mein stiefvater und meine mama

  • Hi Kathrin,


    ich finde es super, dass Du den inneren Schweinehund überwunden hast und eine Stunde walken warst - ich muss Dir ja nicht erzählen, wie wertvoll das ist! :-) Wenn Dich in der Trauer das "Ungesagte" so sehr beschäftigt, sollte man vielleicht mal ein entsprechendes Ritual planen und durchführen - ich glaube schon, dass das hilfreich sein könnte!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Auch wenn ich hier nicht so häufig schreibe, seid ihr mir eine große Hilfe. Ich lese hier immer wieder mit. Ich bin zurzeit mitten drin in dieses berühmten Wellenmeer der Gefühle. Mein Kern ist dunkel und kaum greifbar, aber immer wieder erreichen doch ein paar Sonnenstrahlen mein Inneres und können mich ein wenig aufwärmen.
    Ich habe mama soviel zu sagen und doch schaffe ich es nicht mich hinzusetzen und ihr einen Brief zu schreiben. Ich bin in mich so blockiert, dass ich kein vernünftiges Wort hinschreiben kann. Ich weiss, wann ich diese Blockade durchbrechen kann und meine wahre Gefühle erreichen kann, würde ich schon einen großen Schritt machen. Während dem stationären Aufenthalt fiel mir so was leichter. Ich wusste, wann ich das nicht mehr aushalte, ist jemand da. Aber im Alltag, man muss einfach weiter schauen. Meine Therapeutin nannte es ein davon laufen, vielleicht hat sie Recht... Ich möchte diesen Ballast so gerne loswerden, weil er behindert mich im Leben, nur er ist ein Teil von mir und ich muss versuchen mit dem zurecht zu kommen und mein Leben damit zu arrangieren.
    Die Angst, die Paranoidität Leute zu verlieren steigert sich leider mehr und mehr. Ich bin innerlich in alarmbereitschaft, hoffe aber keine schlechte Nachricht zu bekommen.
    Glücklicherweise kann ich mich teils distanzieren von solche Tiefs, aber sie kosten mir sehr viel Kraft. Kraft die ich besser irgendwo anders einsetzen sollte.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Kathrin,
    zu deiner Blockade: Du kannst deiner Mutter keinen Brief schreiben, weil du kein Wort herausbringst ... Oft ist es so, dass wir uns eben hart tun mit Worten unsere Gefühle auszudrücken. Versuch es doch über andere Kanäle: Hör Musik, Musik berührt in erster Linie unsere emotionale Ebene, vielleicht löst sich da was. Versuch zu Musik zu schreiben oder vielleicht magst du malen?
    Oder du kaufst dir Kohlen zum Anzünden und Räucherwerk und lässt einfach Rauch und Düfte aufsteigen und deinen Gedanken freien Lauf. Es gibt viele Möglichkeiten ohne Wort Zeichen zu setzen.
    AL
    Christine

  • Liebe Christine,
    danke für die Anregungen. Ich lass mir durch den Kopf gehen welches Medium am besten für mich geeignet ist. Ich möchte mich eigentlich vom meinen Gefühlen tragen lassen, aber der Kopf schaltet sich immer dazwischen. Ich bin so kopflastig (kein Wunder, dass ich öfters Kopfweh habe). Es ist ein Art Selbstschutz, weil ich Angst habe vor was kommt, vor was hochkommt. Die Berührung mit schmerzhaften Gefühlen halte ich zurzeit nicht aus. Ja ein Weglaufen ist es tatsächlich, allerdings bin ich kein Marathonläuferin und den ganzen Klumpen voller Mist holt mich ein. Und ich weiss, dass der Teil zu tun hat mit wie meine Mutter teilweise mit mir umgegangen ist. Sicher hat sie versucht es wieder gut zu machen, aber meine Verletzung ist zu groß gewesen, dass ich die Wiedergutmachung einfach zu hinnehmen konnte.
    Mein Kopf sagt mir: Schaue weiter in der Gegenwart und in der Zukunft, was mal war, war und lass es ruhen; mein Bauch sagt mir: Nehme mich in den Arm wie ein verletztes Kind und lasse Deine Tränen rollen... und gerne würde ich dazu denken : Alles wird gut... aber daran glaube ich selber nicht.
    Nun dass sie nicht mehr da ist, habe ich auch nicht die direkte Möglichkeit das nochmal mit ihr zu klären (Allerdings habe ich das auch nicht gemacht, wo sie noch gelebt hat) und die Geschehnisse sind wieder present, die Verletzungen sind wieder da, nur durch die Zeit nicht abgeschwächt sondern aufgegangen zu einem riesigen, unübersichtlichen Knoten, wo ich den Ausweg nicht mehr finde.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Kathrin,
    hast du hier im Forum eigentlich schon einmal genauer über die Konflikte zwischen dir und deiner Mutter bzw. deine Verletzungen durch sie geschrieben. Vielleicht hilft es, wenn du diese Dinge mal konkret niederschreibst. Kann natürlich auch sein, dass dir das zu intim ist, dann solltest du es auf alle Fälle in der Therapie durcharbeiten.


