Mein Partner hat sich gerade vor einem Jahr das Leben genommen,

  • Hallo, seit einem Jahr verfolge ich immer wieder dieses Forum.Seit sich mein Partner am 19.10.2018 das Leben genommen hat.Ich wollte schon oft hier schreiben, aber mir fehlte einfach die Kraft dazu.

    Jetzt ist es 1 Jahr her.Morgen am 2.11. vor einem Jahr war seine Trauerfeier zur Beerdigung.Die Urne wurde wegen der Witterung erst etwas später im Ruhewald beigesetzt.

    Alles ist so nah da.Ich dachte, der Todestag ist am Schlimmsten. Ich war dort das erste Mal wieder an dem Platz, wo seine Urne bestattet ist. Ich konnte es vorher nicht.Schon 3 Wochen vorher ging es mir richtig schlecht und ich dachte, wie dieser Tag wohl wird.Ich bin dann zusammen mit seiner Tochter und Mann(er war viel älter als ich und seine Tochter nur einige Jahre älter als ich)

    zum Ruhewald gefahren.Es war erschreckend für mich.Ich konnte nichts spüren. Ich konnte ihn nicht fühlen.Es war, als sei es ein fremdes Grab.Ich versuchte ihn dort zu fühlen.Ich legte meine Hände auf die Erde wo er lag.Ich füglte nichts. Es war wie ein Alptraum.Vor den Anderen liess ich es mir nicht anmerken.

    Auf demPlatz der Urne konnte man nichts mehr sehen.Nur, dass das Herz aus meinem Gesteck und ein anderes Herz aus dem Gesteck seiner anderen Tochter noch dort lag.

    Danach sind wir noch zusammen in eine Gaststätte.Das war schön, aber als ich wieder Allein zu Hause war war es wieder furchtbar.

    Ich merke bisher keinen Unterschied zum ersten Todesjahr.

    Ich wollte es aber schön beenden an seinem Todestag und dann mit ihm ins zweite Jahr gehen.Ich konnte es bisher als erstes Jahr nicht friedvoll abschliessen.Ich spüre, dass es für mich kein Unterschied zum ersten Jahr ist, aber ich wollte den Übergang mit ihm bewusst begehen.

    Jetzt kommen mir wieder manchmal die Tränen. Aber ich fühle mich wie Bodenlos.

    Wie ich den Tag Morgen begehe, weiss ich noch nicht. Ich möchte ihn schön und im friedvollen zusammensein mit ihm begehen. Ich wünsche mir, ihn so zu spüren, wie wir im Leben sehr vertraut und nah zusammen waren.Aber ich möchte nicht total dahin rutschen, wie schlimm es war.

    Jetzt habe ich viel geschrieben über die letzenWochen und was jetzt kommt aber noch nicht, wass vor einem Jahr passiert ist.Ich habe einfach mal geschrieben, was mir gerade auf der Seele brennt.Ich hoffe, es war nicht zuviel.

    Viele Grüsse,

    Tara:95:

  • Liebe Tara!
    Fühl dich erstmal ganz lieb umarmt!

    Jeder trauert um und fühlt eine Person anders.
    Wenn der Ruheforst kein Ort für dich ist, an dem du ihm nahe bist, zwinge dich nicht hinzugehen.
    Meine Mutter ist vor 6 Wochen verstorben und ich kann auch nicht sagen, dass es einen bestimmten Ort habe wo ich ihr nahe bin.
    Meistens kommt es aus dem Nichts, plötzlich spüre ich sie irgendwo. Sogar im Ausland ist mir das schon passiert.
    Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute! Wenn du magst sind hier jederzeit offene Ohren für dich.

    Ein zuviel gibt es hier nicht.

  • Liebe Eva,

    vielen Dank für Deine lieben Zeilen. Es tut richtig gut. Der Tod Deiner Mutter ist ja nohh ganz frisch. Ich werde an Dich und Deine Mutter denken.

    Ich habe lange gebraucht einen Ort zu finden. Ich war auch einmal am Gleis, wo er sich dass Leben genommen hat.Es hört sich brutal an, aber dort war ich ihm näher.Ich habe früher immer Steine in Herzform gefunden und ihm geschenkt.

    Seit seinem Tod habe ich keine Steine mehr in Herzform gefunden, nur an diesem Frühlingsgrab am Gleis. Ich habe es zusammen mit einem schönen Holz vo den Reben, dass dort lag für ihn in einer kleinen nicht für alle sichtbare Stelle hingelegt.Dort kann ich allerdings auch nicht hingehen, wenn es mir richtig schlecht geht.

