Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

Liebe Lilifee!

Alles, was ich dir an diesem Tag schreiben könnte, klingt banal. Daher soll meine Antwort auf unsere Konversation nur als Versuch zur Ablenkung gemeint sein. Dass dich heute anderes beschäftigt, ist mehr als bloß verständlich….

Für wen solltest du aufstehen? Ich weiß nicht… ich kann nur erzählen, warum ich gern früh aufstehe: weil es den ganzen Tag nie so friedlich und ruhig ist wie früh morgens. Vorallem im Sommer ist rund um den Sonnenaufgang die schönste Zeit des Tages. Alle Nachbarn schlafen noch. Dafür halten die gefiederten Sänger mit ihrer Stimme nicht hinterm Berg. Das Konzert, das sie täglich zum besten geben, ist fast schon ohrenbetäubend und strahlt doch so viel Ruhe aus. Kein Straßenverkehr ist zu hören und auch die Werkzeuge überfleißiger Nachbarn ruhen noch friedlich.
Neben meiner Terrasse hängt ein Brutkasten, in den jedes Jahr ein Kohlmeisen-Pärchen einzieht. Schon zeitig im Frühjahr kann man sie beobachten, wie sie Nistmaterial sammeln. Als komfortable Krönung des Nestes holen sie die Katzenhaare vom Fußabstreifer vor meiner Terrassentür, den ich genau aus diesem Grund erst dann zu putzen beginne, wenn der Nestbau der Kohlmeisen erledigt ist.
Erstaunlich ist auch, wie fleißig sie ihre Jungen füttern und wie laut der Nachwuchs Futter fordert, sobald ein Elternteil vor dem Eingang der Bruthöhle erscheint. Sind beide Eltern unterwegs, ist es mucksmäuschenstill im Brutkasten. Fressfeinde sollen ja nicht aufmerksam gemacht werden.
Eichhörnchen huschen von Baum zu Baum, holen sich Wal- und Haselnüsse, wenn sie im späten Sommer reif werden, davor sieht man sie selten. Eidechsen sind meist erst später unterwegs, um sich auf den Betonplatten der Terrasse aufwärmen zu lassen. Ganz, ganz selten lässt sich ein Mitglied der Schlingnatter-Familie blicken. Ab und zu, wenn die neue Generation des Jahres geschlüpft ist, verirrt sich ein Jungtier auf die Terrasse, verschwindet aber schnell wieder; die Tiere sind sehr scheu und wollen in erster Linie die Bekanntschaft mit meiner Katze vermeiden.
Mit viel Freude begrüße ich jedes Jahr ein Wildentenpaar, das es sich am Bachufer gemütlich macht. Und jedes Jahr findet meine Katze beim Anblick der Enten ihren Jagdinstinkt. „Tschüss, liebe Enten, bis nächstes Jahr“, denke ich mir, während sie davonfliegen. Ab und zu ruht sich ein Storch auf Nachbars Dach aus. Der wird wohl sein Nest nicht hier am Stadtrand haben. Und wenn die ersten Schwalben auftauchen, ist der Sommer nicht mehr weit.
Am meisten leid tat mir eine kleine Fledermaus, die einen Sommer lang immer in meinem Sonnenschirm übernachtet hat. Als ich noch nicht wusste, dass das ihr Tagquartier für den Sommer war, hab ich sie irrtümlich aus dem Schirm gebeutelt… die arme platschte ganz benommen auf den Tisch unter dem Schirm, als ich ihn früh morgens zum Trocknen aufspannte. Sie sah mich an - müsste ich den Blick interpretieren, hätte ich ihn wohl mit „lass mich in Ruhe, bin doch grad erst schlafen gegangen“ übersetzt - und verschwand im Rosenbusch gleich neben der Terrasse.
So könnte ich noch seitenweise weitererzählen, was sich rund um Puzzlehausen tut, früh morgens, wenn die Menschen Ruhe geben… deshalb stehe ich gern früh auf.

Ups, jetzt hab ich irrtümlich auf „absenden“ geklickt… na, dann folgt der Rest der Antwort später….

Guten Abend, liebe Lilifee.

