Papa, du fehlst mir

  • Ich weis nicht wo ich anfangen soll. Mein Papa war noch jung. Er war 58 Jahre alt und ich bin die kleinste (19 Jahre )seiner 6 Kinder.
    Er wollte immer eine Fußballmannschaft, also 11 Kinder... eine halbe hatte er und er war immer stolz auf jedes einzelne.


    Papa?
    Ich weis du hast es nie leicht gehabt. Ich frage mich jeden Tag aufs neue, wo du gerade bist & ob es dir dort oben gut geht. Ich weis auch das jeder Tag immer schwerer für mich wird. Jeder meinte es wird von Tag zu Tag besser, aber das ist nicht der Fall. Es fühlt sich an als ob mir mein eigenes Herz rausgerissen wurde. Ich weis das jeder Tag mehr Leid für mein Herz bedeutet aber genauso bedeutet jeder weitere Tag, einen Tag weniger darauf warten dich wieder zu sehen.
    Wenn ich gewusst hätte wie schnell es gehen würde, hätte ich jeden Tag mit dir verbracht. Ich habe das Gefühl wir haben uns viel zu selten gesehen.


    es ist schon fast zwei Wochen her als du von uns gingst. Als ich die Nachricht bekommen habe war ich grad auf der Arbeit ich wusste das ich nach der Arbeit zu dir fahren sollte weil ich dich besuchen wollte. Doch dann rief mich mein Bruder an, zu dem Zeitpunkt war mir klar das irgendwas mit dir war denn er rief mich nie an, geschweige denn auf der Arbeit. Er sagte es mir und in dem Moment gingen alle Lichter bei mir aus, ich fing an zu zittern und bekam kein einziges Wort raus. Dann wurde ich nachhause gebracht, dort warteten meine Geschwister auf mich. Zuhause war es noch nie so eine Stimmung. Ich bin erstmal in die Arme meiner Schwester gerannt und man merkte das niemand mit der Situation klar kam. Wir sind zu dir gefahren um uns noch einmal von dir zu verabschieden.
    Als ich in dein Zimmer im Pflegeheim kam lagst du da und ich habe nur noch geweint.
    Ich weis das du dich dort nicht wohl gefühlt hast, denn du warst noch jung... Ich weis das du dein ganzes Leben alles für uns Kinder getan hast und uns immer die Liebe geschenkt hast die wir gebraucht haben. Du hast uns beigebracht aufrichtig und ehrlich zu handeln. Dafür danke ich dir...
    Aber als ich bei dir war um mich von dir zu verabschieden habe ich gesehen an deinem Blick das du ohne schmerzen und zufrieden von uns gegangen bist. Du wurdest erlöst von all deinem Leid & deinen Schmerzen. Trotz alle dem fehlst du mir unglaublich.


    Ich will dich einfach nochmal in den Arm nehmen und mit dir lachen oder einfach nur bei dir sein und kuscheln wie du es früher immer mit mir gemacht hast wenn ich nicht schlafen konnte.


    Ruhe in Frieden Papa
    Deine kleine "Prinzessin"

  • Liebe MWBH,
    zuerst ein Willkommen hier. Auch wenn es sehr schwer ist.


    Leider muss ich dir sagen, dass nach zwei Wochen noch nicht davon gesprochen werden kann, dass es jeden Tag leichter wird.
    Es ist noch so frisch und noch gar nicht wirklich realisiert. Vielleicht fühlst du dich wie in einem Albtraum - aus dem du nur aufwachen musst?
    Magst du ein bisschen erzählen, was dein Papa hatte, dass er im Pflegeheim war? Wie die letzten Tage waren? Welche Geühle und welche Gedanken dich jetzt begleiten? Vielleicht hast du auch Fragen?
    Hier darfst du alles los werden. Abladen.
    Wir sind da. Wir gehen ein Stück dieses schweren und langen Weges mit dir.


    Ich wünsche dir für heute, dass es einen Moment gibt, in dem du dich geborgen fühlst und du deinen Gefühlen freie Lauf lassen kannst. Ich wünsche dir für heute, dass da Menschen sind, mit denen du offen reden darfst und die dir keine RatSCHLÄGE geben.
    Einen erträglichen Tag wünscht dir
    Astrid.

