Was geht in einem sterbenden Menschen vor

  • Guten Morgen Zusammen


    Wer hat sterbende begleitet ?


    Welche Gedankengänge hat man wenn man stirbt


    oder weiss das man sterben muss ?


    Sind sterbende in sich gekehrt und für die Aussenwelt wenig zugänglich ?



    Und und und


    was könnt Ihr berichten, würde mich mal intressieren ?


    Vielen lieben Dank mit lieben Grüssen Petra :2:

  • Hi Floechen,


    finde ich eine interessante Frage - ich habe damit leider keine Erfahrungen - wenn Menschen zu mir kommen, sind sie schon tot und ich sehe die Sache nur vom Blickwinkel "Hinter der Grenze" - aber da wir ja viele Menschen bei uns haben, die damit Erfahrungen haben, bin ich schon auf interessante Beiträge gespannt!!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Petra, das würde mich auch interessieren.


    Ich kann über meine Mama sagen, daß sie nicht gemerkt hat, daß der 31.März ihr letzter Tag ist.
    Am Vorabend hat sie noch gesagt, daß sie Dienstagmorgen unter die Dusche will. Sie hat sich an den Frühstückstisch gesetzt und auf ihre Brote gewartet. Mama hat auf alles mögliche gewartet, aber bestimmt nicht auf den Tod.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Liebe Wilma, ich verstehe, kam plötzlich und unerwartet, hm, mein Vater hats ja lange gewusst, ich weiss das er sich grosse Sorgen um Ma gemacht hat auch wegen Geld. Er hat sich auch sorgen gemacht über das Grab, ob wir hingehen es pflegen werden.


    er war oft sehr in sich gekehrt, hat mit seine Finger gespielt. wenn er über die Strenge gelebt hat und ich sagte, du landest noch schneller auf den Friedhof als du denkst, schnief, sagte er dann hab ich es geschafft, was für ein SATZ, dann hab ich es geschafft


    vor ein paar Jahren hatte er ja schon öfter einen Herzstillstand, ich habe ihn gefragt was er gefühlt hat, schaute er mich an, weiss ich nicht.


    Meine Oma hatte sehr grosse Angst vorm sterben, in den letzten Wochen hatte sie Verstorbene gesehen ( geträumt? )


    Es war füe sie eine Quälerei, so erzählte sie es mir und sie hatte sehr grosse Angst, war auch oft in sich gekehrt und schaute einen an, wie mein Vater mit einen leeren Blick, für mich unerträglich. Oma starb ja mal in meinen Armen, es war die Hölle, nachdem wir sie hingelegt hatten, hielten meine Tante und ich sie fest, der Doc kam, sie ist nicht tot, sagte der Doc, später sagte oma, ich habe keine Angst mehr vorm sterben, Petra hlät mich fest. :13:


    Pa wollte oft sterben und er hatte sich auch mal vorgestellt zu sterben wenn er Sex mit meiner Mutter hat, hm, denke er hat sich viel mit dem sterben beschäftigt und alles was dazu gehört.



    Hör mal auf, Hals ist zu, es fällt mir schwer weiter zu schreiben

  • Ich glaube, dass man die Frage, was in einem sterbenden Menschen vor geht, nicht so einfach beantworten kann. Auch Sterbende sind Individuen. Ich bin ja - wie Markus - auch auf der anderen Seite tätig, das heißt, ich habe mit den schon Gestorbenen zu tun. Ich war bei 3 Sterbenden dabei: Bei meinen beiden Opas und bei einer uralten Frau als ich im Altersheim arbeitete.


    Ich kann nicht sagen, was die 3 in ihren letzten Tagen bzw. Stunden erlebt hatten. Sie lagen alle 3 in Agonie und das war einfach ein langsames "Absterben", ein Prozess. In allen 3 Fällen wurde von Seiten der Pfleger und Ärzte dafür gesorgt, dass keine Schmerzen da waren. Bei meinen beiden Opas war die Familie da, einer ist zuhause gestorben, der andere auf der Intensivstation. Ich habe es bei beiden sehr friedlich erlebt. Ich weiß nicht, ob sie es gespürt haben, aber wenn sie es gespürt haben, dass wir da waren. Wenn ja, dann war es gut und sonst war es einfach wichtig für uns als Familie, weil wir ganz bewusst abschiednehmen konnten. Wir haben als Familie geachtet, dass es dem Sterbenden so gut wie möglich geht. Wir haben z.B. den Mund immer wieder befeuchtet und haben ihm die Hand gehalten, geredet. Solche, ganz einfachen Dinge, von denen wir glaubten, dass er es noch "fein" hat, solange er etwas spüren könnte.