    Ich habe im Park der Klinik, in der ich dieses Jahr war, weil ich es einfach Alleine nicht geschafft habe, einen schönen Mammutbaum gefunden.Dort kann ich ihn fühlen und gehe gerne hin. Leider habe ich bei mir zu Hause in der Nähe noch keinen Mammutbaum gefunden, an dem man in Ruhe verweilen kann.

    Ich habe lange nicht verstanden, wie ich einen Ort finden kann. Aber jetzt ist es mir ein Trost, dass ich dort hingehen und verweilen kann.

  • Guten Morgen Tara,

    ich habe festgestellt,mir hilft mein schreiben.

    Wenn ich dann meine aufgeschriebenen Gedanken lese,fühle ich mich etwas befreit.

    Ich habe etwas "gesagt ",mein "Gegenüber " hat es vernommen.

    Mir wird geantwortet.

    Alle anderen Dinge,die dir wohl tun,mußt Du leider für Dich allein heraus finden.


    Hier im Forum wird Dir jederzeit ein hörendes Ohr angeboten.


    Komm gerade durch den Tag,


    LG. Karin

  • Liebe Tara! Herzlich Willkommen hier und fühl dich auch von mir gedrückt! :30:

    Ich glaube, wichtig ist, dass du einen Ort findest, der für dich passt und wo du deinen Mann fühlen kannst, wie der Mammutbaum!

    Ich wünsche dir einen hoffentlich erträglichen Tag, LG Andrea

  • Liebe Tara, wie furchtbar traurig! Ich bin tief bewegt und möchte Dich trösten, ich weiß, dass das nicht möglich ist, darum schick ich Dir ruhige, mitfühlende Gedanken!

    Liebe Grüße, Karo

  • Vielen Dank Euch allen, für die lieben Worte.Es tut mir wirklich gut, hier zu schreiben und zu fühlen, hier sind Menschen, die mich in meiner Not verstehen.Das ist in meinem Umfeld zu Hause kaum möglich.

    Vielen Dank und liebe Grüsse an Euch alle.

    Tara

  • Liebe Tara,

    schön, dass du jetzt auch hier schreibst und nicht nur mit liest.


    Das Ende des Trauerjahres heißt nicht, dass es leichter wird oder sich wesentlich verändert. Es ist nur das Jahr vorbei, in dem alles ein erstes Mal war.

    Und immer der Gedanke: Letztes Jahr war ... noch bei mir. Letztes Jahr war die Welt noch in Ordnung.


    Das hat ein Ende.


    Bei Zugehörigen, nach einem Suizid stellen sich auch manche Fragen erst nach dem ersten Jahr. Manche werden erst später an sich herangelassen. Das ist auch in anderen Trauersituationen erfahrbar. Doch noch Suizid oft noch drängender.


    Lass dir Zeit. Es wird leichter. Nicht heute und nicht morgen, doch es wird wieder leichter.


    Und für heute wünsche ich dir, dass du ein ganz kleines bisschen dieses "leichter" spüren darfst.


    Lg. Astrid.

  • Liebe Tara!

    Mein Mann ist auch vor 10 Monaten verstorben und ich konnte auch lange nicht zum

    Friedhof gehen,alleine gar nicht und dann bin ich nach einer Zeit mit einer

    Freundin hingegangen.Mein Mann ist auch unter einem Baum bestattet worde.

    Aber ich habe auch nichts gefühlt.Ich glaube ,das es ganz anders ist,wenn

    man ein Grab hat ,das man pflegen muß wo man immer frische Blumen

    hinstellen kann.Das darf ich ja nicht.Ich bringe immer eine Rose und klemme

    sie hinter das Schild mit seinem Namen an dem Baum und die bleibt auch da.

    Aber,ich kaufe jede Woche eine Rose und stelle sie neben sein Bild,

    das hätte ihn gefreut.Dir alles Gute Helga

  • Hallo Hasi,

    danke, dass Du mir erzählt hast, wie es Dir am Platz Deines Geliebten,an einem Baum,gegangen ist. Mich hat als

    ich dort am Baum meines Partners war,sehr endtäuscht. Ich hätte nie gedacht, dass ich da gar nichts spüre.

