Liebe Mitfühlende, ich bin neu im Forum, habe über dieses Forum in einem sehr guten Buch erfahren.
Mein Mann starb am 13.01.2023 an Lungenkrebs. Er war Nichtraucher, sportlich, diszipliniert und ein offener, warmer Mensch.
Vom Tag der Diagnosestellung bis zu seinem plötzlichen Tod waren es nur 6 Wochen die ihm blieben. Der Kre s wurde festgestellt, da mein Mann Schmerzen im Bereich der linken Rippengegend hatte und zunehmend Luftnot bekam. Er wurde abgehorcht, die Lunge schien frei und er bekam ein Rezept für Physiotherapie.
Die Schmerzen wurden immer stärker und nach 2 Wochen, bei einem erneuten Arztbesuch, hörte die Ärztin Geräusche, die sich nach Flüssigkeit anhörten.
Er ging zum Röntgen, es wurde ein Pleuraerguss festgestellt und eine Einweisung zum CT und Pleurapunktion ausgestellt.
Das ergab dann die schlimme Diagnose eines großen, unheilbaren Lungentumors.
Danach begann eine brutale Zeit, mit Lungenentzündungen, wöchentlichen Punktionen, Coronainfektion durch einen Mitpatienten und zusätzlich noch eine große Lungenembolie.
Wir mussten 4 Wochen auf den Biopsiebefund warten, mit dem Ergebnis, dass er nicht eindeutig war für die Wahl der Therapie, Immuntherapie oder Chemotherapie, oder beides.
Mein Mann war die letzten 2 Wochen Palliativpatient, bekam sofort Morphium, aufgrund seiner starken Luftnot, das Morphium machte ihm noch mehr Angst und bewirkte auch eine Wesensveränderung, es wurde dann Tavor gegen die Angst und Panik gegeben.
Ich konnte im Zimmer bei ihm bleiben, die letzten 2 Wochen. Was ich dort erlebt habe war schlimm, ich war für Essen, Pflege, Beistand gerne gesehen, ansonsten fand ich keine Unterstützung, ich musste auf alles mögliche achten, fand mich alsbald in der Position des Störenfrieds wieder, ich führe das jetzt noch weiter aus, ich könnte ein Buch schreiben…
Am Tag nach der 2. Chemotherapie starb mein Mann ziemlich plötzlich und unerwartet, selbst der Arzt war darauf nicht vorbereitet, schien mir. „Oh, oh, machen Sie sich darauf gefasst, dass ihr Mann gleich stirbt!“
Ich habe meinen Mann festgehalten, ihn angestarrt, hilflos, fassungslos und noch nicht mal sofort begreifen können, das plötzlich kein Atemzug mehr kommt.
Ich hatte eine totale Wanrnehmungsverzerrung von seinem Aussehen, ich gehe noch näher darauf ein, was ich dabei erlebte, war ein brutales Trauma, an dessen Folgen ich jetzt noch leide.
Wenn ich hier alle eure Erfahrungen lese und manchmal meinem Zustand nicht aushalten kann, lese ich, dass es es einigen hier, auch nach Monaten, noch nicht besser geht, genau wie mir. Wie sollte es auch, was sind schon ein paar Monate, ein halbes Jahr, ein Jahr usw., , die Zeit durchlebt jeder individuell anders, aber für uns alle ist es eine furchtbare Zeit, eine Zeit ohne Boden, Tsunamis brechen über uns zusammen, Angst, Zittern, Verunsicherung und sich noch nicht tot aber auch nicht lebend fühlen, man wäre gerne an die Hand genommen und die, die man am meisten braucht, sind am weitesten weg, wenn es heißt da zu sein. Was für Erfahrungen…,
So viel ist zunächst zu erledigen, wenig Empathie bei Behörden usw., wenigstens Beerdigungsinstitute können wohltuende Hilfe leisten.
Wir strampeln uns aus allem frei, erledigen alles unter großer Anspannung und fühlen uns wahnsinnig einsam und allen. Auch jetzt, nach einem halben Jahr noch, die Wochenenden sind brutal, der Sommer ist brutal, das Leben geht überall weiter, Freunde fahren in Urlaub, feiern, leben ihr Leben und unser Leben steht noch still, wir fühlen uns isoliert und allein. Wir vermissen unseren geliebten Menschen so sehr, er fehlt überall und es bleibt uns nichts anderes übrig als uns an dieser Liebe festzuhalten und zu trösten.
Dann müssen wir uns ein neues soziales Netz schaffen, dieses Forum ist ein Teil davon, darüberhinaus müssen wir weiter suchen, was wir in unserem Leben machen sollten. Damit es wieder irgendwann einen Sinn ergibt.
Auch wenn wir des Lebens zeitweise müde sind, unsere Lieben hätten gerne weitergelebt, tun wir es also für sie, damit sie lange in Erinnerung bleiben und nicht totgeschwiegen werden, halten wir sie durch unser Erzählen lebendig.
Ich umarme euch alle, es geht uns allen gleich, lasst uns durch diese Zeit hindurchgehen und irgendwann das Leben wieder heller sehen, wir werden uns wahrscheinlich alle verändern, das alte Ich was wir uns zurückwünschen gibt es nicht mehr, vielleicht erleben wir uns in einem anderen, tieferen Ich, dass wir annehmen und begrüßen können.
Eure Elisa50