Ein Eigenschaftswort

  • Ihr Lieben!


    Seit Papa gestorben ist, denke ich oft darüber nach, was genau ich vermisse... und was sich seit seinem Tod verändert hat... Und immer wieder komme ich zu dem Entschluss, dass es ein Eigenschaftswort gibt, das Papa zu 100% beschreibt. Und genau dieses Wort hängt mit vielen Dingen zusammen, die mir jetzt so undendlich fehlen...


    Ich würde dieses Wort gerne mit euch teilen, und möchte euch auch gleich fragen, welche Eigenschaft an euren Lieben ihr besonders vermisst, oder welche Eigenschaft eure Lieben so besonders und einzigartig gemacht hat.


    Mein Eigenschaftswort für Papa ist: laut


    PAPA WAR LAUT!!!


    Papa war laut, wenn er nach Hause gekommen ist und unseren Hund begrüßt hat
    Papa war laut, wenn er im Bad "herumgepritschelt" hat
    Papa war laut, wenn er durch's Haus gegangen ist
    Papa war laut, wenn er die Stiegen rauf- und runter "getrampelt" ist
    Papa war laut, wenn er im Keller mit Kompressor, Schleifmaschine usw hantiert hat
    Papa war laut, wenn er sich mit anderen unterhalten hat
    Papa war laut, wenn er uns etwas erzählt hat
    Papa war laut, wenn er gestritten hat
    Papa war laut, wenn er in der Früh ganz leise den Hund in mein Schlafzimmer schicken wollte, damit der mich wecken sollte
    Papa war laut, wenn er gelacht hat
    Papa war laut, wenn er sich durchsetzen musste
    Papa war laut, wenn er uns etwas erklärt hat
    Papa war ganz besonders laut, wenn er genießt hat (da haben sich schon viele Leute erschreckt)
    Papa war sogar laut, wenn er geschlafen hat (sein Schnarchen hat man im Ganzen Haus gehört)


    Ja, und jetzt ist alles so leise.... kein Garagentor, dass zu den unmöglichsten Zeiten mit Schwung zugeschmissen wird, kein Kompressor, der dich vor Lärm aus dem Bett hebt, kein Papa, den man schon von weitem hört, wenn er nach Hause kommt... ;(


    Ich würde mich sehr freuen, wenn sich auch ein paar von euch an diesem Thread beteiligen!!


    Ganz liebe Grüße
    Claudia

    Tretet her, Ihr meine Lieben,
    nehmet Abschied weint nicht mehr,
    Heilung war mir nicht beschieden,
    meine Krankheit war zu schwer,
    wär so gern bei Euch geblieben,
    die Ihr wart mein ganzes Glück,
    doch ich musste von Euch scheiden,
    lasse Euch allein zurück.


    Schmerz hat man nicht gespürt, solange man nicht einen lieben Menschen verloren hat.

  • Hallo Claudia,


    Du hast recht es sind immer sehr sehr viele die man vermisst, auch wenn es ganz banale Dinge aus dem Alltag sind, die man wahrscheinlich vorher gar nicht so richtig wahrgenommen hat, weil es eben dazugehört hat.


    Viele liebe Grüße sendet Dir
    josef

  • Liebe Claudia,


    ich habe jetzt die letzten Tage überlegt, aber es ist mir kein Wort eingefallen, daß Vati so beschreibt wie das Wort "laut" deinen Papa.
    Am ehesten vielleicht noch "arbeitsam".
    Er war immer beschäftigt - immer hat er sich eine Arbeit gefunden, etwas zu reparieren, auszubessern, ... In Wohnung und Wochenendhaus hat er so gut wie alles selbst gemacht. Und es war selten - meist nur Sonntag Vormittag - ihn mit einer Zeitung in der Hand irgendwo sitzen zu sehen.
    Nur das letzte Jahr ging es nicht mehr so, wie er wollte, und er hat sehr darunter gelitten.
    Sein Einsatz fehlt so sehr, ich sehe, was alles zu machen ist und weiß, ich kann das nicht schaffen. Er "konnte" einfach alles. Ich hab mir zwar schon so einiges abgeschaut, trotzdem fehlt mir so einiges Wissen bzw. Können (so wie bei dir das Hecken schneiden ;) )


    Ich kann mir deinen Papa nach deiner Beschreibung gut vorstellen, und ich verstehe, wie "laut" die Stille jetzt ist. :24:


    Ach , irgendwie bin ich heute wieder beim "Warum" gelandet. Vielleicht ist auch dieses trieste Wetter mit Schuld, hier war es heute so ziemlich grau in grau.


