Verwaiste Eltern II

  • Hallo!
    Als erste finde ich es gut, dass es diese Plattform gibt.
    Gibt es hier Betroffene, also verwaiste Eltern die an Erfahrungsaustausch interessiert sind?


    Hab mir die HP genau duchgesehen, konnte aber keine Infos über Trauerkreise finden (ohne psych. professioneller Betreuung, sozusagen von Betroffene für Betroffene), wäre über infos dankbar.


    glg
    Zera

  • Hallo Zera,


    es gibt sicherlich Betroffene, die an einem Erfahrungsaustausch interessiert sind, du musst unter Umständen nur ein bisschen Geduld haben. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass du den ersten Schritt machst!


    Wir arbeiten unter anderem mit Martina König zusammen, sie ist Hebamme und Psychotherapeutin und hat sich dieses Thema zum Schwerpunkt gemacht. Sie bietet regelmäßig Veranstaltungen für betroffene Eltern (vor allem nach Früh- und Totgeburt) an.


    Ihre Homepage ist: www.martinakoenig.at


    Unsere Trauerseminare (Trauergruppen) sind derzeit noch im Aufbau begriffen. Es gibt aktuell eine Gruppe im Oberland, die allerdings nicht das Thema "verwaiste Eltern" zum Schwerpunkt hat. Ein Trauerseminar der TrauerHilfe für verwaiste Eltern ist derzeit zwar im Gespräch, aber noch nicht konkret in Planung. Bei Bedarf müssten wir hier schneller dafür sorgen, dass wir so ein Seminar anbieten können.


    Konkret anbieten können wir derzeit Einzelberatungen für Betroffene durch unsere Praxis für Thanatologie & Trauerarbeit.


    Liebe Grüße
    Christine

  • Hallo Zera!


    Ich wäre an einem Erfahrungsaustausch sehr interessiert,
    da ich meinen Sohn gerade mit 4 1/2 Jahren verloren habe.


    Lg


    Kathi

  • hallo!


    Danke für die Antworten!
    Grundsätzlich würde mich eine "Laiengruppe" interessieren, aus mehreren gründen. Ich bin der Meinung, dass niemand wirklich nachvollziehen kann was man gerade durchmacht, außer eben betroffene, es fällt einem einfach leichter offener seinen gefühlen und Gedanken freien lauf zu lassen.
    Hab auch mittlerweile erfahren, dass es in Telfs einen Trauerkreis für verwaiste eltern gibt, entspricht auch ungefähr meinen "vorgaben", werd demnächst mal dort hingehen und es mir live ansehen.


    Kathi
    Es tut mir leid, dass auch du diese bittere Erfahrung durchmachen mußt, mein Sohn ist mit 6 Tagen plötzlich verstorben (angeborener Herzfehler), solltest du "reden" wollen, würde es mich sehr freuen. Es gibt so viele Dinge die einem durch den Kopf gehen, Erfahrungsaustausch hilft manchmal durch "extreme" Tage.


    alles liebe
    Zera

  • Hallo Zera, hallo Kate!


    Vielleicht gelingt es euch ja, eine solche Laien- bzw. Selbsthilfegruppe für den Großraum Innsbruck bzw. für einen anderen Bezirk zu gründen?! Ich denke, der Bedarf wäre sicherlich da! Darf ich fragen, Zera, ob Großraum Innsbruck für dich ginge bzw. aus welchem Bezirk du bist?
    Grundsätzlich fände ich es nicht schlecht, wenn solche Gruppen begleitet/moderiert werden, ich kann aber auch gut verstehen, wenn Betroffene unter sich bleiben wollen. Wenn ihr Hilfe für die Gruppengründung braucht, könnt ihr euch gerne an uns wenden. Wir könnten euch sicherlich dabei helfen, Kontakt zu anderen Betroffenen herzustellen, wir können euch auch Raum für eure Treffen zur Verfügung stellen!


    Alles Liebe
    Christine

  • Hello!