  • Liebe MBWH,


    es tut mir sehr leid, dass du deinen geliebten Papa so früh verloren hast.
    Herzlich Willkommen hier. Wir alle werden immer ein offenes Ohr für dich haben. In diesem Forum ist man so gut aufgehoben, das kann ich dir versichern.


    Auch meine Mama war viel zu jung, als sie gehen musste. Nur ein Jahr älter als dein Papa. Bei mir waren es am Montag genau 16 Wochen. Sie starb ganz plötzlich.
    Bei dir sind es gerade erst zwei Wochen, liebe MBWH. Es ist noch so frisch, noch gar nicht greifbar, was euch widerfahren ist.
    Ich kann dir versichern, dass es irgendwann ein bisschen leichter oder anders wird. Ich habe nach 4 Monaten auch hin und wieder sonnige Augenblicke. Dann wieder Dunkle. Dann bin ich verzweifelt und dann einfach nur wütend. Es spielen so viele Gefühle mit, das ist manchmal alles gar nicht zu fassen. Aber es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mit meiner Mama "spreche" oder an sie denke. Mir hilft momentan das schöne Wetter.


    Fühl dich gedrückt, wenn du magst. Ich finde das "von der Seele" schreiben hilft mir sehr. Vielleicht dir auch?


    Ich hoffe, du hast heute einen einigermaßen erträglichen Tag mit einem kleinen Lichtblick!

  • Ich versuche mit vielen darüber zu sprechen und möchte auch über ihn reden, aber immer wieder habe ich das Gefühl es interessiert keinen oder man will mich nicht verletzten!
    Aber es tut einfach so gut über ihn zu erzählen eben weil er so ein wunderbarer Mensch war.
    Wie in einem Albtraum? Ja so ähnlich und noch viel schlimmer fühlt es sich an. jeden Tag wirds schmerzhafter und meine Kräfte sind langsam am Ende.
    Ich will ihn einfach wieder bei mir haben.

  • Liebe MWBH,
    Das mit deinem Vater tut mir sehr leid. Selbst wenn du draussen in deinem Freundeskreis das Gefühl hast es interessiert keinen, kann ich dir sagen das hier im Forum sehr viele liebe Menschen sind denen es wohl interessiert. Aber ich denke allgemein interessiert es deiner Außenwelt wie es dir geht und auch das denen es interessiert was du über deinem Vater zu berichten hast, denn dafür sind Freunde, Verwandte da um mit dir gemeinsam diesen schwierigen weg zu gehen. Und wenn dein Vater ein so wundervoller Mensch war dann ist es auch interessant mehr über ihn zu erfahren. Und wenn du darüber schreiben möchtest dann kannst du das auch gerne machen. Lass uns an deinem wundervollen Vater teilhaben und erzähl was dir auf dem Herzen liegt.
    Ich selbst bin auch erst sehr kurz hier aber ich habe in den zwei Tagen schon die Erfahrung machen dürfen, das viele dir " zu hören".
    Dafür Wünsche ich dir ganz viel Kraft und auch den Mut uns darüber zu berichten. Hoffe das war jetzt nicht zu direkt und es ist ok wie ich mich ausgedrückt habe. Wenn nicht dann kannst du es mir gerne sagen.


    LG
    New Asha

  • Ich versuche mit vielen darüber zu sprechen und möchte auch über ihn reden, aber immer wieder habe ich das Gefühl es interessiert keinen oder man will mich nicht verletzten!



    Hallo MWBH,
    das kommt leider in fast allen Fällen vor und du erkennst es richtig - einerseits wollen die Menschen dich nicht verletzen und andererseits ist es sicher auch ein Schutz, denn wenn ich Teil habe an deinen Erinnerungen, dann schmerzt auch mich der Verlust.


