Hallo zusammen,
meine Schwester ist letztes Jahr am 3.11. gestorben...
Es kam ganz plötzlich. Sie verstarb im Alter von 28 Jahren an einer Lungenembolie...
Seit diesem Tag bin ich ruhelos..
Ich finde den Sinn im Leben nicht mehr. Wir beide waren unzertrennlich, wie beste Freunde.
Meine Gedanken kreisen jeden einzelnen Tag, in jeder einzelnen Minute nur um sie...
Ich kann nicht verstehen und akzeptieren das sie nicht mehr bei mir ist.
An dem Abend, bevor sie starb, war ich bei ihr. Sie hatte sich am 31.10 verlobt und wir wollten darauf anstoßen.
Es war ein wundervoller Abend. Wir haben viel gelacht. Ihr Verlobter hat etwas gekocht und nach dem Essen haben wir zu dritt Monopoly gespielt.
Ich bin erst nach 00 Uhr wieder nach Hause gefahren. Ich war so unfassbar müde, da ich vorher arbeiten musste.
Ich wollte sie noch fragen, ob ich bei ihr schlafen kann. Hatte mich aber dann doch dagegen entschieden.
Am nächsten Morgen ca. 08.30 Uhr hat mich meine Mutter mehrfach angerufen. Sie teilte mir mit weinerlicher Stimme mit, dass meine Schwester unter Reanimation ins Krankenhaus gekommen ist und das sie mich in 10 min abholen und wir dorthin fahren.
Ich hatte noch gar nicht verstanden was sie mir grade erzählt hatte. Trotz allem bin ich aufgesprungen und habe mich schnell angezogen. Währenddessen liefen mir die Tränen von der Wange.
Auf dem Weg ins Krankenhaus saß ich hinten im Auto und habe mir immer wieder gesagt "bitte nehmt sie mir nicht weg."
Als wir dort ankamen sind meine Mutter und ich sofort aus dem Auto gesprungen. Wir sind hinein und gingen zu einem Infopunkt. Dort haben wir nach meiner Schwester gefragt. Die Dame die dort saß schaut uns schon sehr betroffen an und sagte uns wo wir hin müssen.
Wir saßen direkt vor dem Schockraum, in dem meine Schwester behandelt wurde. Ihr Verlobter saß schon dort und wartete. Er weinte ganz bitterlich. Eine fremde Frau versuchte ihm etwas Trost zu spenden.
Aus diesem Raum hörte man die ganze Zeit ein pumpendes Geräusch. Ich kann es schlecht beschreiben, habe es aber noch in Erinnerung, als wäre es gestern gewesen...
Ich erinnere mich daran, dass dieses Geräusch irgendwann weg war...
Danach hat es nicht mehr lange gedauert bis der Arzt raus kam.
Er brachte uns in einen Raum und teilte uns mit das es meine Schwester nicht geschafft hat. Ich konnte das nicht begreifen...
Wir wollten dann direkt zu ihr. Sie lag noch in dem Schockraum und erst da begriff ich...
Wir wurden wieder raus gebeten. Sie wollten sie noch etwas zurecht machen und in einen ruhigeren Raum bringen.
In der Zwischenzeit bin ich immer wieder raus aus dem Krankenhaus. Ich habe meinen besten Freund angerufen und meiner besten Freundin bescheid gegeben. Anschließend habe ich meine Großeltern informiert...
Danach haben wir uns noch sehr lange von meiner Schwester verabschiedet. Ich habe ihr immer wieder über die Wange gestreichelt und ihr gesagt wie lieb ich sie habe...
Es war der schrecklichste Tag in meinem Leben...
Auch heute wünsche ich mir noch das es ein Alptraum ist und ich endlich aufwache. Ich möchte sie in den Arm nehmen, ihr sagen wie sehr ich sie liebe und brauche und vor allem soll sie mich nie wieder so erschrecken.
Die ersten paar Wochen stand ich unter Schock. Ich habe nur funktioniert und nichts gefühlt.