    Was dein Kopf denkt und dein Bauch fühlt, das find ich gar nicht sooo widersprüchlich: Vielleicht kann dich ja dein Mann in den Arm nehmen, wie ein verletztes Kind und vielleicht kannst du dabei über seine Schulter in die Zukunft schauen. Mir kommt vor, so wie du ihn beschrieben hast ... er ist so ein Mensch.


    AL
    Christine

  • Hallo,
    jetzt ist es noch immer grau wann ich nach draussen schaue. Irgendwie fühle ich mich heute genau so. Ich möchte endlich Sommer, nicht nur 1-2 Tage schönes Wetter.
    Der 2. Jahrestag ist auch einfach vorbeigegangen. Irgendwie hab ich oft das Gefühl, dass das Leben einfach so an mich vorbeizieht. Ich will nicht mehr jeden Tag kämpfen müssen. Manchmal denke ich, dass es wirklich besser wäre aus dem Leben zu steigen aber ich kann das meine Lieben nicht antun. Also kämpfe ich weiter in der Hoffnung dass es irgendwann mal leichter wird.
    Bezüglich die Verletzungen meiner Mutter; das ist ein großes Thema in der Therapie, nur traue ich mir nicht da richtig hinzuschauen, obwohl die Therapeutin mich da schon sehr unterstützt und mir versucht zu helfen. Ich weiss, wann ich es schaffe diesen Knoten zu lösen oder teil zu lösen, dann werde ich erst frei(er) sein.
    Ich sollte es mir wert sein diesen Schritt zu wagen.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Denke die letzte Zeit wieder sehr oft an das Geschehen. Wie der Unfall passierte, was genau passierte, der Anruf etc. Denke mal das es mit dem Jahrestag zu tun hat. Auch kommen mir immer wieder Fragen in dem Kopf nach dem Sinn des Lebens. Mit dieser Frage tue ich mir echt schwer, weil ich da keine Antwort drauf habe. Ich muss halt versuchen das hier und jetzt, den jetzigen Tag sinnvoll zu gestallten. Halt so zu leben, dass ich abends sagen kann "es war heute ein schöner, guter Tag". Ich denke mal, dass meine Lebensansprüche relativ hoch liegen. Ich kann aber auch nicht in Worten fassen was mir glücklich machen würde, was mein Lebensziel ist, warum es sich lohnt zu leben... hier sehe ich nur ein großes Fragezeichen.
    Heute scheint die Sonne. Bin wieder durch den Wald in der Arbeit gegangen und hab dabei Amy im Ohr gehabt. Das hat mir schon mal gefallen. Jetzt werde ich den Arbeitstag gemütlich angehen und mich nicht stressen lassen. Wünsche Euch noch einen schönen Tag,
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Kathrin!


    Ich denke auch, dass dies mit dem Jahrestag zu tun hat, da denkt man vermehrt an die letzten Geschehnisse vor dem Tod.


