Hallo,
ich bin neu hier und habe einige Einträge gelesen – es ist furchtbar, welche Schicksalsschläge manche Menschen ertragen müssen. Da ich selbst sehr verzweifelt bin wünsche ich allen viel Kraft damit fertig zu werden!
Meine Situation ist sehr kompliziert, ich versuche mich aber so kurz wie möglich zu fassen:
Heute vor 4 Wochen (am 9.10.2011) ist mein Lebensgefährte Andi plötzlich gestorben. Er hat sich am frühen Abend ins Bett gelegt, da er sich nicht wohl gefühlt hat (Übelkeit, Sodbrennen). Hab noch öfter nach ihm gesehen, irgendwann ist er eingeschlafen. Als ich mich um 21:30 Uhr selbst schlafen legen wollte, habe ich bemerkt, dass er so seltsam ruhig war. Er lag auf der Seite. Ich bin sofort hin, habe gesehen, dass er blaue Lippen hatte und seine linke Hand war seltsam grau und eiskalt. In diesem Moment wusste ich dass er tot ist. Ich habe die Rettung angerufen, während der Wartezeit versucht ihn wiederzubeleben (Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung). Der Notarzt hat noch lange mit dem Defibrillator versucht ihn zurückzuholen – keine Chance – Hinterwand-Infarkt. Ich bekam Beruhigungstropfen, da ich einen Nervenzusammenbruch hatte. Die Polizei kam, hat mich befragt und aus der Wohnung „geworfen“ (ich war dort aus div. Umständen nicht gemeldet). Ich durfte nichts mitnehmen, bin mit dem Nachthemd und einer Jacke gegangen.
Wir waren leider nur 1 wundervolles Jahr zusammen. Ich war/bin noch mit meinem Mann (44) verheiratet, mit dem ich nun auch wieder zusammenlebe (freundschaftlich). Mein Mann ist krank (lungentransplantiert) und die Trennung vor einem Jahr hat ihm (aber auch mir) sehr schwer zugesetzt. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen und ihn irgendwie auch weiterhin geliebt. Musste damals schon professionelle Hilfe annehmen. Der Grund der Trennung war in erster Linie, weil mich mein Mann in einen „goldenen Käfig“ gesperrt hat. Ich glaube mir wurde damals alles zu viel. Bitte nicht falsch verstehen – trotz der Trennung war ich immer für ihn da. Habe mind. einmal pro Woche bei ihm übernachtet, noch öfter wenn er krank war. Ich hätte ihn auch niemals im Stich gelassen, wenn es wirklich „ernst“ geworden wäre (erneute Transplantation o.ä.). Mein Andi war so verständnisvoll und hat dies auch akzeptiert.
All die Jahre mit meinem Mann war ich ständig in zu extremer Sorge um ihn, habe nächtelang nicht geschlafen, wenn er krank war und starken Husten hatte. Ich hatte permanent Angst, ihn zu verlieren.
Andi, mein Lebensgefährte, war äußerlich das Gegenteil: groß, stark und vermeintlich gesund. Und nun das… Ich habe auch ihn geliebt – er war immer so verständnisvoll, warmherzig, lieb zu mir und ein so guter Mensch. Ich kann einfach nicht verstehen, warum er mich verlassen musste. Es hat keinerlei Anzeichen für einen Herzinfarkt gegeben.
Seit Mittwoch nehme ich Antidepressiva und Schlafpulver. Zusätzlich werde ich demnächst mit einer Psychotherapie beginnen. Ohne professionelle Hilfe schaffe ich es nicht. Ich kann derzeit kaum außer Haus gehen, versuche jegliche soziale Kontakte zu vermeiden.
Jetzt habe ich große Angst, dass ich auch meinen Mann verlieren könnte – er ist derzeit eine wichtige Stütze für mich. Er wurde vor fast 15 Jahren transplantiert und es geht ihm dahingehend recht gut. Aber über ihn „schwebt immer das Damoklesschwert“. Bei ihm muss ich damit rechnen, dass auch er auf einmal nicht mehr für mich da ist.
Ich habe das Gefühl, noch nicht „richtig“ um Andi getrauert zu haben. Ich denke, ich war zuerst in einem Schockzustand, dann Selbstvorwürfe, dass ich zu spät bemerkt habe, dass er einen Herzinfarkt hatte (warum habe ich nicht schon früher nach ihm gesehen?), schließlich ist mein Zustand in Depressionen übergegangen. Derzeit vermeide ich es Fotos von Andi anzusehen oder alles, das mich an ihn erinnert. Ist es „normal“ die Trauer zu vermeiden? Geht es auch anderen so?
Liebe Grüße
Valentina46