    Manchen hilft es, wenn sie ihrem Umfeld erklären, dass der Schmerz für sich selber nicht größer wird,
    wenn man darüber redet und vom Papa erzählt, sondern dass es wie Balsam auf die geschundene Seele ist.
    Dass es das ist, was deine große, klaffende Wunde jetzt braucht.
    Reden dürfen,
    Schweigen dürfen,
    Weinen dürfen,
    Schreien dürfen und auch
    Lachen dürfen ob der schönen Erinnerungen.


    Dafür brauchst du Menschen, die DICH ausHALTEN und erTRAGEN, so wie du jetzt gerade bist.
    Und das ist für viele Menschen eben kaum aushaltbar oder ertragbar, denn sie wollen dich nicht leiden sehen.
    Sie wollen, dass alles wieder normal ist und du vergisst... Das geht nicht.
    Erst wenn du durch den Schmerz gehen konntest, wenn du den Schmerz erfahren, ausgehalten und ertragen hast,
    dann kann was Neues werden. Das Neue kann auch wieder schön werden -
    wird auch wieder schön werden -
    und nie mehr, wie es war.
    Es gibt kein Zurück und das ist schmerzhaft.
    Die vielen winzig kleinen Schritte in das Neue Leben sind manchmal gar nicht erkennbar - und doch sind sie gegangen.
    Jedes Erzählen ist ein kleiner Schritt.


    Erzähle doch hier von deinem Papa, wir halten das aus, wir halten dich aus und ertragen mit dir deinen Schmerz.
    Im realen Leben wünsche ich dir wenigstens 2-3 Personen, die das auch tun.


    Lg. Astrid.

  • Wie mein Papa war ?


    In erster Linie der absolut verständnisvollste Mensch den ich je kannte.
    Er war bei meinen Eltern der, den man als erstes Dinge erzählt hat, wenn man mal wieder "scheiße" gebaut hat.
    Wobei ich auch sagen muss das meine Eltern getrennt sind seid ich Sieben bin.
    Aber ich kann mich an keine Situation erinnern in der er mir Böse war. Sei es wegen der Schule, Geld, Freunde und sogar Drogen. Er hatte erst einmal immer ein offenes Ohr und hat entspannt zugehört ohne groß dazwischen zu reden. Danach bekamen wir Kinder nie ärger von ihm weswegen wir wahrscheinlich als erstes immer zu Papa gegangen sind wenn es um Probleme ging. Er sagte immer das wird schon wieder und hat immer zu uns gesagt das wir unsere Fehler selbst wieder gutmachen können wenn wir ehrlich sind. Wie gesagt er hatte immer die passende Lösung zum Problem.
    Seine Leidenschaft war das LKW fahren, das war nicht nur ein Beruf von ihm sondern ein großes Hobby. Deswegen zerbrach es mir mein Herz als er vor 3 Jahren auf längeren Zeitraum krankgeschrieben wurde. Das und der Fußball waren das einzige was ihm richtig viel Spaß gemacht hat, neben uns Kindern!
    Früher als ich klein war hat er mich manchmal ganz stolz mit dem LKW von der Schule abgeholt. Und ich konnte immer angeben das ich von so einem rießen LKW abgeholt werden würde. Und er war immer ganz stolz und glücklich wenn er mich glücklich gesehen hat.


    Da unsere Eltern sich schon getrennt haben als ich klein war, verlor ich meinen Altagshelden und Bezugsperson der Familie sehr früh.
    Ich konnte ihn ja immer besuchen aber er hat eben nicht um die Ecke gewohnt und da ich noch klein war konnte ich nicht eben mal schnell mit dem Auto zu ihm fahren.


    Er war auch ein leidenschaftlicher Esser. Man war ich immer froh wenn die Grillzeit los ging. Da hat er uns oft zu sich eingeladen zum Grillen. Papa und meine ganzen Geschwister an einem Tisch.
    Oder an seinem 50. Geburtstag... da war ich zwar noch kleiner aber meine Geschwister reden oft darüber das er immer seine Luftgitarre ausgepackt hat und darauf abgegangen ist. Alle meine Geschwister konnten auch mindestens einmal mit ihm ne Schorle trinken. Hört sich blöd an aber er trank es gern und wenn man mit ihm am Tisch saß und die anderen alle ne Schorle getrunken haben war der Abend immer witzig.
    Was würde ich alles geben um mit ihm ne Schorle trinken zu dürfen.