    Danke für deine bemühungen, sollte der Trauerkreis nicht meinen vorstellungen entsprechen, spiele ich tatsächlich mit dem Gedanken eine Gruppe zu organisieren, ohne straffe Strukturen.Deine Hilfe wäre dann tatsächlich sehr hilfreich!!
    Da ich öfter in Deutschland war, habe ich dort Trauerkreise besucht, die eben nur von betroffenen organisiert wurden, es sagt mir zu, da ich irgendwie das gefühl habe, wenn jmd. professionelles dabei ist, ich mich analysiert vorkomme, man mir meinen Schmerz "wegreden" will. Dieser gehört aber zu mir, mit all seinen Schattenseiten. Unter betroffenen ist man offener, versteht sich auch ohne worte, weil einen eben dieser schmerz verbindet.
    Was mich ehrlicherweise auch ärgert, dass für viele Angebote/Treffen/seminare sehr viel Geld verlangt wird, ein Unkostenbeitrag ist schon ok, aber dass mit meinem Schmerz geld verdient wird widerstrebt mir. Ein Alkoholiker findet auch kostenlos hilfe (blödes beispiel ich weiß), wieso also bei Eltern die das schmerzlichste überhaupt erlebt haben, abkassieren (sage nicht, dass das bei euch vorkommt, aber es gab in der Vergangenheit Ansätze und Versuche die mich verärgert haben, Trauerkreise anzubieten und dafür enorm viel Geld zu verlangen).
    Sollte es euch interessieren, halte ich euch auf dem Laufenden, auch was meine Erfahrungen mit diesem Trauerkreis gewesen sind.


    Liebe Christine, ich danke dir für deine Mühe und Motivation!


    glg
    Zera

  • Liebe Zera,


    mich interessieren deine Erfahrungen mit anderen Trauergruppen natürlich sehr! Denn Vernetzung ist für uns sehr wichtig!


    Professionelle Begleitung einer Gruppe sollte nie so verstanden werden, dass der "Schmerz weggeredet wird". Das ist absolut nicht das Ziel und ich kenne auch keine/n professionelle/n Begleiter/in, der/die dieses Ziel hat. Es geht auch nicht um "das Analaysieren" von Betroffenen, das ist eher eine Angst der Betroffenen selbst, nicht aber die Absicht professioneller und guter Trauerbegleiter/innen. In unserem Trauerkreis, der jetzt in Imst stattfindet, geht es sogar in erster Linie um die Auseinandersetzung mit den Gefühlen der Trauernden, niemand will da etwas "wegreden". Die Leiterin des Trauerkreises ist einerseits ausgebildete Lebens- und Sozialberaterin, andererseits selbst Betroffene.


    Dass Trauerkreise professionell begleitet werden, hat mehrere gute Gründe: Trauer ist an sich keine Krankheit und erfordert auch keine Therapie. Trauer ist an sich ein gesunder Prozess der Bewältigung. Trauer kann aber krankhaft werden. Professionelle TrauerbegleiterInnen, -beraterInnen bzw. PsychologInnen können hier aufgrund ihrer Ausbildung besser unterscheiden was "noch normal" ist und was Gefahr läuft, pathologisch zu werden. Hier kann auch Unterstützung stattfinden, die durch Laien nicht mehr gegeben werden kann. Es ist außerdem sinnvoll, wenn die Gespräche und Prozesse in einer Gruppe moderiert werden.


    Professionelle Begleitung muss natürlich bezahlt werden, wie jede professionelle Arbeit (wie jeder Arzt, der mit dem Schmerz sein Geld macht, übrigens).


    Ich sehe nicht, dass in Trauergruppen mit Schmerz wirklich Geld gemacht wird - nicht hier bei uns in Tirol.


    Deshalb möchte ich dich fragen: Was hast du da für schlechte Erfahrungen von wegen "Trauerkreise, bei denen enorm viel Geld verlangt wird"? Das interessiert mich wirklich. Was ist "viel Geld" für dich und "was ist angemessen" und wo muss man deiner Meinung nach zu viel Geld bezahlen?


    Eine Antwort wäre hier sehr wichtig für uns. Trotzdem gilt natürlich unser Angebot: Selbsthilfegruppen können wir durch Kontakte zu den richtigen Stellen und Räume für Trauerkreise unterstützen!!


    Liebe Grüße und alles Gute!
    Christine

  • Hallo Christine!


    Nächste Woche findet der Trauerkreis in Telfs statt, wird vom Hospiz Telfs, von Frau Christl Saurer organisiert.
    Es entstehen keine Kosten, evtl. fallen Bastelgebühren an, jedoch nicht allzuhohe, dass sind die Vorabinformationen die ich habe (es lief ein Beitrag im munde TV).


