Hallo zusammen, danke für eure Antworten, ich berichte euch gerne, wie es mir gerade geht. Ich habe natürlich eingesehen, dass Schuldzuweisungen an meine Mutter nicht richtig sind, sie wollte ja auch niemals, dass er stirbt und sie wusste es nicht besser. Dennoch bin ich gerade in einem Gefühlschaos und das belastet auch meinen Mann. Ich habe einfach ausgesprochen, was ich denke und mein Mann sagt seit einiger Zeit, dass ich mir therapeutische Hilfe suchen muss und dass ich in eine Klinik gehen soll. Aber ich meine das ganze ist erst 2,5 Monate her, ich brauche doch jetzt keine Therapie und ich bin doch auch nicht krank, nur weil es mir selbstverständlich nicht gut geht. Ich habe gesagt, dass ich das nicht möchte und das doch eh schlecht geht, wenn ich hochschwanger bin und bald das Baby da ist und dass ich das alleine schaffe und doch nur reden will. Er meinte ich würde nicht verstehen was er meint dann hat er mich angeschrien und meinte, dass ich nerve und alleine trauern soll
ich schreibe auch schon seit längerem mit Freunden darüber, aber das sind ja alle Leute, die sowas noch nie erlebt haben und das nicht nachvollziehen können
Sie gehen oft kurz darauf ein und fangen dann aber wieder an über alltägliche für mich belanglose Sachen zu sprechen, die mich einfach nicht interessieren.
Ich weiß nicht wie normal meine Reaktion ist. Letztens hatte ich nachts einen schlimmen Wutanfall, das war ganz komisch und ich kann natürlich verstehen, dass das für mein Mann auch schwierig ist. Aus irgendwelchen Gründen habe ich nachts eine halbe Stunde über meine Mutter nachgedacht. Sie ist ja wie gesagt verschworungstheoretikerin, Impfgegner in etc. Sie beschäftigt sich ja mit den ganzen Corona Verschwörungstheorien und auch sehr stark stundenlang am Tag mit dem Ukraine Krieg und den ganzen Verschwörungen darum. Statt dass sie mal die Probleme bei uns zuhause gelöst hätte, sich vernünftig um sich und meinen Vater gekümmert hätte etc. hat sie sich stundenlang mit diesem bescheuerten Ukraine Krieg befasst und mit rechten Inhalten und selbst nach dem Tod von meinem Vater hat sie mir noch irgendeinen Mist darüber erzählt. Wieso verdammt verschwendet man seine Zeit mit so einem Bullshit anstatt Lösungen für die offensichtlichen Probleme bei sich zu finden. Ich habe mich total darüber aufgeregt, sie hätte doch stattdessen mal die wirklichen Probleme die zum Tod meines Vaters führten versuchen können zu lösen. Naja egal ich habe mich darüber aufgeregt plötzlich und war so wütend. Ist das verständlich? Habt ihr solche Reaktionen auch? Eugenich total unlogisch. Es spielt ja jetzt keine Rolle mehr und an sich verschwenden ich mitdiesen Gedanken doch auch nur meine Zeit.. Ich hoffe, ich kann das alles bald vergessen und diese Gedanken an die Vergangenheit, die man eh nicht mehr ändern kann, hören auf, aber ich habe das Gefühl, dass mir das vllt hilft.
Auch eine interessante Sichtweise bei Schuldgefühlen bei Trauer ist, dass die Schuldgefühle den Zweck erfüllen eine gewisse Handlungsfähigkeit und Kontrolle über das Leben und das Verhindern von solch schrecklichen Ereignissen zu haben. Denn eigentlich muss man doch zugeben, dass man nicht alles verhindern kann und dieses Gefühl der Machtlosigkeit ist wahrscheinlich noch viel schlimmer als das Gefühl, dass man solche tragischen Dinge ja hätte verhindern können wenn man nur dies und das getan hätte.
Leider ist dem nicht so und man dreht sich im Kreis.
Ich versuche einfach anzufangen es zu akzeptieren, was passiert ist und dass man es nie hätte verhindern können unter den damaligen Umständen...