  • Ein ganz besonderer Mensch, dein Papa.


    Ich kann ihn mir ein bisschen vorstellen. Hab ein Bild vor Augen, wie er uns, neben einem geparkten LKW an einem Campingtisch mit Fußball unter dem Fuß und einer Schorle in der Hand, zuzwinkert.
    Danke, dass du ihn uns vorgestellt hast.


    Das erinnert mich an das Lied "Großvater" von STS: nur würde der Kaffee gegen eine Schorle ausgetauscht.


    Vielleicht magst du ja mal mit einer Schorle auf ihn anstoßen?


    Einen erträglichen Tag wünscht dir
    Astrid.

  • Ja ich muss sagen das er wirklich was ganz ganz besonderes war.


    Ich weis auch nicht. Ich werde mir das Lied später mal anhören.


    Ich muss sagen das ich am Tag seiner Beerdigung am tiefsten Punkt in meinem Leben angekommen bin. Es war der schlimmste Tag den es je gab (in meinen Augen).


    Aber es war schön so viele Menschen zu spüren die ihn geliebt haben, da er nie wirklich von Freunden oder so erzählt hat. Ich habe auch ehrlich gesagt gedacht das die Emotionen erst hochkochen wenn der Trauerredner anfängt zu reden.
    Es kam dann aber doch alles anders.


    Meine Geschwister und ich gingen in diese Halle schon eine Stunde bevor alles anfing, das niemand zu uns kommen wird und sein Beileid ausspricht da wir das alle niemals ausgehalten hätten wenn irgendwelche Fremden Leute zu uns kommen.
    Wie gesagt wir sind in die Halle rein und mir schossen die Tränen direkt in die Augen als ich seinen Sarg und das Bild von ihm da vorne sah. Ab dem Zeitpunkt habe ich auch nur noch auf das Bild von ihm gestarrt und hab über Garnichts mehr nachgedacht.
    Zu dem Zeitpunkt habe ich mich so nah zu ihm gefühlt aber auch so fern.
    Irgendwann hat der Trauerredner angefangen von unserem Papa angefangen zu erzählen. Über ihn und sein Leben.
    Es war so schön zu hören das nicht nur ich ihn so sehr geschätzt und geliebt habe sondern alle anderen auch.
    Immer als mein Name in dieser Rede viel... z.B "Die M**** würde ihn gern ein letztes mal in den Arm nehmen und ihm sagen wie dankbar sie ihm ist", habe ich so sehr Gänsehaut gehabt. Es hat sich irgendwie angefühlt als ob er versucht mich zu umarmen. Mir war so warm aber gleichzeitig auch so kalt.
    Die Rede war so wunderschön. Ich weis das er sich so darüber gefreut hätte wenn er da gewesen wäre.
    Ich glaube wir als Kinder haben ihm viel zu selten gezeigt wie wichtig er uns eigentlich ist. Meine Geschwister sind in der Hinsicht "Gefühle zeigen" sowieso etwas kälter als ich da ich unser kleines Sensiebelchen bin. Genau deswegen weis ich wie stolz er in diesem Moment war.
    Ich muss meinem Papa einfach danken. Für einfach alles was er geleistet und durchgemacht hat.
    Als ich vor seinem Grab stand und er hinunter gelassen wurde, war in meinem Kopf einfach nur leere.
    Seid dem Tag höre ich auch täglich die Lieder die gespielt wurden an diesem Tag, unter anderem weil auch sein Lieblingslied gelaufen ist.


    Ich wünsche auch einen schönen Tag.

