Plötzlicher Verlust unseres geliebten Ulrichs

  • Hallo Mani und all ihr anderen Lieben, :)


    unser wunderschöner, dreiwöchiger Urlaub zuhause ist zuende, bin schon wieder zwei Wochen Arbeiten gewesen. Da ich gleich noch Urlaubsvertretung machen musste, war ich sehr viel Arbeiten und hatte fast keine Zeit mal hier mal rein zuschauen. Es geht uns aber gut und ich hoffe, bei euch ist es auch einigermaßen OK.


    Danke Mani, dass du an Ulrichs Todestag an uns gedacht hast. Es war ein wirklich schlimmer Tag. Ich hätte es nicht so extrem erwartet, aber mich hat's schon morgens total umgehauen, war nur noch am weinen... das war auch für Johannes wieder sehr schwer erträglich, aber ich konnte es nicht verhindern.
    Da wir einen Termin beim Spieltherapeuten gleich vormittags hatten, konnte der versuchen, uns wieder ein bißchen aufzubauen. Aber selbst dort war ich nur am weinen. Johannes hat daraufhin total abgeblockt, war wütend, ist sogar aus dem Raum gerannt. Es war so, als wären wir wieder am Tag Null. Zum Glück hat mir der Therapeut gesagt, dass das normal ist und ich nicht Angst haben soll, dass alles wieder von vorne los geht. Es ist nochmal ein sehr schwerer Tag, aber danach wird es deutlich besser. Und ich kann nur sagen, dass es genau so gekommen ist. Der Tag war unsagbar schwer, aber er hatte ein sehr friedliches Ende.


    Als die Uhrzeit nahte, wo Ui von uns gegangen ist, konnte ich mich soweit fassen, dass ich mit Johannes zusammen Spiele gespielt habe und gleichzeitig mit ihm darüber sprechen konnte, dass Papa jetzt vor einem Jahr von uns Abschied genommen hat. Er war ganz ruhig und wollte dann auch mit Blumen zur Unfallstelle fahren. Meine Freundin hat uns begleitet und auch der Bruder von Ulrich ist dorthin gekommen. So konnten wir die wunderschönen bunten Blumen anpflanzen, eine Kerze anzünden (das wollte Johannes auch selber machen) und einfach zusammen über Uli reden. War wirklich "schön". Klingt blöd, aber es hat etwas Tröstendes, wenn man sich zusammen erinnern kann.


    Wir sind dann auch abends ganz ruhig eingeschlafen und irgendwie geht es mir seit diesem Tag nochmal deutlich besser. War sogar vor kurzem auf einem Lautenkonzert, das wunderschön war. Fange auch wieder an, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Habe mich entschlossen, Johannes doch auf die Schule hier bei unserem Wohnort zu schicken, damit er endlich mal die Kinder hier in der Nähe kennenlernen kann. Inzwischen ist er stabil genug, um einen Neuanfang, der mit dem Schulanfang im September nächsten Jahres beginnen würde, zu verkraften. Und für mich hätte es ein Ende mit dem ewigen hin- und herfahren. Wenn ich dann noch eine Stelle bei der Polizeistation hier um's Eck finden würde, wäre alles (Schule, Hort, Arbeit) in einem Umkreis von 500 m. Das wäre super! :028:


    Liebe Grüße an alle, muss mich jetzt mal fertig machen, da nachher das erste Fußballtraining nach der Sommerpause beginnt. Johannes freut sich schon!


    Melanie

  • Liebe Melanie!


    Schön von dir zu hören, auch diese Zuversicht herauszuhören.


    Ja, das war ein schwerer Tag für dich, ein ganz schwerer, aber er hat friedlich geendet schreibst du. Wie gut, dass ihr diesen Therapeuten habt. Als es dort nicht gut lief, hatte er doch aufbauende Wort und Worte können einem schon helfen, wenn sie jemand mit Erfahrung und bedacht ausspricht.


    Du hast ganz Recht, es hat wirklich was Tröstendes, wenn man sich gemeinsam erinnern kann, das empfinde ich auch so. Wenn man an solch extra schweren Tagen, nicht alleine gelassen wird, wenn man in der Trauer gemeinsam ist, dieser Zusammenhalt gibt Kraft und Trost.


    Deine "Pläne für die Zukunft schmieden" - das klingt gut! :thumbsup:


    Liebe Melanie, wünsche dir alles Gute! :30:


    Hoffentlich regnet es bei euch nicht, da macht das Fußballtraining noch mehr Spaß. :)


    Herzlichst


    Linda

  • Hallo Linda,


    danke für deine Zeilen.


