Ich weiß nicht einmal so recht, was ich hier überhaupt tue, ich hasse es darüber zu reden und noch mehr hasse ich es, dass ich nicht darüber reden kann/will.
Meine eineiige Zwillingsschwester ist vor 1 1/2 Jahren gestorben. Wir waren 19.
Wie gesagt, ich rede nicht wirklich oft darüber, vor allem, weil ich andere nicht damit "nerven" will. Ich fühle mich dann meistens so, als würden die sich denken, dass ich eh nur Mitleid will.
Und auf der anderen Seite hab ich ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen,
Sabrina starb in einem Autounfall, während ich auf dem Geburtstag einer Freundin war.
Meine Mutter hat mich auf dem Handy angerufen und gesagt, ich solle sofort nach Hause kommen. Ich konnte schon an ihrer Stimme erkennen, dass etwas passiert war, aber in meiner damaligen Naivität dachte ich (oder redete mir ein?) dass unsere Katze gestorben sei, die von uns allen sehr geliebt wurde und damals etwas kränklich war. (Die heute übrigens immer noch lebt)
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass etwas so schreckliches in unsererFamilie geschehen könnte.
Plötzlich war ich alleine.
Die Frage, die ich mir immer und immer wieder stelle ist die: Bin ich jetzt überhaupt noch ein Zwilling?
Irgendwie bin ich weder das eine, noch das andere - weder Zwilling, noch Einzelkind.
Ich habe mich stets als Zwilling definiert - wir wuchsen in einem relativ kleinen Dorf auf und jeder nannte uns nur "die Zwillinge".
Da war immer jemand, mit dem ich alles teilen konnte/musste. Ich habe nie gelernt, alleine zu sein, ich habe nie gelernt, ich selbst zu sein. Ich war eben Sabrinas Schwester, und Sabrina war meine Schwester und das waren wir und das war unsere Wahrheit und unsere Welt.
Ich weiß nicht, wie ich ohne sie weiter leben soll, irgendwann zurück blicken und vielleicht zu realisieren, dass ich 60 Jahre lang ohne sie gelebt habe. Das will ich nicht. Das ist unmöglich, das ist unvorstellbar.
Andererseits kann ich auch nicht einfach aufgeben, das könnte ich meinen Eltern nicht antun.
Sollte es mich erschrecken, dass ich keinen anderen Grund zum weiterleben finde, als die Trauer meiner Eltern?
Ich bin jetzt 21 Jahre alt, vor einem Monat war unser Geburtstag. Der zweite, ohne sie.
Man sagt mir, ich solle sie hinter mir lassen, weiterleben, darüber weg kommen.
Man sagte mir schon vor 1 1/2 Jahren, dass es leichter wird.
Es wird nicht leichter, oder zumindest merke ich noch nichts davon.
Ich hasse es, dass ich mich selbst nicht mehr erkenne, nicht mehr weiß, wer ich bin.