    Ich denke die "Sinnfrage" begleitet uns immer im Leben, Mal mehr, Mal weniger.Geht auch mir so. Auch mit einem Lebensziel zu benennen, das würde ich nun auch nicht auf Anhieb schaffen. Würde mich interessieren, wieviele das können und welche Ziele sie haben. Ich denke, es ist schon Mal gut, wenn du das hier und jetzt sinnvol gestaltest. Ich finde das sehr gut. Zu oft ist man vielleicht mit den Gedanken in der Vergangenheit od. in der Zukunft. Ich denke, du hast den heutigen Tag schon Mal gut angefangen, durch den Wald zu gehen (welch wunderbare Möglichkeit) und dabei Musik zu hören, die dir gefällt - ein guter Start. Ich hatte heute auch einen guten Start, Frühstück mit zwei netten Frauen, wo man offen reden konnte, sich verstanden fühlt, wo auch Mal Jesus im Gespräch dabei sein durfte. Also zu meinem "sinn" vollen Leben gehört unbedingt Freundschaft dazu! Auch Jesus, für andere ab und zu da sein, am Schönen nicht achtlos vorbeigehen, ....


    Liebe Kathrin, du hast geschrieben, du solltest es dir Wert sein, auf die Verletzungen deiner Mutter hinzuschauen, den Knoten lösen zu wollen, den ersten Schritt zu wagen. Ja unbedingt, sich selber was Wert sein finde ich auch ganz wichtig. Manchmal vernachlässigen wir das, nicht wahr? Ich wünsche dir dazu viel Mut und Kraft und eine gute Begleitung durch deine Therapeutin und wir versuchen auch noch ein wenig da zu sein für dich.


    Alles Liebe


    Linda

  • Hallo,
    es ist so ein richtiges Auf und Ab, wobei für meinem Empfinden leider Gottes die Tiefs überwiegen. Ich habe bewusst geschrieben, für meinem Empfinden, weil meine Ärztin meinte am Mittwoch (es war über einem Monat her, dass ich bei ihr war), dass, sie mir noch nie so "gut drauf" erlebt hat. Da frage ich mir echt, stimmt meine eigene Wahrnehmung nicht? Manchmal denke ich echt, die Frau hört mir nicht richtig zu. Da erzähle ich ihr vom Sinnlosigkeit des Lebens, vom schlafelose Nächte, vom Tage nur geprägt vom Kopfschmerzen, vom Kämpfen und sie schiebt dann so eine Meldung. Sie meinte halt, weil ich ihr anfangs sagte, dass ich nach dem letzten Besuch sehr verletzt war und ich mich nicht verstanden fühlte und so, dass ich gerade mit diesem Verhalten das erste Mal zeigte, dass ich "lebe". Ich sagte ihr auch, dass ich wirklich überlegt habe ob ich überhaupt noch zu ihr kommen würde, aber das mir da keine andere Wahl übrigbleibt, weil ohne Medikamente kann ich nicht funktionieren und das Medikament was ich einnehme, muss vom Chefarzt genehmigt werden (bis jetzt bekam ich immer ein Muster) und ich vermute mal, dass ein andere Arzt zuerst wieder die Palette von Medis durchprobieren möchte, welche ich schon durchprobiert habe und ich so wieder da bin wo ich schon mal war. Gestern habe ich das Rezept fürs Medikament das erste Mal in der Apotheke abgegeben, die schicken es jetzt erst zum Chefarzt und falls er es genehmigt, kann ich es mir nächste Woche. Ich hab bei die ganze Aktion kein gutes Gefühl. Der gleiche Chefarzt hat mir schon die Kreativtherapie nicht bewillig. Aber ich soll mir noch keine Gedanken machen über etwas wo ich noch nicht weiss wie der Ausgang sein wird. Also warte ich ab und versuche nicht zu bangen.
