Ora et labora
Deine Wälder, deine Menschen, deine Blumen – ich habe sie in Karmin, in Smaragd, in Türkis gekleidet … Dein helles Antlitz malend, segne ich es Tag und Nacht …
Marc Chagall (1887–1985; französisch-russischer Maler jüdischer Religionszugehörigkeit)
aus: TeDeum, Stundengebet, 19.10.22
Diese Herbsttage leuchten so sehr, fast sommerliche Temperaturen und ich muss denken, dass du Herbstkind, Mutti, dich mit einem Farbenrausch irdisch vom diesjährigen Blätterkleid der Pflanzen, der Bäume, verabschiedest, dem letzten Blätterkleid, das du in Frühlings- und Sommerfarben noch geliebt und genossen hast! Trotz sterbenskrank!
Du bist immer morgens schnell aus deinem Zimmer im Pflegestift geflüchtet, vielleicht, weil der weite schöne Blick in Richtung unserer Wohnung ging?
Dein Zimmer war bezaubernd wie der Blick, aber du wolltest da gar nicht sein, versteh schon!
Als ich mit deinem Schwiegersohn, meinem Mann neulich am Panoramaerker auf das Pflegestift schaute, ein grauer Himmel, da schien auf einmal gleißend wie im Spotlicht mit einem Sonnenstrahl nur das Haus auf!
„Deine Mutter!“ sagte sofort dein Schwiegersohn, der an nichts Übersinnliches glaubt!