Liebe KarenLe,
diese Angst, die du gespürt hast, hatte ich nicht. Bei uns war es schon immer üblich, noch einmal die Hand eines Toten (inklusive Küsschen auf die Stirn) zu halten. Meine Mutter stammte aus einem kleinen Dorf, in dem es normal war, dass Tote noch 2 Tage zu Hause aufgebahrt wurden und alle Nachbarn und Verwandte vorbei kamen, um sich zu verabschieden.
Den Tod meines Vaters habe ich recht gut verkraftet. Uns war es klar, dass er sterben musste und er war bis zum Schluss zu Haus. Die Herz-OP, die er damals überstanden hat, war lebensbedrohlich und mehr Experiment als normale OP. Das war uns bewusst. Aber diese OP hat ihm noch einmal das Leben für 2 Jahre geschenkt. Ich war damals so in deinem Alter. Uns haben viele Verwandte begleitet.
Den Tod meiner Mutter habe ich nicht verkraftet und es wird lange dauern, bzw. ich weiß gar nicht, ob ich es jemals schaffe.
Wie schon geschrieben, lief im Krankenhaus unfassbar viel schief. Durch Corona-Sperrungen (die es in anderen Krankenhäusern schon nicht mehr gab) konnte ich meine Mutter in ihren letzten drei Lebenswochen nicht begleiten. Ich will es nicht mehr beschreiben, es war einfach nur schlimm. Medizinische Fehler, pflegerische Fehler, juristische Fehler, komplett überfordertes und gereiztes Krankenhauspersonal (nicht alle, es gab auch sehr gute...) haben mich traumatisiert. Anders kann man das nicht nennen.
Und jetzt muss ich damit klar kommen.
Mehr mag ich nicht dazu schreiben. Ich bin jetzt kurz vor der 60.
Liebe Grüße
Mena