  • Liebe MWBH,
    es ist sehr rührend wie du es geschrieben Hast, als wenn man selbst dabei war.
    Dein Papa war bestimmt stolz auf dich, denn ich denke das die auch wenn sie nicht mehr da sind noch was mit. Er schaut auf dich und wacht auch noch über dich. Er muss wirklich ein sehr lieber Mensch gewesen sein.
    Bei der Beerdigung meines Freundes und der Vater meines Freundes vielen ja auf einen Tag. Ich hatte die ganze Zeit versucht nicht zu weinen. Aber als in der Rede von dem Pastor mein Name viel und sonst von niemanden konnte ich mich nicht mehr zurück halten. Ich hatte auch die Urne meines Freundes selbst zum Grabe getragen was wirklich nicht einfach war, aber ich habe es geschafft weil ich denke das er mir dafür die Kraft gegeben hat.
    Ich denke die leere im Kopf kennen viele, weil man in dem Moment einfach nichts im Kopf haben kann weil es so ergreifend ist was man in dem Moment sieht. Und man weiß dann irgendwie auch das es jetzt endgültig ist und damit muss man dann erst mal umgehen können.
    Wünsche dir weiterhin sehr viel Kraft.


    LG
    Natascha

  • Liebe MWBH!



    Du hast das Abschiednehmen, da kann ich mich Natascha nur anschließen, so berührend beschrieben!
    Ich kann das so gut nachempfinden.
    Ihr habt das so gestalten können, dass es trotz der Schwere, des Schlimmen, etwas Schönes wurde. Das finde ich immer enorm wichtig, dass es für die Familie einfach passt wie es war.
    Auch das Gefühl der Umarmung kann ich gut nachempfinden. Meine Töchter und ich hatten das auch so gefühlt.


    Also, auch wenn du schreibst, er "hätte" sich gefreut, wenn er da gewesen wäre: Ich glaube er war da, du hast es ja gespürt!
    So viele von uns Trauernden spüren auf einmal den "Draht zum Jenseits". Ich denke nicht, dass uns da nur die Trauer einen Streich spielt, wir uns das einbilden. Man wird nur einfach plötzlich sensibler für die Wahrnehmungen die man ansonsten eher nicht an sich heran ließ. Denn das Gegenteil, dass die Verstorbenen ganz weg sein sollen, kann uns auch niemand beweisen. Also glauben wir an das Schöne! Glauben wir daran, dass unsere Lieben uns weiter begleiten und bei uns sind.


    So nah und doch so fern, das trifft es genau. Und irgendwann wird dieser Gedanke nicht mehr so schmerzen, er wird uns dann Trost sein.


    Alles Gute für dich weiterhin!
    Lg Hedi

  • Liebe MWBH,
    herzlich willkommen hier bei uns! Dein Papa muss ein wunderbarer, witziger, lebensfroher Mensch gewesen sein mit viel Herzenswärme ...
    Du schreibst auch, dass er im Pflegeheim war und von seinen Leiden und Schmerzen erlöst wurde, magst du dauch darüber erzählen? Einerseits ist da der tiefe Schmerz über seinen frühen Tod und die vielen Schorlen, die du jetzt nicht mehr mit ihm trinken kannst, andererseits war da eine Erkrankung, die ihn wahrscheinlich auch sehr eingeschränkt hat, was für einen Menschen, der voller Tatkraft und Lebensfreude ist, immer sehr schwer ist, denke ich.


    Hast du eigentlich schon eine Schorle getrunken, seit er gestorben ist?
    AL Christine