    Was professionelle Leitung betrifft, sehe ich es (zugegebenerweise als Betroffene) anders, objektivität ist also nicht gegeben ;-).
    Für mich sollte ein Trauerkreis wie eine Stütze fungieren, wo ich mich unter "gleichgesinnten" befinde, so sein kann wie ich mich grad fühle. Ich hab ein paar Kreise besucht (in Deutschland) die professionell organisiert waren, da lief es nach einem straffen schema ab, mit gesprächsrunden und aktivitäten. Die Kreise ohne "Professionisten" waren da anders, man traf sich um im ungezwungenen kreis zu reden oder einfach zu schweigen, zwanglos...wie ein kaffeekränzchen nur mit bitterem hintergrund.
    Die Gruppe fungierte als "gehhilfe", sollte jmd. patholog. auffällig wirken, wird hilfe geholt.
    Wenn aber eine Professionistin mit den gleichen erfahrungen so einen kreis anbietet, organisiert, ist es schon ein wenig anders, sie kennt demnach ja den schmerz und die Bitterkeit die einen erfüllt und beschäftigt.
    Es ist wie gesagt ein subjektives Empfinden, wenn man nur unter seinesgleichen ist, fühlt man sich nicht "anders"


    Nach der angemessenheit des Preises gefragt, muß ich differenzieren, ist es ein Trauerkreis, finde ich sollte es 5 Euro nicht übersteigen, schließlich sollte sich das JEDER leisten können und nicht wegen dem Geld darauf verzichten müssen. Seminare betreffend, kommt es auf die Dauer und Referenten an, sollte aber auch für kleinverdiener noch leistbar sein, eine gratwanderung wahrscheinlich.


    Das ein Arzt auch mit schmerz geld verdient ist klar, aber die kosten werden von der Kasse übernommen, demnach ist für jeden ärztl. betreuung möglich.



    Es gab in Innsbruck versuche eines Seelsorgers (weiß nicht welcher konfession) Trauerkreise für betroffene zu organisieren, man hatte aber das Gefühl, dass es da mehr ums finanzielle ging als um tatsächliche hilfestellung, aufgrund dieses Umstandes gingen diese Versuche ins leere.
    Ein anderes Beispiel war ein Trauerseminar für verwaiste Eltern in IBK, es wurden mehr als 100 Euro verlangt (sicher eine gute investition, ohne Frage), es gab sehr wenige Teilnehmer, das seminar stand sogar auf der kippe. Grund dafür war eben das aufkommende Gefühl, dass es zu teuer ist/war, fast keine Familie kann einfach so pro person über 100 Euro (bei einem paar sind das schon 200!!) für etwas ausgeben wo es unklar ist obs hilft. Da kam man sich als Betroffener noch einmal "bestraft" vor. Eine verwaiste Mutti sagte zu mir (alleinstehend) "da verlier ich mein Kind und kann mir nicht mal hilfe leisten".


    Ich hoffe du hast das nicht als angriff gegen euch gewertet, ich kenn weder eure Kreise/seminare und Preisgestaltung, kann mir also darüber kein Urteil bilden.
    allein die Tatsache, dass ihr so ein forum bereitstellt, spricht ja schon für euch!


    ganz liebe grüße
    Zera

  • Liebe Zera!


    Wir schreiben uns Romane! *ggg* Ich werte das, was du über Preise schreibst, keinesfalls als Angriff gegen uns, also keine Sorge! Aber ich kenne natürlich die wirtschaftliche Seite von organisierten Trauergruppen und die ist kein Spaß und absolut nichts, womit man zu Geld kommt. Das ganze ist eher defizitär bzw. stark unterbezahlt. Ich versuchs so kurz wie möglich zu erklären:


    Eine Selbsthilfegruppe lässt sich natürlich sehr kostengünstig organisieren, vorausgesetzt irgendjemand stellt gratis einen Raum zur Verfügung.


    Wenn aber Gesprächskreise von einem Unternehmen oder einer Person organisiert werden, fallen Kosten an. Zumeist muss ein Raum angemietet werden und der Raum sollte ansprechend sein und kein Kellerloch.
    Der Leiter der Gruppe muss bezahlt werden: Er hat eine Menge Vorbereitung, er hat Fahrtkosten/Km-Geld. Nach jedem Trauerkreis muss eine Nachbereitung durchgeführt werden (ein kurzes Protokoll, Notizen, wenn es bei jemanden besondere Probleme gibt). Dann leitet er die Gruppe ja, das ist eine schöne Aufgabe, aber eben Arbeit, die Know-how, Konzentration und Einfühlungsvermögen erfordert.
    Mit 5 Euro pro Person kommt man hier nicht durch, weil die Anzahl der Teilnehmer nicht groß ist und natürlich auch nicht übermäßig groß sein darf.

