Liebe Puzzle,
bitte
keine Entschuldigungen, das ist nicht nötig. Tägliche Antworten
sind keine Pflicht. Unser Austausch soll uns Freude machen und kein
Zwang sein. Aber jetzt muß ich Dich leider sehr enttäuschen. Du
hast weder Zündstoff noch Reibungspunkte geliefert. Jedenfalls für
mich nicht. Ich kann allem was Du geschrieben hast nur
uneingeschränkt
zustimmen.
Manchmal
kommt alles auf einmal, da reicht auch ein kleines Umfeld. Aber
wenn es Menschen sind denen man gerne hilft, wird es auch nicht so
schnell zu viel. Jetzt wiederhole ich mich wieder, aber ich bin von
Deiner Vielseitigkeit erneut beeindruckt. Mal eben so eine Bank
reparieren, klar doch, kein Problem. Ich wüßte nicht mal mit was,
geschweige denn wie ich so etwas machen sollte. Da kannst Du wirklich
stolz drauf sein. Die Freude die Du damit bereitet hast kann ich mir
lebhaft vorstellen, und das ist auch der schönste Dank den man
bekommen kann. Wenn dann die Hilfe auch noch auf Gegenseitigkeit
beruht ist es natürlich optimal. Hoffentlich hat Deine Schulter
nicht zu sehr gelitten. Aber wie Du schreibst, solche Tage kosten
viel Kraft, geben aber auch viel zurück.
Was
den neuen Job betrifft wünsche ich Dir natürlich daß Plan B in der
Schublade bleiben kann. Das Umfeld macht auch dort eine
ganze Menge aus, aber erst mal optimistisch sein. Es gibt überall
solche und solche, und die Guten überwiegen hoffentlich. Die
Chance sollstest Du unbedingt nutzen. Im schlimmsten
Fall gibt es ja die Möglichkeit zu kündigen.
In
die Sch… taucht jeder mal ein. Der eine mehr, der andere weniger,
aber ganz entkommt ihr wohl niemand. Immer einen Plan B haben ist
sehr hilfreich. Den hatte ich leider nicht immer, aber jetzt brauche
ich auch keinen mehr. Für das Weiterleben nach dem Tod des liebsten
Menschen gibt es keinen Plan B. Und da ich unabhängig bin und auf
niemanden Rücksicht nehmen muß kann ich ganz für mich entscheiden
ob ich mich treiben lasse, oder ob ich irgendetwas in Angriff nehmen
will. Bis jetzt bin ich noch sehr für treiben lassen. Ist nicht das
Schlechteste. Und wenn ich das Gefühl habe, genug getrieben, werde
ich mir was überlegen. Aber erst dann wenn ich es will. Ein Job ist
für mich kein Thema mehr, und nach 40 Jahren Berufstätigkeit kann
ich auch finanziell gut leben, denn ich bin nicht anspruchsvoll
sondern preiswert im Unterhalt.
Und was den Spruch betrifft sind wir wegen der Bedeutung schon einer Meinung. Die Frage für mich ist nur, wer entscheidet wann etwas gut ist? Das kann doch nur ich selbst, oder wird das von einer höheren Macht entschieden? Dann sieht es allerdings etwas anders aus. Vor allem wenn die höhere Macht und ich unterschiedlicher Meinung sind. Ich habe mir für das neue Jahr vorgenommen einfach weiter zu machen, Schritt für Schritt und Tag für Tag. Ohne große Pläne und Erwartungen. Mit dieser Einstellung bin ich nun im 4.Trauerjahr angekommen und ruhiger geworden. Sicher auch weil ich es aufgegeben habe über Fragen zu grübeln für die es hier keine Antworten gibt. Ich belaste mich nicht mehr mit Überlegungen ob ich etwas anders oder besser hätte machen können. Andreas` Leben war zu Ende gelebt, und ich hätte nichts daran ändern können. Das muß ich einfach akzeptieren, auch wenn das sehr schwer ist. Er fehlt mir so unendlich, aber ich grübele nicht mehr, und wünsche ihm daß es ihm gut geht bis wir uns wiedersehen.
Ich
glaube auch nicht daß unsere Lieben ständig um uns herum sind. Das
würde ich auch etwas beängstigend finden. Nach Andreas` Tod habe
ich mir einige Trauerhilfebücher zugelegt. Beim Stöbern bin ich
auch auf Bücher gestoßen die für mein Empfinden sehr nach
Hokuspokus klingen. Geschrieben von selbsternannten Hellsehern und
ähnlichem, die angeblich exklusive Botschaften aus dem Jenseits
erhalten. In einem Buch war eine Kapitelüberschrift „Können uns
Verstorbene beim Duschen zusehen?“ Leider
ging die Leseprobe nicht bis zu diesem Kapitel. Hätte mich schon mal
interessiert was die Autorin zu dieser Frage zu sagen hatte. Aber
wiederum nicht genug um dieses Buch zu kaufen. Ich hoffe aber daß
sie es nicht können, oder besser gesagt nicht tun. Andreas war
entweder einige Male in unserer gemeinsamen Wohnung und auch in
meiner neuen Wohnung, oder er hat die Gegenstände aus der Ferne
verrückt. Was natürlich auch möglich ist, aber er hat sich auf
jeden Fall dadurch bemerkbar gemacht, und das war sehr tröstlich.
Ich
glaube aber auch nicht daß er ständig hier herumfliegt und guckt
was ich mache. Ob unser Verhalten und unsere Sehnsucht negativen
Einfluß
hat kann ich mir nicht so wirklich vorstellen. Ich hoffe Andreas ist
in der anderen Welt angekommen ohne sich von mir festgehalten zu
fühlen. Auch wenn die Sehnsucht nach ihm immer bleiben wird,
behindert sie ihn hoffentlich nicht. Unsere
Lieben existieren noch, davon bin ich fest überzeugt, aber sie
gehören nicht mehr in unsere Dimension. Das sehe ich auch so, und so
lange wir sie nicht vergessen sind sie in unseren Herzen bei uns. Ich
schreib es schon mal im Forum, unsere Danksagungsanzeige hatte die
Überschrift „Nur wer vergessen wird ist tot. Du wirst leben.“
Andreas wird nie vergessen sein.
Und
nun hoffe
ich daß der Regen aufgehört hat und der Bach in seinem Bett
geblieben ist. Ich
werde mich jedenfalls allmählich in meines begeben und wünsche eine
gute Nacht.
Alles Liebe
Lilifee