Beiträge von Du_und_ich

    Auch das kommt mir so bekannt vor ... Ich werde dieses Jahr auch 50, und da ich kein großer Feierer bin, hatte ich meine Mutter gefragt, ob wir statt einer Feier nicht lieber für ein paar Tage wegfahren wollten. Und in der Woche vor ihrem Tod hatte ich noch gedacht, so langsam müssten wir mal überlegen, wo wir hinfahren wollen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich diesen Geburtstag nun ohne sie verbringen muss ...

    Ich habe erst im Dezember Geburtstag - aber ich habe die letzten immer mit ihr exklusiv gefeiert - die Vorstellung nicht mit ihr „ihre Apfeltorte“ (obwohl ich sie die letzte Zeit selbst gebacken habe, nach ihrem Rezept, so wie sie) essen zu können. Ich bereue auch, dass ich sie die Torte im letzten Jahr nicht backen lassen habe. Sie hat gefragt: „Soll ich sie backen?“ - Ich wollte aber umgekehrt sie verwöhnen - zu meinem Geburtstagstisch“ einladen“. Jetzt denke ich oft daran, wie schon es gewesen wäre, noch einmal „verwöhnt“ zu werden…ich heule…

    Ja, Essmussweitergehen - dieser „normale“ Alltag, das ist es auch, was ich so unfassbar vermisse, die 10000 Kleinigkeiten am Tag, die man gemeinsam hört, sieht, dort, bespricht, diskutiert, liebt, teilt…dieses gemeinsam SEIN, das gemeinsame Leben ZUSAMMEN zu bestreiten, sich einfach zu BEGLEITEN. Ich glaube das, was uns mit unseren Mamas verbindet, ist eben der Lotto-Sechser, etwas so unfassbar Besonderes, sodass das das nur diejenigen wirklich nachvollziehen können, die es erlebt haben. Und wir werden es immer vermissen und Sehnsucht haben - bevor wir uns irgendwo Wiedersehen dürfen und das ist für mich auch kaum vorstellbar.

    Manchmal schreie ich meine Wut einfach heraus, kann aber nicht sagen, dass es mir hilft.

    Dieses Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit kannte ich früher nicht.

    Vor dem Tod meiner Frau hatte ich mein Leben im Griff, zumindest dachte ich das. Aber es ist nur ein schmaler zwischen grenzenlosem Glück und unsagbarer Verzweiflung.

    Das geht bei mir fließend, habe vorhin wie ein Schlosshund geheult und bin dann ins Schreien übergegangen - erst verzweifelt - dann habe ich gegen das Schicksal und die Umstände in der Klinik angeschrien - also unbändige Trauer - Verzweiflung und Wut wechseln bei mir ab und gehen aber auch ineinander über….und dann kommt natürlich immer wieder das „nicht begreifen können“…

    Linchen, das aufgeben von vielen Dingen die fester Bestandteil im Leben waren, ist grausam. Nicht das aufgeben an sich, der schmerzliche Verlust eines so unfassbar wichtigen Menschen ist es.

    Das ( fast) alles weg ist. Das macht einen zu einer leblosen Hülle.
    Ich komme nicht mehr klar

    Ja, Esmussweitergehen. Das Aufgeben des gemeinsamen Lebens - ich denke jetzt auch oft - ich würde ÜBERALL mit Mama leben - salbt in einem kleinen Zimmer - Hauptsache, sie ist wieder da…die ganz ganz kleinen Dinge: Einkaufen gehen, zusammen im Auto fahren - ich träume nur davon - im Auto spüren, wir sie neben mir sitzt, der Wind weht durch unsere Haare und es ist völlig egal, WOHIN wir fahren, denn wir fahren dann ins Glück ❣️

    Das kenne ich diesen Gedanken seit dem Tag X ist es immer wieder so das ich einfach oft denke das hier ist nicht dir Wirklichkeit...am Anfang ist dieses Gefühl massiv und stark.


    Man läuft wie in einem Film als ob man gar nicht dabei ist wie so ein Zombie.


    Vlg. Linchen

    Ja, wie ein falscher Film - in dem ich mich manchmal wie ein Beobachter fühle - dann überfällt mich Panik und ich denke, ich muss zurück in das richtige Leben - wie wenn ich die Tür zurück nicht finde…

    Verstehe Dich so sehr. Habe heute Morgen auch Bilder eines Sommerausflugs angesehen - meine Sehnsucht wächst auch mit jedem Tag - weiß auch nicht wie ich so weiterleben kann - alles macht nur Sinn - wenn man es gemeinsam macht oder teilen kann…bin auch zwischen Wut, Verzweiflung und Erschöpfung …

    Liebe Esmussweitergehen,


    bei mir auch!!!! SEHNSUCHT immer und immer wieder - bis zum Mond und zurück. Ideen, was man zusammen machen könnte, was man ihr erzählen/zeigen könnte. Dinge, die man unternehmen könnte. Neue Ideen MITEINANDER! Blumen gepflückt - im Geiste ihr gezeigt. Kaffee getrunken - im Geiste mit ihr - Vermissen! Den Sommer gespürt und gemocht - aber sie fehlt, um wirklich genießen zu können. Sommerkleid getragen - ihr im Geiste gezeigt und das "Teilen" fehlt wieder so sehr...ihr Kleid an meiner Kleiderstange - ihr wunderbarer Duft <3 - ach, Mama - wo bist Du:?:Ich kann ohne Dich nicht sein:!:

    Liebe Du_und_ich,

    unter normalen Umständen kann man viele Bemerkungen einfach als gedankenlos abtun. Aber Du hast vor kurzem einen geliebten Menschen verloren. Ich finde, da kann man von seinen Mitmenschen erwarten, dass man zweimal nachdenkt, bevor man solche Nachrichten verschickt.

