Hallo ihr Lieben da draußen ,
diese Woche wird das Grab meiner Pflegeeltern aufgelöst und das stürzt mich in ein unerwartetes Gefühlschaos.
Das Ganze wühlt mich sehr auf. Bald gibt es nichts mehr, das äußerlich daraufhin weist, dass sie es einmal gab, dass sie gelebt haben, nichts, das man als ihre Ruhestätte bezeichnen kann.
Ich kann mir nicht erklären, warum mich das so nieder zieht, denn ich war schon jahrelang nicht mehr auf dem Friedhof und es gibt auch niemand, von dem ich weiß, dass er/sie bewusst zum Trauern hingeht. Einzig eine Nachbarin, die in meinem Auftrag und gegen Geld , das Grab pflegt. Das Grab liegt ca 600 km von hier. Ich habe keine Beziehung zu Ort und Gegend.Es lebt dort auch niemand, den ich gerne besuchen würde und daher bin ich auch in den letzten Jahren nicht mehr dort gewesen.Irgendwie habe ich den Besuch am Grab auch gar nicht gebraucht.Ich war ihnen trotzdem verbunden, besonders im Wald bei einem Spaziergang oder an einem x-beliebigen Bach auf einer Bank sitzend. Ich trage beide in mir, kann jederzeit Erinnerungen an sie abrufen. Meine Pflegeeltern sind nicht vergessen!! Warum macht mir jetzt diese Grabauflösung sooo zu schaffen??? Das ist doch irrational!
Hinzu kommt ein schlechtes Gewissen, weil ich das Grab nicht wieder gekauft habe...
Auch ansonsten holt mich die Trauer um meine lieben Verstorbenen wieder rigeros ein. Ich meine jetzt nicht den Tod meiner engsten Freundin. Da verstehe ich, dass alles noch so weh tut, ist ja gerade erst Mal ein Jahr her.
Ich meine den Tod meiner leiblichen Eltern. Das liegt doch schon sooo lange zurück - der Tod meiner Mutter ist schon Jahrzehnte her - doch im Augenblick schmerzt mich ihr Suizid sehr...man könnte meinen, sie hätte sich erst gestern getötet... Ich hadere mit ihr ( dabei müsste ich sie doch verstehen, denn ich kenne ja diese Verzweiflung) und fühle mich um meine Kindheit/ Jugendzeit betrogen.Ich führe gedanklich viele Streitgespräche mit ihr, dabei dachte ich, ich hätte alles "verarbeitet".
Auch habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich meinem Vater nicht verzeihen kann...Er hat mich einfach nach dem Tod meiner Mutter abgeschoben - weil seine neue Frau uns nicht wollte, etc pp... Müsste ich ihm - jetzt als erwachsene Frau - nicht langsam verzeihen können?, zumal er später sehr viel leiden musste.
In mir ist momentan so viel durcheinander.
Hängt vielleicht auch mit meiner Chemo zusammen - ich meine diese "überzogenen" Gefühle.
Apropos Chemo - ich "stecke" sie überraschenderweise gut weg. Die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen und sind erträglich. Zwischen den einzelnen Chemos geht es mir immer nur einige Tage lang schlecht, die restlichen Tage sind den Umständen entsprechend okay. Zum Glück verliere ich bei dieser Art Chemo keine Haare, dafür bekam ich etliche Kilos geschenkt
Nächstes Jahr bin ich gesund - das behaupte ich immer und niemand kann mich von dieser Meinung abbringen.
Jetzt, nachdem ich alles so runter geschrieben habe, geht es mir etwas besser.
Danke fürs Lesen
blaumeise