Der Opa meiner Freundin ist gestorben - Wie verhalte ich mich?

  • Huhu zusammen,


    der Opa meiner Freundin ist gestorben und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, der Familie und den Verwandten gegenüber, aber auch ihr gegenüber.


    Der Familien Zusammenhalt ist sehr stark und die Bindungen auch, sie hängen alle sehr aneinander. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Soll ich jedem einzelnen mein Beileid bekunden ? (Ich kenne die meisten zwar, aber das ist eher ein "hi" und "ciao").
    Wie soll ich mich meiner Freundin gegenüber verhalten? Will sie die Trauer mit ihrer Familie bewältigen, möchte sie mic hdazu? Soll ich einfach zu ihr fahren? Soll ich einfach mich nicht melden, bis sie es tut? Was kann ich überhaupt für sie tun?


    Ich bin verzweifelt, weil die Beziehung gerade ein weig wackelt und die Situation alles noch verschlimmern könnte. Ich weiß nicht damit umzugehen.


    Könnt ihr mir Ratschläge geben, mir helfen?


    WÜrde mich über einige Hilfreiche Antworten freuen...

  • Lieber Exus,


    herzlich willkommen hier bei uns. Grundsätzlich denke ich, dass Du Dich in jedem Fall aktiv zur Verfügung stellen solltest. Melde Dich, fahre hin und sei´ da - Und zwar nicht nur jetzt in der Akutsituation, sondern auch später - Du darfst das Thema auch selber von Dir aus anschneiden und z.B. Deine Freundin fragen, ob sie noch oft an den Opa denken muss.


    Eine große Familie mit guten Beziehungen ist wichtig und natürlich in der Trauersituation hilfreich, doch auch außenstehende Personen nehmen eine wichtige Rolle ein.


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Hey, danke für die schnelle Antwort.


    Das Problem ist: Er ist heute morgen gestorben und sie war vorhin wirklich abweisend und eben so, wie sie noch nie war. Natürlich hat das mit der Trauer zu tun, nur will ich nicht dort erscheinen, wenn ich unerwünscht bin. Ihr auf die Nerven gehen mit meiner Fragerei will ich auch nicht.


    Ich möchte für sie da sein und ihr helfen, den Schmerz zu überwinden und ja...

  • Also erst mal wow. Ich sitze hier und warte schon die ganze Zeit auf Antworten... Danke! Fühle mich wie gelähmt, habe ihn ja auch gekannt, zwar nicht gut, aber er war ein herzensguter Mensch, vielleicht einfach ind Wort und Tat, dennoch aber besonders.


    Das mit dem melden... Ich denke du hast da Recht, das man in einer solchen Situation nicht fähig dazu ist.


    Besonders sidn wohl hier die kleinen Gesten, oder?
    Ich denke heute ist es zu früh, ich möchte morgen zu ihr fahren und nach ihr sehen, "da sein". Nur habe ich Angst damit einen Schritt zu tun, den sie nicht möchte... Manche Menschen gehen ja mit Trauer offen um, reden udn verarbeiten so. Andere verarbeiten das selbst im Inneren, ohen andere daran zu beteiligen und mithelfen zu lassen... Ich weiß nicht, welcher Typ sie ist udn möchte nicht verletzend wirken...


    Ich möchte nur nicht, dass sie sich deswegen abschottet... Unsere schon etwas gestörte Beziehung zerbricht. Ich will ihr Halt geben in dieser Zeit jetzt.


    Ich danke dir für deine Ratschläge.


    Gruß Exus

  • hallo exus,


    zuerst herzlich willkommen hier bei uns!


    es ist oft sehr schwierig als parnter so zu reagieren, dass es dem anderen gut tut. ich kann nur aus meiner eigenen erfahrung sprechen.


    was ich mir gewünscht hätte:
    eine einfache liebevolle umarmung, wenn mir tränen in den augen gestanden sind, ein offenens ohr, wenn ich dafür bereit war, anteilnahme, wenn ich von meinen eltern erzählte, und auch ein schönes gespräch über meine mama, wenn ICH dazu bereit war.


    nimm deine freundin in den arm, wenn du die trauer in ihren augen siehst. sei für sie da, egal wie abweisend sie sein kann (<-- ich war das leider sehr oft, weil ich auch mit den gefühlen überfordert war).


    ich hätte soviel gegeben, dass es menschen gibt, die mich verstehen und nicht ständig "jetzt geht es deinen eltern besser"... "sie müssen nicht mehr leiden".... "es wird bald besser werden"..... das sind dinge, die man ständig hört und bestimmt auch liebe gemeint sind, aber man kann sie irgendwann nicht mehr hören.


    sei einfach an ihrer seite, sie braucht deine nähe, sie braucht deine starke schulter. und sie wird es dir danken, denn sowas ist nicht selbstverständlich.


    respekt, dass du hier nachfragst, wie oft hab ich mir gewünscht, dass mein mann so einfühlsam gewesen wäre. ich finde es wirklich sehr schön von dir!!


    gib ihr die zeit, die sie brauch.
    exus, ich muss es nochmal wiederholen, es ist wahnsinnig einfühlsam von dir, dass du dir gedanken darüber machst. schreib einfach, wenn du noch mehr wissen willst, wir sind für dich und helfen dir gerne weiter.


    deine petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • Okay, ihr habt mir deutlich gemacht, dass es eben die "Kleinen Dinge" sind, die eine sogenannte Stütze sind. Nicht große Reden, Worte oder Taten, sondern Aufmerksamkeiten und/oder die einfache Anwesenheit.


    Ich bin auch kein Mensch der großen Worte, könnte meien Anteilnahme nicht wirklich ausdrücken, würde mir dumm und fehl am Platz vorkommen.


    Ich bin, glaueb ich, viel jünger als ihr, kann also weniger Lebenserfahrung aufweisen. Ich selbst habe noch nie einen Menschen verloren, ich kann das nicht richtig nachempfinden... Ich Finde es super, dass ihr mir eure Erfahrungen mitteilt.


    Aber ich habe noch viele Fragen: Wie soll ich der Familie, die eine Menge Mitglieder umfasst, umgehen? Soll ich eine Karte schreiben oder jedem einzelnden, wen ich ihn sehe, mein Beileid ausdrücken? Wie soll ich reagieren, wenn ich morgen auf sie treffe?


    Obwohl ich nicht wirklich betroffen bin, geht mir doch die ganze Sache sehr zu Herzen... Gerade in Blick auf meine Freundin...

  • lieber exus,


    genau, die kleinen dinge, auf die kommt es an!
    die helfen mehr als tausend worte und taten.


    ich würde den angehörigen morgen einfach die hand geben und dein beileid ausdrücken. schaue ihnen in die augen, sie merken, dass du es ehrlich meinst. ich würde keine karte schreiben, wenn du sie morgen alle siehst. irgendwie gehörst du ja auch zu dieser familie, du bist ein wichtiger teil deiner freundin.


    ich wünsche dir viel kraft für morgen und werde an dich denken. du machst das richtige!!!
    alles liebe
    deine petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • Lieber Exus,


    da braucht jemand Hilfe und ich bin nicht da, bitte entschulige, ich hatte Besuch.


    Auch von mir ein liebes Willkommen.


    Ich finde dein Verhalten ganz große Klasse.


    So, wie du es schon gelesen hast, sei für sie da und ich sag dir was (das schreib ich jetzt nur einmal)
    Ich hatte, als mein Opa starb gerade die Scheidung laufen und mein Mann, damals war am Begräbnis einfach da, es war wichtig zu wissen, wenn ich jetzt ohnmächtig werde ist er da und fängt mich auf.


    Sag Ihnen, dass es dir auch leid tut, und wenn es dir schwer fällt zu formulieren, dann sag das auch.
    Es ist schöner zu hören, dass jemand mitbetroffen ist und damit nicht umgehen kann als ein oberflächliches "mein Beileid"
    Das hab ich auch damals sehr geschätzt bei den wenigen Leuten.


    Ich sage heute noch zu Trauernden: Es tut mir leid, und ich weiss nicht was ich sonst noch sagen soll.


    Das ist ehrlich und Trauernde schätzen diese Ehrlichkeit wirklich. (Meine Erfahrung)


    Für mich war es auch ganz wichtig, das mein Partner oder sonstwer es aushält, wenn ich weinen musste und das hat mich oft selbst überfallen, da war es ganz wichtig in den Arm genommen zu werden, ein Taschentuch gereicht zu bekommen und zu hören: Ich bin da.


    "Es wird wieder gut" oder "alles ist gut" oder "na geh, hör auf" sind nicht angebracht in dieser Situation.
    (meine Erfahrung, mein Empfinden)


    Ganz wichtig, Trauer hat keine Zeit und sie kann immer wieder kommen und wer ist dann da?


    Wo sind wir jetzt?


    Ich kann auch nicht mit den Menschen über mein Kind reden, die damals so laut geschriehen haben: Ich bin da für dich, wenn du was brauchst.


