Alleine nach dem Tod des Partners

  • Hallo,
    ich bin neu hier. Zu meiner Geschichte: Ich bin jetzt 34 Jahre alt, habe drei Kinder im Alter von 10 und 12 Jahren (die 10 jährigen sind Zwillinge) und habe am 17.12.2006 meinen Mann verloren. Er ist an Leberkrebs erkrankt (dies wurde Anfang November diagnostiziert) und auch daran verstorben. Ich war leider nicht im Krankenhaus als er verstarb, aber ich denke er hat es vorher schon gewusst, dass er den nächsten Tag nicht erleben wird und daher hat er sich bereits am Vortag von mir verabschiedet, was ich natürlich nicht als Abschied hinnehmen wollte - leider - wenn ich es gewußt hätte, hätte ich ihm sicher noch einiges gesagt. Er hat mir auch gesagt, dass er nicht möchte, dass ich alleine bleibe - das war einer seiner letzten Wünsche. Nun habe ich aber irgendwie Hemmnisse, einen neuen Partner (jetzt schon) in mein Leben zu lassen. Auf der anderen Seite brauchen meine drei Burschen sicher ein männliches Vorbild gerade jetzt, wo sie in die Pubertät kommen. Ich habe auch schon jemanden kennengelernt wo alles passen würde und trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber - als würde ich ihn betrügen. Außerdem ist die Umgebung (die Eltern meines Mannes und andere frühere Bekannte) nicht gerade sehr begeistert davon, dass ich mir jetzt schon einen neuen Partner suche. Ich will aber auch nicht alleine sein, da ich mit meinem Mann glücklich 15 Jahre beisammen war und ich nicht alleine sein möchte.
    Ihr merkt mich plagen große Zweifel, aber müssen mich die plagen? Ist es nicht im Sinne meines Mannes - oder hat er dies nur so gesagt - und soll ich auf die Gefühle seiner Eltern mehr Rücksicht nehmen als auf meine und die meiner Kinder? ?( ?( ?(
    LG, Sandra

  • Hallo Sandra!


    Also ich finde du sollst nur auf dich und auf dein Herz hören und schauen, ob es dir dadurch besser geht.
    Was andere Leute von dir denken oder sagen musst du versuchen zu ignorieren.
    Deine Gewissensbisse kann ich aber sehr gut verstehen. Da ich im Bekanntenkreis einen umgekehrten Fall kenne. Da starb meine Freundin ganz früh und hinterließ ihrem Mann 2 kleine Kinder (damals 1 1/2 und 4 Jahre). Ihr letzter Wunsch war es auch, dass er nicht alleine bleibt. Er hat mich dann oft angerufen, was er machen soll. Ich habe ihm immer geraten auf sein Herz zu hören und wenn man jemanden neuen kennen lernt ist das egal ob 2 Wochen danach oder 4 Jahre danach. Es kommt ganz allein auf den Menschen drauf an, wie er mit der Trauer um den verloren Menschen umgeht.
    Er hat auch relativ schnell wieder jemanden gefunden und die Leute haben auch komisch geschaut, aber er ist jetzt wieder so einiger Maßen glücklich, denkt aber auch oft zurück, was auch gut ist.
    Irgendwann, so ca. nach 1 Jahr hat er dann gesagt, dass ihm seine verstorbene Frau eine gute Freundin geschickt hat. (mir sind dabei fast die Tränen gekommen, ihm aber auch).


