Honig im Kopf

  • Alles spielt verrückt nichts ist wie es war. Der Kopf ist voll und leer, der Körper schmerzt. Ich empfinde Schmerzen in der Lunge, obwohl ich gesund bin und noch nie was an der Lunge hatte. Mein Mann starb an Lungenfibrose. Ich empfinde Wut, obwohl ich keinen Grund habe auf jemanden wütend zu sein.

  • Liebe Geli,

    Es verwundert mich nicht, dass Du Schmerzen in der Lunge fühlst, das fühlst Du stellvertretend für Deinen Liebsten. So ein schneller Tod wie bei Deinem Mann setzt einen unter Schock vor allem weil er ja einen gesunden Lebensstil hatte. Da ist man einfach nur wütend auf das Schicksal….
    ich wünsche Dir Kraft für Deinen weiteren Weg.

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,

    deine Worte berühren mich. Ich kann in diesem Forum immer so ungeniert weinen. Auch das tut gut. Mike war immer positiv, auch mit seinen erworbenen Krankheiten hat er nie den Mut verloren. Im Gegenteil er hat versucht mich aufzubauen. Und doch haben wir diesen Kampf verloren. Wir wußten, daß es so kommen würde - aber der Gedanke daran war immer fern und so absurd. Jetzt ist die maximale Katastrophe in mein Leben getreten und ich hatte absolut keine Vorstellung wie schlimm das sein würde. Jeden Tag lerne ich etwas dazu, nicht immer schön. Aber ich kann es auch nicht verhindern und muß es zulassen. Sonst werde ich bestimmt noch verrückt.

    Liebe Grüße

    Geli

  • Liebe Geli,

    es ist gut, dass Du Dich her gut aufgehoben fühlst, wir alle brauchen diesen Austausch denn für andere geht das Leben weiter, für uns steht es still. Egal, wie wohlwollend Deine Umgebung ist, niemand außer ein Betroffener kann verstehen, wie wir uns fühlen. Es ist so schlimm, dass Ihr Euch Hoffnungen gemacht habt und diese dann so bitter enttäuscht wurden. Ich wusste auch nicht, was auf mich zukommt, das weiß man erst wenn die Katastrophe eingetreten ist.
    Am besten Tag für Tag alle Herausforderungen annehmen und abarbeiten, ist schwer genug….

    Wünsche Dir Kraft!

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Trauernde,

    heute bin ich zu blöd für alles. Habe so viel Pläne im Kopf gehabt, was ich heute alles machen könnte. Und jetzt- sitze ich im Schlafanzug vor dem Rechner und lese und schreibe. Alles ist so leer und es lenkt auch nichts ab. Nur noch wirre Gedanken und Unordnung. Wollte endlich die Garage in Angriff nehmen, damit ich wenigstens mal einen Ort habe, wo ich für mich meine eigene Ordnung schaffe. Meine Fitnissuhr hat behauptet, ich habe gut geschlafen. Ich fühle mich als hätte ich die ganze Nacht nur geweint. Mike habe ich diese Nacht auch nicht gespürt, es ist alles so unwirklich. Ich muss besser auf mich achten - gestern habe ich den Sport abgebrochen, eine Kameradin hat mich dann nach Hause gebracht. Es ist alles durcheinander - hatte gehofft, ich wäre so weit, daß ich was bewegen kann. Werde mir, glaube ich, gleich mal mein TrauerJournal nehmen und schauen, was heute für Übungen anstehen. Holt mich vielleicht aus dem Loch raus. Ich habe gestern und heute viel im Forum gelesen und weiß, daß das alles normal ist - das hilft und hilft auch nicht. Ich fühle mich heute trotzdem völlig bekloppt.

    Euch allen wünsche ich Trost und ich wünsche mir Kraft und Glaube an die Liebe.