    Bei der Frau im Altersheim war es so, dass sie die meiste Zeit alleine war. Es war die erste Sterbende für mich und ich war damals auch ziemlich jung und auch überfordert mit der Situation. Ich kann mich erinnern, dass ich Angst hatte in ihr Zimmer zu gehen. Es wollte auch sonst keiner rein. Sie ist einsam gestorben. Ich für mich möchte das nicht, wenn es bei mir einmal so weit ist.


    LG
    Christine

  • Petra, meine Mama hat 3 Tage vor ihrem Tod ganz herzzerreißend geweint.
    Sie saß bei mir in der Küche. Ich war erschrocken. Aber Mama weinte, weil sie wünschte ihre Mama wäre bei ihr.
    Mama hing sehr an ihrer Mutter. Oma starb 1967 im Alter von 64 Jharen.
    Vielleicht war das Mamas Wunsch zu den Eltern zu gehen. Oder sie haben sie gerufen.??

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Ich glaube, dass man die Frage, was in einem sterbenden Menschen vor geht, nicht so einfach beantworten kann.


    Ja sicher, aber ich denke das es Menschen gibt die darüber geredet haben, die mitbekommen haben was Sterbende sagen erzählen usw


    Sicher kann man das auch nicht auf einem selbst beziehen aber vielleicht gibt es ähnlichkeiten



    Liebe Grüsse Petra

  • Angst? Glaube ich nicht. Sie wollte ja nicht mehr wirklich so weiter leben. Für sie war ihr Leben, wie es jetzt zum Schluß war, kein Leben mehr.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Hallo Petra!
    ein schönes interesantess Thread


    aus erfahrung (Pflegerinn) mit dem Sterbenden
    kann ich eigentlich wenig sagen
    da es für mich wichtig war das es ein schöner und leichter "rübergang auf die andere seite" wird
    ja ich erlebte das die menschen namen riefen
    sprachen sich unterhielten mit "unsichtbar"
    aber wie weit es wirklichkeit ist ?????
    ob es halucinacionen sind????
    die medis?????


    keiner ist jeeeeee wieder zurück gekommen um zu berichten :(
    vom lesen weis ich das es "dort" als sehr wunderschön beschrieben wird
    drum will keiner (wahrscheinlich) zurück :(


    ganz liebe grüße, maki

  • Hm ... ich denke eigentlich, dass die meisten Angst haben vor dem Sterben, auch wenn sie vielleicht sogar sterben wollen. Schließlich ist es ja ungewiss was wirklich danach kommt und wir Menschen fürchten uns halt vor der Ungewissheit, vor allem was neu ist oder fremd ... ich denke das ist ganz natürlich und ein Stück weit werden wir wohl auch mit dieser Angst und Ungewissheit leben lernen müssen. Man kann diese Angst einem Sterbenden sicher nicht nehmen, aber man kann schauen, dass er nicht alleine ist und nach Möglichkeit keine Schmerzen hat, das verringert die Angst und die Hilflosigkeit.


    LG


    Christine

  • Jetzt das grosse ABER


    wie kommt man auf die Idee, es Sterbende leichter zu machen, wenn sie nicht alleine sind ??


    (mit Medi gegen die Schmerzen kein Thema )


    Ich komm drauf nicht von ungefähr sonder hat seinen Grund, dabei kommt mir der Gedanke, fragt man vorher ob Begleitung erwünscht ist ?


    Als mein Onkel kurz nach Oma starb hatte ich ihn einen Brief geschrieben und Ihn meine Hilfe angeboten,


    nun als es soweit kam, sagte er zur seiner Frau er wolle ins Krankenhaus es sei so weit,


    meine Tante blieb bei hm, später schickte er sie nach Hause, dann ist er für immer eingeschlafen.


