Bitte Mama - komm zurück - ich kann ohne Dich nicht leben!

  • Liebe Tine,


    ich verstehe das es im Moment völlig unglaublich schwer erscheint überhaupt etwas zu planen oder an Monate im voraus zu denken.


    Trotzdem finde ich das sehr lieb von Deiner Cousine und eigentlich eine tolle Idee.

    Kinder geben unglaublich viel und es tut gut.

    Irgendwann wirst Du feststellen das es weiter ein Leben gibt das gelebt werden will und auch muss.

    Es wird auch da nicht gut sein aber man geht immer weiter Stück für Stück und so ist es auch richtig denn genau das würde Deine Mama wollen.

    Jetzt ist das noch viel zu früh aber ich würde es an Deiner Stelle annehmen bzw. es in Aussicht stellen.


    Ganz sicher wird es Dir auch da noch nicht gut gehen und der Schmerz wird da sein aber das wird er auch in 3 Jahren in 4 oder in 10 Jahren sein, er verändert sich es wird milder anders.

    Es wird ein anderes Leben ein völlig anderes auch Du wirst Dich verändern das bleibt nicht aus dennoch sollte man versuchen immer weiter zu gehen auch wenn es manchmal ganz schlimm sich anfühlt und man das Gefühl hat es geht nicht mehr.

    Deine Mama wird immer bei Dir sein anders aber immer da sein.


    Vlg. Linchen

  • Manchmal schreie ich meine Wut einfach heraus, kann aber nicht sagen, dass es mir hilft.

    Dieses Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit kannte ich früher nicht.

    Vor dem Tod meiner Frau hatte ich mein Leben im Griff, zumindest dachte ich das. Aber es ist nur ein schmaler zwischen grenzenlosem Glück und unsagbarer Verzweiflung.

    Das geht bei mir fließend, habe vorhin wie ein Schlosshund geheult und bin dann ins Schreien übergegangen - erst verzweifelt - dann habe ich gegen das Schicksal und die Umstände in der Klinik angeschrien - also unbändige Trauer - Verzweiflung und Wut wechseln bei mir ab und gehen aber auch ineinander über….und dann kommt natürlich immer wieder das „nicht begreifen können“…

  • Liebe Linchen,


    ich danke Dir so sehr für Deine Worte (auch wenn dabei schon wieder die Tränen fließen ...). Du hast Recht: Wahrscheinlich muss ich weitergehen und dieses andere Leben irgendwie akzeptieren. Aber es fällt so schwer ... es ist einfach nicht "mein" Leben, und ich weiß nicht, ob ich ein anderes will, ob ich es aushalte.


    Und dieser Urlaub nächstes Jahr: Natürlich ist es sehr lieb von meiner Cousine, dass sie mich gefragt hat, aber dieses Gefühl, dass es eben nicht "mein" Urlaub ist, dass ich "nur mitgenommen" werde, dass ich im Urlaub nicht das mache, was ich normalerweise machen würde ... vielleicht empfinde ich das nächstes Jahr anders, aber im Moment ist es irgendwie unvorstellbar. Zumal sie in die USA fliegen wollen, ich könnte also noch nicht mal nach Hause fahren, wenn mir alles plötzlich zu viel werden sollte.


    Ach Linchen, wie konnte das Leben von einem Tag auf den anderen so schwer werden? 😔


    Herzliche Grüße

    Tine

  • Es ging mir bei Linchens Worten genauso. Musste sofort weinen.
    es ist so absurd, so unwirklich ohne einen geliebten Menschen weiterzuleben.

    Mir ging grade durch den Kopf als wir geplant hatten was wir an meinem

    50 Geburtstag zu essen machen.
    So ein normales Gespräch, mit normalen Gedanken, in einem normalen Umfeld.

    Wie gut war ein „normal“

    Wie herrlich und wohltuend.

    Jetzt tut alles weh und ist kaputt

  • Auch das kommt mir so bekannt vor ... Ich werde dieses Jahr auch 50, und da ich kein großer Feierer bin, hatte ich meine Mutter gefragt, ob wir statt einer Feier nicht lieber für ein paar Tage wegfahren wollten. Und in der Woche vor ihrem Tod hatte ich noch gedacht, so langsam müssten wir mal überlegen, wo wir hinfahren wollen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich diesen Geburtstag nun ohne sie verbringen muss ...

  • Ja, Essmussweitergehen - dieser „normale“ Alltag, das ist es auch, was ich so unfassbar vermisse, die 10000 Kleinigkeiten am Tag, die man gemeinsam hört, sieht, dort, bespricht, diskutiert, liebt, teilt…dieses gemeinsam SEIN, das gemeinsame Leben ZUSAMMEN zu bestreiten, sich einfach zu BEGLEITEN. Ich glaube das, was uns mit unseren Mamas verbindet, ist eben der Lotto-Sechser, etwas so unfassbar Besonderes, sodass das das nur diejenigen wirklich nachvollziehen können, die es erlebt haben. Und wir werden es immer vermissen und Sehnsucht haben - bevor wir uns irgendwo Wiedersehen dürfen und das ist für mich auch kaum vorstellbar.

  • Auch das kommt mir so bekannt vor ... Ich werde dieses Jahr auch 50, und da ich kein großer Feierer bin, hatte ich meine Mutter gefragt, ob wir statt einer Feier nicht lieber für ein paar Tage wegfahren wollten. Und in der Woche vor ihrem Tod hatte ich noch gedacht, so langsam müssten wir mal überlegen, wo wir hinfahren wollen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich diesen Geburtstag nun ohne sie verbringen muss ...

