Hallo,
2Jahre hat mein Freund gegen einen Hirntumor gekämpft.
Er hatte panische Angst zu sterben.Er sagte,er werde uns alle vermissen,er war immer voller Lebensfreude,wenn wir uns getroffen haben,ging für mich die Sonne auf.
Er wollte keine Behandlung mehr,ich konnte und kann es verstehen,warum bin ich dann wütend und traurig zugleich?
Am Freitag ist die Beerdigung.Ich habe Angst davor.Ich vermisse meinen Freund.
Mein bester Freund ist tot.
-
-
Liebe Stella!
wenn uns jemand verlässt, reagieren wir meistens mit Wut und Trauer gleichzeitig. Das ist bei einer Scheidung oder Trennung so, aber auch, wenn jemand stirbt. Manchmal ist die Wut stärker im Vordergrund und manchmal die Trauer. Auch wenn du (vom Verstand her) nachvollziehen kannst, warum dein Freund keine Behandlung mehr wollte, darfst du auf der Ebene der Gefühle frustriert und wütend auf ihn sein: Es ist dir mit seinem Tod etwas genommen worden, das für dich die Sonne aufgehen hat lassen, wie du es selber beschreibst.
Wut ist etwas sehr Kraftvolles, Trauer macht schwach. Beides gleichzeitig in sich zu spüren, ist vielleicht gar nicht so schlecht!
Dass du vor der Beerdigung Angst hast, ist auch klar: Hier wird der Tod deines Freundes endgültige Realität. Und: Wir alle haben Schwierigkeiten mit starken Gefühlen und wir haben auch Angst sie zu zeigen. Es kann sein, dass du bei der Beerdigung ganz betäubt sein wirst oder dass alle möglichen Gefühle in dir hoch kommen. Beides ist gut. Wenn du dich während der Beerdingung betäubt fühlst, kommen die Gefühle später. Erlaubt und gesund sind sie alle!
Alles Gute dir!
Christine -
Hallo Stella!
Wie geht es dir jetzt? Wie ging es dir in der Zeit nach dem Tod deines Freundes. Ich schreibe dir, weil auch ein Freund von mir vor 4 Monaten durch einen Unfall gestorben ist. Vorgestern wäre er 20 geworden.
Die ganze Geschichte war wie ein schlechter Film. Eigentlich lief alles gut, ich schrieb Anfang Juni meine Matura und danach mit den Kolleginnen feiern. Am nächsten Tag habe ich ihn zum letzten Mal gesehen. Er war bei seiner Freundin und hat mich und meine Kollegin auf dem Nachhauseweg mitgenommen. Am gleichen Tag noch fuhren wir 1 Woche lang auf Maturareise in die Türkei, 8 Tage später landeten wir kurz vor Mitternacht wieder in Österreich - da war die Welt noch in Ordung.
12 Stunden später bekam ich einen Anruf von der Schwester einer guten Freundin, dass unser Martin einen tödlichen Unfall hatte. Ich kann mich eigentlich nicht mehr genau daran erinnern, ich weiß nur noch, als meine Mutter mich fragte, was los sei. Ich wurde blass, mir war kalt und heiß zugleich und ich zitterte am ganzen Körper. Trotzdem wirkte die Nachricht auf mich sehr unreal, ich konnte es einfach nicht glauben, das konnte einfach nicht wahr sein...
Erst als ich einen Tag später seinen Partezettel sah, wurde mir langsam klar, dass es keine Illusion und kein schlechter Traum war, sondern dass alles Wirklichkeit war. Als ich weinte, versuchte mir meine Oma klar zu machen, dass für jeden einmal die Zeit kommen wird, und dass unser Martin eben früher "heim" gegangen sei als wir, seine Freunde. Doch gerade das war es, was ich zu diesem Zeitpunkt absolut nicht hören wollte.
Die Tage bis zur Beerdigung verbrachte ich hauptsächlich damit, dass ich mich irgendwie ablenkte und versuchte, möglichst wenig an unseren Martin zu denken. Der Seelenrosenkranz und die Beerdigung waren dann aber sehr schlimm, obwohl ich wie betäubt war, die ganze Szene wie in einem Film vor mir sah und ich mich selber Kilometer entfernt fühlte. Und das ganze, obwohl ich auf Beruhigungsmittel verzichtete, um die ganze Prozedur, den ganzen Ablauf, der für mich zur Verarbeitung meiner Trauer einfach dazu gehört, real miterleben zu können.
