Hallo ihr Lieben,
Trauer als Chance ... echt ein feines Thema welches ein Jeder von uns auf seine Art und Weise betrachtet.
Heute war es für mich wieder einmal ein Tag wo die Gefühle tüchtig Achterbahn fuhren, denn heute sind es auf den Tag genau 4 Monate her wo ich in der Dunkelheit der frühesten Morgenstunden den Anruf vom Hospiz bekam. Hätte nicht gedacht das dieses Datum mich erneut so aufwühlen würde.
Hatte mich heute morgen zwar an seinen Todestag erinnert, aber beschlossen meinen Alltag ganz normal nach zu gehen. Ja, ich hatte neulich Farbe vom Baumarkt mitgebracht um die Türen im oberen Geschoß meines Hauses zu streichen. Eine der Türen war die seines Schlafzimmers und durch meine Aktion war ich nun dazu gezwungen in diesem Raum recht lange zu verweilen. Ein Raum in dem im Grunde Alles noch so ist wie er ihn verlassen hat, außer das ich all seine persönlichen Sachen weg geräumt habe, sein Kleiderschrank und seine Schubladen nun leer sind, und außer das sein Bett abgezogen und mit einer Tagesdecke zugedeckt ist Ja, und ehe ich mich versah kamen mir seine letzten Wochen die er noch zuhause verbrachte hoch, die letzte Woche die er im Hospiz war und dann liefen die Bilder seines Todes vor mir ab wie ein sich ewig wieder-
hohlender Film der nicht mehr zu stoppen war. Alles war plötzlich wieder so present als ob ich die ganze Situation noch einmal auf sehr reale Weise durchlebte, und zeitweise war mir sogar als ob ich ihn in dem Raum riechen konnte, denn durch seine Krankheit und vermutlich durch die Medikamente die er nahm hatte er am Ende einen sehr eigenen Geruch der nicht unangenehm war, aber dennoch ein sehr spezieller.
Ja, ich hätte mir gut einbilden können ihn in meiner Nähe zu spühren Und was der Situation auch nicht weiter half war das ich ausgerechnet heute
die Rechnung vom Amtsgericht für die Eröffnung seines Testamentes bekam - als ob das Schicksal mich dazu zwingen wollte ihn nicht zu verges-
sen. Also hockte ich mich auf meine kleine Leiter und heulte ein paar Strophen mit in Gedanken bei ihm entschuldigend das ich eine Farbe für "seine" Tür ausgesucht hatte die ihm warscheinlich ganz und gar nicht gefallen hätte. Ihn dabei riesig vermissend und mir wünschend er wäre noch da.
Dann jedoch gab ich mir einen tüchtigen Ruck und schwang wieder meinen Pinsel bis ich mein heutiges Pensum geschafft hatte. Und wenn ich nun an meinem "Werk" vorbei gehe freut es mich das ich ich trotz aller Traurigkeit wieder einen kleinen Schritt voran gekommen bin mir für mein neues Leben auch ein neues Zuhause aufzubauen. Nun habe ich mir als großes Ziel gesetzt diesen Raum zu MEINEM Schlafzimmer zu machen obwohl ich stehts ein irgendwie mulmiges Gefühl habe wenn ich da rein gehe. So habe ich beschlossen mich nicht unter einen Zeitdruck zu setzen und diese Sache vielleicht in neuen Jahr anzugehen wenn ich mit etwas Glück noch mehr Abstand von den Geschehnissen dieses Jahres gefunden habe. Schließlich hatte ich ja oft genug davon geträumt als mein Mann noch darin als Schwerstkranker "lebte" und ich mich für sehr lange Zeit mit der ausziehbaren Couch in seinem Arbeitszimmer begnügen mußte. Ja, damals träumte ich oft davon einmal einen richtigen Rückzugsort zu haben der Nichts anderem dient als erhohlsamen Schlaf.- was aber gewiß nicht beduetete das ich seinen Tod kaum erwarten konnte um in sein Schlafzimmer einzuziehen.
Schließlich schalfe ich auch heute noch auf der Couch, da ich mich mit seinem Schlafzimmer noch nicht "anfreunden" konnte. Mit etwas Glück wird mir meine lange Reise am Ende dieses Jahres den final cut und jede Menge frischen Tatendrang beschehren. Kann sie mir noch nicht wirk-
lich vorstellen und manchmal bekomme ich kleine Panik Attacken wenn ich sehe wie die Zeit in Richtung Weihnachten rast. Und wo ich noch so viel wichtiges zu bewältigen habe ehe ich überhaupt an Kofferpacken denken kann. Habe endlich hier in Berlin einen Anwalt gefunden der sich an-
geblich auf britisches Recht spezialisiert hat und habe nun einen Termin bei ihm am kommenden Dienstag. So drückt mir 'mal bitte ganz doll die Daumen daß das auch nicht wieder Einer ist der mir nur das Geld aus der Tasche ziehen will.
Nun habe ich aber 'mal wieder lang und breit geschrieben und werde Euch nun in Ruhe lassen mit meinen Neuanfangsgeschichten die eben nicht immer so verlaufen wie ich sie gerne hätte.
Euch Alles liebe,
Hanna