Was geht in einem sterbenden Menschen vor

  • Zeraphine, herzlichen Dank für Deine Zeit und Zeilen und den Anderen natürlich auch


    das mit dem tief Luft holen und dann ist schluss, das hat mein Vater auch gemacht.



    Und als die Ärzte meine Mutter als letzte fragte ob sie einverstanden ist mit dem abschalten,


    sie kurz nochmal überlegte und ja sagte, da hat mein Vater ganz tielf Luft geholt. Meine Mutter hatte das Gefühl, als wenn er erleichtert war.


    (dann hat es ja fast 3 Stunden noch gedauert)



    Ich finds toll das wir uns darüber unterhalten, für mich irgendwie wichtiger und realer als aus Büchern und spannend.


    Vielen DANK

  • Hallo Floechen,


    sollten noch fragen sein, dann frag :-)
    Ich wollte nicht zu ausführlich werden.
    Es ist tatsächlich ein unterschied zwischen dem "gelernten, gelesenen" und darüber zu reden ist sehr wichtig.


    glg

  • Danke Zeraphin ich hab tatsächlich eine Frage,


    du schreibst "> hat sich von dieser Welt schon ein wenig ausgeklinkt,


    was heisst das, wie kann man sich das Vorstellen



    Herzlichen DANK :24:

  • Hallo


    Leider muß ich Zeraphine wiedersprechen.
    Meine Mutter wußte 2 Monate vor ihren Tod das sie sterben muß und sie wußte in den letzten Tagen sehr wohl, das die Tage jetzt gezählt sind.
    Meine Mutti hatte einen Todeskampf von 2 Stunden, mit Schreien und im Bett winden :13: .Ich war nicht dabei, aber mein Vati.
    Er wurde lange mit dem erlebten nicht fertig, sie wollte anscheinend nicht gehen.


    In den 2 Monaten hat sie nie ein Wort über den Tod gesprochen,
    Ich habe einmal kurz nach ihren Tod, meinen Vati gefragt, ob sie irgendetwas gesagt hat, was sein wird wenn sie nicht mehr da ist,
    etwas gesagt hat, was sie sich beim Begräbnis wünscht.
    Auch er sagte mir, sie hat nie ein Wort darüber verloren.


    Was in ihr vorgegangem ist, weiß ich nicht. Sie hat aber ihren Krebs geduldig ertragen auch wenn es ihr noch so schlecht ging.


    Ja und bei Rene habe ich noch immer das Gefühl, als ob er in seinen letzten Tage alles erdenklich mögliche noch erleben wollte (natürlich unbewußt).


    LgChrisi

  • Chrisi, sei lieb umarmt, das habe ich auch schon gehört von einer alten Frau in der Nachbarschaft das manche schreien.


    Aber näheres wollte die alte Dame nicht sagen.



    Ich erinnere mich noch an die Ärztin meiner Oma im Krankenhaus sie sagte zu mir, wir müssen Oma loslassen,


    nicht jede Minute da sein, sie braucht Ruhe um auch loszulassen, sonst kann sie nicht gehen. Sie hatten uns echt verboten immer dazu sein, es wäre Qualvoll für Oma, wir haben es eingesehen, vielleicht hatte Oma und die Ärztin ein Gespräch ?( Aber Oma hatte es nach 2 Tage im Krankenhaus geschafft,


    ( ich war Omas Liebling und sie mein Ein und Alles)

  • Hallo Chrisi,


    du widersprichst mir nicht, ich habe nirgends erwähnt, dass es immer so ist!
    Es gibt ein paar (ich hatte goth sei dank noch keine solche Begegnung!) Menschen die sehr schwer von dieser Welt gehen, da spielen auch sehr viele andere Faktoren eine Rolle.


