns damals begleiteten. Dieses Mal jedoch nicht mehr im Ausnahmezustand sondern auf sehr bewußte Weise. Nenne es eine Form von Trauerverarbeitung die mir hoffentlich den Weg in ein eigenes neues Leben erneut etwas leichter machen wird. Besonders wenn ich sagen kann das ich meinem Mann auf sehr intensive Weise vermitteln konnte das ich ihn nie vergessen werde, sondern das nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist ihm seinen ewigen Frieden von Herzen zu gönnen, und mir ein neues Leben was nicht mehr von so viel Traurigkeit und Erinnerungen an eine schief gelaufene Vergangenheit bestimmt sein wird.


    Liebe Amitola, in diesem Sinne schließe ich erst einmal um zu gucken was ich dem heutigen Sonntag noch abgewinnen kann, hoffend das auch Du einen guten Tag genießt. Dir alles Liebe,


    Hanna

  • Liebe Hanna,


    leider jetzt auch wieder nur kurz , weil ich mit den Hunden raus "muss"... Was ja eigentlich gut für mich ist ... was heisst eigentlich... Es ist GUT....


    Ich habe eineige Frauen und auch Männer gekannt (gerade aus dem HT-Forum) die sogar "gerne" .. noch einmal ins Hospiz gingen... um sich zu bedanken...
    Alle , die in einem Hospiz "arbeiten" sind auch wahrhaftig aussergewöhnliche Menschen und haben es "verdient"... wie du ja auch fühlst... für ihre so ungemeine sensible und gleichzeitig tatkräftige Hilfe einen Dank zu bekommen...


    Alle, haben mir von diesen Trauerzeremonien berichtet, das sie ... wenn sie denn in einem grösseren Rahmen stattfanden... ihnen geholfen haben...


    So, ich gehe jetzt gerne in den Ruhewald... um mir KRAFT zu holen...und am Andachtsplatz werde ich meditieren und denke...."irgendwie seit ihr dabei"....
    Meine zwei Hunde sind dabei... und überhaupt die "gesamte Existenz" ist ja da" ;)


    Licht und Liebe und Kraft für uns ALLE... auch und gerade für mich... aus SELBSTLIEBE gegeben... ^^
    von eurer Amitola

  • Liebe Amitola,


    ich danke Dir für Deine liebe Post und hoffe Du konntest Deine Tour mit Deine Hundis gut genießen. Auch ich verbrachte den heutigen Nachmittag in meinem kleinen Stück Natur. Zuerst endlich die neulich mitgebrachten Herbstblüher auf meinem Balkon einpflanzend um wieder einen schönen Ausblick von meinem Bett aus zu haben wenn ich morgens aufwache. Dann hatte ich viel Genuß am Laubharken dabei den herrlichen Duft der feuchten Blätter einatmend. Es bedauernd sie auf den Komposthaufen zu verbanne - mich aber daran tröstend das es dem Rasen gut tat und ich so lauter kleinen Viecherchen einen Unterschlupf für den Winter anbieten konnte.


    Was den geplanten Besuch im Hospiz bedeutet fühlte ich mich am Anfang einfach viel zu aufgewühlt um freiwillig noch einmal hingehen zu wollen weil ich seine letzte Woche und seinen Tod trotz allem liebevollem und fürsorglichem Auffangen sehr traumatisch empfunden hatte. Damit meine ich hauptsächlich die Bilder die sich in meinen Gedanken eingebrannt hatten und die bis heute noch sehr present sind. Und wenn es mich danach nicht mehr dort hingezogen hat war es hauptsächlich weil ich beschlossen hatte nun nicht mehr ständig mit dem Tod konfrontiert zu sein sondern mich auf das LEBEN zu fokusieren. Immerhin hatte ich mich vom dortigen Personal in einem sehr guten Verhältnis zu einander verabschieded und ihm meine Dankbarkeit für all Das was es geleistet hatte erwiesen.