    Ich wünsche mir doch nur Frieden im Kopf und Helligkeit, wo ich das allerdings erlangen kann, ich habe keine Ahnung. Bis jetzt scheint es mir, lag das nicht auf meinem Weg. Wahrscheinlich muss ich einem anderen Weg einschlagen, aber welcher und wo ist er, wo führt er hin?
    Ach warum kostet mir das Leben soviel Kraft?
    Tut mir leid, dass es wieder eine Jammerrunde geworden ist, aber ich müsste meine Gedanken irgendwo niederpennen und wollte die trotzdem mit Euch teilen.
    Ein schönes WE und liebe Grüße,
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Endlich habe ich mal einen Tag wo es mir gut geht. War heute ausgeschlafen. Das erste Mal seit einer Ewigkeit, dass ich richtig tief geschlafen habe und schon fühle ich mich tagsüber auch fitter und besser. Heute ganz gemütlich den Tag angegangen. Heute Mittag lecker gekocht. Später am Balkon im Hängesessel gelesen und gefaulenzt und nachher war ich dann noch eine Stunde walken und es hat gut getan.
    Also es gibt sie doch noch die Tage wo es Licht ist und die Dunkelheit nicht überwiegt. Ich hoffe, ich kann mich an den heutigen Tag noch lang erinnern, weil er einfach gut und schön war, ohne kitschig zu sein.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Hallo,
    diese Woche hatten wir, Schwiegereltern und co., eine Diskussion ob der Zeitpunkt des Todes vorbestimmt ist oder nicht. Sie sind davon überzeugt, dass das so ist. Ich habe da meine Zweifeln. Wenn das so wäre, dann hieße es, dass auch wann der Unfall nicht passiert wäre meine Mutter an irgendwas anderes gestorben wäre - eine gesunde Frau?. Warum soll das sein? Das hat doch alles gar keinen Sinn. Ich denke eher, dass meine Mutter an dem Tag zur falschen Zeit am falschen Ort war und wann sie 5 Minuten später weggefahren wäre, dann hätte sie die Hochzeit meiner Schwester eine Woche später, die Taufe ihre Enkelin ein Monat später erleben dürfen, dann könnten wir jetzt miteinander telefonieren und könnten wir ende September miteinander Kaffee trinken und müßte ich nicht zu ihrem Grab. Ich glaube nicht an die Vorbestimmung.
    Ich habe noch immer soviel Wut in mir auf dem der den Unfall verursacht hat. Ich kann verstehen, dass man sichselbst umbringen möchte aber nicht dass man anderen damit reinziehen muss. Ich werde es nie verstehen können.
    Ansonsten geht es mir relativ gut. Natürlich ist es ein auf und ab, aber ich kann das wunderschöne Sommerwetter genießen und fühle mich nicht ganz so kraftlos. Freue mich jetzt auf das bevorstehendes Wochenende und hoffe, dass der aufwärts Trend länger anhält.
    Schönes WE,
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Hallo Katrin,