    Ich habe erst im Dezember Geburtstag - aber ich habe die letzten immer mit ihr exklusiv gefeiert - die Vorstellung nicht mit ihr „ihre Apfeltorte“ (obwohl ich sie die letzte Zeit selbst gebacken habe, nach ihrem Rezept, so wie sie) essen zu können. Ich bereue auch, dass ich sie die Torte im letzten Jahr nicht backen lassen habe. Sie hat gefragt: „Soll ich sie backen?“ - Ich wollte aber umgekehrt sie verwöhnen - zu meinem Geburtstagstisch“ einladen“. Jetzt denke ich oft daran, wie schon es gewesen wäre, noch einmal „verwöhnt“ zu werden…ich heule…

  • Liebe Esmussweitergehen,


    jaaa, die Wochenenden, Freitagnachmittag ins Wochenende starten, mit einem Einkauf, Kaffee oder beidem. Das Wochenende planen. Gemeinsam frühstücken, den Tag beginnen. Pläne schmieden. Tiefe Gespräche. Gemeinsam genießen. Etwas unternehmen, gemeinsam kochen, abends gemeinsam fernsehen.

    Mir fehlt auch so der Austausch in WIRKLICH ALLLEM - niemand versteht oder wird mich je so verstehen wie sie - ich kenne zwar viele Leute - aber sie teilen in so vielem nicht unsere Ansichten - das tut der Bekanntschaft oder Freundschaft an sich keinen Abbruch - aber ich kann mich eben nicht so vollständig mitteilen und fühle mich nicht so verstanden. Man teilt in so einer engen Bindung eben auch so viele Ansichten, Standpunkte, Vorlieben, das FEHLT mir so...

  • Die Wochenenden, inkl. dem Freitagnachmittag sind wirklich am schlimmsten. 😔 Freitags denke ich immer, an dem Tag haben wir uns das letzte Mal gesehen, und an einem normalen Freitag würden wir einkaufen gehen und Kaffee trinken, Samstage sind so richtig schlimm, weil ich sie an dem Tag (heute vor 9 Wochen :13:) gefunden habe, und Sonntage sind dann einfach nur schrecklich einsam. Im Moment kann ich mich ja noch mit Räumen und Sortieren "ablenken", aber irgendwann, wenn ich die Wohnung abgegeben habe ... dann falle ich wahrscheinlich in ein tiefes Loch - und ausgerechnet dann beginnt die Adventszeit ... Es ist so ein Alptraum ...

  • Man möchte, was wir im Moment fühlen und durchmachen, in Worte fassen, aber es gibt nichts, was diesen Zustand auch nur annähernd beschreiben kann.

    Wir versuchen es trotzdem, weil es uns vielleicht zumindest etwas hilft, wenn wir den Menschen im Forum unsere Gedanken und Gefühle mitteilen.

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Man möchte, was wir im Moment fühlen und durchmachen, in Worte fassen, aber es gibt nichts, was diesen Zustand auch nur annähernd beschreiben kann.

    Wir versuchen es trotzdem, weil es uns vielleicht zumindest etwas hilft, wenn wir den Menschen im Forum unsere Gedanken und Gefühle mitteilen.

    Ja, so ist es - im "normalen Leben" trifft man auf zu wenig Menschen, die unsere Situation nachvollziehen können und dann kommt zum Schmerz dazu, dass man sich noch rechtfertigen oder einfach ganz schreckliche Kommentare ertragen muss. Letztere sind oft gar nicht böse gemeint oder einfach unüberlegt, aber sie geben einem dann oft den Rest. Letztens habe ich mit meinem Onkel telefoniert und dann kam der Kommentar "Du warst halt so eng mit Deiner Mama - und Du hast halt keinen Freund und auch kaum Freunde und das macht es dann halt so schwer..." - Ich war noch nach dem Telefonat völlig fassungslos - denn erstens habe ich genügend Freunde - und war auch sonst immer sozial gut vernetzt - aber die Mama ist und bleibt eben meine Seelenverwandte. Und wenn dieser Mensch fehlt, dann hilft Dir eben auch nicht, dass Du noch Freunde hast, denn die hattest Du ja vorher auch schon. Also was denken sich die Leute bei diesem Mist, den sie da loslassen? Das man sagt: "Gut - gar kein Problem - macht ja nichts, ich habe ja genügend Freunde." Das ist doch absurd! Was würde er machen, wenn seine Partnerin stirbt? Würde er sagen: "Macht ja nichts, ich habe ja genügend Freunde."? Wollte ihm das jetzt nicht so direkt zurücksagen. Aber ich denke einfach, dass die Menschen gar nicht überlegen, was sie da so sagen...Und genau so die Sache mit dem Freund. Klar, würde mich ein Freund möglicherweise stützen, die Trauer an sich wäre aber nicht kleiner. Und DAS verstehen die Menschen nicht. Sie reden so, wie wenn eine Person durch ANDERE ersetzbar wäre. Das ist regelrecht verrückt. Deshalb rede ich immer weniger gerne mit anderen Menschen darüber. Es verstehen nur die Menschen, die etwas ähnliches durchmachen, durchgemacht haben wie wir...

  • Und die Sehnsucht nach meiner Mama wird einfach auch jeden Tag größer...dieses Verstandensein...100%iges Vertrauen - 100%iges "Sich-Öffnen-Können" - ALLEs miteinander besprechen zu können - jede Sekunde möchte ich ihr etwas erzählen - ach, Mama, wo bist Du?