Beiträge von mayatochter

    Ich würde niemals sagen. "Ich habe keine Mutter mehr." Doch, mein Herz fühlt sie noch genauso da wie sonst auch immer.


    Dass aber ihr Körper gestorben ist, ist ja nunmal ein Fakt, auch wenn er jetzt andere Formen des Lebens nährt und es gar keinen Tod im Sinne von unlebendig und Stillstand gibt und wenn keine Unze Energie jemals verloren geht.


    Trotzdem gilt aller Abschied ihrem körperlichen Dasein hier auf der Erde und das war ja das, was ich vor allem wahrnahm und das nun einfach weg ist. So elend und seine Organfunktionen aufgebend wie es auf einmal in den letzten 5 Monaten vor ihrem Tod war, konnte der Körper nicht weiterleben als Körpermantel für die Seele und den Geist meiner Mutter, da vermisse ich auch nichts.


    So wie meine Mutter auf einmal während der 5 Monate aussah, das war sie gar nicht mehr richtig.


    Es war so kurz, dass ich dieses so sterbenskranke Aussehen auch gar nicht vor mir sehe, wenn ich an sie denke. Und auch nicht, wie sie aufgebahrt aussah, da stellt sich immer ihr gesundes Aussehen davor.


    Aber selbst das gesunde Aussehen mit 86 Jahren und chronischen (nicht tödlichen) Erkrankungen konnten nicht darüber wegtäuschen, dass meine Mutter sch spätestens ab Dezember in der Rückschau innerlich und körperlich immer mehr quälte und dass Ängste und innere Nöte sie verfolgten und ihre das Leben schwer machten.

    Sie war kein innerlich friedlicher Mensch wie mein Vater es ist mit seinen 97 Jahren und seit 6 Jahren wegen hoher Pflegebedürftigkeit im Seniorenstift. Meine Mutter war nur knappe 2 Monate auch bei ihm im Haus, aber noch mitten in der Eingewöhnungskrise, das war bei meinem Vater anfänglich auch so gewesen.


    An manchen Tagen war sie wieder stärker und Sauerstoff und Blasenkatheter waren am Ende nicht mehr nötig, sie kam auch wieder aus dem Bett an Gehwagen und im Rollstuhl. Aber auch eben immer wieder ins Krankenhaus wegen zuviel Wasser im Körper.


    So habe ich die tiefe Gewissheit in mir, dass es richtig für sie war, nun weiterzuziehen in die Ewigkeit und Liebe.


    Und meine Trauer ist nicht quälend wie Liebeskummer, der einfach noch nicht dran war.


    Meine Trauer ist mal tränenreich, aber mild wie ein Sommerregen, mal wütend gewesen, dass sie alleine im Krankenhaus ohne Abschied von uns ging, mal überlastend und überfordernd, weil meine Geschwister mich mit der ganzen Beerdigung alleine ließen, mal unendlich kostbar und voller Liebe und Intensität mit meinem Vater und mit Familienfreundinnen, die nichts beschönigen und dennoch trauern.


    Und ich merke nun auch, wie wichtig mir ihr Grab ist. Ein Doppel-Urnen-Wiesengrab, wunderschön.


    Wenn ich dort zu Besuch bin, gehe ich jeden Tag auf dem Fußweg zu meinem Vater dort am Friedhof vorbei und dort ist wirklich ein Frieden und dort ist auch meine Mutter . . . . irgendwie. <3

    Es ist schon mehr als 1 Monat her, da ist meine Mutter gestorben, am 17. August 2022, einem Mittwoch, nachmittags im Krankenhaus, alleine.


    Und obwohl es eine gesegnete innige Zeit seitdem auch war und mein Glaube und meine Gewissheit ist, dass sie nur vorgegangen ist woanders hin, dennoch will und brauche ich meine Trauerzeit, aber die Zeit, der Alltag, das Umfeld, auch meine Geschwister, wollen dies aussparen wie auch das Thema Sterben und Tod sowieso, was ich anders machte.


    Nun merke ich, dass ich aufpassen muss, dass sich mein Lebenstempo nicht einfach über dem Tod meiner Mutter schließt als sei gar nichts passiert. Dass ich selber darüber hinweggehe. Dabei will ich das gar nicht und habe das Bedürfnis, immer wieder an die Tage seit ihrem Tod zu denken und was alles wie ablief und wie kostbar und innig selbst diese Zeit war und auch die Zeit mit meinem fast 100jährigen Vater, so nah wie nie zuvor.


    Ich finde, ich gehe gesund damit um, aber mein Herz kommt nicht nach, wenn ich ganz einfach den Alltag weitermache.


    Am liebsten ginge ich gerne zwischen dem schönen Grab meiner Mutter, mit mir trauernden lieben Freundinnen und meinem Vater langsam hin und her und der alten Wohnung meiner Eltern und nichts anderes.


    Meine Mutter war 86 Jahre alt und aus vielerlei Gründen das Sterben nach kurzer schwerer Krankheit für sie erwünscht und alles Schwere und Schiefe zwischen uns war auch längst verarbeitet und versöhnt.

    Wenn ich aber die Reaktionen meiner Geschwister erlebe, keine/r von ihnen war zur Beerdigung gekommen, dann sehe ich auch, welch verbrannte Erde meine Mutter familiär hinter sich gelassen hat und begegne bei meinen Schwestern da auch nur Hass zu dem Thema und bei meinem Bruder Angst vor der Trauer.


    Nur mein Vater und meine Freundinnen vor Ort schwingen mit mir in allen Emotionen, die sich halt so abwechseln und vermissen meine Mutter trotz ihrer schwierigen Persönlichkeit.


    Darum bin ich jetzt hier ins Forum gekommen.


    Hierher, wo es normal ist, zu trauern und der Trauer ihre Zeit und ihre Bedeutung zu geben! :2:, dass ich hier sein kann!


    Liebe Grüße! mayatochter