Ich hoffe, du hast Andreas Geburtstag gut hinter dich gebracht. Aus dem Kerzerl für meine Mutter wurden zwei, das zweite für deinen Liebsten, vielleicht kennen sich die Beiden inzwischen. Ich stelle mir vor, wie er stolz auf dich deutet und meiner Mutter erzählt: „DAS ist meine Frau“ und seine Liebe zu dir ist nicht zu überhören….

„Mit dem Wissen von heute“: schön, dass du nicht haderst. Rein pragmatisch festgestellt, dient dieser Gedanke tatsächlich dem Lernen und der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Manchmal ähneln sich Situationen schon, sodass man das Gefühl bekommt, eine zweite Chance zu bekommen.

Große Entscheidungen bereue ich allerdings nicht. Das meiste, was mir jetzt gerade einfällt, würde ich auch wieder so machen, ausgehend von dem Wissen, das ich damals hatte. Ob ich sie anders entschieden hätte, wenn ich das heutige Wissen gehabt hätte, darüber habe ich ehrlich gesagt, nie nachgedacht. Das ist so hypothetisch und ohne die Möglichkeit einer Zeitreise so sinnlos, dass ich keine Energie in eine solche These gesteckt habe.
Erst wenn sich eine Situation stellt, gehe ich Erinnerungen und Erfahrungen durch, um zu sehen, ob die aktuelle Situation zu einer früheren passt.
Das mach ich auch, wenn mir etwas erzählt wird. Ich suche nach einer Erfahrung, die dazupasst. Das sieht dann oft so aus, als würde ich ein Problem auf mich beziehen, dabei versuche ich nur auszudrücken, woher ich die Erfahrung habe und dass ich verstehe, was mir erzählt wurde…. Kommunikation ist eben kompliziert….

Du hast Recht, als unbedarfter Besucher käme ich auch nicht auf die Idee, Batterien in Fernbedienung umzudrehen. Aber der Humor von Menschen ist völlig individuell. Ich stellte mir bei meiner Frage vor, dass dein Besuch und du über Zeichen gesprochen haben könntet und vielleicht darüber gescherzt habt, was Andreas noch alles „anstellen“ könnte. Dieses Gesprächsthema könnte den Besucher animiert haben…. Wenn es aber keinen Besich gab, bleibt nur Andreas…. Wie erstaunlich! War es nicht Einstein, der meinte: wenn das Mögliche ausgeschlossen wurde, muss das Unmögliche real sein…. sinngemäß zumindest…

Also mit der Lieblingskollegin von Andreas wäre ich vermutlich schon nach zwei Sätzen überkreuz gekommen. Die Fragen nach Warum - Wieso - Woher empfinde ich als essentiell. Es scheint mir das Wichtigste bei allen Problemstellungen Auswirkungen, Zusammenhänge und Herkunft zu ergründen. Und das mache ich über eben diese Fragen. Dass viele davon unbeantwortet bleiben, liegt nicht an der Frage sie deshalb zu verteufeln, ähnelt meinem Empfinden nach dem Vogel Strauß, dem man nachsagt, er würde bei Gefahr, den Kopf in den Sand stecken…. Doch ich muss gestehen: manchmal wünschte ich, ich könnte die Fragen lassen und den Kopf sprichwörtlich in den Sand zu stecken… das Leben scheint mir leichter mit dieser Taktik…

Der Austausch des Läufers im Vorraum war der letzte verzweifelte Versuch, den Geruch loszuwerden. Er war das letzte Stückchen, das ich nicht gereinigt, geschrubbt oder erneuert hatte.
Nein, tatsächlich hab ich den Luftzug nicht mitbekommen. Seit dem Herbst steht seitlich neben der Haustür eine Wärmepumpe. Ein paar Meter weg, aber die kalte Luft, die sie herausbläst, ist vor der Tür zu spüren. Ok. Dass es nun kühler ist im Vorraum, habe ich auf die kühlere Umgebung draußen geschoben. Ich dachte, die Türe ist einfach schlecht isoliert… doch beim Ausmessen des Läufers bemerkte ich den Luftzug. Daher ist es so kalt im Vorraum. Im umfassenden Fundus von Puzzlehausen fand sich eine Türdichtung (die war von der Reparatur der Strickmaschine übrig ), also hab ich sie hingeklebt. Tür damit dicht. Ok. Ich bestellte den Läufer.