Die schwere Zeit kam aber erst nach der Beerdigung, sobald man in den normalen Alltagstrott zurückkehren muss. Bis jetzt ist es für mich immer noch extrem unwirklich, dass unser Martin nicht mehr bei uns ist, obwohl ich daran glaube, dass nur sein Körper nicht mehr hier ist, er aber schon... Trotzdem habe ich, und auch meine Freunde sagen dasselbe, immer das Gefühl, als wäre er nur für kurze Zeit fort, als käme er irgendwann wieder. Bei jeder Party denke ich mir, er ist nur kurz raus gegangen und kommt bald wieder - und trotzdem werde ich vergeblich auf ihn warten, auch wenn ich mir sicher bin, dass ich ihn irgendwann wieder sehen werden, wenn auch ich einmal nicht mehr hier bin...
Seit Martins Tod verbringe ich mit meine Freunden sehr viel Zeit. Wir reden über seien Tod, über unsere Gefühle und wie es weiter gehen soll. Wir weinen miteinander, weil er nicht mehr hier ist. Wir lachen miteinander über lustige Sachen, die wir zusammen erlebten und wir erinnern uns gerne an den letzten Italienurlaub, an die Schulbälle, Kinoabende und Bergtouren, wir sehen uns gemeinsam - lachend und weinend zugleich - Fotos an. Und trotzdem überkommt mich immer wieder das Gefühl einer unendlichen Leere, einer totalen Sinnlosigkeit und einer enendlichen Einsamkeit...
Am Freitag trafen sich alle Freunde von Martin, um seinen 20. Geburtstag zu feiern. Wir trafen uns in einem Cafè und ein Foto von unserem Martin stand in unserer Runde. Wir stellten einen Kranz aus Kerzen rund um sein Grab auf. Fast 40 Leute waren gekommen... Um Mitternacht versammelten wir uns am Grab, zündeten die Kerzen an. Martin's Eltern bedankten sich bei uns, weil wir alle gekommen sind, sie war überwältigt von der großen Menge von Leuten. Und sie wünschte uns allen viel Glück, allen, die - genau wie Martin es getan hätte - durch die Matura in eine neuen Lebensabschnitt treten. Und sie sagte: "Da Martin hat so gern gfeiert und weil's heut sein Geburtstag isch, singen wir jetzt für ihn 'Happy Birthday'!" Sie stimmte das Lied unter Tränen an und alle Freunde sangen mit, ich habe noch nie so viele Gefühle auf einmal in mir gespürt - einerseits unendliche Trauer, andererseits Freude, weil es ja doch sein Geburtstag war und wir alle für ihn Happy Birthday sangen...
Über eine Stunde standen wir danach schweigend am Grab, weinten, umarmten uns, bedankten uns bei unseren Freunden für die gegenseitige Hilfe. Das alles hilft extrem, um die Trauer zu verarbeiten, und trotzdem ist es immer noch so unrealistisch, dass unser Martin nicht mehr bei uns ist und immer wieder muss ich mir die Frage stellen, warum gerade er nicht mehr bei uns ist, warum gerade er, der so ein guter Bergsteiger war, abstürzte, warum, warum, warum? Und ich glaube, ich werde nie eine Antwort finden, auch wenn der Schmerz langsam leichter wird.Ich hatte große Angst, dass durch Martin's Tod unser Freundeskreis zerbrechen würde, aber er hat uns nur noch mehr zusammengeschweißt (Es mag jetzt zwar etwas kitschig klingen, aber es ist wirklich so...) Ich bin froh, wenn ich sehe, dass es andere Menschen auch trifft, dass nicht nur mir und meinen Freunden so ein schrecklicher Schicksalsschlag widerfährt. Ich habe große Angst, dass ich ihn irgendwann vergessen werde, dass das Leben irgendwann wieder "normal" wird. Am Mittwoch ist Martin 4 Monate nicht mehr bei uns, und ich kann und will derzeit einfach nicht loslassen, aus Angst, durch die Trauer, die immer weniger wird und durch den Schmerz, der immer mehr gelindert wird, alle Erinnerungen an ihn zu verlieren...
