Ach ihr Lieben, danke für eure mitfühlenden Worte.
Leider war es schon immer so:
Meine Familie unterstützt mich zwar finanziell ein wenig bzw. gehe ich einmal die Woche zu ihnen essen. Ich kann Mama anrufen, wenn ich reden möchte. Aber sie ruft mich nie von selbst an, um nach mir zu fragen.
Und auch jetzt bei mittlerweile Tag 53, und Tag 89 mit KH, hat sich nichts geändert. Meine Schwester sagt zwar, sie wünscht, der Herr hätte sie statt meinem Mann genommen. Meine Mama sagt, du wirst es schon schaffen - alle haben es geschafft, es tut mir weh dich weinen zu sehen, usw. Aber wenn ich vor ihr weine, in den Arm nehmen kann mich keiner.
Ich weiß noch, da war mein Mann nicht mal 1 Woche von mir "fort"...ich sah ein Foto und brach in Tränen aus. Mein Papa: "Sie sieht ein Foto und blärrt schon, reiß dich zusammen"
in meiner Kindheit gab es nie "körperliche Liebe, wie Umarmungen - ich hoffe, ihr versteht was ich meine, mir fallt das richtige Wort nicht ein" oder Worte der Zuneigung, des Lobes. Als ich Matura/Abi machte, war ich alleine bei der Schulfeier, alle anderen waren mit ihrer Familie dort. Mit Zeugnis nach Hause, Papa gab mir Geld und sagte "ich soll das Zeugnis irgendwohin legen, sie schauen es sich später an". Der TV war wichtiger. Bis heute haben sie sich das Zeugnis nicht angesehen. Meine Eltern machten mir stattdessen viele Geschenke oder schenkten mir Tiere, also mehr so was wie materielle Liebe.
Starb ein Tier, so wurde es so schnell wie möglich durch ein neues ersetzt. Ich war zwar auch traurig, aber es war was Neues da, was Neues zum beschäftigen und sich drum kümmern. Bei einem Menschen/Mann kann man das leider nicht
Meine Kindheit, mein Leben war allgemein schwierig. Ich hatte schon dort keine Freunde, zumindest nicht lange. War ich bei jemandem zum Geburtstag eingeladen und hatte ich dann Geburtstag und durfte keinen einladen - wer wollte dann noch mit mir befreundet sein? Oder gingen einige nach der Schule noch Eis essen, stellten mich meine Eltern vor die Wahl "Entweder du kommst jetzt nach Hause, oder es gibt nichts mehr zu Essen".
Ich schiebe die Schuld nicht auf meine Eltern, meine Schwester ist damals als 16jährige abgehaut, sie ließen sie an die 3 Monate polizeilich suchen. Ab da hielten mich meine Eltern sehr kurz.
Ich legte eine Mauer aus Stein um mein Herz und wurde zur Einzelkämpferin. Ich traf mich unter irgendwelchen Ausreden mit irgendwelchen Männern, nur um etwas "Liebe, auch körperlich" zu bekommen. Jedes Mal heulte ich danach.
Mit all dem war ich nie fähig, mir einen Freundeskreis, eine Beziehung aufzubauen. Jemanden AN MICH ranzulassen.
Und dann BAMM. Dann traf ich durch Zufall meinen Mann, er stellte sich mir nur vor und ich fühlte mich gleich ZUHAUSE, das erste Mal richtig ZUHAUSE. Ich hatte auch das erste Mal Vertrauen. Mit viel Geduld und Liebe schaffte er es, mein "Mauerherz" zu brechen. Er zeigte mir, was Leben und Liebe bedeutet. Und all das, obwohl er selbst kein Sonnenkind war.
Durch sein höheres Alter und seine Krankheit war für uns beide - unter normalen Bedingungen - von Anfang an klar, dass wir nicht zusammen alt werden. Aber wir rechneten - unter normalen Bedingungen - bei ihm mit 70/75 Jahren. Und nicht so, wie es nun war: Um 14:30Uhr "er kann vlt zu Weihnachten zu mir nach Hause" und gegen 19:00Uhr "ihr Mann ist leider verstorben" Es hört sich blöd an, aber "wir wussten es irgendwie instinktiv beide, dass es dem Ende zu geht". Ich wollte sogar noch meine Firma anrufen und mir kurzfristig für Weihnachten Urlaub nehmen. Ich dachte "Gut, sie schicken ihn mir wahrscheinlich zum Sterben nach Hause. Gut, dann ist er wenigstens in einer vertrauten Umgebung und sieht uns alle nochmal und auch den für ihn gemachten Baum und wenn er bei "Stille Nacht, heilige Nacht" für immer einschläft, dann soll es so sein".