    Damals bot man es mir an mich einer Trauergruppe anzuschließen und sagte mir das ich zu jeder Zeit zum Sonntagsnachmittagskaffee dort will-
    kommen sei, aber ehrlich gesagt hätte mir das nicht wirklich weitergeholfen sondern mich nur immer wieder runtergezogen. Vermutlich weil Alles noch viel zu frisch war und noch zu großes Chaos in meinem Kopf und meinen Gefühlen herrschten. Und nun fehlt weriterhin das Bedürfnis diese Angebote anzunehmen weil ich einfach den Abstand von dieser Zeit gewinnen möchte um mich auf meinen eigenen Weg zu begeben.


    So wird diese Gedenkfeier für mich von besonderer Bedeutung sein weil es mit großer Warscheinlichkeit wirklich das letzte Mal sein wird das ich ins Hospiz gehen werde. Meine große Chance mich noch einmal vom dortigen großartigem Personal zu verabschieden und mich noch einmal für all Das was es geleistet hat von Herzen zu bedanken ohne völlig neben mir zu stehen. Eine Sache die mir genauso wichtig ist wie das letzte symbolische "Date" mit meinem Mann. Ja, ich habe ein sehr gutes Gefühl was diesen Tag betrifft, und das er mir helfen wird erneut mit einem großen Stück Vergangenheit entgültig abzuschließen.


    Wenn ich ihm vermitteln werde das Alles wieder "gut" ist meine ich damit das es schön wäre wenn er es mitbekommen könnte das ich ihm nicht mehr nachtragend bin für all Das was er mir angetan hat, und das ich hoffe das er seinen Weg gefunden wo immer er nun auch sein mag - so wie ich dabei bin nun den Meinigen zu finden. Ja, mit "gut" meine ich das ich plane ihm symbolisch die Hand zu reichen um uns Beiden den Frieden zu gewähren. Und das Letztere wäre für mich ein wichtiger Schritt in Richtung Neuanfang, anstatt immer wieder mit Wut und voller Enttäuschung-
    en zurück zu blicken.


    In diesem Sinne mache ich jetzt erst einmal Schluß um mich noch ein wenig an meiner Leinewand auszutoben ehe die Küche ruft um den inneren Motor auftanken zu gehen.


    Sei lieb gedrückt,


    Hanna

  • Ihr LIEBEN ALLE <3 ,


    so viele Gedanken kreisen in meinem Kopf und so viele gelesene Informationen in den letzten Tagen... Einfach unglaublich viel... und für mich sehr bereichernd....


    Es bedarf wirklich noch ein bisschen der Sammlung und auch was und wie ich es formuliere und welche Zitate ich gerne hier einstellen möchte...


    es ist nicht um Spannung aufzubauen, sondern eher um Stress und andere belastende Gefühle AB ZU BAUEN...


    Bitte noch ein klein wenig Geduld...


    Was ich mir gut vorstellen kann ...ist, das ich etwas heute noch im "Medicamp" Blog schreibe.... Weil es da um Laut - Meditationen (A....E....I....O.... U... ) geht... die man sogar beim Laub rechen oder eben halt beim Laufen in der Natur machen kann... ohne still zu sitzen, liebe Hanna...


    Bis später oder morgen... denke eher später....
    Fühlt euch ALLE umarmt.... :24:
    Licht und Liebe und Kraft...
    von euer Amitola


    es war absolut schön und Kraft spendend im Ruhewald ... auf meiner kleinen Meditationsbank...lächel....
    und herrliches goldgelb oder schon leicht bräunlich und dann dieses flammende Rot der wilden Kirschbäume...

  • Ich habe mich heute dazu durchgerungen, mich ins Fitnessstudio einschreiben zu lassen. Eigentlich wollte ich das ja mit meinem Schatz machen, aber jetzt werde ich das 3 mal wöchentlich in seinem Sinne durchziehen. Habe festgestellt, das ich dann weniger Schmerzen habe und auch eher ein bißchen Schlaf finde.
    Beim Training denke ich an nichts außer "Durchhalten!", weil sowas mit meiner Krankheit sehr anstrengend ist und es tut gut, einmal nicht zu denken und zu trauern.Man muss mit niemandem reden, trainiert an den Geräten, die man halbwegs kann und hat seine selige Ruhe dabei.


