Wo ist meine Mama?

  • Meine Mama ist am 12.11.2008 um 12Uhr11 verstorben und ich kann nicht aufhören sie zu suchen!Ich kann sie nicht loslassen solange ich nicht weiß ob es ihr gut geht.Und ich fühle mich so allein und habe niemand mit dem ich darüber reden kann!L.G.Lisi

  • Liebe Lisi,


    erstmal herzlich Willkommen hier bei uns im Forum. Wir sind eine kleine Gemeinschaft von trauernden Menschen und hier bist Du richtig, wenn Du jemanden suchst, der Dir zuhört. Dieses "Suchen" nach dem verstorbenen Menschen ist eine normale Reaktion - früher meinte man immer, dass man den verstorbenen Menschen vergessen muss, doch heute weiss man, dass es darum geht, eine lebendige "Erinnerungsbeziehung" zu seinen Lieben zu bewahren.


    Zu Deiner Suche nach Deiner Mama und der Frage, wie es ihr geht, hätte ich noch ein paar Fragen - kannst Du uns etwas näher beschreiben, wie Deine Mum gestorben ist? In welchem Alter? Hast Du einen Platz, wo Du Dich besonders gut an sie erinnern kannst? Hast Du Dinge, die Dich noch mit ihr verbinden?


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Es bedeutet soviel für mich das mir endlich jemand zuhört!Meine Mama hatte Lungenkrebs und war 54 Jahre.Die Diagnose bekamen wir im Frühjahr 2008 und ich habe nicht einen Moment darüber nachgedacht das sie sterben könnte.Sie war bis zum letzten Tag überzegt davon das sie gesund wird.Ich und mein Stiefvater waren die letzten Stunden bei ihr und diese verfolgen mich Tag und Nacht.Eine halbe Stunde vor ihrem Tod bin ich nach Hause zu meinen Kindern gefahren.Und ich weiß sie wollte mich nicht dabei haben!Es gibt bei mir soviele Sachen die mich mit ihr verbinden sie,meine Oma die auch schon verstorben ist und meine Kinder sind mein Leben,meine Liebe.Sie hatte am Sterbebett eine Mutter Gottes aus Lurdes bei ihr dabei ein Zettel worauf stand :"Ich,Greti,wünsche mir,das ich wieder gesund werde und noch viele glückliche Jahre mit meiner Familie verbringen kann." Und das verbindet uns stark unsere "Himmi Mammi" wie sie sie immer genannt hat.Und sehr stark spüre ich ihre Anwesenheit abends und nachts!L.G.Lisi

  • Liebe Lisi,


    es ist immer wieder schlimm zu erfahren, wie schnell es nach einer Krebsdiagnose gehen kann - Deiner Mum war ja nicht einmal mehr ein ganzes Jahr gegönnt. Wie Du schreibst, hast Du nie wirklich daran gedacht, dass sie sterben könnte und dementsprechend habt ihr ja auch nie darüber gesprochen. Das ist oft eine Crux der modernen Medizin - es scheint immer noch soviele Hoffnungen, Therapien und Möglichkeiten zu geben, so dass an einen anderen, sprich: tödlichen Ausgang einer Krankheit selten gedacht wird.


    Und erst im Rückblick sieht man die Seile, die zu Strohalmen geworden sind und sieht, dass es eigentlich ein sich abzeichnender Sterbeverlauf war. Deine Schilderung, dass Du die Präsenz Deiner Mama spürst, gefällt mir - sie zeigt die Verbindung zwischen euch.


    Ist es möglich, dass es zwischen euch noch etwas gibt, dass nicht besprochen worden ist, solange sie noch gelebt hat? Vielleicht irgendetwas was Du ihr noch sagen wolltest, es aber nicht getan hast? Manchmal ist es so, dass das Gefühl "nicht loslassen zu können" auch damit zusammenhängt, dass es noch etwas gibt, was gesagt werden muss.