Am nächsten Tag war ich bei der Therapie, die ich grad gegen die Schulterschmerzen mache. Beim Heimkommen fällt mir auf: kein Geruch! *juhu* also war es nicht der Läufer, sondern die kalte Luft…

Ich hab den Läufer nun trotzdem getauscht, sieht schön aus… und meine Katze findet ihn auch toll, schläft ständig darauf und hat ihn schon wieder völlig mit ihrem Fell eingesaut… also bin ich dauernd am Haare wegsaugen, was meine Katze dazu animiert, wieder dort zu schlafen, Katzen mögen es sauber… ein Teufelskreis… so vergehen die Tage auch…

Genug für heute.
Ich hoffe… ich weiß gar nicht, wie ich es passend ausdrücken soll, was ich hoffe… im Mittelpunkt steht, dass es dir so gut geht, wie es möglich ist.

Alles Liebe,

Puzzle

Guten Morgen, liebe Lilifee.

So idyllisch ist es nur früh morgens. Vor 7 Uhr früh beginnt der Verkehrslärm, nicht schlimm, aber weit weniger angenehm als Vogelgesänge… und mir wäre es auch lieber, wenn ich keine Nachbarn hätte… es sind nette Leute, keine Frage und wir unterhalten uns auch immer wieder… bei Hochwasser helfen alle zusammen. Alles sehr nett. Aber ich möchte nicht das Gefühl haben, dass mich jemand sehen könnte, wenn ich hinausgehe. Ich würde gern abgeschiedener wohnen. Ich möchte es mir aussuchen können, ob ich Gesellschaft habe oder nicht - mit Nachbarn kann ich das nicht oder nur, indem ich herinnen bleibe, aber die Natur spielt sich draußen ab…. Andererseits kann ich alle wichtigen Punkte, Geschäfte, Ärzte, Apotheke usw auch zu Fuß erreichen…So hat eben alles Vor- und auch Nachteile….

Um Singvögel anzulocken, müsste man Futterplätze und Nistkästen anbringen, zum Beispiel in den Birken, die sich hervorragend dafür eignen. Katzen können auf den dünnen Birkenzweigen nicht jagen, weshalb alle Plätze, die man dort einrichtet, sicher für Vögel sind. Das erkennen die Tiere und würden die Einrichtungen schnell annehmen… Auf einer Terrasse oder einem Balkon empfehle ich soetwas nicht. Die Tiere hinterlassen Kot, der einen vielleicht mehr ärgert, als man sich an den Tieren freut…

In einer hübschen Wohnung lebt es sich hervorragend, keine Frage. Aufgrund der vielen Arbeit und der riesigen Verantwortung, die Haus und Garten mit sich bringen, hab ich mir auch schon oft gedacht, in eine Wohnung zu ziehen… aber ich weiß, egal wie schön die Wohnung und die Umgebung auch sein würden, ich würde mich nicht wohlfühlen… warum auch immer. Wahrscheinlich bin ich hier schon zu fest verwurzelt….

Wer weiß, vielleicht ist mein Partner auch dabei, kann schon sein…. Schöner Gedanke….

Nachdem ich ja Kinder habe, sind die großen Entscheidungen, die ich meine, meist keine, die sich um meine Belange drehen. Ich hätte ihren Vater „besser“ aussuchen sollen. Aber selbst rückblickend mit dem Wissen von heute wäre keiner dabei gewesen, der „besser gepasst“ hätte. Also war das schon ok so. In der Erziehung oder auch mit der Schulwahl trifft man schon richtungsweisende Entscheidungen. Ich habe meinen Kindern bei ihrer Ausbildung die freie Wahl gelassen. Als ich mich bei meiner Tochter mehr engagiert habe, weil sie nicht recht wusste, wohin, ist mir ein guter Wurf gelungen.
Mein Sohn wusste, was er wollte, also habe ich ihn gelassen. Er tut sich heute sehr viel schwerer, sein Ziel zu erreichen. Vielleicht hätte ich hier eine bessere Entscheidung erwirken können? Ich weiß nicht. Dieser schwierige Weg, den er nun zu gehen hat, lehrt ihn sehr viel, was ich in der Erziehung nicht berücksichtigt habe. Ich glaube, es tut ihm gut, diesen Weg zu gehen. Ich helfe ihm nur, den Weg durchzuhalten und das Ziel zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass es dann sehr viel einfacher und besser für ihn wird… Am Ende wird es gut sein das hatten wir schon mehrfach….