    Ich habe inder Stadt in der ich wohne einen Mammutbaum gefunden.Hier kann ich ihn fühlen und mit ihm reden. Aber es ist etwad Zeitaufwendig u.umständlich dorthin zu kommen. In meiner unmittelbaren Nähe habe ich leider noch keinen so ruhigen Ort gefunden, wo ich ihm begegnen kann. Ich habe für mich festgestellt, dass ich jetzt im Hier einen Ort brauche, wo ich hingehen und ihm begegnen kann.Dass gibt mir etwas Halt.

    Ich hoffe, dass es beim nächsten Mal besser ist und ich ihn auch doert wenigstens ein wenig fühlen kann.

  • Hallo Astrid, danke für Deine Worte. Ja, das Erste Jahr ist jetzt vorbei, aber es fühlt sich nicht besser an. Der Todestag und der 2. November waren richtig schlimm.

    Jetzt, danach, kann ich gar nicht mehr konkret fühlen.Ich fühle mich wie ohne Richtungsorientierung haltlos dastehend.

    Vielleicht ist das eine Dchutzreaktion, nach drn schlimmen letzten Wochen.Aber schön fühlt es sich nicht an Ich hoffe, dass es sich bald wieder ändert.Ich brauche es, meinen Partner fühlen zu können Sonst fühle ich mich total haltlos.

    Ich wünsche Dir einen schönen Donntag Abend,

    liebe Grüsse,

    Tara

  • Liebe Tara!

    Ja ich glaube dir,das du es brauchst,deinen Partner fühlen zu können.Ich hätte auch nicht gedacht,das ich da nichts spüre,aber

    es ist ,als gehe ich durch einen Wald mit viel Bäumen(was ja auch stimmt) und fertig und seine Mutter liegt auch da,da waren wir

    zusammen da,aber mein Mann hat da auch nichts empfunden.Aber ich spüre ihn zuhause,da habe ich sein Bild in jedem Zimmer

    und ich weiß er freut sich jede Woche,das er eine Rose bekommt.Ja jeder auf seine Weise.Liebe Grüße Helga

  • Komisch, hier hat der -Daumen hoch- funktioniert. Nur bei den Zappelmänner nicht.


    Ich habe auch überall Bilder von meiner Mutti hängen, irgendwie tut mir das gut. Und wenn was gut tut, kann es nicht so verkehrt sein.


    Alles Liebe

    Kornblume

  • Ja, ich habe mir in meiner Wohnung einen Platz mit Dingen, die ich mit ihm und mir verbinde, schön gemacht.Gerade jetzt, seit der letzten Wochen vor seinem ersten Todestag und am 2.11., dem Tag der Trauerfeier für ihn brauche ich diesen Ort in meiner Wohnung. Es fühlt sich noch genauso schlimm an, wie im ersten Jahr.

    Ich habe noch nicht in meinen Alltag so, wie vor seinem Tod zurückgefunden.

    Ich fühle mich noch immer in totaler Ausnahmesituation, wie in einer Paralellwelt. Meine Tanz und Gesangsunternehmungen habe ich noch nicht wieder aufnehmen können.

    Ich hoffe, dass sich das irgendwann wieder ändert.

    L.Gr.

    Tara

  • Liebe Tara, auch ich habe in meiner Wohnung auf meinem Nachttischchen eine Muttiecke gerichtet, Ein Bild von ihr und viele kleine Erinnerungsstücke und eine Kerze schmücken diesen Platz. Irgendwie ist sie so noch bei mir.

    Was Dein Tanzen und Singen angeht, gib Dir Zeit, es wird irgendwann wieder ganz von selbst kommen.

    Und dann wird es Dir gut tun und bei Deiner Trauer helfen.

    Alles Liebe

    Kornblume:24:

  • liebe Kornblume,

    vielen Dank für Deine Zeilen.Es tut gut, zu hören, dass Du es auch so machst wie ich.Mir tut es auch gut, diese Stelle in meiner Wohnung. Ich empfinde, dass so noch ein Teil von ihm da ist und ich ihm so näher sein kann.

    Das mit dem Singen und tanzen, bedrückt mich schon sehr. Es ist jetzt schon seit einem Jahr so.Es fehlt mir und doch kann ich es nicht tun. Ich bräuchte dringend wieder mehr Bewegung, aber ich schaffe es nicht. Ich bin immer noch so schnell erschöpft. Ich hoffe, dass es bald wieder geht.