    Meine Oma ist auch alleine eingeschlafen später im Krankenhaus und nicht als Jemand da war


    Mein Vater schickte meine Schwester nach Hause und er ist eingeschlafen.


    (später nach der Wiederbelebung waren wir ja da, aber er war ja so unter Medis das er nicht reagieren konnte.



    Ich könnte mir vorstellen, wenn ich bei Bewusstsein wäre, es mir viel schwerer fallen würde als wenn ich alleine bin, naja, das sag ich jetzt so, aber vorstellen könnte ich es mir schon.



    Das Thema wirft echt viel Fragen auf, macht mir auf Jedenfall eins schon mal klar, ZU FRAGEN, auf Jedenfall, ist für mich wichtig



    bin gespannt ob Jemand was schreibt, Erfahrung durch Gespräch mit Sterbende



    Liebe Grüsse schicke ich Euch Petra :24:

  • Ich glaube jeder sucht sich aus ob er allein oder in Begleitung sterben möchte.
    Ich war bei meiner Mama am Sterbebett aber als sie gestorben ist,war ich nicht dabei nur mein Stiefvater.
    Ich wußte aber vorher das sie nicht will das ich dabei bin.
    Und keiner von uns kann wissen was in einem vorgeht wenn man stirbt,aber ich bin sicher man weiß es wenn es soweit ist.
    Ich habe keine Angst vor meinem Tod,nie gehabt.
    Aber ich habe Angst das meinen Kindern etwas passiert,das ist das allerschlimmste.
    Meine über alles geliebte Mama mußte ich schon voraus gehen lassen!
    Ich wünsch euch allen einen schönen Abend ....ganz liebe Grüße Lisi

  • Also es gibt wirklich einige, die dann erst sterben können, wenn sie alleine sind. Ich mein mit meinem Posting ja auch nicht, dass es unbedingt sein muss, dass jemand 24 Stunden bei dir am Bett sitzt, (wobei das sicherlich für viele auch wichtig ist), sondern dass man vermittelt bekommt, ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. D.h. man ist nicht "einsam", weil jemand an dich denkt, dir Rückhalt gibt, da ist falls du möchtest, dass er zu dir kommt. Die alte Frau im Altersheim, da gab es einfach keine Familie und auch niemanden von den Pflegerinnen, die sich da interessierten, was für sie vielleicht angenehm wäre. Es war niemand ungut zu ihr, es war von der medizinischen Seite her alles top, aber dieser menschliche Rückhalt fehlte.

  • Hallo ihr Lieben!


    Als mein Vater sterbenskrank war, ging es ihm einmal so schlecht, dass ich ihn ins Krankenhaus bringen lassen musste. Als er dann wieder ansprechfähig war, erzählte er mir, dass er geglaubt habe, heute "gehe es mit ihm dahin". Ich habe ihn darauf gefragt, ob ihn denn der Gedanke erschreckt habe. Nein, sagte er, eigentlich nicht. Wir hatten dann noch ca. 4 Wochen miteinander, bei mir zu Hause, er ist dann ganz ruhig im Beisein meiner Schwester und mir eingeschlafen. Ich hatte das Gefühl, ihm hat es gut getan, von seinen Lieben umgeben zu sein. Er hat in seiner Krankheit nie gejammert, er war sein ganzes Leben lang immer mit den Anforderungen des Lebens fertig geworden (mit 17 damals in den Krieg eingezogen worden, dann Gefangenschaft). Er hatte sein Leben gelebt. Ich denke, dass man als älterer Mensch "leichter" gehen kann (das ist nur meine persönliche Meinung), überhaupt, wenn einem die Krankheit schon so viel Kraft genommen hat. Er hatte auch gewusst, dass wir, seine Töchter versorgt sind. Ich habe bei ihm keine Angst verspürt.


    Vor x Jahren habe ich Mal das Buch von Küberl-Ross gelesen: Interviews mit Sterbenden. War interessant.


    Euch liebe Grüße


    Linda

  • Die Pfelgerinnen und Pfleger, mit denen ich ja beruflich viel zu tun haben, die berichten ganz Unterschiedliches: Viele haben spürbar Angst, es gibt auch Wut und den Kampf bis zum Schluss. Es gibt Resignation und Verzweiflung, es gibt das ruhige langsame Sterben, es gibt aber auch qualvolles Sterben.


