Hallo. Vor genau 11 Monaten ist mein Vater gestorben, plötzlich, unerwartet. Meiner Mutter, mir, meinen Kindern und meinem Mann hat es den Boden unter den Füßen weggerissen. Uns seit dem "schweben" wir irgendwie durchs Leben.
Meine Mutter hat ihren Seelenverwandten verloren. Ich habe mir immer gewünscht solch eine Partnerschaft wie meine Eltern zu leben. Ich bewunderte diese Vertrautheit, den liebevollen Umgang, das kompromisslose für einander da sein, die Unterstützung. Alles plötzlich weg.
Meine drei Jungs verloren den besten Opa der Welt, den besten Freund und Vertrauten. Sie sahen einander jeden Tag und er nahm sich jeden Tag für jeden einzeln Zeit. Er kannte alle ihre Vorlieben, oft Kleinigkeiten, die auch ich nicht kannte und verschönerte ihnen jeden Tag mit einer dieser Kleinigkeiten den Tag. Er sprach mit ihnen über alles, war ihr Felsen bei Problemen, tröstete, wenn sie traurig waren, war da, wenn sie sich ärgerte und nahm sie in den Arm, wenn sie nicht weiter wussten. Er nahm sich jeden Tag bewusst Zeit für sie, gab jedem seinen Raum und interessierte sich für alle ihre Interessen und ünterstützte sie bei diesen. Alles plötzlich weg.
Ich verlor meinen Felsen, auf den ich mich immer verlassen konnte, meinen Unterstützer, meinen Ratgeber. Manchmal waren nicht einmal Worte notwendig, er war einfach da. Man fühlte sich sicher, geborgen und wusste, dass komme was wolle, er würde jederzeit alles dafür geben, dass es uns gut geht. Alles weg.
Nun versuche ich für alle da zu sein. Ich versuche meine Mutter zu unterstützen, ich versuche sie nicht alleine zu lassen. Auf der anderen Seite sind da meine drei Jungs, die nicht schlafen können, die so sehr trauern. Wir sprechen viel, wir erinnern uns viel, aber dieses Loch, welches unser Leben bestimmt wird nicht kleiner.
Ich vermisse meinen Vater so sehr. Am Morgen beim Aufstehen, ist mein erster Gedanke mein Vater, ich versuche krampfhaft jedes kleine Geräusch, jeden Windstoss oder Sonnenstrahl als Zeichen zu deuten. Wenn ich zur Arbeit in die Schule gehe, bin ich abgelenkt und lebe ein "anderes" Leben. Aber wenn ich die Schule verlasse, kommt das Bauchweh, der Druck im Brustkorb wieder und die Tränen beginnen mein Gesicht hinunter zu laufen. Mein Mann, der sich so sehr bemüht, versucht mir zu erklären, dass ich mich an die schönen Dinge erinnern soll. Ich möchte mich aber nicht erinnern, ich möchte mich an diese Leben nicht gewöhnen und ich möchte mich schon gar nicht an dieses Gefühl gewöhnen, dass mein Papa nicht mehr da ist, dass Opa nicht mehr da ist, dass der Ehemann nicht mehr da ist. Zuhause, an Wochenenden versuchen wir alle durch den Tag zu kommen. Es ist still geworden bei uns, zwar unterstützen wir einander, sind aber alle durch den Wind. Den Tag beschließe ich mit einem Gedanken an meinen Vater. So dreht sich alles um ihn und diese unendliche Leere, Erschöpfung und der Schmerz wird meiner Meinung nach immer schlimmer.
Ich versuche meiner Mutter viel abzunehmen und für sie da zu sein, auf der anderen Seite merke ich, dass ich dadurch zu wenig Zeit für meine Kinder habe. Mich plagt das schlechte Gewissen gegenüber meiner Mutter, meinen Kindern und meinen Mann, da ich für niemanden genug Zeit habe und nicht genügend Kraft für alle aufbringe.
Wir versuchen dieses neue Leben zu leben, aber es gelingt uns nicht.