    In der Wohnung habe ich jetzt schon ein paar Ideen, wie ich das Problem mit dem Wintergewand löse (damit ich nicht jedes Jahr auf der Leiter stehen und schwere Kisten stemmen muss) werde mich wieder ans Heimwerken machen, das Bett verstellen, Hängeschränke versetzen, und so Platz schaffen. Meine Tochter und ich werden bald die Weihnachtsreise buchen (wir wollen nur weg, weil wir das daheim nicht ertragen würden). Trotz trauriger Grundstimmung (vermisse ihn wahnsinig und kann noch immer nicht über ihn reden, ohne zu Weinen ) versuche ich aktiv zu sein. Geselligkeit und Weggehen fällt mir noch immer sehr schwer, bin nach wie vor am liebsten daheim.


    Doch alles was ich mache, tue ich im Gedanken an meinen Schatz und ich habe das Gefühl, dass er es gut findet.

  • Liebe Angie,


    garantiert ist Hanna schneller.... um dir auf deinen Beitrag eine Antwort zu schreiben... :)


    Ich finde es wirklich toll, dass du dich im Fitness Studio angemeldet hast. Ich gebe es jetzt auch noch einmal hier ein, weil mir ja Erik die Erlaubniss gegeben hat, seinen Blog "öffentlich" zu machen... Da geht es eben halt auch um Reisen und Fitness machen...


    Wie gesagt, Erik vermisst trotz aller Aktivitäten durchaus seinen Johannes...
    Sehr sogar,...
    aber macht eben halt auch alles mögliche... Er hat den Blog zwar eröffnet, mehr für sich und seine engsten Freunde, aber er findet jetzt auch, dass vielleicht andere doch so einiges für ihr LEBEN in der TRAUER daraus ziehen können...


    Ich persönlich finde ihn gut, weil er auch nichts beschönigt... andernteils merkt man seine absolute Liebe zu seinem Mann, der ja leider nur 32 Jahre auf dieser Erde war...
    Ja, er macht gerade eine Kreuzfahrt mit vorherigen Katastrophen und "Kataströphchen" ... Lest selber und ...
    nein... urteilt nicht... sondern seht ihn und seine Gefühle und dann euch und eure Gefühle , die da so hoch kommen...


    www.daslebendanach.de



    Selbst bei mir haben manche der eingestellten Fotos und der Berichte dazu noch Tränen in die Augen getrieben und "memories" hervorgebracht...


    Ich glaube, das wird auch immer so sein...


    Liebe Hanna,


    Ja, es ist ein gutes Ritual ... ich bleibe bei diesem Ausdruck, weil ich ihn passend finde... dass du deinem Mann gedanklich die Hand reichen willst, ihm seinen endgültigen Frieden wünschst und für dein Leben eigentlich ... ich will es mal so ausdrücken... seinen Segen haben möchtest , dass er dich in einer gewissen Art und Weise FREI DEIN LEBEN leben lässt... Gut... wirklich gut...


    Ich bemerke eine Veränderung in deiner Ausdrucksweise, die ich ebenfalls sehr schön finde...
    Du wirst weicher...
    nicht mehr so "schnodderig"...
    sehr darauf bedacht durch das pflanzen auf deinem Balkon dir eine friedvolle kleine Freude direkt von deinem Bett aus sehend... in dein Leben zu holen....


    Wenn du diese innere Stimmung bei behälst, wird auch dein letzter Besuch im Hospiz kein Vergleich sein zu deinen Erinnerungen , die du dort "vorher" hattest....


    Ich bin absolut zuversichtlich, dass sowohl du, als auch Angie mit ihrer Tochter ein völlig anderes Weihnachten habt, aber eines, was euch zusteht und was euch weiter bringt....


    Weihnachten ist bei mir mit Kindern und Enkeln und wie gesagt Patricks Vater mit Frau und dann fahre ich eben in dem besagten "Vier Seiten Gutshof" zu den Menschen, die mich gut in meinem Leben ausser einigen anderen guten Freunden... begleiten...und werde ins neue Jahr mit ihnen gehen...


    Ich fände es wirklich schön, wenn "wir" tatsächlich im Frühjahr mal ein Aspetos Kennenlern-Tag in Austria hätten...
    Natürlich... das erfordert tatsächlich auch etwas Mut... Weil eine reale Begegnung etwas völlig anderes ist, wie eine virtuelle...