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Claudia,


    ich habe jetz auch längers überlegt aber so wie du deinen Papa beschrieben hast mit dem Eigenschaftswort "laut", finde ich jetzt bei Mama nicht..
    Bei ihr gibt es viiele Wörter die sie beschreiben würden nicht nur eines, aber was am ehesten auf sie zutrifft wäre "hilfsbereit"


    Da sie einfach zuhause für jeden ein offenes Ohr hatte und jeden wo sie nur konnte half, egal ob es finanziell war oder ob es um was privates gieng, auch in der Arbeit half sie jeden wenn jemand ein Problem hatte, sie wollte immer nu das Beste für jeden und half jeden wo sie nur kann..


    liebe grüße

  • Hallo ihr Lieben,
    ein sehr schöner Thread! :)
    Liebe Claudschi, es erzählen mir Trauernde oft, dass es besonders "still" um sie geworden ist, wenn ein Mensch gestorben ist, eben weil er keinen Lärm mehr macht ... und an dieses Fehlen von typischen Geräuschen muss man sich erst gewöhnen ...
    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Claudschi,


    ich danke Dir für dieses Thema.
    Es tut so gut, mir das ins Gedächtnis zu rufen, was alle ausmachte.


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    Old Joe - in sich ruhend
    Er hat sich immer die Zeit genommen, die alles und jeder brauchte
    Wenn er da war, kam eine Ruhe, die die Last von Sorgen und Nöten genommen hat.
    Streit ist er mit Ruhe entgegengetreten. (Abwarten, Tee trinken. Bei ihm war es der Balkon und die Zigarre. "Komm, Mädchen, wir setzen uns zusammen und reden einfachmal ein bißchem")
    Er hat irgendwie immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit gefunden. Oder geschwiegen und mich sie finden lassen.
    Er hat mir immer wieder Seelenfrieden beschert.


    Ich danke Dir. Ich vermisse Dich so sehr Opa.


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    Opa Erni - lächelnd


    Er hat immer alles mit einem Lächeln versehen.
    Er konnte laut sein, feiern, trinken, tanzen, ulken................und dabei lächeln.
    Er konnte auf dem Feld arbeiten, dass der Schweiß floss........und dabei lächeln.
    Er konnte den Trubel unserer Familie um sich haben.......,......und dabei lächeln.
    Dieses stille Lächeln.
    Das war so schön!
    Bis Du krank geworden bist, hast Du nur gelächelt.
    Danach ging es nicht mehr.
    Und dass hat Dich so verändert.
    Es hat Dir das Leben unerträglich gemacht.
    Und uns leider auch.


    Du warst so ein toller Opa. Ich hab Dich lieb.


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    Opa Anderl - liebevoll


    Egal was war, egal wie schwer, wie leicht, wie laut, wie leis'
    Du warst immer da. Du hast nie viel gesagt, Du hast Dich nie eingemischt.
    Du warst einfach da mit Deinen Augen voller Liebe. Du hast mir Sicherheit gegeben. Mit Deiner Liebe.


    Du hast mir die Kraft gegeben, dass Liebe alles irgendwie durchstehen lässt.
    Du warst mein Fundament. Worte gibt es nicht für Dich. Nur Liebe. Grenzenlos. Ich danke Dir Opa.


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    Werner Matija Paul - verloren


    Du warst immer irgendwie anders.
    Deine Kindheit war sehr schlimm. Du hast Dir Deinen eigenen Weg gesucht.
    Deine Suche nach Liebe hat lange gedauert und zum Schluß konntest Du nicht mit ihr umgehen als Du sie endlich hattest.
    Du hast Dich so sehr nach Deinen Träumen gesehnt. Du hast so viel gehabt, soviel gewollt. Du hast versucht, Du hast gehofft.
    Du hast verloren.
    Deine Freunde, Dich und uns.
    Es tut weh.
    Es macht mich wütend.


    Ich liebe Dich - Ich will DICH zurück - warum - Papa