    ich freu mich, dass es dir gut geht! Ich glaube auch nicht, dass unser Leben bzw. der Todeszeitpunkt vorherbestimmt ist. Aber manchem Menschen ist dieser Gedanke ein Trost.
    Dass du wütend bist auf den Verursacher des tödlichen Unfalls kann ich gut nachvollziehen, hast du ihn eigentlich kennengelernt?
    Christine

  • Danke Christine für Deine Antwort.
    Ja ich habe den Verursacher kennengelernt. Letztes Jahr bei der Gerichtsverhandlung habe ich ihn gesehen. Er selbst hat damals nichts gesagt und über seinem Anwalt seine Entschuldigung ausrichten lassen.
    Heuer in Februar hat er sich dann umgebracht, diesmal "erfolgreich" und diesmal ohne das andere Leute miteinbezogen wurden.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Kathrin!


    *uff* Falls du davon hier schon einmal berichtet hast, dann verzeih, dann hab ich das vergessen. Es ist gar nicht so leicht, alle Details aller Mitglieder hier im Kopf zu behalten...
    Wie geht es dir damit, dass ihm der Suizid gelungen ist? Hast du neben deiner Wut auch versöhnliche Gedanken?
    AL
    Christine

  • Liebe Katrin,


    wie Christine kann ich da nur sagen "uff".
    Bin gerade ein bissel sprachlos, darum nur
    :24: :30:
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Christine, Jutta,
    Versöhnung... nein. Ich kann und will es nicht verstehen. Jeder hat das Recht aus dem Leben zu steigen aber dann sollte man gefälligst nicht das Leben Anderen gefährden.
    Für mich und meine Geschwister ist durch sein gelungener Suizid mamas Tod noch sinnloser geworden. Er war ja sicher krank und hatte seine Probleme womit er anscheinend nicht zurecht kam aber dass er durch seiner Tat in Juli 2009 mein Mutter ihr Leben auf sein Gewissen hat, das kann ich ihn nicht verzeihen.
    Wobei für mich ein Suizid (obwohl man Mut braucht um diese Akt umzusetzen) immer etwas feiges ist. Gegen seine Probleme ankämpfen und um das Leben kämpfen ist, glaube ich, den schwierigeren Weg gehen. Also denke ich über seinem Tod, dass er es sich leicht gemacht hat.
    Ich hoffe, ich verletze hier niemanden mit meiner Meinung. Sie ist sicher gefärbt durch was ich erlebt habe... als Opfer und objektiv ist sie sowieso nicht.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Anscheinend bin ich jetzt richtig auf hoher See, wo die Wellen mal kaum spürbar sind und im nächsten Moment (vielleicht mit eine Vorwarnung, aber oft ohne Vorwarnung) der Sturm in voller Wucht zuschlägt. Ich versuche die Tage oder Momente, wo es mir gut oder besser geht sehr zu schätzen und zu genießen, allerdings hab ich meine erhebliche Schwierigkeiten mit die Zeiten wo mir den Boden unter die Füßen weggerissen wird. Ich habe Angst wieder tief unten zu sein, aber ich sollte versuchen der Zukunft positiv ins Auge zu blicken und mir keine Sorgen oder Gedanken zu machen über das was vielleicht kommen könnte. Erstens es ist Energieverschwendung, zweitens es kommt sowieso anders als gedacht und drittens ich sollte meine Energie in das hier und jetzt einsetzen.
    Meine Therapie (Kreativtherapie) ist sehr anstrengend aber die Therapeutin führt mich dahin, wofür ich mich schon mein ganzes Leben drucke und wofür ich schon immer wieder erfolglos weglaufe. Es wird mir immer mehr bewusst, dass meine Mutter (ob ich das jetzt will oder nicht) eine zentrale Stelle in meinem Leben einnimmt. Mir meine Gefühle, Gedanken ihr gegenüber zu äussern würde ich ohne Begleitung nicht schaffen. Und ich weiss diesen Schritt muss ich machen, möchte ich aus dieser Sumpf halbwegs heil rauskommen.
    Lange Zeit konnte ich gut leben, aber mit ihr Ableben, wurde alles was gewesen ist nach oben gewirbelt und ich wurde aus meine fest, verankerte Strukturen losgerissen. Es liegt jetzt an mir, meine Standhaftigkeit wieder zu erlangen und ich sollte mir bewusst sein, dass ich meine Mutter damit nicht kritisiere oder verletze, aber lediglich mit ihr auf gleicher Augenhöhe komme und somit mein Leben wieder im Griff versuche zu bekommen. Und das steht sogar mir zu.
    Es ist nun meine Aufgabe, mir nicht mehr die Frage zu stellen: warum war unsere Beziehung so kompliziert, sondern wie kann ich ein sinnvolles, schönes Leben führen, mit als Hintergrund diese schwierige Mutter-Tochterbeziehung. Keine leichte Aufgabe, aber ich glaube, meine Mutter würde es so wollen. Und ich möchte es auch.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)


  • Wobei für mich ein Suizid (obwohl man Mut braucht um diese Akt umzusetzen) immer etwas feiges ist. Gegen seine Probleme ankämpfen und um das Leben kämpfen ist, glaube ich, den schwierigeren Weg gehen. Also denke ich über seinem Tod, dass er es sich leicht gemacht hat.
    Ich hoffe, ich verletze hier niemanden mit meiner Meinung. Sie ist sicher gefärbt durch was ich erlebt habe... als Opfer und objektiv ist sie sowieso nicht.
    Kathrin


    Liebe Kathrin,


    ich kann deine Wut auf den Mann gut verstehen, aber "feige" ist nicht ganz richtig. Suizidale Menschen sind in ihrer letzten Phase sehr eingeengt, sie können nicht mehr links und rechts sehen, sehen überhaupt keine Perspektive, sondern als einzige Möglichkeit den Suizid. Diese starke Einengung im Fühlen und Denken in der allerletzten Phase hat zwanghaften Charakter und macht es meist unmöglich, rational zu denken, da gibt es nur noch eins, das Ende. Deine Mutter hatte das furchtbare Pech im falschen Augenblick an der falschen Stelle zu sein. :(


    Den Ansatz der Therapie, dass es darum geht, dass du ein schönes und sinnvolles Leben trotz der schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung führen kannst, finde ich sehr gut. Er ist lösungsorientiert und nicht problemorientiert!


    AL und weiter so! :)
    Christine