    Zum Glück hat's nicht geregnet und Johannes hat das Training voll genossen. Nur ich merke, dass mich dieses 90 min neben dem Feld stehen und noch niemanden kennen, ziemlich runter zieht. :wacko:
    Leider bin ich heute wieder die einzige Frau gewesen - sonst nur Männer. Diese Situation, dass ich als einzige Mama den Sohn zum Fußball begleite, finde ich schon unangenehm und es stellt wieder unseren Verlust des Papas in den Vordergrund (zumindest für mich selber, die anderen wissen das ja nicht). Fast hoffe ich schon, dass Johannes sich bald vom Fußball abwendet und lieber seine musikalische Seite entdeckt, aber das wäre ja auch schade.
    Hab einfach daneben gestanden und den Gesprächen der Männer mit einem halben Ohr gelauscht... zwei Anwälte tauschten sich über den Sommerurlaub in Brasilien aus... es wurde über Klamottenläden wie NKD und KIK gelästert, das Iphone in der Hand... ?(
    Irgendwie ist das nicht meine Welt. Komme vom Land, mein Vater war selber Fußballtrainer für die kleinen Jungs und damals kamen noch alle total leger in Jogginghose und T-Shirt zum Training. Dort laufen alle im perfekten Dress von Adidas auf. Finde das echt übertrieben und unnötig.


    Hab mich halt unter Freaks schon immer wohler gefühlt :D

  • Liebe Melanie!


    Oh, das finde ich schade, dass keine anderen Frauen dort waren zum etwas quatschen. Da fühlt man sich dann schon komisch, einsam, irgendwie fremd.
    Neulich ging es mir ähnlich - mit dem "Unwohlsein". Bin auch vom Land und immer noch ( :D ) und war aber bei besser situierten Menschen eingeladen. Obwohl sie höflich waren, hatte ich dort einfach kein Gespräch, alle haben dort ihren Zweitwohnsitz, waren in London bei einigen Spielen zusehen, die anderen in Florida, alle bestens angezogen (obwohl Freizeitkleidung), ich fühlte mich ganz und gar nicht zugehörig und hatten keinen Gesprächsstoff. Ich mags auch lieber "einfacher" und ich renne auch mit einem alten Handy rum. Aber schön, dass es deinem Johannes super gefallen hat! :thumbsup: Das ist schon Mal viel wert.


    Dir einen lieben Gruß


    Linda

  • Hallo ihr Lieben,


    gerade ist mir aufgefallen, dass ich seit einem Monat nicht mehr hier war. Wahnsinn! Ich nehme es jetzt mal für ein gutes Zeichen. Es war so viel los, Johannes war auf eigenen Wunsch für vier Tage bei seinen Großeltern, was ein riesiger Fortschritt für ihn ist. Er hat es sehr genossen, die Omi ist mit ihm Schwammerln gegangen und sie haben Äpfel im Garten geerntet... war also super für ihn als Stadtkind.


    Vor zwei Wochen waren wir zusammen auf einem Trauerwochenende für Familien, bei denen ein Elternteil verstorben ist und noch jüngere Kinder zurück geblieben sind. Das war so befreiend! Endlich konnten wir andere Familien kennen lernen, denen ein ähnliches Schicksal widerfahren ist. Das war eine ganz wichtige Erfahrung für uns. Auch Johannes wollte, nach anfänglichem Widerstand, gar nicht wieder heim fahren. Wir hatten die Möglichkeit gemeinsame Sachen zu machen, aber es wurden auch Angebote für die Kinder und Eltern getrennt gemacht. In den Elternrunden wurde natürlich viel geweint und es war psychisch sehr anstrengend sich einer Gruppe zu öffnen und den anderen seine schlimmsten Erlebnisse anzuvertrauen. Es wurde zum Glück sehr gut von Fachkräften einer Stiftung moderiert und wir waren so in wirklich guten Händen. Gestärkt fuhren wir nach zwei Tagen wieder nach Hause. Johannes fragte gleich, ob wir da noch einmal hin fahren dürfen.


    Und heute sitzen wir hier und hören EAV - Erste Allgemeine Verunsicherung, singen laut mit und Johannes tanzt dazu :-)
    Die Texte sind so witzig, provokativ - genau das, was Uli und mir schon immer gefallen hat. Lustigerweise hörten wir beide sonst kaum was anderes als Alte Musik. Wir waren aber - unabhängig voneinander - schon immer EAV-Fans :-)
    Hoffe mal er kann auf ner Wolke ein bißchen mithören...