    LG
    Diana

  • Hallo Diana,
    danke rstmal für deine liebe Antwort. Was mir gleich aufgefallen ist und wo mir gleich die Gänsehaut aufgestiegen ist, ist dass ich auch schon das Gleiche gedacht habe, dass mir mein Mann diesen neuen Menschen in mein Leben gesendet hat, weil ich habe ihn kennengelernt ein halbes Jahr nach seinem Tod als es mir besonders schlecht ging...
    LG, Sandra

  • hallo,
    ich habe meinen freund vor 2,5 jahren verloren, war allein mit ihm, als er starb, nur wenige tage zuvor sprachen wir von unserer verlobung. es war keine zeit, dass er mir sagen haette koennen, ich soll nicht allein bleiben mein restliches leben lang, aber ich denke einfach, er haette es mir gesagt.
    ein halbes jahr spaeter lernte ich jemanden kennen, er tat mir gut. ich kann die gfuehle in den vorherigen beitraegen gut verstehen, schlechtes gewissen, betruegen, wie reagiert das umfeld darauf, usw. ich versuchte es, merkte nach ueber 1 jahr aber, dass ich noch nicht soweit bin, dass meine trauer noch zu sehr im vordergrund steht, ich immer nur meinen verstorbenen freund suchte u so sehr vermisste... zur zeit bin ich allein u i merke, ich brauch noch mehr zeit, um mit dem verlust klarzukommen.
    ich glaube, es gibt keine festgelegte zeitspanne, ab wann man eine neue beziehung haben kann, "darf" oder so aehnlich. man muss selber spueren, wann der zeitpunkt passt, wann man sich auf jemand neuen einlassen kann u auch will, wann man nicht mehr vergleiche anstellt zwischen den 2 menschen, wann man loslassen kann. es verlangt wohl sehr viel verstaendnis von seiten des neuen partners, diesen aspekt sollte man vielleicht auch nicht vergessen. der durchlebte verlust sollte nicht verschwiegen oder tabuisiert, aber auch nicht als zentrum oder basis der neuen beziehung gesehen werden.
    ich wuensche allen in einer solchen situation viel kraft um auf sich zu schauen u zu spueren, was gerade gut tut.

  • Ich bin jetzt 60 Jahre alt, habe eien erwachsenen Sohn und habe am 2.12.2007 meine Frau verloren. Sie ist an Lungenkrebs erkrankt (dies wurde Ende September - einen Tag vor ihrem 60. Geburtstag - diagnostiziert) und auch daran verstorben. Ich war leider nicht im Krankenhaus als sie verstarb...


    Ich schreibe Dir diese Zeilen nur, weil mich die Ähnlichkeit der Umstände dazu verleiten.


    Ich hab's gestern abend fast nicht ausgehalten, nach einem Besuch von Sohn und Freundin - obwohl ich 2 Katzenkinder hab', war ich soooo unendlich allein und konnte mit niemandem ein vertrauliches Gespräch führen, konnte kein vertrautes Atmen hören,...
    (ich denke, das könnte Dich an Deine Situation vor einem Jahr erinnern, aber danke fürs Lesen, es muss irgendwie raus!)


    Eigentlich hab ich mich nur an den Rechner gesetzt, um herauszufinden, ob man irgendwoher finanzielle Unterstützung bekommen kann. - Alleine die Beerdigungskosten, die ein Vielfaches meiner übriggebliebenen Mindestrente verschlingen werden und - und - und...

  • Lieber Abraham,


    erstmal herzlich Willkommen hier bei uns im Forum und schön, dass Du den Mut gefasst hast, ein Posting zu schreiben. Deine Situation ist wirklich alles andere als einfach - gerade dann, wenn einem eine Krankheit so wenig Zeit lässt, sich damit auseinanderzusetzen und Dir dann so schnell Deine Frau nimmt.


    Und gerade nach Begegnungen (wie der Besuch von Deinem Sohn mit Freundin) wird einem die Leere die dann da ist, besonders bewusst. Da sind Tiere doch nur ein begrenzter Trost - und ich sage das mit allem Respekt, da ich selber ein Hundenarr bin! Doch in solchen Zeiten gibt es wahrscheinlich nur "begrenzten Trost", denn wer kann verstehen, was Du verloren hast?


    Wie verbringst Du Deine Freizeit? Hast Du so ein paar Beschäftigungen, die Dich mit anderen Leuten zusammenbringen und Dich auch mal ablenken?


    Ich freue mich auf Dein nächstes Posting,


    Markus