    Unser Trauerkreis in Imst derzeit kostet pro Abend 10 Euro, dabei sind der Informationsabend und der erste Abend kostenlos. Insgesamt sind für die 8 Abende also 60 Euro zu bezahlen. Ich weiß, dass das nur geht, weil die Bestattungen Klocker (Längenfeld) und Praxmarer (Imst) die Kosten für den Informationsabend und den ersten Gruppen-Abend übernehmen und weil die Rettung Imst den Raum gratis zur Verfügung stellt. Sonst würde sich das mit den 10 Euro nie und nimmer ausgehen. Bei den verbleibenden 10 Euro ist die Leiterin unterbezahlt für das, was sie an Fahrtkosten, Leitung, Vor- und Nachbereitung hat. Und: Sie muss außerdem damit rechnen, dass nicht an jedem Abend alle angemeldeten TeilnehmerInnen kommen und bezahlen ...


    Wenn ich heute ins Kino gehe, sind 10 Euro pro Mann und Nase sofort weg, wenn nicht mehr, hier werden aber Massen mit Filmen bespielt, hier wird auch richtig Geld gemacht. Das ist bei einem Trauerkreis nicht der Fall.


    Das Trauerseminar, das 100 Euro gekostet hat ... kannst du da mehr darüber erzählen? Wie viele Stunden/Tage hat es gedauert? Sind noch Kosten dazugekommen. Was war alles inkludiert?


    Was das Programm angeht: Ob ich eine selbstorganisierte Gruppe "ein Kaffeekränzchen mit bitterem Hintergrund"(gefällt mir sehr gut, die Formulierung!) oder Trauerseminare mit Programm bevorzuge, ist letztlich Geschmackssache. Aber ich muss natürlich ein bissl Werbung für unsere Sache machen ;-): Das Programm unseres Seminars ist "Räume im Haus". An jedem Abend steht ein Alltags-Raum im Mittelpunkt der Diskussion: Wie geht es mir "in der Küche und am Essplatz", wie "im Bad" oder "im Schlafzimmer" etc. Die Räume sind symbolisch und wirklich zu verstehen. Ich finde das einen guten Fahrplan und roten Faden, um nachzudenken und nachzufühlen, wie es mir als Trauernde im Alltag, in meinen verschiedenen Lebenswelten und Rollen geht.Die Teilnehmer geben sich dann gegenseitig Unterstützung: Denn jeder "Raum" hat seine "Schwierigkeiten", aber jeder Teilnehmer hat seine eigenen Bewältigungsstrategien in den einzelnen Räumen und Situationen im Alltag. Da kann man nur von einander profitieren.


    Liebe Grüße
    Christine

  • Liebe Christine!


    Romane lese ich sehr gerne (vorausgesetzt es sind keine Liebesromane), von daher sehe ich diesen Austausch als "gewinnbringend" ;-)


    Heute werde ich den oben erwähnten Trauerkreis in Telfs besuchen, ein "Nachprotokoll" folgt *g*.


    Da ich selbst im med. sozial.psych. bereich tätig bin, weiß ich wieviel vor-/nachbereitung anfällt (auch ich kriege erst geld wenn dieses erledigt und vorgelegt wird), vielleicht ist es auch vermessen zu erwarten, dass einige dinge aus dienst für den nächsten gemacht werden.
    Persönl. neige ich dazu bei meinen Klienten mehr zu tun als bezahlt wird (meine chefs freuen sich darüber *g*), wenn ich einen Sinn dahinter sehe.
    Selbstverständlich ist es etwas anderes, wenns eben mit "Professionellen" (bitte nicht falsch verstehen *g*) veranstaltet wird, sie leben davon und wollen auch entschädigt werden, deshalb suche ich ja auch nach einer Gruppe von betroffenen, wo man sich gegenseitig hilft, einfach nur durch die Tatsache, dass man durch das erlebte sich "gleich" fühlt.
    Nicht jeder Betroffene ist in der gleichen Trauerphase, so können "neue" von den "überlebenden" profitieren, paralelen erkennen, sehen, dass man mit diesen Schmerz leben kann und so evtl. hoffnung schöpfen.


    Das ein Seminar mehr kostet ist klar, es wird auch mehr geboten, es ist organisierter mit einem themenschwerpunkt, trotzdem empfinde ich es manchmal als zu teuer, wie man das lösen könnte ist sicher nicht zufriedenstellend für alle machbar.


    In IBK lief das seminar in 2 Blöcken, es war thematisch unterteilt, es gab zwar infobroschüren, jedoch nicht wirklich Seminarmaterial, wenn ich mich recht erinnere kostete so ein seminar 145 Euro, das ist schon ein großer Brocken, manche leben davon 2 Wochen lang (und gehen nie ins Kino weils zu teuer ist *g*), viele Betroffene sind wegen des Preises nicht hingegangen, obwohl sie sehr interessiert waren.