    Übrigens musste ich Johannes den Sinn des Feiertages "Allerheiligen" erklären und ich sagte zu ihm, dass der Tag auch dazu ist, Zeit zum Traurig sein zu haben und an unsere Verstorbenen zu denken. Da meinte er nur: "So ein Quatsch, ich denk doch sowieso jeden Tag an den Papa!"


    Hoffe, ich konnte euch ein bißchen gute Laune durch die Musik rüberschicken! :thumbsup:


    Liebe Grüße


    Melanie

  • Hallo Melanie,
    mein Mann hörte auch sehr gerne EAV. Ich habe fast alle CDs von ihnen. Wir waren sogar 2x auf einem Konzert. :8:
    Besonders gut gefiel ihm das Lied über "s' Muaterl". Ich denke oft an den Refrain:


    Herrgott, es gescheh' dein Wille!
    Nur manchmal glaub' ich
    du brauchst eine Brille
    und auch ein Hörgerät,
    weil gerecht is des all's net,
    wie's da bei uns herunt'n zugeht.
    Wos da auf Erden all's passiert,
    daß sogar dem Teufel anders wird...


    Ich wünsche dir und deinem Sohn alles Liebe und noch viele bessere Tage.


    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Hallo, liebe Forumsmitglieder!


    Weihnachten naht und ehrlich gesagt fehlt mir seit Ulrichs Tod so völlig die Lust darauf. Diese graue Zeit ist so schwer auszuhalten, ich vermisse die Sonne. Da ich ja aber für meinen Sohn das Fest doch nicht einfach ausfallen lassen kann, bekomm ich schön langsam Panik, weil ich noch fast keine Geschenke habe.
    Nun hätte ich zwar eine Idee für meine Mutter, aber ich finde es hier nicht mehr. Und zwar gab es hier mal den Tipp zum Einschlafen so Entspannungs-CDs zu hören, damit man besser schlafen kann. Welche CDs gibt's da und welche sind wirklich gut?


    Über einen Tipp wäre ich wirklich dankbar.


    Liebe Grüße


    Melanie

  • Hallo Melanie,


    ich habe die Trance "Trauer überwinden nach einem Todesfall" hier runtergeladen. http://www.ressourcenshop.de/


    Also mir hat sie schon sehr geholfen, nicht immer, aber sehr sehr oft.......


    Alles Liebe
    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Hallo ihr Lieben,


    wollte mich mal wieder melden.


    Mir wurde vor einigen Jahren schon gegen meine immer wieder auftretenden Durchschlafstörungen ein Antidepressivum (Trimipramin) verschrieben, was ich in bei Bedarf abends in sehr geringer Dosis nahm. Das Mittel half sehr gut und ich konnte so bei schlechten Phasen wieder nachts Kraft tanken.
    Nach dem plötzlichen Tod von meinem Lebensgefährten wurde mir von einer Neurologin geraten, dieses Mittel dauerhaft abends einzunehmen, damit ich zur Ruhe komme. Es hat auch eine Weile ganz gut geholfen und auch wenn ich nachts mal wach gelegen habe, so war mir das "egal". Ich würde es als ein gewisses "Wuschtigkeitsgefühl" beschreiben, das ich dadurch nachts hatte. Die Gedanken drehten sich nicht im Kreis... ihr wisst schon was ich meine.
    Nun habe ich nach ca. 1 1/2 Jahren permanenter Einnahme festgestellt, dass ich ständig schlecht schlafe und das Medikament nicht mehr wirkt. So habe ich das Medikament, das sowieso recht niedrig dosiert war, nach und nach abgesetzt und seit ca. 1 Woche nehme ich es gar nicht mehr. :thumbup:
    Ich schlafe seltsamerweise sogar besser und mehr als mit dem Antidepressivum, aber ich habe bemerkt, dass ich sehr wilde Träume habe und fast jede Nacht von Ulrich und der Beerdigung usw. träume. Es machte mir heute Nacht richtig Angst, als ich aufwachte und alles so real war.
    ;(


    Kann es sein, dass ich durch dieses Medikament die Trauer nur unterdrückt habe und nun nachts ganz viel nachzuholen habe?


    Ich möchte so gerne wieder ohne dauerhafte Medikamente leben können und habe eigentlich auch das GEfühl das schaffen zu können. Aber die Heftigkeit der Träume verunsichert mich nun etwas :S


    Was denkt ihr darüber? Gibt es da Erfahrungen...?
    Ansonsten bin ich zwar schon immer ein sensibler Mensch gewesen, aber durchaus psychisch gesund und stabil.


    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!


    Melanie