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Ja es gibt etwas!Mein ganzes Leben ist ein großes Schauspiel! Ich habe mein Leben lang gelogen um meine Mama zu schützen.Sie hatte es immer so schwer hat mich jung geboren einen Alkoholiker und Schläger(mein Erzeuger) heiraten müssen-so wies halt damals war.Sie hat ihr Leben lang hart gearbeitet sich nicht viel gegönnt.Ich habe einen Stiefvater,der eigentlich mein Vater ist. Er hat mein ganzes Leben zerstört!Ich wollte nur das Mama glücklich ist und hab deshalb immer geschwiegen! Aber ich konnte ihr nie sagen warum ich so hart und kalt bin. Nach ihrem Tod ist eine Maske von meinem Gesicht gefallen- und ich habe das Gefühl ich bin Schuld an ihrem Tod.Vielleicht würde sie noch leben wenn ich ihr alles erzählt hätte! L.G.Lisi

  • Hallo Lisi,


    vielen Dank für Deine Offenheit - ich habe fast so etwas auch schon vermutet. Solche offenen Dinge verhindern oft weitere Schritte in der Trauerarbeit.


    Ich würde Dir vorschlagen, dass Du in einer ruhigen Minute Dich hinsetzt, in Gedanken Deine Mama Dir gegenüber Platz nehmen lässt und genau diese Dinge, die Du oben beschrieben hast, in einem Brief an Deine Mama niederschreibst - danach liest Du ihr diesen Brief (am besten laut) vor.


    Stell´ Dir vor, wie Deine Mama reagieren wird und wenn Du magst, kannst Du uns gerne weiter berichten, ob sich in der kommenden Zeit Deine Gefühle Deiner Mama gegenüber etwas verändern.


    Liebe Grüße - in Gedanken bei Dir,
    Markus

  • Was von uns verlangt wird,ist,
    daß wir das Schwere lieben und mit dem Schweren umgehen lernen.
    Im Schweren sind die freundlichen Kräfte,
    die Hände,die an uns arbeiten.
    Mitten im Schweren sollen wir unsere Freuden haben,unser Glück,unsere Träume:
    da,vor der Tiefe dieses Hintergrundes,heben sie sich ab,da sehen wir erst,wie schön sie sind.
    Und nur im Dunkel der Schwere hat unser kostbares Lächeln einen Sinn; da leuchtet es erst mit seinem tiefen,
    träumenden Licht,und in der Helligkeit,die es für einen Augenblick verbreitet,
    sehen wir die Wunder und Schätze, von denen wir umgeben sind.
    Danke Lisi

  • Liebe Lisi!


    Willkommen im Forum


    mein tiefstes Mitgefühl zum gehen deiner mama!


    schreib wann immer dir danach ist, was immer du schreiben willst, ich kann dir aus eigener erfahrung vom Forum bestättigen "es ist eine befreiung" was immer verwirrt und unsicher macht, an sich zweiifeln lässt, und und es sind liebe Trauernde menschen hier die uns unterstützen



    darf ich dich fragen wie erging es dir beim Jahrestag?


    (12 November 2008 , zwei wochen später, am 26 November 2008 ging auch meine Tochter)


    ganz liebe grüße und :24: , maki

  • Die Worte die man einer Mutter schreiben kann die ihr Kind verloren hat,gibt es nicht! Du mußt unvorstellbares durchgemacht haben.Ich bin so glücklich mit jemand zu reden der einen versteht.Sicher ich hab meinen Mann und eine sehr liebe Freundin.Aber nur wer einen geliebten Menschen gehen lassen mußte weiß welcher Schmerz das ist.Zu deiner Frage- ja der Jahrtag war schlimm.Ich mußte den ganzen Tag arbeiten, war daher etwas abgelenkt.Und vorher hab i ja jeden Tag gedacht:"Heut vor einem Jahr hat sie noch gelebt." Und plötzlich denk i heut vor einem Jahr war sie schon tod!Noch immer nicht real für mi. Darf ich dich fragen wie es für dich war? Wie alt war deine Tochter? G.L.G.Lisi

  • Hallo Lisi


    Deine Frage: Wo ist meine Mama???


    Deine Mama ist Dir bestimmt Näher als Du zu glauben wagst. Sie ist ganz in Deiner Nähe, Immer, und auf ewig so lange Du an Deine Mama denkst. Sie ist in Deinem Herzen. Und da Du ja ein Teil von Ihr bist, auch in Deiner Seele. Also kannst Du zu jeder Zeit, so wie Markus Dir beschreibt, Dich mit Deiner Mama Unterhalten. Briefe schreiben. Gedanken schicken. Lieben. So wie Du es sonst auch immer wahrscheinlich gemacht hättest, und auch hast.


