stimmungstiefs nach über 2 jahren???

  • hallo zusammen! habe vor 2 jahren meine mutter verloren! anfangs war es kaum auszuhalten, ich habe oft überlegt mir psychologische hilfe zu holen und es aber aus irgendeinem grund dann doch nicht getan! keine ahnung warum...vielleicht war ich mir zu stolz dafür! heute im nachhinein betrachtet denke ich dass es wahrscheinlich die beste entscheidung gewesen wäre! ich wache oft mitten in der nacht auf und habe extreme magenschmerzen! gehe an gewissen plätzen vorbei und habe das bedürfnis einfach darauf loszuheulen (nicht mehr so oft wie am anfang aber dennoch), und mein charakter hat sich stark zum negativen verändert seit diesem zeitpunkt woran vorallem mein partner leidet! allerdings muss ich sagen dass er auch heut noch sehr viel verständnis aufbringt und meine "spinnerein" dann einfach akzeptiert! ist das bei euch auch so? was denkt ihr? ist es sinnvoll jetzt ( nach so langer zeit) noch psychologische hilfe in anspruch zu nehmen? habe angst davor einfach mit tabletten abgefertigt zu werden! das löst mein problem nicht! ich möchte lernen endlich damit umgehn zu können! habt ihr vielleicht ein paar tips für mich?
    lg sonja

  • Hallo Sonne!
    Willkommen hier bei uns.
    zuerst einmal, es ist niemals zu spät oder zu lang her nach dem Verlust eines Menschen Hilfe in Anspruch zu nehmen.
    Du hast deine Mutter verloren.Damit ist auch ein Teil von dir nicht mehr da.Such dir professionelle Hilfe. Es ist nicht immer nötig Tabletten zu nehmen.Ein guter Therapeut/ Gesprächspartner/ Trauerbegleiter können viel bewirken.
    Erzähl uns doch mehr von deiner Mutter, wenn du möchtest.War sie krank?
    Oder erzähl auch gern von dir.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Sonja,


    ein liebes Willkommen hier im Forum. Es tut mir sehr leid, daß du deine Mutti nicht mehr bei dir hast.


    Ich meine, es ist immer sinnvoll Hilfe anzunehmen bzw. sie sich zu holen wenn man meint, es alleine nicht (mehr) zu schaffen - egal wie "lange" es her ist.
    Und so ganz "nebenbei" - zwei Jahre sind jetzt nicht sooo lange. Sicher ist es für alle anderen (die nicht betroffen sind) eine "Ewigkeit" her. Doch für uns, die einen geliebten Menschen sozusagen auf Schritt und Tritt vermissen war es erst gestern. Auch wenn es uns manchmal auch wie eine Ewigkeit erscheint, diesen Menschen nicht mehr in den Armen halten zu können.


    Es ist schön zu lesen, daß dein Mann deine "Spinnereien" wie du es nennst, akzeptieren kann - das ist sehr viel wert.
    Ich würde es allerdings nicht "Spinnerei" nennen, sondern eine "ganz normale Reaktion". Wir reagieren alle "komisch" - im Sinne von "anders als bis jetzt". Schließlich befinden wir uns in einer Ausnahmesituation.
    Und sehr viele Menschen die trauern verändern sich. Man sieht das Leben von einer anderen Seite, Wertigkeiten ändern sich, was früher unheimlich wichtig war wird egal und umgekehrt. Viele meinen, sich ins Negative zu verändern. Doch wenn man genauer hinsieht stimmt das meist so nicht! Und nur weil unsere Umwelt etwas als "negativ" bewertet, heißt es doch noch lange nicht, daß diese Veränderung "schlecht" ist. Sehr oft ist es einfach "unbequem" für die anderen weil wir uns z.B. mehr auf uns selbst besinnen, nicht mehr alles als selbstverständlich nehmen.
    Magst du uns erzählen warum du meinst, daß du dich negativ verändert hast? Vielleicht können wir dir helfen das ein bissel zu relativieren?


    Dein Bedürfnis manchmal einfach drauflos zu heulen kann ich gut nachvollziehen. Das habe ich an bestimmten Plätzen oder bei manchen Situationen auch heute noch - und mein Vati ist jetzt bald drei Jahre nicht mehr bei uns. Also auch da - ich glaub, das ist einfach "normal". Wir werden sie immer vermissen. Aber ich weiß auch, daß es irgendwann auch "besser" wird. Es wieder mehr sonnige Tage als solche mit Sturm und Regen geben.


    Hab keine Angst Tabletten nehmen "zu müssen". Falls du welche verschrieben bekommst sollen sie dir nur das ermöglichen, was du ja gerne möchtest - sie werden dir helfen zu lernen mit dem, was geschehen ist umgehen zu können, es "bearbeitbar" zu machen.


    Bleib eine Weile bei uns, schreibe dir von der Seele was dich bedrückt - es hilft. Und hier ist immer jemand der dir "zuhört" und dich versteht.


    Dir alles Liebe und wenn du magst eine liebe Umarmung
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hi zusammen! zuerst möchte ich mich für eure lieben und einfühlsamen antworten bedanken!


    meine mutter und ich hatten nicht immer die beste beziehung zueinander! doch als sie an krebs erkrankte war plötzlich alles anders! ich habe so ziemlich meine gesamte freizeit in sie investiert! und unser verhältnis war nicht mehr wie mutter und tochter sonder viel intensiver! einfach unbeschreiblich! sie litt über ein jahr an dieser krankheit, zuerst chemo, dann wurde ein teil des kehlkopfs entfernt und zu allem übel bildete sich auf ihrem hals eine fistel die genau über der halsschlagader befand! worauf nochmal opderiert werden musste, der ganze kehlkopf entfernt wurde und mit hilfe der brustmuskeln diese fistel verschlossen werden sollte damit die ader nicht reisst! alles wurde in einer 11-stündigen op gemacht um ihr leben zu retten! das war eine zeit voller hochs und tiefs! im grossen und ganzen verbrachte sie fast ein jahr im krankenhaus! als es ihr dann endlich besser ging wurde sie entlassen! was wir zu diesem zeitpunkt noch nicht wussten war wie gefährlich diese fistel war! denn knapp ein jahr danach (am 4.1.2010) starb sie vollkommen überraschend und alleine in ihrer wohnung an einem aortariss! ich denke mal wenn sie noch im krankenhaus verstorben wäre wäre ich eher vorbereitet gewesen da irgendwie damit zu rechnen war! aber das alles war so überraschend dass niemand mehr damit gerechnet hätte dass die krankheit doch noch siegen würde! mir hat es förmlich den boden unter den füssen weggezogen! ich bin sehr dankbar über dieses jahr in dem wir unsere beziehung noch mehr festigen konnten hätte aber gerne noch mehr zeit mit ihr gehabt! sie war doch erst 48! und ich denke, egal wie alt man ist....in so einer situation fühlt man sich immer irgendwie als waise!


    mein freund ist echt toll! er ist da für mich wenn es mir mal nicht so gut geht! hilft mir bei der grabarbeit und tut alles damit es mir besser geht! aber er hat auch ein schweres los gezogen! ich liebe ihn über alles und das weis er auch aber seit diesem tag kann ich ihm das nicht mehr so zeigen! ich weis dass das ein fehler ist aber ich schaffe es einfach nicht das zu ändern so sehr ich mich auch bemühe! bin irgendwie auf körperlicher und geistiger distanz wenn es um gefühle geht! gefühle kann ich seither nur in ganz bestimmten situationen zeigen! zum beispiel wenn es jemanden schlecht geht oder jemand krank ist usw.... da bin ich dann irgendwie in meinem element! aber in alltagssituationen bringe ich nicht die kraft auf! ich bin einfach müde und "geschlaucht" und will dann eigendlich nur meine ruhe haben! er versteht das aber ich weis dass ihm mein altes ich schon sehr fehlt! ist das bei euch ähnlich oder ist das nur bei mir so?


    nochmals danke fürs zuhören!!! liebe grüsse :24:

  • Liebe Sonja,


    Ich möchte dir sagen wie leid es mir tut das du deine Mama gehen lassen mußtest.
    sie war so jung,meine Mama war 54. Ich kann genau deine Gefühle und Gedanken verstehen.
    Mit dem Tod meiner Mama starb auch ein Teil von mir,ich bin nicht mehr der gleiche Mensch wie vorher.
    Auch ich habe viel darüber nachgedacht mir "Hilfe" zu holen,bis jetzt konnte ich mich nicht dazu durchringen.
    Viel. machst du einfach mal einen termin aus und entscheidest dann nach deinem Gefühl ob es gut ist für dich,oder nicht.
    Ich denke ein Versuch wäre schon sinnvoll.
    Und das sind keine "Spinnereien",du mußt dein Leben wieder neu orientieren,es ist nichts mehr so wie es vorher war und das dauert seine Zeit.
    Und es ist schön das dein Freund so zu dir steht.
    Deine Mama wird immer in deinem Herzen sein.
    Ich wünsch dir ganz viel Kraft und positive Gedanken
    G.l.G. Lisi

  • Liebe Sonja,
    wie hast du dich denn genau zum Negativen verändert? Was sind das für "Spinnereiein"? Veränderung oder Spinnereien, das kann schon in Richtung Krankheit gehen, muss aber nicht sein.
    Ich würde einfach beim Facharzt für Psychiatrie abklären lassen, ob dein Stimmungstief schon eine richtige Depression ist. Dann würde ich sehr wohl Antidepressiva nehmen, weil sie dich für eine weitere therapeutische Begleitung stabilisieren.
    LG
    Ariadne

  • Liebe Sonne,
    sorry, dass ich heute erst antworte, aber ich hatte viel um die Ohren in den letzten Tagen! Ich würde sagen: Geh mal zum Psychiater und/oder Psychologen lass "dich anschauen", erzähl ihm von deiner Veränderung und der Antrieblosigkeit.
    LG
    Ariadne