  • Ja eingeschränkt ist untertrieben.
    Es fing alles vor 2-3 Jahren an. Am Anfang hatte er "nur" Diabetes... diese Zuckerkrankheit, er musste sich immer spritzen und alles und durch diese Krankheit konnte er dann nicht mehr arbeiten gehen. Das heißt er konnte seiner Leidenschaft nicht mehr nachgehen.
    Irgendwann ist es eben soweit gewesen das er einen Schlaganfall gehabt hat. Ab dem Zeitpunkt ging es für ihn auch nur noch Bergab.
    Der Schlaganfall war dann auch der Auslöser für seine Krankheit die am Ende alles zerstört hat.
    Ich weis nicht wie die Krankheit heißt denn ich kann sie nicht aussprechen geschweige denn schreiben. Aber ich kann versuchen es zu erklären. Ich kann auch nur so viel erklären, wie ich auch mitbekommen habe.
    Diese Krankheit gibt es anscheinend nicht oft... Ich glaube sogar so wie ich es noch weis nur 20-30 Personen in Deutschland oder sogar noch weniger, sprich sie war unheilbar. Es gab auch noch zwei Arten dieser Krankheit einmal die sowieso schon schlimme und die noch schlimmere. Er hatte die noch schlimmere. Er konnte irgendwann kaum mehr geradeaus laufen weswegen er dann einen Rollator benutzen musste. Ich konnte mich noch gut daran erinnern als ich ihn zum ersten mal mit diesem Teil gesehen habe. Wir waren als Weihnachtsessen in einem Restaurant essen und haben drinnen auf ihn gewartet. Dann kam er rein und ist schon fast gestürzt obwohl er eben diesen Rollator hatte. Sein Gleichgewichtssinn war eben nur noch sehr schwach vorhanden.
    Irgendwann fing es an das wir ihn nicht mehr richtig verstehen konnten wenn er was gesprochen hatte und das war für mich viel zu schlimm denn ich konnte ihm eigentlich nur noch Dinge erzählen die er auch mit Ja und Nein beantworten konnte. Er hatte immer sein bestes gegeben das wir ihn verstehen konnte. Das mit dem reden war dann aber eher so Tagesabhängig.
    Die Ärzte meinten auch das sein Hirn am schrumpfen ist und er nicht mehr richtig denken kann. Das sein Hirn auf dem Stand eines 9 Jährigen war und so weiter. Man hat auch in seinem Gesicht gesehen wie schnell er auf einmal altert und das tat mir so leid.
    Immer wenn ich dann bei meinem Vater war, hat mir seine Lebensgefährtin erzählt was wieder alles passiert ist die letzten Wochen.
    Einmal zum Beispiel wollte er alleine Spazieren gehen (mein Papa war ein Sturkopf :) ). Obwohl er wusste das er nicht alleine aus dem Haus gehen sollte ist er dann doch spazieren gefahren. (mit seinem Rollstuhl) als er dann einen kleinen Berg hinauf fahren wollte ist er nach hinten umgekippt und eben wieder gestürzt und da er nicht von allein aufstehen konnte hat er gewartet bis irgendwer anhält um ihm auf zu helfen. Er war auch auf einmal so vergesslich weswegen er meinen 18 Geburtstag vergessen hat. Da bin ich ihm aber auch nicht böse oder so. Er konnte ja nichts dafür das seine Krankheit ihn das vergessen ließ.


    So ging das immer weiter er ist gestürzt und gestürzt und hatte eben keine Lebensqualität mehr. :( Vor allem er und auch wir wussten das es bei jedem Sturz vorbei sein kann.
    Ein paar Wochen vor dem er von uns gegangen ist war er auch nochmal auf der Intensivstation, an dem Tag wurde ich auch schon vom arbeiten abgeholt um zu ihm zu fahren.


    So ging das dann eben immer weiter bis die Ärzte endlich festgestellt haben das er so in diesem Zustand nicht mehr allein zuhause wohnen kann wo seine Lebensgefährtin eben nur zuhause ist wenn sie nicht arbeiten war.


    Dann kam er ins Pflegeheim und da scheint er auch immer froh gewesen zu sein das jeden Tag einer seiner Kinder vorbei kam.
    Da konnten wir halt einfach so nach dem Arbeiten hin fahren weil das endlich mal bei uns in der Nähe war.



    Ich bin aber froh das ich in diesem Forum immer wieder diese Beiträge sehe. Die bauen mich immer auf wenn ich die lesen kann, dafür wollte ich auch einfach mal danke sagen!