    Floechen
    Sie erzählenl von der Vergangenheit bestimmte begebenheiten, sehen schon vorausgegangene Menschen, sprechen mit diesen Menschen oder sie wirken in sich gekehrt, antworten aber auf Fragen, wirken aber nicht als ob sie das noch könnten. Schauen auf eine bestimmte Stelle, lächeln dorthin.
    Um aus der Praxis ein beispiel zu bringen:
    Eine meiner ersten Begleitungen: Frau A. bemerkte meine ankunft nicht, als ich sie jedoch angesprochen habe hat sie mich angesehen und auch auf meine Fragen geantwortet um dann wieder auf eine bestimmte stelle zu schauen, dann hat sie mit einer "Frau" sich unterhalten, sie um Verzeihung gebeten, um dann kurz darauf mich zu bitten ihr einen süß-gspritzten (Wein mit Sprite) zu bringen, den sie dann auch getrunken hat.
    Ein wenig später sang sie ein altes Heimatlied (sie war südtirolerin), es wirkte auf mich so, als ob sie grad irgendwo in ihrer Jugendzeit war.
    Ein paar stunden später starb sie, ALLEIN!, als ich kurz raus ging.


    Es gäbe vieles zu sagen, vor allem möchte ich aber betonen, dass die meisten Menschen versöhnt sterben, mediziner erklären das mit einem chem. prozess im hirn, spirituelle-religiöse Menschen sehen darin naturgemäß etwas anderes.


    Dass jemand aggressiv wird hat manchmal auch damit zu tun, dass er tatsächlich alleine sein will, ich hatte eine Frau die wollte eigentlich nicht, dass jmd. bei ihr ist, ihre familie bestand aber darauf.
    So hat sie mich jedes mal zusammengepfiffen wenn ich kam: "i stirb heit sicha nit, brauchsch gar nit do bleibn", erst nach langem hin und her, hat die Familie eingelenkt.
    Sie starb alleine, bei der beerdigung sagte dann ihr sohn: sie ist so gestorben wie sie im leben war, alles alleine schaffen".


    glg


    PS: ich weiß nicht, ob ihr quasi den med. faktor auch "erklärt" haben wollt, also was sozusagen in diesem moment im körper vorgeht.

  • Liebe Zeraphine, echt supi, freu mich über Deine Zeilen, Danke für Deine Mühe, vieles kenn ich auch davon.



    Erzähl mir bitte was im Körper geschieht, und was ich noch wissen wollte, wenn Menschen sterben, bleiben sie doch ein paar Stunden liegen,


    bevor der Bestatter sie abholt, hm, warum ??



    echt lieb von dir, DANKE :2: :24:

  • Ich denke, dass "eile" nicht mehr geboten ist, und angehörige so auch Zeit haben sich vom Verstorbenen zu verabschieden. Hat auch was mit innehalten und Respekt zu tun.
    Auch pflegepersonal hat so die möglichkeit damit umzugehen (ich fand es im kh natters schön: die Nachtschwester hatte ein buch mit psalmen und schönen bildern, sie schlug einfach eine seite auf und stellt das buch mitsamt blumen und einer kerze aufs nachtkästchen, es wirkte zwar einfach aber voller Respekt und gefühl).


    Meine Kolleginnen machen das schon länger und vor allem eine kann ganz gut abschätzen "wie lange es dauern wird", sie hat aber kaum berührungsängste, einmal hat eine sterbende über kalte füsse geklagt und dass sie sich so alleine fühlt, also hat diese Kollegin sich aufs bett gelegt und sie einfach im arm gehalten.


    Hoffentlich finde ich die richtigen worte den biologisch- chem. prozess zu erklären:


    In den meisten fällen läuft es so ab (ich versuche mich kurz zu halten):
    Atmung verändert sich, gewisse botenstoffe (müsste erst nachlesen welche das wären) werden nicht mehr produziert, der körper fährt seine funktionen runter, extremitäten werden nicht mehr richtig durchblutet, sauerstoffaufnahme verringert sich, verringerte hirnleistung, sehen und hören wird reduziert. Das erklärt laut Medizinern das "Halluzinieren". Manche behaupten, dass das eine natürliche Reaktion ist um so weniger angst zu haben, sozusagen angeboren.
    Es ist aber immer abhängig welche Medikation (sedierung usw.) verabreicht wurde. Was den meisten angst macht ist die Rasselatmung, sie klingt sehr heftig, als ob der Sterbende nicht genug luft kriegt, was aber nur darauf zurückzuführen ist, dass auch der Muskeltonus reduziert ist und speichel somit nicht abgehustet oder geschluckt wird. Lt. Ärzten kriegen die Patienten das aber nicht so mit. Wirkt aber (auch für mich) etwas erschreckend.