    Liebe @, Angie,
    manchmal brauche ich auch noch immer sehr die Geborgenheit und auch etwas das
    All-Eins-Sein meines Hauses....
    und @ Hanna , wie jeder hier wohl auch.... obwohl wir für UNSER LEBEN gehen....


    Ich hoffe, dass hier noch in diesem Blog sehr viel von Emotionen und Plänen und dem Ist-Zustand geschrieben wird...
    weil ja auch jeder etwas
    völlig anderes unter "Trauer als Chance " begreift...
    und noch einmal... Ja, alles liegt schon in uns...
    Es will nur von uns ENTDECKT werden....
    SHIMA ... ich wertschätze euch sehr...
    eure Amitola

  • Liebe Amitola,


    ich habe zwar keinen Ruhewald in den ich gehen könnte, aber dafür habe ich ein wahres Wunderwerk der Farben um mich herum sobald ich in meinen Garten gehe weil in ihm und um ihn herum viele Bäume und Streucher sind die erst jetzt ihre wahre Pracht bis in den frühen Winter zeigen.
    Und seit mein Mann verstorben ist denke ich oft sehr intensiv an ihn wärend ich herum wusel, weil er sich immer so sehr an Allem erfreute was ich darin erschaffen hatte. Ja, so manches Mal sehe ich ihn in meinen Gedanken da oben auf dem Balkon stehend und mir zuguckend. Momente wo ich ihn riesig vermisse.


    Ja, gerade heute ist mir wieder einmal sehr bewußt geworden wie hart er daran gearbeitet hatte - als er verinnerlicht hatte das es bald mit ihm zu Ende gehen würde - mir so unendlich Vieles so leicht wie möglich zu machen. Damit meine ich die Handhabung von der Außenelektronik, Sicher-
    heit und praktische Nutzung.


    Wie gesagt, habe ich heute bei der Gartenarbeit auch wieder sehr intensiv an ihn gedacht, und so möchte ich für heute Abend sagen das ich einen weiteren Grund gefunden habe warum mir der geplante Gang ins Hospiz wichtig ist. Da wo unser letztes "Date" stattfinden soll. Ich möchte mich bei ihm für unsere einst echt tollen Zeiten bedanken, und dafür das ich Dank der vielen Arbeit die er beruflich geleistet nun eine gute Basis für ein eigenes neues Leben habe. Das Letztere eine Sache die ich niemals als eine Selbstverständlichkeit betrachten würde wenn ich immer wieder sehe in was für große Nöte ander HInterbliebene geraten weil plötzlich das Einkommen felt und die Rente dürftig ausfällt.


    Ja, meine liebe Amitola, die Natur hilft wirklich enorm die eigenen Gedanken zu sammeln, sie neu einzuordnen. Egal in welcher Form man sie um sich hat. Nicht zu vergessen das sie Einen auch immer wieder dazu bringt sich selber zu hinterfragen. Vielleicht auch eine Art von Meditation die keine Mantras oder eine Yogamatte bedarf?


    Dir eine gute Nacht und süße Träume,


    Hanna

  • Liebe Amitola,


    wie Du siehst war ich ausnahmsweise 'mal nicht schneller da ich Dir zu erst geschrieben habe und mich dann in Erik's blog vertieft habe. Dazu mehr später.


    Wenn Du meinst das ich nicht mehr so schnodderich daher komme magst Du recht habe, denn nun ist endlich ein wenig Ruhe in mein Leben eingekehrt weil ich es endlich geschafft habe seinen Nachlaß - bis auf seine Schulden und das Ding mit der Lebensversicherung - geregelt zu bekommen. Zwei Dinge die nun nur noch Unmengen von Geduld für die eine Sache und einen guten Anwalt für die Andere benötigen. Dinge die auf der langwierigen Seite sein werden und über die es sich nicht mehr lohnt sich riesig über sie immer wieder aufzuregen. Ja, die so schwere Last von so unendlich vielen Ungewissheiten ist mir von den Schultern gefallen, und das läßt mich wieder der Mensch sein der ich eigendlich wirklich bin.