    LG MWBH

  • Danke für dein Erzählen hier.
    Das war für euch sicher auch eine schwere Zeit - nicht zu vergleichen mit der Trauer heute und doch die Angst davor, dass der Tod jederzeit kommen könnte - ich stell mir das sehr schwer vor.
    Lg. Astrid

  • Liebe MWBH, <3


    mein tief empfundenes Mitgefühl für dich...


    dass du deinen Papa verloren hast. Eure gemeinsame Zeit bevor er starb, als er schon so schwer krank war und du bei ihm warst, das war sicherlich für ihn ganz großartig dass du da warst. Ich kann das nachfühlen, es ist so bitter wenn man ein Elternteil hatte das immer stark und lieb und voller Kraft war, und auf einmal erlebt man wie dieser Mensch immer schwächer wird und an Kraft verliert. Man kann nichts tun außer da sein und all seine Liebe her zu geben. Genau das hast du auch getan, und so habe ich es (bei meiner Mutter) gesehen dass ich versucht habe alles aus der Zeit zu nehmen, die uns noch geschenkt war. Es war auch sehr hart, aber ich habe versucht die Krankheit als Chance zu sehen, sich bewusst voneinander zu verabschieden und sich so viel an Zeit zu schenken wie möglich. Ich habe das Gefühl das hast du auch getan. Natürlich - so wars bei mir - hofft man irgendwo noch immer auf Heilung, auch wenn es verrückt klingt, oder auf ein Wunder. Wie sonst soll man es auch aushalten? Du kannst gerne noch mehr erzählen - schreib doch alles was dich bewegt hier auf wenn du magst und es für dich passt...
    dieses Forum ist ein guter Ort dafür <3


    Wie geht es dir jetzt - es ist ja noch so frisch, und ist gerade erst geschehen dass dein Papa gestorben ist. Was tut dir gut?


    Sei lieb gegrüßt und umarmt :24: Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Die letzte Zeit habe ich mich versucht abzulenken mit Dingen die andere nicht verstehen.
    Ich war oft feiern und habe versucht es zu vergessen... Dadurch habe ich mich aber irgendwie schuldig gefühlt weil ich Spaß hatte obwohl er nicht mehr da ist.
    Mittlerweile spricht mich kaum mehr jemand darauf an.. Irgendwie komisch. Ich würde einfach zu gern immer noch über ihn sprechen, doch das Gefühl die Leute damit zu nerven ist und bleibt immer im Vordergrund.


    Ich schreibe seid Jahren regelmäßig Tagebuch und seid das passiert ist schreibe ich nicht mehr in mein Tagebuch an mich sondern an meinen Papa... Ich erzähle ihm über mein Tagebuch was ich alles erlebe, wen ich kennenlerne von Dingen die mich beschäftigen über Dinge die mir an ihm fehlen.


    Ich hoffe ich kann irgendwann zu ihm auf den Friedhof gehen ohne zu weinen und hingehen und zu ihm sprechen... ich weis auch nicht wann es besser wird ...kann ich überhaupt schon davon sprechen nach 3 Monaten das es besser wird?


    Ich wüsste zu gern was sein letzter Gedanke war und was ihn beschäftigt oder glücklich gemacht hat..
    Am liebsten würde ich auch wissen was sein größter Traum in seinem Leben war, um das zu erreichen was er nicht mehr geschafft hat.
    Daran zu denken das er unter der Erde liegt mit all unseren Andenken die wir ihm mitgegeben haben, bringt mich um.


    Wo ist er jetzt?
    Was macht er grad ?
    Ist er stolz auf uns Kinder?
    War er zufrieden mit seinem Leben und und und....
    So viele fragen

  • So viele Fragen,
    darauf kannst jetzt nur noch du dir eine Antwort geben.
    Wenn du in dich hineinhörst, was würde er sagen, wenn du ihn fragen könntest? ==> Alle Vorstellungen sind erlaubt - es ist ja noch nie jemand zurück gekommen und könnte erzählen.


    Wo bist du jetzt?
    Was machst du grad?
    Bist du stolz auf mich und meine Geschwister?
    Warst du zufrieden mit deinem Leben?
    Was war dein Traum vom Leben?


    Wenn du dir in einer ruhigen Stunde diese Fragen stellst und ganz frei deine ersten Gedanken dazu aufschreibst - vielleicht findest du ein paar Antworten, die dir wohl tun.


    Lg. Astrid