    Du bekommst vielleicht nicht so schnell Antworten wie früher. Und vor allem Diese in anderer Form. Aber wenn Du auf die Zeichen, die Dir als Antwort gesendet werden achtest, dann hast Du welche. Mit der Zeit, (vielleicht auch länger) kommt ganz auf Deine Ungeduld an, wirst Du Diese erkennen. Die Antworten Deiner Mama. Alles Liebe dazu.


    Sei von mir lieb Gegrüßt


    chan

  • Liebe Lisi,


    auch von mir mein tiefes Mitgefühl zum Tod deiner Mama.
    Und auch ein herzliches Willkommen hier im Forum. Du hast ja schon gesehen - hier ist immer jemand da, der "zuhört", und wir versuchen, so gut wie möglich einander zu unterstützen.


    Ja, es ist schwer, den gelieben Menschen nicht mehr in die Arme nehmen zu können, auch wenn man ihn/sie noch um sich spürt.
    Und es dauert seine Zeit, die Beziehung auf eine andere, die "geistige" Ebene zu stellen. Doch wenn wir nicht aufgeben, bis uns das gelungen ist, dann wird vieles "leichter"


    So wie Markus schrieb: "Sprich" dich mit deiner Mama aus. Und vergib dir selbst, daß du "kalt und hart" (wie du selbst es bezeichnet hast) warst.
    Deine Mama hat dir sicher schon vergeben, aber auch du selbst mußt es tun.


    Und DU bist ganz sicher nicht "schuld" an ihrem Tod. Auch wenn wir Menschen immer einen "Schuldigen" suchen, weil es uns dann irgendwie leichter fällt, zu akzeptieren - Du hast KEINE Schuld!


    Viel Kraft für deinen Weg, ich drück dich mal ganz lieb.
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Ich kann mich nicht oft genug bei euch bedanken!Ich fühle mich so erleichtert das ich endlich ausgesprochen habe was ich all die Jahre mit mir herum getragen habe. Und nun wissen es Menschen die ich nicht einmal persönlich kenne!!!Und ich spüre das eure Worte von Herzen kommen und nicht einfach so "daher gsag" sind.Jeder von euch hat sein Schicksal zu tragen und der Tod eines geliebten Menschen hat unser aller Leben verändert.Nichts ist mehr wie es war.Und trotzdem-das Leben geht weiter.Ich habe mehr als man sich wünschen kann-zwei gesunde Kinder!Und dafür bin ich jeden Tag dankbar,von ganzem Herzen.Sie sind die Schätze meiner Mama und ich weiß das sie jetzt aufpasst auf die zwei.
    Danke ihr alle! Ganz liebe Grüße Lisi

  • Liebe Lisi,


    Du hast Dich aber auch richtig eingelassen auf unsere Fragen und unsere Meinungen - selten, dass es ein Thread gleich in so kurzer Zeit so abgeht... Spontanität muss auch eine Eigenschaft von Dir sein, wenn Du Dir erlaubst, sie loszulassen!! ;-)


    Ich wünsche Dir jedenfalls alles Liebe und Gute für den weiteren Weg - und wie in unserem Thread Wellenmeer beschrieben, wünsche ich Dir, dass Du die Welle unter Deine Füsse bringst!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Liebe Lisi!


    ja du hast so Recht mit dem, das es eine Befreung ist, einmal das harte Tor zu öffnen. Es ist Dir sicher nicht leicht gefallen, dafür schätze ich Dich. es ist auch so ein motto von mir "nur die wahrheit bringt mich weiter im Leben", nur auf dieser art können wir all die hindernisse, all die schweren steine die uns am weg gelegt werden auch zuseite stellen um weiter zu gehen. hier im Forum in der "Forumsfamilie" bist Du gut aufgehoben mit all deinen ängsten uns sorgen, hier wird man verstanden ohne berurteilt zu werden.


    Du hast vollkommen Recht mit dem satzt das Leben geht weiter!!! es ist anders und doch geht es weiter, mit all den schmerz den man in sich trägt - mit all der sehnsucht nach Unseren Liebsten.