    Liebe Grüsse,

    Tara

  • Liebe Tara, vielleicht hilft Dir beim Singen zuerst mal Lieder zu singen, welche Dich nicht an Deinen Partner erinnern. Ich sang am Anfang nur englische Lieder, weil ich diese nicht mit meiner Mutti verbinde. Mutti mochte es nur, wenn ich deutsche Lieder sang.

    Aber dann irgendwann, ich weiß gar nicht wann genau, ertappte ich mich selbst dabei, dass ich auch deutsche Lieder sang.

    Ja, manchmal musste ich dann auch weinen. Auch heute noch ab und zu mal, aber nur kurz. Ich spüre, dass meine Mutti bei mir ist und mir zuhört und sogar mit singt. Dann kommen mir die Tränen vor Freude, vor Rührung und vor Sehnsucht. Aber auch das finde ich okay.

    Es wäre doch viel schlimmer, wenn ich gar keine Gefühle in mir hätte, dann wäre ich innerlich tot. Das wäre viel schlimmer.

    Ja, Bewegung hatte ich in den ersten Jahre meiner Trauer auch zu wenig. Aber jetzt probiere ich so viel ich kann, draußen spazieren zu gehen. Leider war ich noch nie so belastbar, wie andere in meinem Alter, da ich schon als Kind meine erste Herzmuskelentzündung hatte. Aber ich probiere, so gut es geht, mich an der frischen Luft zu bewegen. Es tut mir gut. Lass Dir Zeit damit liebe Tara, irgendwann kommt es ganz von selbst. Dann wirst du draußen in der Natur laufen und vor Dich hin singen. Am Anfang haben mich die Tränen dabei auch eingeholt. Aber es wurde von Tag zu Tag besser. Heute habe ich beim Laufen in der freien Natur das Gefühl, meine Mutti ist bei mir.

    Hör auf Deinen Körper, er wird Dir sagen, was er möchte.

    Fange mit ganz kleinen Schritten an und steigere es langsam. Und wenn Du einen Ruhetag benötigst dann schenk Deinen Körper und Deiner Seele die Ruhe die sie gebrauchen.

    Liebe Tara, wenn ich Deine Worte so lese, denke ich, dass Du auf einen sehr guten Weg bist. Deinen Weg. Deinen ganz persönlichen Trauerweg. Nicht Kornblumes Weg. DEINER.

    Ich wünsche Dir viel Kraft dabei

    Zuversicht und Gottes Segen

    Kornblume

  • Liebe Kornblume,

    vielen Dank für Deine lieben und guten Worte. Ja, ich kann gar nicht anders, als es sehr langsam angehen.Zum Jahrestag und an Allerseelen, war es besonders schlimm.Da kamen mir dauernd die Tränen.Und jetzt ist es seit etwa 3 Wochen so, dass ich gar nichts spüren kann.Dass ist auch nicht schön.Ich finde das Mittelmass nicht. Ich fühle mich besser, wenn ich meinen Partner und die Nähe zu ihm spüren kann. Dann fühle ich mich nicht ganz so Alleine.Es ging Heute ganz gut, bis mir am Nachmittag wieder bewusst wurde, wie Alleine ich bin.Ich weiss, das ich da durch muss.

    So lange anhaltend und so schlimm habe ich noch keinen Tod erlebt.Es ist, als durchlebe ich selber diesen Tod.

    Ich danke Dir für Deine mutmachenden Worte darüber, wie sich bei Dir die Trauer um Deine Mutter allmählich ein wenig wieder hin zu mehr Leben verändert hat.

    Ich kann es bei mir leider noch gar nicht spüren und das macht mir auch Angst.Aber mein Partner war mir so sehr wichtig, dass es wohl doch noch eine Weile dauert, bis ich wieder wirklich im Leben Fuss kann.

    Liebe Grüsse,

    Tara

  • Liebe Tara!

    Ja das alles braucht zeit und du wirst es merken,wenn du bereit bist deine Tanz und Gesangsübungen wieder

    aufzunehmen.Bei mir ist es am 24.11. ein Jahr.Aber es wird nicht besser,sondern die Sehnsucht wird immer stärker

    und der Schmerz und diese Leere und Stille ist so schlimm.Am liebsten wäre ich wieder mit ihm vereint.

    Dir wünsche ich auch ganz viel Kraft.Gut das es das Forum gibt.Liebe Grüße Helga