Liebe Michaela!
So geht es vielen Menschen, man fürchtet sich extrem vor dem Begräbnis, hat aber etwas, was zu tun ist. Organisieren, Gedanken über Lieder,....
Dann ist man kurz erleichtert, wenn man es überstanden hat, es stimmig war.
Aber dann, dann beginnt erst der lange Weg.
Viele Menschen die das nicht kennen, glauben ernsthaft, dann wäre "das Schlimmste" überstanden. Dem ist leider nicht so. Denn eine Zeit lang wird es jeden Tag sogar mehr, denn jeder Tag ist ein Tag mehr ohne seinen Seelenmenschen. Irgendwann werden dann Abstände zwischen den Trauerwellen länger und man darf sich dazwischen mehr und mehr erholen. So verläuft es zumindest bei den meisten Trauernden.
Ich habe mich schon sehr lange mit dem Leben nach dem Tod und Zeichen etc beschäftigt, seit dem Tod meiner Schwester vor 24 Jahren. Sie wusste ja, dass sie sterben muss. Ich hatte mit ihr sogar ausgemacht, dass sie sich in irgendeiner Form "melden" soll.
Leider konnte ich nie ein wirklich deutliches Zeichen erkennen.
Ich war mir trotzdem sicher, dass irgendwas von unseren Lieben bleibt und uns liebevoll begleitet.
Bei meinem Mann war es ziemlich bald, es war noch nicht einmal das Begräbnis, ich glaube es war ab dem dritten Tag, da hörten wir (meine Töchter und deren Freunde) ein Geräusch im Haus, das wir noch nie hörten und absolut nicht zuordnen konnten.
Wir reagierten ganz unterschiedlich. Meine jüngere Tochter und ich sahen uns an und wir wussten, das ist Gerhard. Meine "Schwiegersöhne" waren verstört und hatten Angst, als wir das von uns gaben. Meine ältere Tochter, die ja Psychologin ist und an Diagnosen, Statistiken und Fakten und Beweisbares glaubt, konnte es gar nicht nehmen und begann zu suchen, wo das Geräusch herkam.
Es war irgendwie, wie aus dem Haus selbst, ganz komisch.
Es wiederholte sich eine Zeit lang täglich, manchmal öfter am Tag, immer zu unterschiedlichen Zeiten. Immer suchten wir alle wenn es auftauchte, nie fanden wir die Quelle.
Ich bin normal totale Realistin, ich war froh, dass ich es nicht nur alleine hörte, denn sonst hätte ich geglaubt, ich wäre durchgedreht von der Trauer.
Irgendwann, war mir dieses Rätseln und das alles wirklich sehr komisch. Ich setzte mich hin, schrieb einen Brief an Gerhard, bat ihn, falls er das sei, dann sei die Botschaft angekommen, ich weiß, dass er da sei und ich hätte gerne, dass dies aufhört und er einfach vertraut, dass wir unseren Weg alleine schaffen.
Was soll ich sagen? Ab diesem Zeitpunkt hat kein Familienmitglied weiter was gehört. Sie wussten nichts von meinem Brief. Ich hab ihn heute noch.
Nach einiger Zeit hat sich meine jüngere Tochter dann beklagt, dass sie nichts mehr hört, ihr das fehlt,.... Ihr hab ich dann vom Brief erzählt.
Ich erzähle diese Geschichte selten, da man als gleich als ein wenig verrückt abgestempelt wird, wenn man sowas erzählt. Und außerdem haben wir ja auch innerhalb der Familie ganz unterschiedliche Meinungen dazu. Aber wir können das so nehmen und jeder darf seine Sicht der Dinge haben. Anna glaubt, es gäbe ein natürliche Erklärung, nur haben wir sie nie gefunden. Lena und ich sind uns sicher, dass es Gerhard war. Der (Ex)freund (inzwischen) meiner Tochter will nicht darüber viel nachdenken, schließt es nicht aus, hat nach wie vor aber Angst zu viel darüber nachzudenken. Den anderen (Ex)reund zu der Zeit, kann ich nicht mehr fragen, da haben wir kaum noch Kontakt.
Ich für meinen Teil habe aber dann von meiner Freundin Monika und jetzt von meinem Kurt keinerlei Zeichen wahrgenommen oder verspürt. Aber ich bin mir sicher sie sind irgendwo und begleiten mich/uns. Ich brauche diese Zeichen daher auch nicht so notwendig und suche nicht danach.
Denn eigentlich helfen sie nur bedingt.
Ich muss mein Leben hier auf Erden bewältigen und es gestalten, da hilft es mir wenig, wenn ich zu viel auf die andere Seite schaue. Was hilft in Wirklichkeit dieses Wissen in der Trauer, wenn ich den Menschen als Menschen vermisse, ich ihn berühren will, eine Umarmung will, reden will,.... Da hilft mir persönlich die begleitende Seele wenig.
Aber vielen Menschen ist es ein großer Trost, das ist auch schön und gut so.
Ganz liebe Grüße Hedi