    Liebe Grüße

    Geli

  • Liebe Geli,


    mir geht's heute ähnlich - ich fühle mich gerade völlig überfordert mit allem. Heute Morgen war der Termin mit dem Entrümpler in der Wohnung meiner Mutter, und irgendwie hat er die totale Panik gemacht: Eigentlich müsste ich die ganze Wohnung am besten in zwei Tagen ausgeräumt haben, weil es sonst fast unmöglich sei, den Übergabetermin Ende November noch zu schaffen. Deshalb müsste ich jetzt eigentlich unbedingt wieder in die Wohnung und weiter räumen - aber ich kann mich überhaupt nicht aufraffen. Das Leben der anderen geht ganz normal weiter, nur ich trete auf der Stelle, und alles fühlt sich so unfassbar mühsam an ...


    Liebe Grüße

    Tine

  • Liebe Trauernden,

    kennt ihr das auch?

    Ich habe gestern in meinem Trauer Journal (Es ist okay, wenn du traurig bist von Megan Devine) gearbeitet. Eine ganz simple Aufgabe. Ich habe auf einem leeren .Blatt das Wort NEIN geschrieben. Das ganze Blatt muße beschrieben werden. Ich wurde so aggressiv, ich hätte einen Boxsack brauchen können. Ich bin gar nicht mehr zu mir gekommen. Erst als ich einen schweren Heimtrainer vom Dachboden nach unten geschleppt hatte, ging es einigermaßen wieder. Dazu dann auch eine ganz hervorragende Nacht. Nur Kopfkino geschoben.

    Heute ist hier das herrlichste Herbstwetter und mir geht es wieder etwas besser. Es schmerzt mich sehr, daß meine Mike nicht erleben kann, wie schön es hier im Moment ist. Kommen wir je darüber hinweg?

    Liebe Grüße

    Geli

  • Liebe Geli,

    Liest sich für mich so, dass da ne Menge Wut raus musste, gut so! Wut ist destruktiv und muss raus! Hast Du gut gemacht! Aufgaben sind ganz sicher eine gute Anleitung zur Trauerbewältigung aber man schafft es eben nicht immer, vernünftig zu sein und sich an die „Spielregeln“ zu halten. Das darf auch so sein. Blöd, dass die Nacht dann trotzdem mit viel Kopfkino war….

    Schön aber, dass es Dir heute wieder etwas besser ging, vielleicht auch, weil Du Dampf abgelassen hast? Mich schmerzt es auch, dass mein Schatz schöne Dinge nicht mehr miterleben kann…. Kommen wir je darüber hinweg? Gute Frage….. Menschen, die im Trauerprozess weiter sind als wir geben zumindest die Hoffnung, dass es besser werden kann. Darauf hoffe ich dann….

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,

    ich weiß nicht was es war - habe gestern seit einiger Zeit mal einfach ein pflanzliches Beruhigungsmittel genommen. Das hat mir geholfen. Ich bin jetzt etwas ruhiger und habe auch schon mit Mike gesprochen bzw. wie jeden Tag einen Brief geschrieben. Es ist alles so unwirklich und schmerzvoll. Menschen, die schon etwas weiter sind, sagen es wird anders und aus Schmerz wird Liebe. Ich hoffe, für uns alle, daß wir diesen Zustand erreichen werden.

    Liebe Grüße

    Geli

  • Liebe Geli,

    ich für meinen Teil glaube nicht, dass ich darüber hinweg komme. Ich will es auch nicht. Nur würde ich mir eine Veränderung meiner

    Gefühle wünschen, wie es Herzschmerz beschrieben hat.


    Ich merke auch, dass ich aggressiver werde und in mir brodelt so eine unbestimmte Wut. Konnte die ganze

    Nacht auch nicht schlafen. Bin dann noch nachts bis morgens rumgefahren. Auch da werden wieder Erinnerungen wach.


    Heute geht es besser mit dem herrlichen Herbstwetter.

    War mir bei mir auffällt, dass ich auch ehemalige Routinen, wie Gynmastik etc. nicht mehr durchziehen kann. Das sorgt ja doch

    für einen Ausgleich. So wie bei dir mit dem Heimtrainer. Ja, zur Zeit ist ein geniales Herbstwetter. Das war auch unsere Jahreszeit.

