Liebe Renate!
Man macht sich immer Vorwürfe wenn sein Kind stirbt obwohl man es nicht verhindern hätte können.
Du machst dir Vorwürfe weil du diesen Traum nicht ernst genommen hast,ich mach mir Vorwürfe weil ich meine Tochter nicht dazu gedrängt habe endlich mal abklären zu lassen woher ihre Kopfschmerzen kommen.
Wir Mütter können unsere Kinder nicht immer beschützen auch wenn wir es möchten,sie werden erwachsen und müßen ihren eigenen Weg gehen,man macht sich immer Sorgen egal wie alt die Kinder sind ,Mutter bleibt man ein Leben lang.
Man träumt oft die schlimmsten Sachen,ich hab auch vor ein paar Tagen geträumt daß ich in drei Tagen tot bin, am dritten Tag hatte ich auch so ein mulmiges Gefühl aber ich lebe noch.
Abschiednemhmen ist sicher wichtig,ich weiß wie meine Mutter gestorben ist,ich war dabei und sie ist ganz friedlich eingeschlafen,ich hab nochmal ihre Hände gestreichelt und mich von ihr veabschiedet ,sie war über 80 und sie hatte endlich ausgelitten.
Von meiner Tochter hab ich mich 5 Tage lang verabschiedet aber daß war eine ganz andere Situation..Meine Tochter lag 10 Tage in Berlin im Krankenhaus,sie hatte eine Gehirnblutung und die Ärzte gaben sie nach 4 Tagen auf und sie sagten uns es wäre nur eine Frage der Zeit bis sie sterben würde.Keiner wußte wann es wirklich geschah,nicht mal die Ärzte konnten es uns sagen da sie ja mit dem Narkosemittel daß sie in den Tiefschlaf versetzt hat vollgepumpt war.
Als dann der Tod festgestellt wurde wollte ich einfach nur noch nach Hause und ich ließ meine Tochter allein Berlin zurück.Als ich mich das letzte mal verabschiedete hat sie für mich ja noch gelebt und trotzdem war sie nicht mehr da.
Ich hatte so ein schlechtes Gewissen als ich in den Flieger einstieg ,hab mich in Gedanken bei ihr entschuldigt weil ich sie jetzt allein lassen mußte, auch zu Hause hat es mich fast verrückt gemacht daß meine Tochter jetzt ganz allein in Berlin ist,aber das Beerdigungsinstitut in Berlin die alles für uns regelte sagte uns daß es mindestens 10 Tage dauern würde bis Margit eingeäschert wird und die Urne überführt wird,es hat dann auch fast 14 Tage gedauert.
Was hätten wir so lange da draußen machen sollen,wir waren in einer fremden Stadt,wir kannten keinen,ich war total fertig und ich wollte nur noch nachhause in meine vertraute Umgebung und wir mußte ja hier auch alles für die Beerdigung vorbereiten.
Diese blöden Fragen werden uns immer begleiten,was wäre wenn..hätte ich...warum..sie kreisen im Kopf und lassen uns keine Ruhe.Wir hätten das was passiert ist nicht aufhalten können und trotzdem machen wir uns immer wieder Vorwürfe.
Unser Leben wird nie mehr so sein wie es mal war,die Leichtigkeit sich über was freuen können,von Herzen lachen zu können ist mit dem Tod unserer Kinder mitgestorben.
Ich hoffe daß es irgendwann leichter wird aber dieser Zeitpunkt ist noch unendlich fern.
Alles Liebe und lieber Gruß
Annemarie