Finanzielles ist mir nicht wichtig. Vor einigen Jahren hab ich aus gesundheitlichen Gründen den Job gewechselt und damit eine sechsstellige Summe an Gehalts- und Renteneinbuße akzeptiert. Geld allein macht nicht glücklich.

Ich komme mit meinen Mitteln grundsätzlich aus, mehr brauche ich eigentlich nicht. Was ich gerne hätte, wäre eine Rücklage, die mir Sicherheit verschafft, damit ich nicht vor jedem Schaden Angst haben müsste, ich könnte mir die Reparatur nicht leisten…. Da ich mir keinen „Sugardady“ anlachen werde (also jemanden, der mich finanziert), sondern meinen Unterhalt lieber selbst bestreite, hab ich vor einigen Monaten die Chance ergriffen, als sich ein Nebenjob anbot. Es gibt für alles eine Lösung zur richtigen Zeit

Du siehst also, meine großen Entscheidungen waren andere…

Ich glaube dir das schon mit den Batterien; ist aber die erstaunlichste Begebenheit in diesem Zusammenhang, von der ich gehört habe. Wahnsinn! Richtig klasse, finde ich.

Doch, doch, du hast mich schon richtig verstanden mit der Türdichtung. Die meisten Strickmaschinen haben eine Nadelsperrschiene. Das ist eine Metallschiene mit dem Profil eines Us. In dieses U gehört ein Schaumgummistreifen, der die Nadeln in eine bestimmte Position drückt. Ist der Schaugummi platt, verhaken sich die Nadeln beim Stricken. Es gibt Türdichtungen, die genau die richten Maße haben, um diesen Streifen zu ersetzen.

Mal sehen, ob ich die Bilder finde… Moment….

Vorher

Nachher

Das mit dem Geruch und der Zugluft erklärt sich so: die Luft, die hereinzog, war kalt. So kalt, dass die Wand neben der Tür kalt genug wurde, dass die Luftfeuchtigkeit der warmen Luft herinnen, dort kondensiert ist. Der Verputz der Wand hat die Feuchtigkeit aufgenommen, sodass ich nicht gesehen hab, dass es dort feucht ist. Feuchte Wände beginnen zu müffeln, wie in einem ungeheizten Keller. Hätte ich das nicht bemerkt, wäre dort mit der Zeit Schimmel entstanden.

So aber wurde die Wand schon über Nacht trocken und hat aufgehört zu riechen….

Der neue Läufer im Vorraum ist daher nur ein Bonus, der zur Geruchsbeseitigung nicht beigetragen hat, aber immerhin schön aussieht und meine Katze freut

Danke für deinen Rat, den ich zumindest tageweise berücksichtige. Gestern hatte ich keine Zeit, den Läufer zu säubern, also hat sich meine Katze ein Stück weiter von ihrer bisherigen Stelle hingelegt… wenn ich nicht bald mal zum Staubsauger greife, wird der Läufer in Kürze nur noch aus Katzenhaaren bestehen ob ich das möchte, wird wohl eine der nächsten großen Entscheidungen sein… vielleicht sollte ich ihn einfach ein paar Tage ins Freie legen, damit die Kohlmeisen die Haare abzupfen… aber so viele Nester gibt es dann auch wieder nicht in der Gegend…

So werden also die großen Lebensentscheidungen im Laufe der Zeit immer banaler; find ich gut. Es war bisher schwierig genug, mehr davon muss nicht sein….

Hab einen ruhigen Freitag,

alles Liebe,

Puzzle