    Ich denke, es hängt von verschiedenen Faktoren ab: Ob ich ein Leben abschließen kann, mit dem ich zufrieden war oder ob ich das Gefühl habe, dass ich etwas falsch gemacht habe, versäumt habe oder es ist noch etwas offen. Wie ich mit der Frage "Was kommt danach?" umgehe, welche Gedanken ich mir um diese Frage mache. Ob ich weiß, dass meine Lieben, die ich zurück lassen muss, gut versorgt sind oder ob ich mir Sorgen um sie machen muss. Natürlich spielen Alter und Krankheit eine Rolle. Vielleicht auch, wieviele von meiner Familie, meinen Freunden vor mir gestorben sind. Etc. etc.

  • Das finde ich besonders traurig wenn ein Mensch wirklich "allein" stirbt,niemand da ist der für ihn da ist,kein direkter Angehöriger mein ich.
    Und ich finde Menschen bewundernswert die in der Altenpflege arbeiten so wie du und andere, und für sie da sind!Ich könnt das nicht.


    @Hallo Linda!
    Ich glaub das du recht hast.Menschen die ihr Leben "Gelebt" haben gehen sicher anders als diejenigen die es noch vor sich haben(das Leben)!
    Aber das ist immer Ansichtssache,eins ist gewiss wir alle haben es vor uns,wann auch immer!
    Es ist gut das wir nicht wissen was uns erwartet,deshalb sag ich immer:"Lebe jeden Tag als wär es dein Letzter!"


    L.G. Lisi

  • Hallo ihr lieben,


    da ich auch als Sterbebegleiterin ehrenamtlich arbeite, durfte ich ein paar menschen bis zuletzt begleiten.


    Vorab möcht ich aber anmerken, dass es etwas anderes ist einem "fremden" Menschen beizustehen, man ist emotionaler nicht so eingebunden, eigene verlustgedanken kommen da weniger zum tragen, als wenn man einen geliebten Menschen loslassen muss.


    Grundsätzlich ist der Moment des sterbens etwas friedliches, sanftes, es ist ein nach Luft holen und loslassen. Meine Kolleginnen und ich haben festgestellt im Gespräch, dass eine ganz besondere Stille herrscht, nicht beängstigend.


    So sehr der Mensch vorher auch gekämpft und gehadert hat, je näher der Zeitpunkt kommt, desto ruhiger, in sich gekehrter ist er.
    Wenn die Ruhe, das Aufgeben oder auch das dahingleiten eintritt, wissen wir meist, dass es nicht mehr lange dauert.


    Vorher ist es etwas anderes, Angst vor dem unbekannten, gewissensfragen, oder auch religiöse Fragen beschäftigen viele, auch sterbende haben verlustangst, sie müssen ihre Lieben zurücklassen, sehen einem ereignis entgegen, das ungewiss ist.


    Meine beeindruckendste begleitung war letztes Jahr, diese Frau war sehr aktiv in der Vorbereitung ihres Abganges, hat alles schon organisiert, das bild für die Traueranzeige, Texte für die beerdigung, grabstein....alles war vorbereitet.
    Dennoch wollte sie nicht sterben, sie sagte: es ist so als ob ich auf einem tollen ball bin und man teilt mir mittendrin mit, dass ich jetzt gehen muss.
    Sie hatte nachts angst allein zu sein, also haben wir wochenweise bei ihr im Krankenhaus übernachtet, ihren atem überwacht, weil sie angst hatte, dass "ER" sie holen kommt...
    und dann, eines abends als ich zum Nachtdienst kam war sie ruhig, wirkte zufrieden, hat sich von dieser Welt schon ein wenig ausgeklinkt, war aber ansprechbar und hat geantwortet auf fragen...in dieser Nacht hat sie einmal ganz tief luft geholt und ist die für immer gegangen, ruhig und sanft.


    Es gibt aber auch welche die wirklich erst gehen können, wenn sie allein sind, deshalb gehen wir auch manchmal für ein paar minuten vor die Tür, um es ihnen nicht schwerer zu machen, aber man merkt das mit der Erfahrung, was den Wünschen entspricht.


    glg