    glg

  • Hallo Flöchen!
    Hab das alles hier aufmerksam gelesen.Ich kann mich in den allermeisten Dingen meinen Vorschreiberinnen nur anschließen.
    Zum medizinischen kann ich nur ergänzen,das viele (fast alle) Patienten immer länger werdende Atempausen haben,bis sie schließlich ganz "aufhören" zu atmen.
    Auf meiner Station ist gerade ein älterer Herr,der offenbar nicht "loslassen" kann.Er ist ganz entspannt und ruhig,kommt aber einfach nicht zur "Ruhe".Das sind so Momente,wo man sich fragt,bewegt diesen Menschen noch irgend etwas,das er nicht gehen kann?
    Das die Verstorbenen noch einige Stunden im Zimmer bleiben hat hier in Deutschland -neben dem ungestörten Abschiednehmen-noch juristische Gründe.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Echt super Euere Beiträge :24: :love:


    Jetzt kann ich mir so einiges erklären.


    Aber hab noch eine Frage


    ich musste damals ins Krankenhaus, wegen Hörsturz, an diesem Abend sind 5 Menschen auf Station gestorben,


    War der Hammer, ich bekam mit das die Krankenschwetsern total vermumt in die Zimmer gingen, sogar Haube und Mundschutz,


    ich habe mich immer gefragt warum ?


    Wenn die Gestorbene abgeholt werden, kommen Sie ja ins Leichenschauhaus oder wie heisst das, hm komisch, egal


    dort bleiben sie ja auch einige Tage liegen, wieso ??



    Da erlebt man viele Dinge im Laufe seine Lebens was mit sterben zu tun hat, und jetzt merke ich wieviel FRAGEN ich dazu habe, hm


    Das mit den Atemaussetzer, hm, könnte eine Erklärung sein, wieso wir dachten Oma wäre tot, sie hatte aufgehört zu atmen in meinem Armen,


    und später flach wieder geatmet.


    Sehr gut ist das ich mir jetzt viele Fragen durch Euere Hilfe beantworten konnte, und sie nicht mehr als immer wiedergkehrende Fragen auftauchen,


    vielen vielen DANK für Euere Hilfe



    Mit lieben Grüssen Petra :24: :2:

  • Dass sie Schwestern Schutzanzüge anhatten hat vielleicht hygienische Ursachen, also in IBK ziehen wir uns nicht um, aber ich denke jede anstalt hat ihre Regeln.
    Es kommt auch auf die Todesursache an, ob der Verstorbene gleich zum Bestatter kommt, oder zuerst auf der Pathologie obduziert wird.


    Ja erst wenn man damit konfrontiert wird entstehen fragen und manchmal hilft es, wenn unsicherheiten geklärt werden.


    :24:

  • Zum Schutzanzug: Der ist in keinem Fall nötig. Ein Verstorbener ist im Grunde ja weniger gefährlich oder ansteckend als ein Lebender. Ich sage immer: Neben einem Lebendigen im Bus sitzen ist gefährlicher als der Kontakt mit einem Verstorbenen. Leider hält sich immer noch das Gerücht vom Leichengift und so kommt es vor, dass medizinisches oder aber auch Pflegepersonal Patienten mit normalem Standardschutz pflegen und dann völlig übertriebene Schutzmaßnahmen ergreifen, sobald der Patient für tot befunden ist.


    Auch bei infektiösen Leichen ist normalerweise kein Schutzanzug nötig, sondern nur der normale Schutz, den man auch bei lebenden Patienten anzieht (Handschuhe, Schürzen, Händedesinfektion).


    LG
    Christine

  • Hallo an ALLE !
    Zu der Frage,es heisst immer jeder stirbt für sich allein,jemand der im Krankenhaus liegt,so wie es bei meinem Vater war,ist mir gesagt worden er liegt in Agonie ?Von meiner Freundin die Mutter hat viele Vaterunser vor ihrem Tod gebetet.


