Wie die erste Zeit überstehen?

  • Hallo zusammen! Bin ganz neu und habe mich am Samstag Stunden nach dem Tod meines Vaters auf die Suche nach Hilfe im Internet gemacht.
    Mein Vater war seit Jahren Herzkrank und hatte Diabetes. Seit September 2009 gings aber richtig los. Viele Spitalbesuche, Fehldiagnosen, unmenschliche Schmerzen, mindestens 5 mal fast gestorben und schließlich als schwerster Pflegefall und gelähmt wunschgemäß zu Hause in Betreuung meiner Mutter gelandet. Monatelanges Leiden; hoffen, Bangen und nun schließlich der Abschied.
    Da ich etwas weiter entfernt wohne, war ich nicht dabei als er starb. Wohl jedoch als die Amtsärztin kam und auch als die Bestattung ihn holte. Nichts daran war so schlimm wie der Anblick der offenen toten Augen. Darauf war ich einfach nicht vorbereitet. Auch als ich sie schließen wollte, gingen sie wieder auf. Das verfolgt mich.
    Die Trauer ist kaum auszuhalten, ich habe auch Panikattaken. Da ich jedoch selbstständig bin, musste ich wenige Stunden später schon wieder arbeiten. Mein Gedächtnis ist zeitweise wie ausgeschaltet. Kann kaum vernünftig denken, vergesse viel.
    Leider kann mein Mann mit der Situation kaum etwas anfangen. Meint ich hätte es ja schon vorher gewusst und sollte mich nicht hineinsteigern, nicht herumspinnen. Er sieht es einfach anders, ich kann aber auch nichts dafür, oder? Ich will ja meine Arbeit machen, es fällt mir nur unendlich schwer. Meine Mutter und meine Töchter können das nachvollziehen. Ihnen gehts auch nicht besonders. Ich aber soll mich zusammenreißen. Der wichtigste Mensch meines Lebens ist gegangen und ich soll mich zusammenreißen, soll normal funktionieren.
    Gibts Medikamente, die mir dies ermöglichen?
    Mein Vater war im 70. Lebensjahr und unsere Beziehung war mehr als eng, auch wenn es jahrelang Unstimmigkeiten gab, die er mit mir kurz vor seinem körperlichen Verfall letzten Sommer aus der Welt schaffte. Übrigens glaube ich sehr wohl an ein Leben nach dem Tod, freue mich sogar, für ihn, dass das Leiden ein Ende hat. Ist es also wirklich nur Selbstmitleid, das mich zu Tränen rührt?

  • Hallo!


    Dir ein herzliches Willkommen hier im Forum. Schön, dass du uns gefunden hast. :)


    Möchte dir meine herzliche Anteilnahme zum Heimgang deines Vaters aussprechen. :30:


    Auch ich glaube an ein Leben nach dem Tode, dort hat das Leiden ein Ende, unseren lieben Verstorbenen geht es dort gut. Aber es ist ganz natürlich, dass dich sein Tod sooo schmerzt. Auch wenn man schon einige Zeit zusehen musste, nun ist die Endgültigkeit da. Dass du nicht gleich zum normalen Alltag übergehen kannst, ist total verständlich. Lange Zeit musstet ihr deinem Vater hilflos zusehen, das hat auch an euren Kräften gezehrt. Alle Achtung, dass deine Mutter die Betreuung geschafft hat!!


    Wann ist die Beerdigung? Möchtest du deinem Vater noch einen Brief schreiben? Od. könnt ihr die Fürbitten selber schreiben? Du musst einfach Raum bzw. Zeit für deine Trauer haben können und dürfen. Bei dir ist alles soo frisch, kein Wunder, dass du dich nicht richtig konzentrieren kannst.


    Männer trauern meistens ein wenig anders. Sie können mit unserer Trauer nicht so umgehen. Sind da oft hilflos und wir fühlen uns unverstanden.


    Vielleicht kann dir Christine bezügl. der Panikattaken einen Rat geben?


    Fühl dich ersmals bei uns gut aufgehoben, wir begleiten dich!