    Wer ist da? Ich kann sie auf einer Hand abzählen und da bleiben 2 Finger übrig.
    Trauernde können nicht um Hilfe bitten, also warte nicht darauf, dass etwas kommt, es kommt nichts.


    Ich glaube wir konnten dir ein wenig helfen und du bist für morgen gerüstet.


    Ich drücke dir die Daumen,
    finde ganz toll, dass du hier gefragt hast,
    damit hast du schon enorm viel gewonnen.


    Alles Liebe

  • Hi Exus,


    ich würde das auch nicht verkrampft und mit zu vielen Gedanken an Konventionen angehen - wie die anderen schon geschrieben haben: Sei bewusst da und dann fällt Dir zur rechten Zeit ein, was Du beitragen kannst.


    Von der Konvention her kannst Du dem nächsten Angehörigen, hier wohl der Witwe eine Karte schreiben. Tipps zum Formulieren findest Du hier


    Erzähl´uns, wie es Dir weiter ergangen ist...


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Ich lasse diese Begrüßungsfloskeln weg, denn ich weiß nicht was hier eine adäquate Begrüßung ist...


    Leider passt es nicht ganz in das Topic, aber da es um die Trauer meiner Freundin geht, ja möglicherweise doch ... Bei ihr ist jedoch nicht ihr Opa verstorben ...


    Im Folgenden will ich euch meine Geschichte erzählen. Sie ist im Prinzip jetzt eine Woche her und einfach nicht zu begreifen. Meiner Freundin ihr bester Freund ist ertrunken. Nun, nach 6 Tagen würde ich sagen beginnt ihre eigentliche Trauerzeit. Der erste Schock ist vorbei und es wird immer realer für sie, dass ihr bester Freund, der gleichzeitig ein Ex-Freund ist, gestorben ist. Ich würde ihr gern beistehen, aber ich weiß nicht wie ... Es ist auch eine komische Phase, wenn ich frage ob ich vorbei kommen kann, sagt sie ja, wenn ich ihr sage, dass ich da bin, wenn was ist, dann kann sie das aber nicht so richtig annehmen wie es mir scheint. Was soll ich tun? Abwarten bis sie von selbst sprechen möchte? Oder immer wieder auch selbst die Initiative ergreifen und einfach da sein? Ich weiß ja nicht mal ob sie mit mir über ihn reden KANN immerhin handelt es sich um einen Ex-Freund ... Bin über Hilfe wie ich ihr zur Seite stehen kann sehr dankbar. Ich weiß ich kann sie halten und wir können den Weg gemeinsam schaffen, aber ich möchte wissen wie ich manche Dinge einordnen soll. Sie macht auch alles richtig in meinen Augen, spricht mit Leuten die ihn kannten und trauert mit ihnen gemeinsam, schottet sich nicht zu sehr ab und nutzt ihre Arbeit um sich auch mal ein wenig abzulenken ohne dabei nicht zuzulassen, wenn es ihr eben auf Arbeit schlecht geht. Wenn es ihr auf Arbeit schlecht geht, geht es ihr eben schlecht und kein Mensch der Welt hat das Recht ihr die Trauer zu verbieten! Wie ihr seht ist sie ne tolle und starke Frau, aber jetzt will ich ihr in schwachen Momenten gern zur Seite stehen ...

  • Lieber Curdt,
    herzlich willkommen hier bei uns! Signalisiere einfach Gesprächsbereitschaft und sag ihr aber auch, dass du unsicher bist, wie du dich verhalten sollst. Sag ihr, dass du ihr gerne beistehen möchtest, nur, das du nicht sicher bist, was sie von dir braucht.
    Alles Liebe
    Christine

  • Ich hoffe das folgende von mir klingt jetzt nicht zu egozentrisch ... Wie ich ja bereits geschildert habe, versucht meine Freundin sich recht gut abzulenken und unternimmt auch mit anderen etwas und spricht auch mit anderen über den Verstorbenen. Jetzt sind aber SMS von den anderen und Unternehmungen mit anderen viel interessanter und mit mir unternimmt sie nur kurz etwas und schreibt mir auch kaum noch eine SMS was früher ganz anders war ... Ich weiß nicht, ist es ihr zu viel Normalität und Alltag mit mir und sie hält das noch nicht aus und versucht sich abzulenken, oder verhalte ich mich vielleicht doch falsch und sie kommt deswegen nicht mehr zu mir und meldet sich nicht? ...

  • Hi Curdt,


    es ist natürlich schwierig, aus der Ferne etwas über die Motivation Deiner Freundin zu sagen. Ein Trauerfall, egal ob er nur einen oder beide in einer Beziehung betrifft ist in jedem Fall eine Belastung für diese. Dabei geht es doch um existenzielle Auseinandersetzungen und die Aufarbeitung von solchen Gefühlen. Ich würde diese Orientierung Deiner Freundin zu den "anderen" nicht als Desinteresse an dir oder an der Beziehung mit Dir interpretieren, sondern wirklich eher im Trauerkontext sehen - ich nehme mal an, dass die "anderen" die sind, die den toten Freund gekannt haben, bzw. mit denen Deine Freundin mit dem Verstorbenen Zeit verbracht hat. So kann es wichtig sein, dass sie Zeit mit diesen Leuten verbringt, um Trauerarbeit zu leisten.


    Trotzdem ist es wichtig, dass Du nicht zu weit zurücksteckst und ihr das auch rückmeldest, wenn es dir zuviel wird. Denn trotz der Trauer hat sie natürlich ein Leben im Jetzt und eine Beziehung mit Dir.


    Schwierige Gratwanderungen, berichte weiter - egozentrisch ist nichts daran!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Nun Markus ... was kann ich dir berichten? ... Ich verstehe unser Verhältnis zur Zeit nicht so richtig, wir hatten ausgemacht wir sehn uns Sonntag und sie soll sich melden wenn sie Zeit hat und dann kam sie irgendwann online und ich fragte sie was denn nun wird und da sagte sie ich könne vorbei kommen. Als ich dort ankam, war einer der ersten Sätze den ich hörte wie ihr Vati sie fragte was sie heute gemacht habe und sie antwortete "Na nichts. Rumgegammelt." Das hat mich richtig geärgert und ich habe ihr auch gesagt "Weißt du eigentlich wie doof das ist, wenn man den ganzen Tag wartet und denkt "Naja sie hat sicherlich noch was zu tun und wird sich melden" und dann erfährt, dass du den ganzen Tag nichts weiter gemacht hast? Wenn du einfach mal Zeit für dich brauchst ist das ok, aber halt mich doch nicht den ganzen Tag hin ohne irgendetwas zu sagen". Sie war etwas verdutzt und am Montag hat sie das erste Mal mit mir darüber gesprochen wie traurig sie ist, da dachte ich es geht bergauf, ebenso Dienstag nochmal. Zumindest am morgen ... am Abend war Isabell dann wieder mechanisch ... Hat mich größtenteils links liegen gelassen und nur kurz geantwortet ... wie soll ich mich denn nun verhalten? Wir hatten Kontakt über ICQ, weil ich zur Zeit in meiner Praxisphase des Studiums bin und damit unter der Woche nicht da ... und ich hab so Angst vor dem Wochenende, ich will sie nicht wieder nur kurz sehn, ich bin auch selten da und möchte sie auch bei mir, andererseits versteh ich auch wenn sie Zeit für sich braucht ... ich weiß einfach gar nicht was ich machen soll ...

  • Lieber Curdt,
    hast du ihr gesagt, wie es dir geht? Du hast versucht, dich nach ihren Bedürfnissen zu richten und dabei hat dich ihr Verhalten verunsichert bzw. auch verletzt, ich denke, das sollst du ihr auch rückmelden. Sag es ihr, ohne sie anzuklagen oder ihr Vorwürfe zu machen, z.B.: Ich verstehe, dass du derzeit Zeit für dich brauchst und traurig bist, aber ich möchte dich am Wochenende halt sehen und es verunsichert mich, wenn ich merke, du lässt mich links liegen oder willst mich nur ganz kurz sehen.
    Eines ist vielleicht noch hilfreich: Halte dir vor Augen, dass sie zwar trauert, deshalb ist sie aber nicht krank, du kannst sie also wie einen normalen und gesunden Menschen behandeln, der auch über deine Bedürfnisse wissen darf.
    AL
    Christine

  • Hi Curdt,


    ich kann die Aussagen von Christine nur unterstreichen. Wie ich in meinem Posting angedeutet habe, musst Du auch ihr Deine Bedürfnisse rückmelden. Bezüglich Deiner Frage des "konkreten Tuns" von Deiner Seite aus, glaube ich, dass Du jetzt wirklich mal abwarten musst, wie sich die Sache entwickelt. Trauernde Menschen hinterfragen oft auch sehr kritisch die bestehenden Beziehungen und ganz ehrlich schaut es für mich schon auch ein bisschen so aus, als ob Deine Freundin auch Eure Beziehung etwas auf den Prüfstand stellt. Doch mit mehr Druck von Deiner Seite aus wird die Sache sicher nicht besser!


    Wie lange genau ist der Unfall eigentlich her?


    Liebe Grüße,
    Markus