    In dem kleinen Städtchen sehe ich dann die Gaststätte, wo wir nach der Hochzeit gefeiert haben. Bei mir läuft dann immer ein

    kleiner FIlm.


    Liebe Grüße

    Andreas

  • Lieber Andre,

    ich werde wohl auch nicht darüber hinwegkommen, aber ich hoffe sehr, daß wir uns auf einer anderen Ebene wiederfinden und mit dem Gefühl der ewigen Verbundenheit in Liebe einen gewissen Trost empfinden können.

    Liebe Grüße

    Geli

  • Liebe Trauernde,

    schon wieder ist ein Tag fast vorüber. Wieder ein Tag ohne meinen geliebten Ehemann, Freund, Versteher, Tröster - einfach der Lieblingsmensch, der einen ohne Wort versteht. Heute konnte ich ein wenig anfangen aufzuräumen. Keine persönlichen Gegenstände, einfach nur ein wenig Ordnung schaffen. Das tut auch mal ganz gut diese Dinge ohne Sinn und Verstand anzugehen. Einfach nur räumen. Gott sei Dank habe ich keinen Druck und kann das machen wann ich es will. Leider war Mike leidenschaftlicher Sammler (kann man ja villeich noch gebrauchen), ich werde sicher noch viel Zeit damit verbringen alles zu Sichten, sortieren usw. - aber ich kann ihm nicht böse sein. Er ist wie er ist - und das wußte ich doch auch. Nur jetzt muß ich das alles allein machen und werde nicht hören - aber das kann man doch noch evtl. noch mal brauchen. Jeden Tag ein bißchen - oder auch nicht. So wie es sich gut anfühlt.

    Eine gute Nacht.

    Liebe Grüße

    Geli

  • Liebe Geli,

    Ja, räumen kann gut tun aber auch schmerzhaft sein. Ich habe 2 Monate nach dem Tod meines Liebsten unsere innig geliebtes Wohnmobil verkauft. Es stand für unsere Träume im Ruhestand, unsere Zukunft. Es war unglaublich schwer, es auszuräumen und zu verkaufen. Als das stolze Teil vom Hof fuhr habe ich erst mal geheult, schlimm! Aber es ist an wirklich gute Leute gegangen, das war mir ein großer Trost! Momentan habe ich noch nichts weiteres auf- oder weggeräumt, mir gefällt das Gefühl, meinen Schatz noch um sich zu spüren. Aber irgendwann muss man mal an alles ran….

    Aber Sichten und Ordnung schaffen ist ganz sicher eine gute Sache, gibt einem das Gefühl, msn hätte die Lage besser im Griff….

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,

    ich habe auch nur Dinge geräumt, die ich nicht mehr brauche. Nichts persönliches. Weder Kleidung noch Musikinstrumente oder andere Dinge, die er zu seinen Hobbies gemacht hat. Ob und wann ich das kann, kann ich selbst entscheiden, da wir ein Haus haben und ich das finanziell auch halten kann. Zumindest steht nichts an, was das verhindern können sollte. Ich habe geglaubt heute ist ein guter Tag und jetzt bin ich doch wieder aufgelöst und sitze hier und schreibe.

    So ist das wohl. Mußte heute auch noch unerwartet zur Telefongesellschaft, weil die einfach meine Telefonnummer gelöscht haben. Da schmeißen die einen einfach raus. Seit Anfang August liegt die Sterbeurkunde vor und ich habe alles auf mich umschreiben lassen. Jetzt machen die sowas und schon wieder Rennerei. Lenkt zwar ab, aber schön ist das nicht. Mike hat sich immer um alles gekümmert was mit Technik zu tun hatte, ich muß mich da überall reinfinden. Dinge, die ich gerne gemacht habe, mache ich nicht mehr oder traue mich nicht mehr das anzugehen. Ich hoffe nur, daß das bald alles nachläßt und ich wieder das Haus, wie früher in Ordnung halten kann.