    Alles, alles Liebe


    Linda

  • Hallo!


    Auch ich möchte dir mein herzlichstes Beileid aussprechen.


    Ja den Vater zu verlieren ist schlimm, mir ist vor fast 3 Wochen das Selbe passiert. Dass du dich hier im Forum angemeldet hast, ist ein wichtiger und guter Schritt, ich habe das selbst in den letzten Tagen erfahren dürfen. Die Leute hier haben eine unglaubliche Herzenswärme und man fühlt sich hier geborgen. Hier kannst du deinen Gefühlen freien lauf lassen.


    Dass du die Panikattacken in so einer Situation überhaupt nicht gebrauchen kannst, kann ich mir gut vorstellen. Meine Mama leidet selbst darunter. Leider habe hier noch keine Tipps für dich, da wir selbst noch nicht herausgefunden haben, wie wir mit den Panikattacken in Komination mit der Trauer umgehen sollen. Falls wir aber irgendetwas finden sollten, das hilft, sage ich dir das natürlich gerne weiter.


    Die Idee von Linda mit dem Brief ist gut. Da hast du die Möglichkeit noch mal alles zu sagen, was dir auf dem Herzen liegt. Vielleicht kannst du den Brief ja auch in den Sarg legen lassen (wir haben zB unsere Briefe in die innere Brusttasche von Papas Anzug eingenäht).


    Ich glaube auch, dass es nach dem Tod weitergeht, unsere Seelen sind so etwas Kostbares, die können nicht einfach verloren gehen, nur weil die Hülle ihre "Funktion" aufgegeben hat. Öffne deine Sinne dafür und vielleicht schickt dir ja dein Papa ein paar Zeichen.


    Ich wünsche dir Alles Gute
    Claudia

    Tretet her, Ihr meine Lieben,
    nehmet Abschied weint nicht mehr,
    Heilung war mir nicht beschieden,
    meine Krankheit war zu schwer,
    wär so gern bei Euch geblieben,
    die Ihr wart mein ganzes Glück,
    doch ich musste von Euch scheiden,
    lasse Euch allein zurück.


    Schmerz hat man nicht gespürt, solange man nicht einen lieben Menschen verloren hat.

  • Ich hab ganz wenig Zeit, aber doch Eure Zeilen zwischendurch gelesen. Ich fühle mich nun verstanden und es ist so ein warmes Gefühl das Ihr mir gebt!!!!!!!
    Die letzten beiden Nächte waren nicht einfach, aber schon etwas besser als die erste Katastrpophennacht.
    Die Fomalitäten beim Bestatter habe ich gemeinsam mit meiner Mutter überstanden, obwohl wir lange warten mussten und die Leute da zwar bemüht, jedoch nicht besonders einfühlsam sind. Für die ist der Tod Routine. Bei meinem Vater ist z.B. eine Feuerbestattung vorgesehen und Jeder weiß, das davor der Herzschrittmacher zu entfernen ist. Die Amtsärztin schrieb das in den Bericht, den Bestattern sagte ich es und die versprachen sich darum zu kümmern, die Dame von der Bestattung wusste es.
    Dennoch verfiel sie in Panik und rief vor uns dann hektisch nochmals das Krematorium an dass sie noch nicht verbrennen dürfen, damit der Ofen nicht explodiert. Sollte man vielleicht nicht neben den Angehörigen machen. Aber Schwamm drüber.
    Wir haben jetzt wunschgemäß am Donnerstag die Urnenbestattung, die mein Vater vorher mit meiner Mutter vereinbart hat. Die Partenzettel sowei die Erinnerungsbildchen hat mein Mann selbst nach unseren Wünschen gestaltet. Fanden wir persönlicher. Den Blumenschmuck hat meine Mutter ausgesucht und obwohl mein Vater aus der Kirche austrat, wird der evangelische Pfarrer die von meiner Mutter aufgeschriebene Rede halten. Alles schlicht und einfach, jedoch mit viel Liebe wie es meinem Vater entspricht. Wir haben uns gegen ein Zusammensein nach der Beerdigung entschieden, denn meine Mutter und wir sind dazu psychisch nicht in der Lage.
    Auf ein positves Zeichen meines Vaters warte ich noch, will nur wissen dass er gut angekommen ist. Gleichzeitig bin ich auch ängstlich und schreckhaft momentan und bitte ihn in Gedanken mich nicht zu erschrecken. Vielleicht hält er sich deshalb zurück oder er braucht selbst noch etwas Zeit.
    Ich habe früher einige Bücher von Sylvia Browne und James van Praagh geslesen. Gestern bekam ich "Was Tote wirklich sehen" geschenkt und habe die Hälfte davon heute Nacht gelesen. 'Das und Eure Worte trösten ungemein.
    Vielen Dank Euch allen nochmals!!!!!!!!!!!