    Liebe Lisi, darf ich dich fragen Wie erging es dir all diese Monate zuvor???


    sei lieb umarmt :24: , maki

  • Ich bin eigentlich immer noch geschockt über mich selber das ich das alles geschrieben hab! Bin eigentl. ein Mensch der alles mit sich selber ausmacht.Bin durch totalen Zufall in dieses Forum geraten.Hab noch nicht so lang einen Pc.Ich sehe mir jeden Tag die Todesanzeigen an -mein Mann sagt i hab an Vogel weil i des mach- jedenfalls bin i deshalb in dieses Forum gekommen. Und eure Schicksale haben mich so sehr bewegt und ich bin eben manchmal so verzweifelt das ich niemand hab zum reden und ja,so hab ich halt geschrieben.Ich hab einfach alles noch nicht verarbeitet ich sehe jeden Tag die Bilder meiner toten Mama vor mir,den Moment als die Ärzte sagten sie können nichts mehr tun wir müssen warten bis sie stirbt.Dabei war nie die Rede davon sie haben nie von Tod geredet.Die ganzen Monate vorher nicht.Ich versteh das auch sie können einem ja nicht die Hoffnung nehmen.Sie war so stark meine Mama hat sovieles ohne jammern ertragen.Die Ärztin sagte zu mir sie hatte noch nie so eine Patientin.Sie konnte schon nicht mehr reden weil schon alles voller Krebs war,dann hat sie geschrieben:"Das ist nicht der Krebs das hat sicher damit zu tun das ich als Kind so oft Angina hatte." Sie wollte uns nicht allein lassen,aber wir haben das ja alle erlebt.Und ohne meine
    Kinder hätt ich das alles nicht ertragen.Und ich weiß ich bin ihr sehr ähnlich,und sie war ja stark- und ich bin das auch.
    Gaaaanz liebe Grüße Lisi.

  • Liebe Lisi!


    ....Und ich weiß ich bin ihr sehr ähnlich ....


    magst Du mehr erzählen von deiner Mama??


    Weist liebe Lisi, Meine Abi wahr mein Spiegelbild - ich erkannte mich immerwieder darinn. es ist für eine mutter etwas besonderes, das kennst Du sicher


    ganz liebe grüße, maki

  • Ja,ich bin das Spiegelbild meiner Mama.Je älter ich werde umso bewußter wird mir das.Mein Mann sagt oft zu mir"Ja,ja Greti..." und es ist so, ich hab soviel gemeinsam mit ihr.Ich habe nach ihrem Tod oft das Gefühl gehabt,das ich sie gar nicht richtig kannte.Sie hat sich die letzten Jahre sehr viel mit Astrologie und Esoterik befasst.Ich habe kiloweise Bücher Tarotkarten und Mutter Gottes Bilder von ihr.Ich kann nichts weggeben von ihren Sachen.Sie hat alles aufgehoben,meine Zeichnungen aus der Schule Geburtstagskarten einfach alles.Und ich kann mich auch von nichts trennen.Sie war so ein einfacher und bescheidener Mensch,hat immer nur gegeben und nie verlangt.Und ich wünsch ihr,das sie da wo sie jetzt ist,ganz viel davon zurückbekommt von dem was sie gegeben hat.
    Und ich glaube das wir ganz viel an unser Kinder weitergeben Maki, mein älterer Sohn ist mir sehr ähnlich und ich liebe beide meiner Kinder gleich,aber mit meinem älteren verbindet mich etwas besonderes..... wie bei dir und deiner Abi -und wenn man zehn Kinder hat,man liebt jedes auf seine Weise aber keines kann das andere ersetzen.
    Ich denk an dich....ganz liebe Grüße Lisi

  • Ich habe das getan,was du mir geraten hast.Ich habe mit Mama über alles geredet,mir vorgestellt sie sitzt vor mir.Ich habe meine Oma nach ihrem Tod auch gesucht,so lange bis Mama zu mir gesagt hat,ich muß sie endlich gehen lassen,damit sie ihre Ruhe findet.Aber es ist einfach so schwer loszulassen!
    Ich spüre aber,das es mir sehr hilft,bei euch im Forum zu sein.Endlich darüber zu reden. Und ich arbeite daran ,das ich sie gehen lasse,meine über alles geliebte Mama.Sie ist in meinem Herzen!
    Danke Euch liebe Grüße Lisi