Bisschen Philosophie

  • Hallo Dieter - in diesem Fall wünsche ich dir, dass sich auch bei den Fliegen herumspricht, dass es bei Dieter ganz unwirtlich ist, weil er alle tötet (Meine Nachbarin sagte einmal: Obacht - wenn du eine erschlägst kommen 50 zur Beerdigung) Also Kadaver immer irgendwo entsorgen, wo dich die Fliegen nicht so stören ;)


    Mir kommt vor: Durchhalten ist das, was ich dir wünschen sollte. Bis die Temperaturen für dich wieder erträglicher werden.


    Was hältst du von Urlaub in nördlicheren Gefielden? Magst du das Reisen oder bist du eher ein zu-Hause-ist-es-am-schönsten-Typ?


    Einen erträglichen Tag
    Astrid.

  • Liebe Astrid,
    du hast übersehen, dass es mir in meinem kühlen Haus eigentlich ganz gut gefällt. Fliegen und Mäuse sehe ich als Zugabe, damit es mir nicht zu gut geht. Wo liegt denn bei dir die Schmerzgrenze: bei 40°?
    LG D.

  • Heiß!
    Die letzten Nachmittage auf dem Friedhof in "schwazer Panier" und Trauerfeiern leitend, das war schon ziemlich grenzwertig ... Nach den Trauerfeiern stelle ich mich immer 5 Minuten in die Kühlung zu den Särgen, damit ich wieder einigermaße fit bin für die nächsten Gespräche mit Angehörigen .... :D Ahhhhh, das wolltet ihr jetzt wahrscheinlich nicht so genau wissen, aber das sind lebensrettende Maßnahmen 8o
    Wochenenddienst hab ich auch noch, aber es ist ruhig bis jetzt!
    Grüße aus der Gruft!
    Christine

  • Lieber Dieter,
    meine Schmerzgrenze kommt auf das Programm an:


    Im Schatten eines Baumes am Seeufer mit einem Buch in der Hand oder den badenden Kindern im Visier halte ich auch hohe Temperaturen mit Genuss aus.


    Am Abend zum Einschlafen dürfte es dann schon mal abkühlen.


    Ich erinnere mich gerne an meine Kindheitserfahrung von Sommer: Am Tag schön heiß, damit das Eis schmeckt und man gaaaaanz laaange im See bleiben kann - ohne blaue Lippen zu bekommen (dann wurden wir immer herauszitiert) und am Abend dann ein Sommerregen - am liebsten mit Blitz und Donner. So ab 22 Uhr, damit man auch noch schön grillen konnte.


    Ja, ich bin ein Jahreszeitenmensch. Ich bin so froh, an einem Ort leben zu dürfen, an dem es klirrend kalte Winter und schwirrend heiße Sommer geben kann. Dazwischen Herbst und Frühling machen das ganze rund. Dazu kommt noch die Spannung: Wie wird es heuer....


    Bei welchen Temperaturen fühlst du dich am wohlsten?


    Jetzt nochmal zurück zu diesem Satz:


    Fliegen und Mäuse sehe ich als Zugabe, damit es mir nicht zu gut geht


    Wenn wir schon in: Bisschen Philosophie sind, ein bisschen Literatur noch dazu ;)
    Ich hab mich gerade gefragt, ob du überhaupt möchtest dass es dir "zu gut geht" oder ob du vielleicht die Bedenken hast, dass Mephisto dich hinwegrafft, wenn du sagst: "Augenblick verweile, du bist so schön"?


    Auch wenn ich nicht so recht an die Existenz eines Mephisto glaube, so kommt mir doch bei manchen Menschen vor, dass eine Einstellung gibt von: "Warum soll es MIR auch schon wirklich gut gehen"


    Jetzt bin ich gespannt auf deine philosophische oder literarische "Auslegung".


    Sei lieb gegrüßt
    Astrid.

  • Liebe Astrid,


    das wird schwierig. Oder gerade nicht. Mit Goethe kann ich nicht viel anfangen. Ich bin zwar kein Österreicher, aber ein leidenschaftlicher Grantler. Granteln ist etwas sehr Positives: den Rohdiamanten schleifen. "Verweile doch, du bist so schön!"? Ach was: "Na ja, war ganz nett." Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich hingerissen bin. Den sogenannten Werten auf den Zahn fühlen. Eher Nietzsche oder Heine als Goethe, aber mit Augenzwinkern. Waggerl eben. Scheint niemand zu kennen. Klartext: Ich liebe die Jahreszeiten genau wie du, auch den Sommer. Aber der Sommer wird noch schöner, wenn ich ein bisschen an ihm herummeckern kann. Schönes, endloses Thema; mein Klopfer macht leider nicht mehr mit.


    LG D.

  • Hallo Dieter,
    kenne wirklich nichts von Waggerl, außer dem Satz: "Im Leben sterben wir viele Tode. Der Letzte ist nicht der Bitterste." Ist das von ihm?


    So, jetzt hab ich's verstanden: Richtig schön ist's nur, wenn es nicht zu schön - zu kitschig - ist. Alles klar. Dann wünsche ich dir, dass dich dein Klopfer heute nur mäßig stört und du ein bisschen dahin lamentieren kannst, was denn da alles nicht passt.


    Lieber Dieter, manchmal bist du mir ein bisschen suspekt.
    Du erinnerst mich an einen Freund, bei dem ich Witz und Ernst nur im Angesicht seines Gesichtes auseinander halten kann - und dann ist es auch manchmal schwer.
    Darum freue ich mich um so mehr auf viel Momente des


    "Wie meint der Dieter das jetzt schon wieder".


    Schön, dass du da bist - lieber, suspekter, grantlerischer, humorvoller, tierliebender, belesener, philosophischer,.... Dieter aus dem Waldhaus.


    Lg. Astrid.

  • Lieber Dieter!


    Ich habe grinsen müssen, als ich deinen Beitrag las.


    Irgendwann zu einem früherem Zeitpunkt hätte ich mich fast hinreißen lassen dich zu fragen, ob du aus Österreich kommst, weil du so gut grantig sein kannst. Ich verwarf dies dann wieder, ich will ja nicht frech und distanzlos erscheinen.
    Aber jetzt wo du es selber sagst, hat es mich sehr amüsiert.
    Ein Grantler mit Klopfer - sehr liebenswert - aber gar nicht nur dein Grant und schon gar nicht, dass dich dein Klopfer quält - für mich immer wieder dein Humor!
    Lg Grüße Hedi

  • So ungefähr, liebe Astrid.


    Richtig schön ist es, wenn alles Störende weggegrantelt ist. Ich sagte: den Rohdiamanten schleifen. Übrig bleibt der strahlende, perfekte Diamant. Den man aber lieber versteckt, damit er nicht geklaut wird. Übrig bleibt der ewige Sommer unserer Kindheit mit endlosen Nachmittagen und unbegrenzter Freiheit in den Ferien in Wäldern und Wiesen und auf schmelzendem Asphalt, aus dem man kleine Kugeln drehen konnte. Merkst du, dass der Asphalt nötig ist, als Salz in der Suppe? Reine Schönheit ist fade. Wirklich ist immer nur der Unterschied. Wenn etwas zu schön ist, sieht man die Schönheit nicht mehr, weil der Kontrast fehlt. Das sind nun schon zwei Gründe fürs Granteln. Ja, mit dem Vermeiden von Kitsch hat es auch zu tun. Dabei liebe ich Kitsch - wenn er offensichtlich Kitsch ist. Das Positive nicht direkt benennen, sondern hintenherum, durch liebevolles Negieren des Negativen. Den Leser von selbst drauf kommen lassen. Nur das ist echt, worauf man selber kommt. Bonmot von mir, macht zweifuffzig.


    Ob dein Zitat von Waggerl stammt, kann ich nicht sagen, passen würde es. Eine Suchmaschine gibt reichlich Auskunft über Karl Heinrich Waggerl. Es ist ein Genuss, seine Sprüche und Plaudereien zu lesen, übrigens auch seine Romane.


    AL D.

  • Liebe Hedi, sei ruhig distanzlos. Ich weiß mich schon zu wehren. Besser distanzlos als ganz ohne Tanz. Au weia. Je später der Abend, desto schräger die Sprüche.
    LG D.

  • Ganz kurz nur - ist es für dich einfacher, wenn wir alle in SCHWARZ schreiben?
    Nein, ich mach mich nicht lustig über deine Philosophie, dass nur durch den Asphalt die Suppe ihr Salz erhält.
    Ich meine jetzt wirklich die Farbe.


    Lg. Astrid.

  • Liebe Astrid,
    eigentlich ist mir das egal, GRAU ist auch gut. Aber meine eigenen Texte schreibe ich lieber in SCHWARZ, weil's prägnanter ist und besser lesbar, schließlich will ich ja etwas mitteilen.
    LG D.

  • Ach lieber Dieter,


    deine schwarze Tinte ist Musik in meinen Augen ;-)


    wo findest du nur die Worte?


    Wo?


    Bringen sie die Katzen und Kater mit?


    Der Gedanke gegen die Krusten des Lebens anzugranteln, wie Ebbe und Flut sozusagen?
    Und dein Zitat von Rumi erinnert mich an das Höhlengleichnis...nur so by the way :)


    Liebe Astrid, also der Spruch mit dem "wenn eines geht kommen 5 zum Begräbnis" kenne ich nur von Barthaaren die man auszupft. Nicht dass ich einen hätte ... ;-) ...nur manchmal haben meine Witze einen Bart. Dass du an Mephisto nicht glaubst wundert mich jetzt, für mich verkörpert die Figur schon ganz gut das getrieben sein im Menschen, der Wunsch nach Allmacht, nach Uferlosigkeit und Lebensgier...eigentlich ein ganz aktuelles Thema um ein Busserl (nein: bisserl - die Autokorrektur korrigiert das immer, ist wohl in Küsserlaune) zu moralifizieren.
    Das Ende von Faust ist ja auch nicht uninteressant...und die letzten Zeilen sind einfach nur überwältigend...alles Irdische ist nur ein Gleichnis ... und so weiter und so fort...


    Bei deinem feinen Humor Dieter, wie hast du es gesagt - jemand der auf den Stockzähnen lächelt und lacht...so einen feinen Humor kenne ich eher aus Deutschland, eher im Norden...hintersinnig ist glaube ich das Wort.


    Waggerl kenne ich schon. Seine Weihnachtsgeschichten, auch der latente Rassismus darin den ich ehrlich gesagt herablassend finde und schade. Daher auch meine Ambivalenz dazu. Die Romane lassen mir so das Herz bluten, z.B. die fröhliche Armut, dass ich sie offen gesagt nicht aushalte. (Erinnern mich auch oder zu sehr an die Erzählungen meiner Mutter, aus ihrer (Nach)kriegskindheit). Was gefällt dir denn so an ihm? Und welchen Roman meinst du?


    Mit lieben Grüßen <3

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Hedi,


    irgendwie habe ich das Gefühl dass du gerne und gut tanzen kannst.
    Und dass es Spaß macht, mit dir zu tanzen :)
    Es ist hoffentlich nicht unpassend, das zu dir zu sagen - bei mir war es so dass ich erst kürzlich zum ersten mal ganz zufällig getanzt habe, mit einer Clown Frau. Danach habe ich mich ertappt gefühlt - weil ich gespürt habe dass es das erste mal in der Trauer war. Sei lieb gegrüßt!

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Hurra, die Frau im Nebel hat wieder zugeschlagen! "Musik in meinen Augen" erinnert mich an "er griff sich innerlich an den Kopf", pfeif! fiep! "Höhlengleichnis" ist klar, ging mir auch so. Aber bei Plato waren es die "Dinge", bei Rumi die Menschen, also die, die in der Höhle sitzen. Geht auch nicht, so sind sie keine Schatten. Nein, der Vorhang ist wichtig. Obwohl ich nicht direkt angesprochen wurde: Ich brauche keinen Mephisto, ich bin mir selbst Mephisto genug, mein innerer Schweinehund, für den ich einen Ehrenplatz im finstersten Winkel meines Kellers habe. Da trete ich ihn von Zeit zu Zeit, dass er aufjault und wieder eine Weile Ruhe gibt. Hilf mir mal auf die Sprünge mit Fausts Ende, ich konnte ihn nie zuendelesen, platzt er? Recht geschieht ihm. Die "Stockzähne" hast du dir also gemerkt, bei dir muss man ja aufpassen, was man sagt! "Hintersinnig" ist das richtige Wort, aber das bleibt unser Geheimnis. Rassismus konnte ich nie bei Waggerl feststellen, auch keinen latenten. Vielleicht reden wir nicht von demselben Waggerl. Heutzutage ist ja alles Rassismus, was nicht bei 3 auf dem Baum ist. Den könnte man ja auch Hamsun vorwerfen, wenn man wollte, einem der größten Erzähler überhaupt. Man muss sowieso immer die Zeitgebundenheit abziehen, aber dann bleibt eben viel zeitlos Gültiges. Bei Waggerl ist es seine Wärme und Menschlichkeit. Es ist lange her, dass ich seine Romane las, aber ich weiß noch, wie gebannt ich war. Ich müsste sie jetzt neu lesen, um dir Genaueres sagen zu können. Irgendwie muss ich ihn nicht verteidigen, lies ihn doch selbst. Vielleicht erstmal das "Wagrainer Tagebuch". Nein, besser die Kurzerzählung "Gang zum Geliebten", Zitat: "... und sogar der Tod, sagt das Herz, der Tod ist nur ein Trug." Noch ein Zitat: "...wir stünden alle den Fischen gleich vor dunklen Netzen und spürten die Maschen und verfingen uns doch darin". Der Schluss: Poesie reinsten Wassers! Die Sprache, die Sprache! Fern von Subjekt, Prädikat, Objekt - reine Erlebnissprache, voller Andeutungen und Beziehungen, voller Verständnis und Liebe zu der Figur. Welchen Roman ich meine? Lesen, liebe Nebelfrau, selber lesen macht "fett". Wenn dir der eine nicht gefällt, den nächsten nehmen. Es gibt seine Sämtlichen Werke in 2 Bänden, vermutlich in der nächstbesten Stadtbücherei zu haben.


    Tschüß! D.

  • Lieber D-phil,


    jessas, bei deinem Tempo ist es aber schwer nicht an einen Ferrari zu denken. Wie auch immer :)
    Deine Antworten sind eine Freude, sich innerlich an den Kopf greifen ist gut! Ich kratz mich gelegentlich am Hypothalamus...bei der Gelegenheit. Oder doch besser das Stammhirn - wenn du schon von Schweinehunden schreibst?


    Hm, der Faust...Teil zwei, leg mich nicht übers virtuelle Knie wenn ich das jetzt nicht mehr so genau weiß, ich erinnere mich vor allem daran dass er so abgedreht ist dass ich mich bis heute Frage ob Goethe am Bilsenkraut genascht hat oder am Mutterkorn.


    Soll ich es wirklich zusammenfassen oder sekkierst du mich?
    Faust erlebt er ein fulminant rauschartig kitschig-gruseliges Gedöns das einem gedanklichen Turmbau zu Babel gleicht oder dem Bau der Elb-Philharmonie oder ähnlichem und hat gegen Ende die Idee Utopia zu bauen. Bei der Gelegenheit trifft er auf Philemon und Baucis, die als liebendes älteres Ehepaar glücklich vor ihrem Haus sitzen (was er hier beschreibt erinnert mich ein wenig an Veronika und Dich...) und da entfährt es ihm auch wie ein unbedachter Wind - das "verbleibe doch..." , also so erinnere ich mich. Faust lässt die beiden Liebenden dann vertreiben absurderweise um sein Utopia zu bauen. Irgendwie erblindet Faust, hört die Spaten klacken und denkt, sein Utopia wird gebaut. Tatsächlich ist es sein Grab dass geschaufelt wird. Morbidest. Aber moralisch natürlich stringent.


    Die Schlussworte sagen dann eigentlich noch einmal alles, für die, die dazwischen eingeschlafen sind.



    Alles Vergängliche Ist nur ein Gleichnis;
    Das Unzulängliche, Hier wird's Ereignis;
    Das Unbeschreibliche, Hier ist's getan;
    Das Ewig-Weibliche Zieht uns hinan.


    Jaja, ich vermute du kennst es, eh klar, aber ich schreibe es einfach hin weil ich es so mag.


    Hm, also Waggerl gibt es wohl nur den einen, knorrig, Erlebnissprache - wenn du so schreibst juckt dich wohl der philologische Finger? ;-) ja, wie gesagt es gab bei uns kein Weihnachten ohne die von ihm gelesenen Geschichten. Sehr schön, und sehr stimmig. Wenn nicht Hochsommer wäre würd ich dir einen Link raussuchen. Oder bist du so exzentrisch dir das reinzuziehen, jetzt? Es wundert mich nur, weil Waggerl, also K.H. Waggerl, Karl Heinrich (oh wie passend zum Faust!) meinem Empfinden nach kreuzkatholisch war...und du von wegen Schafen...na, egal, also ich denke das ist der Waggerl den wir, du und ich meinen, so viele Waggerls oder Waggerln gibts glaub ich nicht.
    (Die Geschichte die ich meine ist die wo das Christuskind Besuch von den 3 Königen bekommt, und der schwarze König sehnt sich danach weiß zu sein und darum hat das Christkind Mitleid und berührt ihn wobei er dann an den Handflächen weiß wird, schon klar, Zeitkontext etc. aber das würde ich so meinem Kind heut nicht vorlesen). Der Floh als Weihnachtsgeschichte ist aber z.B. sehr rührig.


    Also, von diesem Waggerl kann ich dir sogar, oder könnte, was schicken, meine Mutter hat ihn geliebt und ihn immer wieder auf Flohmärkten gekauft...für mich ist der klar Verbunden mit den schönen Holzschnitten von Ernst Dombrowski als Illustrationen, da hab ich im Hirn eine Verknüpfung, wie eingebrannt.


    Die Sprache ist schön, ja, aber für mich auch beklemmend, schwermütig, ... cum tempore, ...diese Dinge waren in meinen Kindertagen, so wie du sie beschreibst, wie Schatten die ich nicht verstanden habe.


    Du magst schon recht haben, dass dieses Unheimliche, auch Unklare ein Kontrast ist zur klaren Überwältigungsschönheit der Dinge (und der Welt) - Erkennen ist ein Kontrasterlebnis - wobei ich mich jetzt erinnere dass das Schöne am Kind sein genau das war, dass ich nicht darüber nachgedacht habe.
    Was denkst du?
    Hattest du solche Tage wie du sie beschrieben hast?


    Ich erinnere mich an Füße in einem Bach und das Wasser das beim Hochfahren spritzt wie unzählige Perlen, fast wie in Zeitlupe, hyperreal. Und dann dass man, wenn man diese Stätten aufsucht, Bach und Steg, alles auf einmal so klein ist. Der Kontrast ist eine tote Schlange die man eingräbt und ein Jahr später kann man das Skelett ausgraben.
    In der Stadt war es eigentlich dann fast umgekehrt, so von wegen Asphalt. Ich war fasziniert von der Stärke der Asphaltblumen, ein trotziger Löwenzahn zum Beispiel.
    Der Zauber ist verborgen, aber da. (Umbra felice...Schatten des Glücks)...



    Nun, ich komm ins Lamentieren.
    Womöglich pocht und brummt deine Ader, vielleicht solltest du dir eine art Konstruktion mit Pressureefekt basteln, das würde auch der Pflege des exzentrischen Image dienen, nebst Schneckenweitwurf und ähnlichem. Hat man als Mensch der im Wald lebt die Verpflichtung zur Kauzigkeit? ;-)
    Aber wahrscheinlich ist dir ein Image ziemlich schnurzpiepegal.


    Wie dem auch sei,
    es ist sehr schön sich von dir inspirieren zu lassen
    und dich zu lesen
    jetzt hole ich meine Forelle aus dem Rohr, mit Rosmarin aus dem Garten
    ganz liebevoll zubereitet.


    Was gibts bei dir heute?


    Sei lieb Gegrüßt,
    B'hiat di!


    Mlena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Alles Vergängliche Ist nur ein Gleichnis;
    Das Unzulängliche, Hier wird's Ereignis;
    Das Unbeschreibliche, Hier ist's getan;
    Das Ewig-Weibliche Zieht uns hinan.


    Jaja, ich vermute du kennst es, eh klar, aber ich schreibe es einfach hin weil ich es so mag.


    Dass dir das gefällt, ist ja klar. Wohin das Ewig-Weibliche zieht, ist noch lange nicht ausgemacht. Und diese Reime! Das soll Weltliteratur sein? Das "Ereichnis" ist ja wohl dem Frankfurterischen zu verdanken. Aber woher kommt das "hinaaan"? Goethe konnte noch nicht wissen, wie Theodor Storm dichten würde, sonst hätte er sich geschämt. So viel erstmal, vielleicht nachher mehr.


    D.

  • :-) ach Dieter, ich bin ganz bei dir.


    ... wie war das nochmal?


    ...grau ist alle Theorie, grün ist nur des Lebens goldner Baum.


    Na Servas, das ist ja mal ein Farbkasten.
    Wie gesagt, ich hab ja schon angedeutet, wovon der gute Goethe genascht haben könnte?


    Wie auch immer, Storms Gedichte werd ich gleich mal artig - nein, inspiriert ! nachschlagen.


    Einen wunderhübschen Abend dir, lieber gänzlich umsuspekter Dieter ;-)

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Malena, das mit den weißen Händen darfst du nicht durch die überempfindliche Brille von heute sehen. Waggerl war viel zu naiv (im besten Sinne), um so etwas ideologisch zu meinen. Man mus es seinen Kindern ja nicht vorlesen. Da haben ja manche schon mit "Rotkäppchen" oder "Hänsel und Gretel" ihre Hemmungen. Das liegt aber nicht an den Texten, sondern an dem verkrampften Zeit"geist" von heute. Danke für dein Angebot von Waggerl-Texten, die erwähnte zweibändige Gesamtausgabe liegt vor mir. Ein-und unbändiges Gesamturteil von mir: bezaubernd. Natürlich muss man schon ein bisschen die Antenne dafür haben, und die scheint bei dir nicht da zu sein, macht nix, den een sin Waggerl is den annern sin Frisch. Warum fällt mir nur immerzu meine Cousine ein? Die hat ein Patentrezept für das Lesen von Büchern: sie guckt einfach in die Bestsellerliste, schon hat sie eine Meinung. Das war die Rache für die "Kauzigkeit". :4:
    Trotzdem schönen Abend!