Lieber Dieter,
ich hoffe Du hast den Umzug gut überstanden.
Das mit Weihnachten kann ich sehr gut nachvollziehen. Werden zu meiner Mama und meinem Bruder fahren, aber eine Feier wird das nicht werden. Nur ein Abend an dem uns jemand den wir alle sehr geliebt haben unendlich fehlen wird. Werde fest an Sveti und Dich denken und Euch eine liebevolle Umarmung schicken.
Am Wochenende war eine Messe für meinen Papa und ich bin mit meinem Mann und meiner Mama hingefahren. Ich wußte schon vorher das mir das nicht gut tun wird. Für mich ist das wie wenn die Beerdigung nochmal ablaufen würde. Vor allem wenn man dann den Namen von meinem Papa vorliest. War furchtbar. Und kalt. Und mit dem was der Pfarrer sonst noch gepredigt hat im Sinne Apokalypse: wer nicht brav katholisch ist wird am jüngsten Tag nicht mit in den Himmel genommen sondern verreckt und ist verdammt kann ich auch nichts anfangen. Ich glaube das auch nicht. Habe da die ziemlich trotzige Meinung das ich da lieber sterbe und zurückbleibe als mit den ganzen bigotten "braven" Katholiken die Ewigkeit im Himmel verbringen zu müssen. Das scheint mir persönlich jetzt nicht so erstrebenswert zu sein und mein Papa ist da bestimmt nicht. Der war da eher so gepolt wie mein Bruder und ich. Verstehe aber dadurch warum meiner Mama das so wichtig ist und sie glaubt das diese Messen meinem Papa helfen. Sie wurde halt streng katholisch erzogen und die Schuld und Angst in sie eingetrichtert. Für mich kann jeder glauben an was er will, aber mich fühlt sich das was in der Kirche erzählt wird mit Fegefeuer etc. einfach nicht richtig an. Da macht alles was ich über die geistige Welt in der es den Verstorbenen gut geht für mich persönlich mehr Sinn. Aber das ist etwas was denke ich jeder mit sich selbst und seinem eigenen Hintergrund ausmachen muss.
Waren dann noch zusammen am Grab und ich habe ihm den kleinen Engel an dessen Seite ich ein kleines Weihnachtsgesteck drangebastelt habe wieder aufs Grab gestellt. Da kamen am Sonntag noch ein paar Buchszweige und etwas von der Thuja von zuhause mit rein, damit er auch was von zuhause auf dem Friedhof hat. Ich weiß, ist sehr sentimental und ihm wahrscheinlich da wo er jetzt ist völlig egal, aber mir ist das wichtig.
Wenigstens das Grab ist schön geworden und auch wenn es mich immer zu Tränen rührt wenn ich seine Schrift am Grabstein stehe, so sehr freut es mich auch das wenigstens etwas an ihn erinnert was mit ihm persönlich zu tun hat und was ich immer wunderschön fand. Meine Mama wurde schon von Nachbarn und Freunden gefragt was das für eine schöne Schrift ist die wir am Grabstein haben. Die sind alle immer ganz erstaunt dass das seine eigene Handschrift ist. Das freut mich dann auch für meine Mama, da es auch ihr wichtig war, noch irgendetwas für meinen Papa zu machen, auch wenn uns schon klar ist dass das mehr für uns als für ihn wichtig ist.
Ansonsten geht es mal etwas besser, und dann wie seit Sonntag wieder total mies. Auf und ab. Die Wunde wird wohl bleiben. Mal sehen ob sie sich jemals schließen wird oder ob sie jedesmal wieder aufgerissen wird. Wir vermissen ihn jedenfalls nach wie vor schrecklich.
Alles Liebe
Gertrud