    Da beißt sich der hund in den schwanz find ich, wenn nur wenige hingehen, wirds auch bald nicht mehr angeboten, bzw. wird der Preis höher angesetzt :-(


    Wir betroffene sind halt eben manchmal schwer zu nehmen, da sich Sichtweisen oftmals extrem verändern, nach so einem erlebnis.


    ganz liebe grüße
    Zera


    PS: Euer Seminar ist schon vorgemerkt, sollte meine diktatorin (18 Monate alt) mir freigeben, werde ich auch da schnuppern.

  • Liebe Zera!


    Alles klar, da hab ich ausnahmsweise nichts hinzuzufügen! *ggg*
    Unter "Trauerarbeit" findest du Informationen über die aktuellen Trauerseminare für Betroffene. Und unter Fortbildungen/"Kurse für alle" bzw. unter Thanatologie/"Öffentlichkeitsarbeit" findest du, was wir für alle anbieten.


    Deine Diktatorin wird schon nicht so streng sein und dir frei geben. Mit 18 Monaten sind sie ja noch nicht so bestechlich, aber das kommt auch noch, mit dem Alter ;-)


    LG
    Christine

  • Morgäähn!


    Wie versprochen liefere ich den Erfahrungsbericht ab ;-)
    War gestern ja beim Trauerkreis für verwaiste Eltern in telfs,organisiert wird dieses Treffen vom hospiz Telfs, Frau Sailer Christl ist dafür verantwortlich.
    Es läuft alles sehr locker ab, es waren auch einige betroffene Mütter anwesend.
    Grundsätzlich muß ich sagen hat es mir sehr gut gefallen, so ziemlich alle meiner "Vorgaben" sind erfüllt worden.
    Trotz meines Neueinstiegs hab ich mich wohl gefühlt (man muß hierbei erwähnen, dass ich schon soziophobiesche züge mein eigen nenne*g*), die Mitarbeiter des Hospiz halten sich dezent im hintergrund, bieten einen Rahmen, das füllen dessen obliegt den Betroffenen. Es gab kaffee und Kuchen und sehr intensive gespräche.
    Die Räumlichkeiten befinden sich im Widum, waren auch sehr ansprechend dekoriert (vor allem der Kaffeetisch beeindruckte!). Gekostet hat es nichts, manchmal fallen Bastelgebühren an die sich aber im Bereich "minimal" einordnen lassen. Der Trauerkreis findet jeden ersten Montag um 18 Uhr statt.
    Man hat mir erzählt, dass hin und wieder ausflüge organisiert werden.
    Ich denk mal, dass ich dieses Angebot jetzt sicher öfter in Anspruch nehmen werde.


    Weiß jetzt auch nicht was ich noch schreiben soll, bzw. was noch von interesse sein könnte, sollte noch was fehlen, fragt nach ;-)


    Achja was mich so überrascht hat, dass auch Frauen dabei waren, deren Verlust schon sehr lange her ist und sie erst jetzt mit der Trauerarbeit anfangen, hat mich doch sehr berührt.


    In diesem Sinne
    ganz liebe grüße
    Zera

  • Hi Zera!


    Ja, fein, dass die Gruppe nach deinem Geschmack ist und du dich wohl fühlst.
    Zu den Frauen mit dem lange zurück liegenden Verlust: Ich hab in meiner Familie 3 Frauen mit lange zurückliegenden Verlusten: 20 Jahre her und 30 Jahre bzw. noch länger her. Sie haben das bis heute noch nicht bewältigt, weil man damals völlig falsch mit dem Tod von Kindern umgegangen ist. Sie konnten sich nicht von ihren Kindern verabschieden (die Männer auch nicht) und in allen 3 Fällen, wurde von den Frauen erwartet, dass sie "es" so schnell wie möglich vergessen und dass ihnen das leichter fällt, wurden dann natürlich auch "Ersatzkinder" gezeugt. *brrrrrr* Mir läufts grad kalt über den Rücken. 2 der Kinder wurden in ein fremdens Grab (d.h. in den Sarg eines fremden Verstorbenen beigelegt) und die Mutter weiß nicht, wo ihre beiden Kinder sind). Allen drei Frauen würde es gut tun, wenn sie jetzt damit beginnen würden, so eine Gruppe zu besuchen, da bin ich sicher!