Wir hatten ziemlich viel Stress mit der Planung der Beerdigung. Es war alles sehr turbulent...
Meine Schwester wurde 3 Wochen nach ihrem Tod beerdigt. Wir haben einen wundervollen Ort gefunden, den ich einmal die Woche besuche. Das ist der einzige Ort der mir etwas Energie gibt.
Die Beerdigung war wunderschön. Wir hatten einen freien Redner, der sich vorab mit uns getroffen hat und ein paar wundervolle Worte über sie gesagt hat. Außerdem hat eine Freundin ein Lied für die gesungen ~ Let it go - Frozen ~. Ihr Verlobter hat eine Rede gehalten sowie ich auch. Sie wollte dieses Jahr im Mai heiraten und ich sollte ihre Trauzeugin sein. Ich habe für sie die Rede gehalten, die ich an ihrer Hochzeit gehalten hätte...
Meine Schwester und ich waren wahnsinnige Disney Fans. Unser Lieblings Film ist König der Löwen. Wir haben uns sogar den Spruch " Hakuna Matata" aufs Bein tätowieren lassen. Daher haben wir ihr zu Ehren das Titellied dieses Filmes spielen lassen.
Nach der Beerdigung wurde mir dann vollends klar, dass das Geschehene nie mehr rückgängig zu machen ist...
Seit dem wandle ich nur noch. Ich spüre keine wahre Freude und kein Glück mehr.
Es erscheint mir alles so sinnfrei. Ich wäre so gerne wieder mit ihr vereint, doch darf ich nicht. Das ist für mich die reinste Folter.
Jeder neue Tag ist für mich einfach verloren. Manchmal schaffe ich es gar nicht aufzustehen. Ich hatte ständig emotionale Zusammenbrüche.
Dieser Schmerz ist unerträglich. Ich habe das Gefühl daran kaputt zu gehen. Wenn es zu schlimm wird, ertränke ich jedes Gefühl im Alkohol.
Daher entschied ich mich, dass alles zu verdrängen. Ich habe den Verlust meiner Schwester in eine innere Kiste gepackt und den Deckel ganz fest verschlossen. Ich erlaube mir nicht dass alles real werden zu lassen. Ich will es einfach nicht.
Meine Mama und ich haben Kur beantragt. Das ist momentan mein einziger Lichtblick. Ich komme hier nicht zur Ruhe. Ich stürze mich in die Arbeit und lenke mich damit ab.
Ich habe oft das Gefühl die Last der Welt liegt auf meinen Schultern. Ich muss für jeden da sein und mich zusammenreißen.
Ich kann nicht darüber reden, da ich niemanden nerven oder zur Last fallen möchte...
Meine Schwester war immer die Starke von uns...
Ich wünschte mir jeden Tag es hätte mich getroffen und nicht sie. Wenn ich könnte würde ich sofort, ohne zu zögern, mit ihr tauschen.
Sie hat mich wahnsinnig geliebt und ich denke sie wäre ebenso am Boden zerstört gewesen. Aber grade weil sie so stark war, weiß ich dass sie es überstanden hätte.
Sie und ich haben so verdammt viel zusammen durchgestanden. Wir hatten es in der Familie nicht sehr leicht. Wir haben viel Schmerzvolles erfahren. Zusammen haben wir es immer geschafft. Wie soll ich das jetzt alleine schaffen?
Ich will das alles doch gar nicht...
Mir wird klar, dass ich irgendwann ganz allein sein werde..
Ich fühle mich so einsam ohne sie.
Es ist so unfair das sie sterben musste. Grade jetzt, wo ihr perfektes Leben begonnen hätte.
Es quälen einen dadurch so viele Ängste...
Ich bin einfach am Boden zerstört und weiß nicht mehr was ich noch tun soll.
Ich bin einfach nur noch eine leblose Hülle, denn sie hat einen Teil von mir mitgenommen...