Hallo Mina,
ich finde es auch einfach wunderbar, dass man sich hier wirklich verstanden fühlen kann. Auch außerhalb dieses Forums erfahre ich immer viel Zuspruch von Familie und Freunden, aber wie es wirklich ist, seine Mama zu verlieren, kann man nur nachempfinden, wenn man es erlebt hat....
Dass es bei euch so schnell ging, schmerzt beim Lesen sehr. Wir konnten in den verbliebenen 19 Monaten, also in der Zeit, in dem der gestreute Krebs wirklich gefährlich war, noch einiges mit meiner Mama machen. 3 größere Urlaube und viele kleinere Unternehmungen zwischendurch waren möglich, trotz des engen Taktes der wöchentlichen Infusionen für die Immuntherapie. Dafür bin ich wirklich dankbar, aber die Erinnerungen daran schmerzen trotzdem.
Ich finde es toll zu lesen, dass ihr noch ein wenig Zeit hattet und noch einige Urlaube und Unternehmungen machen konntet. Und natürlich kann ich total verstehen, dass dich die Erinnerung daran verletzt. Ich konnte mit meiner Mama zwar nicht mehr weg fahren, aber auch die Erinnerungen an ihre letzten Tage im Krankenhaus schmerzen sehr, wenn ich daran denke. Aber ich kann dir von mir berichten, dass irgendwann die Dankbarkeit überwiegt. Natürlich bin ich noch immer unendlich traurig, dass alles so kam, wie es kam. Aber ich kann mittlerweile auch freudig über meine liebe Mama berichten
Viele sagen mir, dass meine Mama ein gutes Leben hatte und dass sie viel mehr machen und erleben durfte, wie andere in einem 80-jährigen Leben. Und das stimmt auch, ist aber ein schwacher Trost, denn wieso hätte sie das gute Leben nicht einfach weiterleben können. Was mir zumindest keine Bauchschmerzen bereitet, ist, dass meiner Mutter ihre Rente genommen wurde. Sie war Hausfrau (es ging damals nicht anders) und weil es später finanziell möglich war, hat sie danach das Arbeiten auch nicht mehr wieder begonnen. Der Gedanke, dass sie kurz vor der Rente sterben muss, würde mich noch mehr schmerzen als es nicht schon der Fall ist.
Ich kann den Gedanken total nachvollziehen. Wer hätte schon nicht gewollt, dass seine Liebsten einfach noch GANZ viele Jahre weiterleben? Ich hätte es mir für meine Mama auch so sehr gewünscht. Auch weil sie es mehr als verdient gehabt hätte. Bei uns war es oft finanziell schwierig als ich Kind war. Was nicht heißt, dass ich keine schöne Kindheit hatte, aber ich wollte meiner Mama einfach irgendwann gern etwas zurück geben. Irgendwo hin in den Urlaub fahren. Nur wir beide und einfach eine wunderbare Zeit verbringen..... Leider war es mir zu diesem Zeitpunkt damals noch nicht möglich
Ich glaube fast, dass dieser Umstand der ist, an dem ich am meisten zu knabbern habe. Ich frage mich, wie es wäre, wenn ich z. B. ein 10-jähriges Kind hätte. Der Verlust würde mir genauso schmerzen, aber hätte ich dann vielleicht eine Sorge weniger? Wobei mein Vater vor Kurzem meinte, dass es vielleicht unter diesen Umständen besser war, dass meine Mutter keine kleinen Enkel hatte. Denn das hätte sie zusätzlich geschmerzt, diese nicht mehr richtig aufwachsen zu sehen.
So gesehen sollte ich mich auf den Verlust im Hier und Jetzt konzentrieren. Meine Mutter ist nun einmal sehr früh gestorben und die ganzen Wärens und Hättens machen den Verlust nur noch schwerer ... ich habe nur Angst, dass sollte ich ein Kind bekommen, dass da noch ganz schlimme Gefühle hochkommen werden. Ich weiß nicht, ob es dann nicht sinnvoller wäre, auf ein Kind zu verzichten.
Ich wollte es in meiner ersten Nachricht an dich nicht gleich schreiben, aber ich habe auch des Öfteren den Gedanken, ob ich jemals ein Kind bekommen möchte..... Ich bin ein totaler Familienmensch und ich mag die kleinen Wesen auch wirklich sehr, aber es schmerzt einfach so verdammt doll. Ich weiß noch nicht wie ich mich entscheiden werde.
Wie geht es dir denn mittlerweile? Der Tod deiner Mutter ist mittlerweile 3 Jahre her, was hat sich in diesen Jahren für dich verändert und was ist gleich belieben? Über eine Antwort würde ich mich freuen, kann aber auch verstehen, wenn du nicht antworten kannst/willst.
Ja du hast recht, bald jährt sich der Todestag meiner Mama zum dritten Mal. Unglaublich. Verändert hat sich vieles. Wie ich oben schon mal angedeutet habe, kann ich mittlerweile auch von meiner Mama erzählen ohne jedes Mal in Tränen auszubrechen. Ich kann mich freuen und bin dankbar, dass ich sie meine Mama nennen durfte. Gleich geblieben bzw. intensiviert hat sich aber die Trauer bzw. die Sehnsucht. Vor allem wenn es jetzt in Richtung ihres Todestages geht. Ich merke einfach, dass ich sentimentaler bin und viele Dinge mich leicht aus der Bahn werfen können. Und ich vermisse sie einfach so sehr. Ich habe es tatsächlich manchmal noch immer, dass es irgendwas gibt, was ich ihr gern erzählen würde und sie dann anrufen möchte und mir dann im nächsten Moment ein kalter Schauer den Rücken runter läuft und ich feststelle, dass das ja nicht mehr geht.
Ich schick dir viel Kraft für die kommende Zeit Der Gedanke, dass du für sie eine tolle Tochter warst, hilft dir sicherlich dabei