    So liegt es nun nahe das die nun endlich gefundene innere Ruhe auch wieder andere Gedanken zuläßt als nur Wut, Frust und Existenzangst. Nicht zu vergessen das ständige Schlucken von riesigen Enttäuschungen. Ich merke wie langsam, Schritf für Schritt meine einstige Gelassen-
    heit am zurück kehren ist weil ich nicht mehr dauernd unter Starkstrom stehe, und genau diese läßt mich auf meinen Mann und all Das was er "verbrochen" hatte deutlich in einer ganz anderen Dimension betrachten. Ja, er hat irre Fehler in seinem Leben gemacht, aber letztendlich ließ sich das Meiste wieder gradebiegen und inzwischen bin ich zuversichtlich das ich diese beiden letzten Sachen die noch nicht geregelt sind mit jeder Menge Zähe auch noch vom Tisch kommen werden. Und genau das ist es was ich wirklich meinte als ich beschloß ihm sagen zu wollen ... alles ist gut. Als ich heute im Garten "meditativ" wuselte stellte ich mir irgendwann die Frage was es für einen Sinn noch machen würde ihn bis in die Ewigkeit mit Wut, Haß, und Verachtung zu strafen, wo er von seinem Schicksal schon genug bestaft wurde mit seiner schweren Krankeheit und einem viel zu frühem Tod? Meine liebe Amitola, Du hast sehr recht wenn Du sagst das auch ich mir sehr seinen "Segen" für einen guten Weg wünsche, denn meines Erachtens kann Frieden nur stattfinden wenn er beiderseitig ist.


    Und nun zu Erik's blog. Ich kann es kaum in Worte sagen wie unendlich nahe ich mich Erik gefühlt habe beim Lesen seiner Zeilen, denn für recht viele Jahre war Bangkok für mich fast wie ein zweites Zuhause Dank der unendlich vielen Male die ich meinen Mann dorthin auf seinen beruflichen Reisen begleitete. Dank sehr vielen Ferien dort. So habe auch ich die dortigen Taxifahrten für sehr starke Nerven kennen gelernt, und verbrachte selber so manche Nacht in anrüchigen Clubs und Bars die, was immer wieder ein Erlebnis der etwas besonderen Art war. Ja, und ich habe auch oft genug die riesige Einsamkeit unter Massen von Menschen und bei Verkehrgedröhne kennen gelernt da mein Mann tagsüber meist schlief, und ich die hungrige auf Land und Leute war.


    Genauso gut konnte ich Erik's Gefühle mit Bezug auf seine Reise nachempfinden, denn ähnliches wartet nun auf mich am Ende dieses Jahres. Kurioserweise auch eine Kreuzfahrt im Alleingang - und für mich die erste in meinem ganzen Leben. Ja, irgendwie bin ich froh das ich sie ge-
    bucht habe, aber irgendwie kommt sie mir auch sehr irreal vor. Noch irrealer das ich mein geliebtes und wohiges Zuhause für einen ganzen Monat verlassen würde. Diese nun anbrechende Woche wird echt komisch für mich werden, denn auf der einen Seite steht die Abhohlung meines neuen Reisepasses an, und auf der Anderen habe ich einen Termin beim Anwalt hoffend das der mir helfen wird das Ding mit der Lebensversicherung ge-
    backen zu bekommen, die nun einen britischen Erbschein von mir verlangt - wissend das ich in Deutschland lebe und folgedessen keinen Zugang zur dortigen Justiz habe. Ja, Zukunft trifft auf Vergangenheit innerhalb einer selbigen Woche! Eigendlich müßte ich langsam anfangen mich für meine anstehende Reise vorzubereiten, aber stattdessen verschiebe ich Alles immer wieder auf einen anderen Tag. Und anstatt mich rieisg darauf zu freuen gehe ich sie an als ob sie mich überhaupt nicht betrifft.


    Liebe Amitola, ehe ich Dich mit meinen Zeilen völlig überwältige mache ich jetzt Schluß und wünsche Dir einen guten Wochenanfang und gutes Gelingen bei all Deinen Vorhaben - und ehe ich es vergesse ... sollte ein reales Treffen in Austria stattfinden wäre ich definitiv von der Partie.


    Hanna