Stella, ich hoffe, du hast die Zeit nach dem Tod deines besten Freundes halbwegs verkraftet, vielleicht hilft es dir, wenn du siehst, dass du nicht alleine bist...;(
-
Hallo Katha
Danke für deine Nachfrage.Ich habe meinen Freund noch einmal gesehen.Er lag so friedlich in seinem Sarg,fast schon glücklich.Ich hatte an diesem Tag ein Gefühl,als hätte man mir eine Spritze gegeben,ich fühlte mich so entspannt.
2 Monate ist es jetzt her,es gibt Tage,da könnte ich wahnsinnig werden vor Schmertz,alles was ich sehe(Sonnenuntergang,Herbstwald)macht mich unendlich traurig.Ich sitze oft am Telefon und "telefoniere"mit ihm.Wir haben immer unsere Pause gemacht.Katha,danke für deine Nachfrage,ich bin mir sicher,unsere Freunde sind irgendwo anders,aber nicht weg,oder ausgelöscht.Es tut mir sehr leid für dich,ich wünsche dir ganz viel Kraft. -
Hallo,
heute hat Roland Geburtstag.Ich habe einen Kuchen gebacken, wie gerne würde ich mit ihm feiern.Ich vermisse ihn so sehr.
Roland ist zwar tot, aber nicht weg,das spüre und erlebe ich auch,ich suche auch nicht ganz geziehlt,egal was andere sagen.
Ich wünsche euch allen einen schönen Tag.
Stella. -
Hallo Stella!
Ich kann aus Erfahrung sagen, dass dies wohl nach Weihnachten und Allerheiligen einer der schlimmsten Tage auch für mich war. Ich habe auch einen Kuchen gebacken und ihm sogar ein Stück auf sein Grab mitgebracht. Das Gefühl der Einsamkeit trifft einen da wie ein Hammer. Habe dann einfach ein paar Freunde zu mir eingeladen und wir haben trotzdem ein wenig "gefeiert", wenn man dieses Wort dazu gebrauchen kann. Haben viel über ihn geredet und er war einfach bei uns.
Wünsche dir für diesen Tag extrem viel Kraft und lass dich einfach umarmen.
Diana
-
liebe stella,
ich finde es sehr schön, dass du für roland einen kuchen gebacken hat, und ich bin mir sicher, dass er sich sehr darüber gefreut hat.
andere belächeln solche gesten nur, aber ich hab auch an mama's geburtstag einen schönen blumenstrauß und eines ihrer lieblingsporzellantiere auf's grab gestellt. und ich bin mir sicher, dass sie sich sehr gefreut hat.
auch ich hoffe, dass du den tag gestern gut überstanden hast, es war wieder so ein tag, wo man den verstorbenen wohl ganz nah ist.
alles liebe
petra -
Liebe Stella,
sorry, dass ich erst so spät nach dem Geburtstag von Roland antworte - Dein Posting hat mich sehr gefreut und - so furchtbar kitschig das klingt - mein Herz erwärmt. Finde die Aktion mit dem Geburtstagskuchen gut und auch, dass Du uns davon erzählst.
Hast Du den Kuchen mit wem geteilt oder noch FreundInnen dazu eingeladen oder hast Du für Dich selbst mit Roland gefeiert?
Liebe Grüße,
Markus -
Liebe Stella!
Wir haben Jan's Geburtstag auch gefeiert, als wäre er
hier bei uns. Wir haben ein Geschenk gekauft, Kuchen gebacken und Luftballone an sein Grab gebracht.
Es war zwar nicht leicht für uns, aber danach waren wir froh, dass wir es so gemacht haben.Wir möchten das zu Weihnachten genauso machen.
Sein Sessel wird wie jedes Jahr am Tisch stehen, und wir werden seine Lieblings-Weihnachtsmusik hören.Puhh! Wenn ich daran denke, wird mir schon ganz schön schwer...
-
Hallo,
ich danke euch für die schönen Zeilen,ihr habt mich wieder aufgebaut, Kate, es tut mir so leid für Dich, und Deine Familie,ein Kind zu verlieren ist unsagbar schrecklich.
Ich wünsche euch allen viel Kraft und Liebe.
Danke auch an Dir Markus, Du findest immer die richtigen Worte. -