  • Ihr Lieben,

    heute wollte ich gar nicht aufstehen, mir war so nach verkriechen. Habe es dann aber doch geschafft und auch was im Haus getan. Alles so sinnlos - aber wir haben uns das zusammen aufgebaut und mit viel Fleiß erarbeitet. Als ich die schweren Sachen geschleppt habe mußte ich doch auch darüber nachdenken, daß ich bis vor zwei Jahren keine schweren Lasten tragen mußte. Das hat immer Mike gemacht. Nicht nur die körperlichen Lasten für mich getragen, auch so manches seelische Schwergewicht für mich mit getragen. Aber vor seiner Rücken OP, vor zwei Jahren, ging das dann nicht mehr. Alles hat er gut überstanden - bis dieses Jahr am 3. Juli dann die massiven Komplikationen anfingen und er nur noch vier Wochen bei mir sein durfte. Er hat mir noch an seinem Todestag eine Whats App geschreiben. Ich liebe dich solange es mich gibt. Der Neffe meines Mannes ist Mormone und hat mir gesagt, dann liebt er dich jetzt auch. Er wartet auf dich in der Ewigkeit. Ein tröstlicher Gedanke. Gestern wurde im Fernsehen Aristoteles zitiert. Sinngemäß: Wenn du am Wind nichts ändern kannst; setze deine Segel anders. Wir alle müssen noch lernen wie wir die Segel setzen müssen, bis wir uns in der Ewigkeit wiederfinden.

    Ich wünsche Euch Kraft und schicke euch eine Umarmung:24:

    Liebe Grüße

    Geli

  • Liebe Geli,

    Ich wollte mich ja heute auch lieber verkriechen und zurückziehen als auf einen runden Geburtstag zu gehen. Es ist gut, dass Du Dich dann doch aufgerafft hast um einfach nur ein paar Dinge zu erledigen, muss ja gar nicht so viel sein. Es gibt ja eh so viele Dinge, die man nun alleine bewältigen muss. Physisch und psychisch, man kann Herausforderung nicht mehr teilen. Ich finde es auch tröstlich, dass mein Schatz im Jenseits auf mich wartet, schöne Vorstellung. Und ja, wenn wir die Situation nicht ändern können, haben wir aber immer noch die Chance zu entscheiden, wie wir damit umgehen. Ich sende Dir auch Kraft und eine Umarmung.

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Trauernde,

    ich glaube, heute wird ein ruhiger Tag für mich (hoffe ich). Ich war mit der Wandergruppe wandern, es wurden 8,5 Kilometer. Wir treffen uns jeden letzten Montag im Monat. So hat die Gruppe vor 8 Wochen auch hautnah mitbekommen, daß ich ins Krankenhaus gerufen wurde. Es war ein Schrecklicher Tag, es hat wie verrückt geregnet und mein Mike ist an diesem dann auch noch gestorben. Vor 4 Wochen hat mir dann Magret aus der Wandergruppe erzählt, daß auch sie vor 5 Jahren und 9 Monaten Witwe wurde. Ihr Mann war Lungenkrank, so wie meiner, und diverse Grunderkrankungen, auch wie meiner. Sie sagte mir zum Abschied - es wird anders. Natürlich hatte ich keine Ahnung was sie damit meinte. Heute habe ich Magret wieder getroffen. Wir sind die Strecke seite an seite gelaufen und hatten sehr schöne Gespräche. Ich wußte nicht, das sie ausgebildete Trauerbegleiterin ist. Wir haben uns so gut unterhalten können und waren so offen miteinander - es war einfach eine Wohltat. Und auch nach fast sechs Jahren, mußte sie sich die Tränen weg wischen. Also es wird anders - der Schmerz wird ein anderer, wir werden selbständiger und werden unser Leben managen. Ein kleiner Schritt nach dem anderen. Wir werden überleben und wer weiß, eines Tages auch wieder glücklich. Immer mit unseren Liebsten in unseren Herzen und Gedanken.

    Liebe Grüße

    Geli