  • Hallo !
    Willkommen.hier,du brauchst dich nicht zusammenreissen,das ist unsere Kultur die das verlangt,cool,über den dingen zu stehen,immer wenn man selbst betroffen ist von einem schmerzlichen Verlust,es versteht niemand der den Schmerz nicht hat.s ist eben so wie es ist !!!
    Sei willkommen und lass dich fallen,wir sitzen alle im selben Boot ! :2: :24: :24: :24:

  • Herzlich Willkommen und mein herzlichstes Beileid.
    Ich bin noch nicht so lang aktiv im Forum aber die Leute hier sind wunderbar. Du kannst hier einfach alles niederschreiben ohne Angst zu haben dass das jemand falsch auffassen würde.
    Mir ist das Forum eine große Hilfe und ich hoffe dass das auch so für Dich sein wird.
    Katrien

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe flei..!


    ein liebes Willkommen hier im Forum und mein herzliches Mitgefühl zum Tod deines Vaters.


    Ich kann dich nur zu gut verstehen. Ich kenne dieses monatelange leiden, hoffen, bangen. Und auch wenn man vom Verstand her "weiß", daß der Abschied nahe ist - man kann sich nicht wirklich vorbereiten, und der Schmerz überrollt einen dann trotzdem. :24:
    Und ich kenne auch, daß man - weil selbständig - nicht "zu Hause bleiben" kann, sondern gleich wieder funktionieren muß (soll). Ich kann dir nur raten - versuche trotz aller Schwierigkeiten damit - ein bissel kürzer zu treten, so viel irgend geht zu delegieren. (in der Firma genauso wie auch zu Hause!)
    Es ist keine gute Idee, Medikamente zu nehmen, nur daß man "normal funktioniert", genau so weiter machen kann wie bisher. Wenn du dich jetzt "in die Arbeit vergräbst", kann es zwar sein, daß es erst mal schnell "besser" geht (Arbeit lenkt ab), aber irgendwann holt dich alles ein, und die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, daß du dann für viel länger "ausfällst".
    Es ist sicher nicht "Selbstmitleid", das dich weinen läßt - du hast alles Recht zu trauern, du hast deinen Papa, einen Teil deiner Wurzeln verloren. Versuche, dir die Zeit zu nehmen, die DU brauchst (ich weiß, ist nicht leicht) Aber vielleicht kannst du versuchen, dir täglich eine bestimmte "Trauer"Zeit zu nehmen, in der du dich bewußt mit dem Geschehen beschäftigst. So hast du die Chance, es auch zu verarbeiten, und nur dann kann man dann auch wieder einmal "normal" funktionieren.
    Auch wenn wir an ein Leben nach dem Tod glauben, uns für unsere Väter freuen, daß ihr Leiden ein Ende hat - deshalb dürfen wir sie doch trotzdem vermissen! Sicher, ihnen geht es jetzt besser, aber wir müssen "alleine" weiterleben, und es dauert einfach eine Zeit, bis wir lernen, mit dem Vermissen, dem Schmerz und der Trauer zu leben.


    Sei deinem Mann nicht böse, Männer trauen meist anders. Die meisten lassen die Gefühle, die beim Verlust eines nahe stehenden Menschen entstehen nicht zu, schieben sie weg (oder geben sie halt auch nur nicht zu!) Ich hatte da schon so einige "Diskussionen" mit meinem Mann.


    Ich bin sicher, daß dein Vater dir ein liebevolles Zeichen schicken wird, du mußt nur die Geduld haben, darauf zu warten. Und für alles "offen" sein, daß du es auch als solches erkennst. Denn diese Zeichen sind selten "spektakulär" sondern meist eher "unscheinbar".


    Besonders schön finde ich, daß du mit deinem Vater die bestehenden Unstimmigkeiten noch aus der Welt schaffen konntest - das ist sooo viel wert!


    Schreib uns, wenn dir danach ist (du Zeit hast). Vielleicht magst du uns über deinen Vater erzählen - wie war er? Oder über dich. Es hilft ein wenig (zumindest mir).


    Alles Liebe, ich schicke dir viel Kraft für den schweren Weg am Donnerstag - und werde dich in Gedanken begleiten. :24:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe flei,


    da hat man einmal keine Zeit ins Forum zu schauen und "Neue" zu begrüßen bzw. ihnen Tipps zu geben, dann antworten "meine Forum-Mädels" so zackig und professionell, dass ich fast nix mehr hinzuzufügen habe! :)


    Auch von mir: Herzlich willkommen hier und mein herzliches Beileid zum Tod deines Vaters!


    Wie schon mehrfach gesagt: Deine Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust. Sie ist gesund, sie ist normal und hat nichts mit Selbstmitleid zu tun. Auch wenn dein Vater jetzt von seinen Leiden erlöst ist - er fehlt dir! Und da reagieren wir mit Trauer.Sie ist ein Zeichen dafür, dass du deinen Vater sehr geliebt hast. Sie ist die Verlängerung der Liebe über den Tod hinaus und ein Heilungsprozess.


    Kannst du die Panikattacken beschreiben, dass ich mir ein bisschen besser ein Bild machen kann? Es könnte sein, dass es keine Panikattacken sind, sondern "Belastungsreaktionen", die normal sind. Aber es wäre gut, wenn du deine Symptome beschreiben könntest.


    Warum haben dich die Augen so erschreckt? Kannst du das irgendwie erklären?


    Ich weiß auch, dass es als Selbstständige schwierig ist, sich Auszeit zu nehmen oder dass man selber den Eindruck hat, man darf das nicht ... Was machst du denn beruflich, wenn ich fragen darf? Es ist so, wie von meinen Vorschreiberinnen eh schon gesagt wurde: Schau, dass du dir Auszeit nimmst (wie steht es mit dem Ulraub?), wenn du das nicht tust, ist es wie bei einer verschleppten Grippe: Die Trauer oder Belastungsreaktionen kommen zeitverzögert und dann umso extremer. Das zwingt dich dann zur Auszeit, aber du brauchst dann wesentlich länger bis du dich erholst.


    Alles Liebe, Christine

  • Guten Abend und auch von mir ein herzliches Willkommen


    Ich hatte nach dem Tot von meinem Vater auch Panikattacken, ich habe :24: mich aus vielen zurück gezogen.


    Vieles habe ich meinen Geschwistern überlassen, sie könnens auch gut machen, haben sie auch.


    Wenn bei mir die Attacken kamen, war einfach zu viel stress und aufregung da.


    ich muss und hab mich selbst geschützt. und dann gehts und gings besser.



    Ich wünsche Dir, das Du DEINEN WEG findest, damit umzugehen, alles Liebe Petra

  • Hallo neues Mitglied und herzlich Willkommen.
    Mein herzlichstes Beileid zum tode Deines Papas. Du wartest auf ein Zeichen? Ich auch. Manchmal starre ich Mamas Foto an und sage: Jetzt gib mir doch mal Zeichen. Wie ist es dort oben?
    Aber es kommt nichts. Das macht mich traurig.


    Du bist hier bei uns sicher gut aufgehoben.
    Sagst Du uns Deinen Vornamen?

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne