Liebe Hedi, lieber Chistoph,
vielleicht ist das Leben nur ein Würfelspiel, ich weiß es nicht. Ich sehe wie gesagt auch nicht den Sinn hinter dem ganzen ja auch nicht, aber ich hoffe eben ihn zu finden, denn die Vorstellung, das alles nur auf einem Zufall beruht erschreckt mich eben mehr, als die dass es einen ganz bestimmten Grund gibt warum ich noch hier bin. Ich versuche aber nicht ständig diesen Grund herauszufinden, ich glaube ich werde es wissen, wenn ich ihn gefunden habe. Im Augenblick muss es mir als Grund genügen, dass durch mich mein Ernst noch auf dieser Erde irgendwie weiterlebt, in meiner Seele und in meiner Erinnerung.
Ihr habt recht, wir sind nicht allein, aber dann doch wieder allein. Ich denke, es ist einfach so, dass jeder es ein bisschen anders empfindet, jeder trauert anders. Der Schmerz ist uns allen gemein und auch die Verlorenheit ohne den Menschen, der gegangen ist, aber es gibt so viele Nuancen, kein Schmerz gleicht wirklich dem anderen weil keiner von uns dem anderen gleicht.
Ich sehe den Schmerz aber auch als Teil der Liebe, die mich mit meinem geliebten Menschen verbindet und so stark die Liebe war, so stark ist eben auch der Schmerz. Der Schmerz wäre nicht da, würde ich ihn nicht so sehr lieben.
Mein geliebter Mensch Ernst hat es oft nicht leicht gehabt in seinem Leben, bevor wir zusammen kamen war er sehr oft einsam und er hatte Migräneanfälle seit er 11 Jahre alt war und deshalb bin ich nicht nur sehr traurig, dass er nicht mehr da ist, sondern ich freue mich auch für ihn, dass er nie mehr einsam sein muss und dass er nie mehr Schmerzen haben muss, vor allem bin ich froh, dass er nicht das durchleben musste, was ich durchleben muss. Es ist sehr schwer ohne ihn, wir hatten ja nur uns, wir haben keine Familie, jedenfalls keine, die man so nennen könnte und auch keine wirklichen Freunde und ich fühle mich oft sehr allein. Ich hätte früher nie geglaubt, dass ich ohne ihn überhaupt leben kann und ich glaube dass es für mich auch nur möglich ist, weil ich spüren kann, dass er noch immer bei mir ist und mich begleitet, bei allem was ich tue. Es wird aber nie mehr so sein wie es war und das tut unendlich weh und das wird auch immer weh tun.
Tröstende Grüße
Andrea