    Es läuft heute auch noch nicht alles optimal, das ist klar, aber es hat sich schon einiges gebessert und das gibt Hoffnung. Wir bemühen uns jedenfalls sehr, den Eltern und Geschwisterkindern bzw. Freunden den Abschied vom verstorbenen Kind nach deren Bedürfnissen zu ermöglichen und zu gestalten. Das ist ein wichtiger erster Schritt in der Trauer. Dass es heutzutage Trauergruppen für Eltern gibt, bedeutet natürlich auch eine immense Verbesserung für die Situation der trauernden Eltern!


    Ich fahr 3 Tage nach Villach! Tschühüß und alles Liebe!
    Christine

  • Hallo!
    Da ich immer still mitlese und mir so meine Gedanken dabei mache, sind gewisse Fragen bei mir aufgetaucht. Bei manchen Schilderungen hab ich mich voll wiedererkannt, die gefühle von damals sind wieder ganz intensiv geworden.
    Mein Sohn ist 2004, 6 Tage nach der Geburt verstorben, die ersten monate waren die Hölle, auf und abs waren an der Tagesordnung. Zurückblickend ist mir schleierhaft wie ich das "überleben" konnte, Trauer und Schmerz sind zwar geblieben (genauso die Erinnerung), allerdings läßt es sich damit leichter leben, Freude und Lachen sind zurückgekehrt, genauso aber auch dunkle momente.
    In meinem (entfernterem) Bekanntenkreis ist nun leider auch so ein schicksalsschlag eingetreten, natürlich fühle ich mit den Eltern mit, weil es für mich ja so nachvollziehbar ist.
    Wie habt ihr die ersten Monate nach dem Verlust erlebt, was hat euch so geprägt? Was hat euch geholfen bzw. was hättet ihr euch gewünscht? Hat überhaupt etwas euch erreichen können?
    Eigenartigerweise haben sich bei Diskussionen mit anderen (nicht betroffenen) unterschiedliche "gedankengänge" ergeben.
    Deshalb dachte ich, frag ich Betroffene wie sie die Zeit ganz am anfang erlebt haben. Was sie geprägt hat.
    Mich persönlich hat meine Freundin geprägt, sie war einfach da, hat mich zugetextet mit allerlei, der sache an sich und auch tratsch und klatsch. Sie hat meine situation zwar hilflos betrachtet, aber trotzdem stets zu mir gehalten.
    Mir tat ihre Art gut, sie hat einfach wirklich mit mir "mitgetrauert", mitgeweint, mich teilweise auch "bemuttert" (vor allem die ersten Tage und Wochen). Sie war sehr "präsent" und führend am anfang, nach dem Motto "ich trag dich jetzt einfach mal, bis du wieder selber gehen kannst".


    Freue mich schon auf regen Austausch!
    ganz liebe grüße

  • Liebe Zeraphine!


    Erstmal, schön wieder von Dir zu lesen! Ich freu' mich
    sehr, dass Du all die Zeit bei uns still mitgelesen hast.


    Du schreibst, in Deinem Bekanntenkreis hat sich das selbe Schicksal zugetragen - wie ist da der Kontakt?
    Hast Du die Möglichkeit, die Eltern an Deiner Erfahrung
    teilhaben zu lassen?


    Nun zu Deinen Fragen:
    Ich persönlich wurde in der aktuten Situation von meiner Mutter
    und meinen beiden besten Freundinnen "getragen", die alle wie ein Fels in der Brandung für mich da gewesen sind.
    Das war sehr wichtig für mich und hat mir schon ein starkes Gefühl von Halt gegeben.
    Das Erlebte angefangen zu verarbeiten habe ich dann aber in einer stationären Therapie und danach hier im Forum.
    Der Austausch mit anderen Betroffenen war hierfür schon sehr entscheidend, denn die eigenen Gedanken und Gefühle
    können Menschen, die selbst einen geliebten Menschen verloren haben, sicher leichter verstehen...


    Tja, und wie ich das alles "überlebt" habe, weiss ich bis heute auch nicht so genau.
    Für mich sehr schwierig war, es überhaupt anzunehmen und mir ein
    Leben ohne meinen Sohn vorzustellen.


    Zeraphine, bei Dir jährt es sich heuer zum 4. Mal?
    Wie hast Du die Zeit erlebt und wie hast Du Deinen Weg gefunden, das alles durchzustehen?


    Alles Liebe


    Kate

  • Halle Kate!
    Schön dich zu lesen :-)
    ja ich les schon sehr oft hier mit, leider schreibt ihr meist eh schon alles was ich mir denke ;-) deshalb bleibt mir nicht hinzuzufügen.