    Mein Sohn starb laut Notärtin im Schlaf,die Mutter einer anderen Freundin,starb leise .Will damit sagen ich glaube sogenau kann man das nur sagen wenn wir selber drüben sind.
    Aber eines weiss ich,als ich meinen toten Sohn in Armen hielt.kam es mir vor wie eine leere Hülle,natürlich wenn das ganze Leben erloschen ist,wird es wohl so sein. Aber interessante Frage,aber von unserem Geist auch schwer zu beantworten bis gar nicht.
    Weiss nur von Nahtodkontakten,die sahen verstorbene Verwandte.
    Wer weiss das schon ,lieber Gott oder Streiche des Gehirns ?
    So lange kann die Wissenschaft gar nicht forschen,der Tod und das was dabei passiert (meine nicht organisch),Wird glaube ich immer ein Mythos bleiben ,oder?
    Alles Liebe Chrisu :2: :)

  • Mein Opa konnte- wollte nicht sterben. Theoretisch hätte er schon lange Tod sein müssen. Er hatte 100% Steinstaub.
    Weil aber meine Mama, seine älteste Tochter nicht zu ihm gekommen ist, hat er so lange am Leben festgehalten, bis Mama dann doch noch zu ihm gefahren ist.
    Mama und Papa waren gerade wieder hier im Haus, da rief Opas Lebensgefährtin an, daß er verstorben ist.
    Sein Arzt hat dann wohl gefragt, ob noch etwas passiert sei.
    Er sagte dann: GsD ist die Tochter gekommen, sonst hätte der Mann noch nicht sterben können.
    Opa wollte sich bei Mama irgendwie verabschieden. Oder auch entschuldigen Und als Mama dann seine Hand genommen hat, hat er das gespürt. Mama sagte, seine Augelider haben gezittert. War aber zu schwach die Augen zu öffnen.
    Ich denke, er war wohl schon auf dem Weg, konnte das Tor aber nciht öffnen. Mama war der Schlüssel.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Während meines Dienstes im Altersheim ist auch eine Frau gestorben, hat mich trotzddem irgendwie betroffen und ich hab mich auch gefragt, wie es ihr wohl in ihren letzen Minuten ergangen ist. ran muß ich mich wohl gewöhnen, daß in diesem Umfeld Leute sterben ist schon ein sehr beklemmendes Gefühl. Kann damit noch nicht richtig umgehen. lg bauxi

  • Liebe Chrisu, Floechen und rest :-)


    ich weiß auch noch schmerzlich wie es war meinen toten sohn in den armen zu halten, ihn zu beatmen und zu wissen, dass es schon "gelaufen" ist....ich weiß auch, wie ich aufgewacht bin und schon schrie bevor ich wußte weshalb.
    Wieso ich mich mit dem Tod beschäftige hängt sicher auch damit zusammen, zudem es aber auch beruflich immer schon ein Teil meines Alltages war, jetzt mit den Sterbebegleitungen bin ich noch näher dran.


    Was genau vonstatten geht wird kein lebender wirklich ergründen können, somit bleibt es uns überlassen, das was wir "sehen, erleben und erfahren" zu bewerten.


    :24:


  • Ich denke, er war wohl schon auf dem Weg, konnte das Tor aber nciht öffnen. Mama war der Schlüssel.


    das hast du sehr schön gesagt, ich habe auch das gefühl, dass sie (auch wenn es nicht offensichtlich ist) es spüren, wenn man mit ihnen spricht oder die richtige person anwesend ist.


    glg


  • Was genau vonstatten geht wird kein lebender wirklich ergründen können, somit bleibt es uns überlassen, das was wir "sehen, erleben und erfahren" zu bewerten von Zeraphine



    Hallo Ihr Lieben, kann mich dem von Zerphinee anschliessen, ich finde es wichtig auch mal eben zu schaun, was empfinden erleben Sterbene.


    Was dann kommt also das Ende, ist für mich momentan garnicht so wichtig. Aber das vorher finde ich intressant, und ich finde man sollte viel viel mehr mit Sterbende reden, und fragen somit auch teilen und beistehn.



    Liebe Grüsse an Euch :24: