Hallo,
Ich hab mich an dieses Forum gewandt in der Hoffnung ein bisschen Trost zu finden.
Vorweg, deutsch ist nicht meine Muttersprache und auch erst die dritte Sprache die ich gelernt habe, also verzeiht eventuelle Schreibfehler.
Letzten Sommer ist mein bester Freund verstorben.
Er war 41, ich bin 34,
Wir haben uns vor 10 Jahren online kennen gelernt, und es hat einfach sofort gepasst.
"Wie Arsch auf Eimer" hat er immer gesagt.
Es hat dann nicht lange gedauert bis wir uns getroffen haben, und haben uns dann anschließend fast monatlich gesehen. Wir hatten die Tradition jedes Jahr einmal gemeinsam auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen, und das jedes Mal woanders in Deutschland.
Er war sehr lange arbeitslos.
Er hat nie nach Hilfe gefragt, aber ich habe ohne dass er fragen musste immer irgendwie ausgeholfen. Einmal hatten wir ein Grillen organisiert und ich sollte Grillfleisch usw besorgen. Ich hatte heimlich seine ganze Truhe gefüllt. Er hat jedesmal davon gesprochen wenn wir unter Freunden zusammen saßen und das Thema "Freunde" aufkam. Es gibt viele Anekdoten. Als er dann endlich eine Arbeit hatte, hatten wir geplant nach Corona und sobald er seine Schulden abbezahlt hätte, gemeinsam in Urlaub zu fahren und zukünftig auch außerhalb von Deutschland auf Weihnachtsmärkte zu gehen.
Er sollte dann auch, sobald er den Führerschein gemacht hätte, mal zu mir kommen (ich wohne fast 3 Stunden entfernt).
Er war ein toller Mensch. Ich bin eine sehr sture Person, manche nennen mich auch kalt weil ich eigentlich immer sehr distanziert und introvertiert bin. Aber mit ihm war das nie so, er hat etwas in mir zum Vorschein gebracht was sonst niemand konnte. Er war immer für alle da, er hatte selbst sehr wenig, und hat das wenige auch noch mit Freunden und Nachbarn geteilt. Er war meine bessere Hälfte.
Er war der Einige der mich wirklich kannte, dem ich alles erzählen konnte, ohne dass ich befürchten musste verurteilt zu werden.
Er war der Einzige der hinter meine Fassade gesehen hat, und auch ohne Worte für mich da sein konnte.
Er war mein Anker, er hat mich zurück auf den Boden der Tatsachen geholt wenn es nötig war und stand an meiner Seite wenn es sonst niemand war.
Egal was war, ich wusste wenn ich jemanden brauche, würde er ohne zu Zögern da sein, und würde auch notfalls mit dem Zug anreisen, wenn ich zB krank würde und Hilfe bräuchte oder so.
Aus all unseren Plänen wurde nichts mehr.
1 Monat vor seinem Tod war ich in der Nähe, und hatte noch überlegt spontan vorbei zu fahren. Aber ich war zu einem nicht alleine unterwegs, und zum anderen hatte er ja jetzt eine Arbeit und war wahrscheinlich nicht zuhause. Und da wir uns ja eh im nächsten Monat verabredet hatten, dachte ich würde ja nicht eilen. Ich hätte ja Zeit.
Leider musste ich auf dem harten Weg lernen, dass wir im Endeffekt alles haben oder haben können, ausser genügend Zeit.
Er verstarb plötzlich, ungeplant, ohne Vorwarnung.
Neben Trauer hat sich auch Reue eingeschlichen. Reue, dass ich mir die Zeit im vorigen Monat nicht genommen habe, ich hätte ja nichts zu verlieren gehabt. Vielleicht wäre er gar nicht zu Hause gewesen, vielleicht hätte ich ihn aber nochmal sehen und sprechen und umarmen können.
Ich dachte nach nem halben Jahr wäre ich etwas standfester. Aber an manchen Tagen, zieht es mich trotzdem in ein tiefes Loch.
Er fehlt mir, und ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll.
Es ist nicht der erste Todesfall eines geliebten Menschen, aber es ist das erste Mal dass ich damit nicht richtig umgehen kann.
Am Samstag fahr ich das erste Mal nach seiner Bestattung an sein Grab.
Ich habe es vorher nicht übers Herz gebracht.
Vielleicht ist es deswegen, dass ich so aufgewühlt bin.
Hat jemand eine Idee oder Tipps zur Trauerbewältigung?