    Der Kontakt ist jetzt häufiger, eben weil ich diesen auch gesucht habe, mein gefühl sagt mir, dass es auch gut so ist. Irgendwie ist es tatsächlich so, dass nur ein betroffener das auch nur annähernd nachempfinden kann, was es heißt sein Kind zu verlieren.
    Im Bekanntenkreis ist aber eine diskussion entbrannt, was angemessen und was unangemessen ist, es gibt zwei lager, diejenigen die meinen, dass man sich (selbst wenn man es nachempfinden soll) nicht mitteilen sollte, da es die trauer nur verstärken würde und dann noch die anderen, denen ich angehöre.
    Deshalb interessiert mich was andere (vor allem betroffene) darüber denken, sozusagen "was hättest du damals gewollt,gewünscht, gebraucht".


    Ja es werden 4 Jahre und ich bin entsetzt darüber, da es mir nicht so lange vorkommt, die erinnerung an ihn ist noch sehr lebendig.
    Mein weg ist eigentlich ganz kurz gesagt "überleben", ich muss überleben, ich muss Leben, lachen, etwas aus diesem machen. Mir hilft der Gedanke wie sauer mein Liebling wäre, wenn ich all das schleifen lassen würde. Solange ich (wir) leben, lebt auch er, er ist aus uns beiden entstanden, also gibt es ihn noch.
    Trauer und Schmerz sind nach wie vor da, es gibt Tage wo ein dunkles Loch mich umschlingt, aber die aufenthalte im loch sind kürzer als anfangs. anfangs besteht die welt nur noch aus diesem loch, jetzt hat es sich verändert, es gibt jetzt mehr leben um diese löcher.
    Ich kann für mich sagen, dass die Liebe zu ihm nicht weniger geworden ist, ich liebe ihn immer noch unendlich, der schmerz dieser liebe ist aber tatsächlich weniger geworden.


    glg

  • Hallo liebe Zeraphine,


    schön, dass du wieder mit uns schreibst, so traurig der Anlass auch ist.


    Ich hab nun einige Zeit schon über deine Frage nachgedacht und ich sag dir, es war gar nicht so einfach, sich an die ersten Wochen zu erinnern, ich bin froh, dass diese Momente vorbei sind.


    Ich kann mich erinnern, dass es sehr wichtig für mich was, weinen zu können. Da sitzen und weinen. Und auch wenn Menschen (Besuch) da war, einfach losheulen zu können und ja nicht zu hören; es wird wieder gut, oder: Na geh, komm hör auf


    Es ist in diesem Moment nicht gut (auch heute kann ich das noch nicht hören, doch damit umgehen) und auch "komm hör auf" geht ja gar nicht, ich konnte nicht aufhören zu weinen, ich konnte es ja nicht einmal unter Kontrolle haben, WANN ich heulte, die Tränen flossen, all die Bilder wurden erstmal wahrgenommen, verarbeitet.


    Also wichtig war, mich nicht trösten zu wollen, sondern quasi mitzuleiden, auch mitzuweinen, ...


    Puh...gar nicht leicht...wenn ich an diese Zeit denke, dann sehe ich, viele Gespräche bis in die Nacht hinein, ich hörte nur zu, egal wem egal um was es ging, Hauptsache nicht alleine zu sein.


    Vielleicht fällt mir noch etwas ein, doch für den Moment, ist es mir zu tief in das Gefühl von damals.


    Liebe Grüße

  • Liebe Zeraphine...


    ich finds auch schön, dass Du wieder da bist und uns schreibst...Schön, dass Du durchs Mitlesen ja doch auch immer bei uns warst...!!!


    Bei mir ist es bald ein Jahr her, und es fällt mir schwer, Deine Frage zu beantworten, was damals in mir vorgegangen ist, wie ich es erlebt habe, aber ich will es dennoch gerne machen...


    Für mich was das der blanke Alptraum...alles lief wie ein Horrorfilm an mir vorbei... Ich war wie betäubt, völlig verstört...konnte nichts Verstehen und Bergreifen, ich habe einfach nur funktioniert....wie ein Automat, den man ein-und wieder ausknipst...


    Immer wieder hoffte ich, das alles nur geträumt zu haben, und ich stehe morgens auf und alles ist wieder gut...


    Weisst Du, ich habe abends noch mit meiner Mutter putzmunter telefoniert, sie morgens noch gesehen...und sie geht schlafen und wacht nicht mehr auf...


    Das war furchtbar für mich, immer wieder der Gedanke, das kann doch nicht sein...eben war doch noch alles gut...und von der einen auf die andere Sekunde war alles anders...


    Nun muss ich aufhören, davon zu schreiben, mir laufen die Tränen....


    Ich sende Dir einen lieben
    Gruss
    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Guten abend ihr lieben!


    als erstes tut es mir leid, wenn ich mit diesen Fragen wieder emotionen geweckt habe, ich erinnere mich auch nicht so gerne an die erste zeit, einfach höllisch... ich hab auch überall geheult, es gab kein halten, ich dachte damals ich würde sterben, weil dieser schmerz so groß war ("ich überleb das nicht-Gefühl")
    ich kann tatsächlich so ziemlich alles wieder "mitempfinden", ich kann ihren schmerz richtig spüren, weil es auch mein schmerz war. Ich schreib jetzt bewusst "war", er hat sich tatsächlich verändert, er treibt mich nicht mehr in den Wahnsinn, sondern ist einfach da.
    Ich habe mit der mama geredet, mußte mitweinen, wußte ihre fragen schon ohne sie zu hören, hab ihr auch keine sachen gesagt wie "es wird schon wieder, hör auf zu weinen, du kannst ja noch andere kinder haben, du bist jung" usw.., ich hab versucht ihr die wahrheit zu sagen, dass nichts wieder gut wird im eigentlich sinne, sich vieles verändern wird, eine harte zeit vor ihr liegt usw., hab ihr aber auch gesagt, dass man so ein erlebnis überleben kann, es viele von uns gibt die damit leben, dass man auch wieder glück und freude empfinden wird, sie deshalb nicht aufgeben soll, ihrer trauer aber raum und zeit lassen soll, sie hat jedes recht dazu.
    Irgendwie ist es mir wichtig gewesen ehrlich zu sein, ohne maskerade. Sie hat auch gesagt, dass es ihr gut getan hat.
    Das andere Lager (nenne ich jetzt einfach mal so) meint aber, dass ich sie noch trauriger gemacht habe, meine Trauer einfach auf sie übertragen habe, ihr mehr positives sagen hätte sollen, wobei ich mich frage, was einen noch trauriger machen kann nach so einem erlebnis.
    Eine aussage hat mich am meisten getroffen, nämlich die Bewertung von "schmerz und Trauer", es gab eine meinung (von jmd. von dem ichs nieeee erwartet hätte), dass ihr schmerz nicht mit meinem vergleichbar wäre, denn mein sohn hat gelebt, ihr baby kam still zur welt, somit wäre sie sicher nicht so traurig. Das hat irgendwie gesessen, als ob man dieser Mama das recht absprechen würde so intensiv zu empfinden. Sie ist in meinen augen mama ob still oder lebendig geboren, sie ist mama, und hat das recht um ihr baby zu weinen (mein empfinden, aber vielleicht seh ich das falsch).


    dafür das ich schon lang nicht mehr geschrieben haben, ist es jetzt recht viel geworden, sorry.


    ich wünsche euch alles liebe und vor allem viel kraft!

  • Liebe Zeraphine..


    es muss Dir nicht leid tun, dass Du Emotionen aufgeweckt hast...Das ist schon okay, denn egal..ob ich drüber schreibe oder nicht, in meinen Gedanken ist das alles immer noch sehr verankert...so als ob es gestern passiert ist. Es gibt Momente, wo ich vesuche, diese Bilder diesen Tages einfach wegzudrücken, aber dann kommt der nächste Tag, wo es mich dann doppelt oder dreifach erwischt...


    Und es tut ja auch gut, darüber zu "reden", und Gott sein Dank kann ich eines: Ich kann darüber reden.., bei mir muss alles raus...., ich verdränge nichts, ich schlucke es nicht runter....


    Was Du schreibst von der Aussage Deiner Bekannten....Puh...heftig.., aber da sehen wir es wieder, wie unterschiedlich die Menschen Schmerz und Trauer bewerten. Ich gebe Dir 100% Recht, es hat nichts damit zu tun, wie alt der Mensch, das Kind ist. Ob grade geboren, oder still geboren oder schon älter...
    Einen Menschen zu verlieren ist immer hart und schwer...


    Nur die Menschen verarbeiten das eben alle anders...und grade, die nach aussen so hart tun, sind nach innen sicher sehr verletzlich....


    Liebe Zeraphine, es ist schön, dass Du wieder mit uns schreibst, und schreib uns immer, wenn Dir danach ist.
    Wir sind für Dich da!


    Lieber Gruss
    Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.