    Herzliche Grüße Ralph

    Das sehe ich auch so, Raloh, aber ich muss feststellen, dass die meisten Menschen sich kaum noch reinversetzten können, wenn sie das noch nicht erlebt haben…unsere Gesellschaft hat für Trauer keinen Platz…

    Auch ich bekomme schon lange diese watsup Nachrichten von meinen nächsten Verwandten und Bekannten. Es ist wirklich die große Frage wie reagiere ich, ignoriere ich, reagiere ich empört oder nehme ich es als gegeben hin. Soll ich sie mit meiner Trauer konfrontieren, sie verstehen es eh nicht. Es ist für uns trauernde sehr schwer finde ich. Die Menschen in meiner Nähe kennen diese Trauer noch nicht, sie haben sich alle noch. Ich bin die erste die dieses Schicksal getroffen hat und merke sie können mit mir nicht umgehen.

    Ich glaube auch, dass der springende Punkt ist, dass man es erlebt haben muss. Unsere Gesellschaft ist sehr oberflächlich und Empathie Mangelware…

    Das erlebe ich auch so - in allen Situationen vergleicht man die jetzige Situation mit derjenigen „vorhet“ - das ist so schlimm - breche in diesen Situationen oft in Tränen aus…

    Liebe Sternenstaub,


    solche Gedanken gehen mir auch so oft durch den Kopf ... Meine Mutter wird so vieles nicht mehr mitbekommen, nichts, was mich betrifft, ob es mir gut geht oder nicht, ob ich mir vielleicht mal ein neues Auto kaufe oder vielleicht umziehe usw. usw., aber auch weltpolitische Dinge, z. B. dass der Ukraine-Krieg hoffentlich mal endet, ob es eine neue Corona-Welle geben wird, oder auch ganz banale Dinge, da hat ein neues Café aufgemacht, das man mal ausprobieren könnte, es gibt eine Fortsetzung einer Fernsehserie, die sie gerne gesehen hat, oder es gibt ein tolles neues Buch, das sie interessiert hätte.

    Ich kann eigentlich immer noch nicht begreifen, dass die Welt sich einfach weiterdreht, als wäre nichts passiert ...

    Ja, Tine, das ist bei mir auch so - die Nachrichten - die Politik - die weltpolitische Lage - wir haben so regelmäßig darüber gesprochen - jetzt lese ich die News und möchte mit ihr diskutieren. Ja, neue Orte, neue Ideen, neue Produkte, Informationen, Personen, die man kennengelernt hat - mit Mama teilen - darüber reden, sich freuen oder debattieren - ich weiß nicht wohin mit mir - Mama, du bist mein Wichtigstes Du - mein zweites Ich…wo bist Du?

    Ja, Sternenstaub, so geht es nur auch - ich möchte meinen Weg so gerne mit meiner Mama weitergehen, dass sie mich begleitet - ohne sie fehlt Alles…

    Ich bekomme z.B. auch so Nachrichten wie "Hab' einen schönen Tag (mit einer Sonne/Blume)" oder auch z.B. "Genieß' Dein Wochenende!" oder so etwas...

    Also ich denke, die meinen damit weitermachen und an sich denken, ganz einfach - und das kann ich nicht ohne weiteres …das mit der Wohnung bei Dir ist ähnlich - sie wollen, dass Du/wir schnell wieder zur Tagesordnung übergehen…sie können mit der Trauer nicht umgehen…

    Ja, so geht es mir auch - dieses „alleine die Trauer leben“ gibt mir auch am ehesten das Gefühl exklusiv Zeit mit meiner Mama zu verbringen - ihr nahe zu sein. Das hilft mir oft auch mehr als diese „Weisheiten“, wie Du sie nennst. Auch über sie zu sprechen, an Begebenheiten denken - auch wenn dadurch die Trauer oft nochmal getriggert wird - dennoch bin ich dann näher bei ihr…ja, der Sport ist aktuell eine kleine Flucht/Auszeit. Das Gute ist daran, dass ich sie dann auch dabei haben kann - an sie denken kann - ich denke oft ein wenig - dass ich nach dem Auspowern in einer anderen Dimension aufwache und wir sind wieder zusammen. Auch wenn es verrückt klingt, es hilft mir für den Moment, ein wenig Kraft zu bekommen, um weiter zu machen.


    Auch versuche ich, so bald wie möglich in unser Lieblingscafé zu gehen - setze mich dann auf „unseren“ Platz und stelle mir vor, sie ist bei mir. Letze Woche war ich dort mit Bekannten - Idee war mich abzulenken - es war ein Reinfall - es ging mir hinterher elend. Mir wurden Vorträge gehalten, dass „Trauer sehr unterschiedlich sei und manche Menschen z.B. auch zwei Jahre um ihre Katze trauern würden“ und gefühlte fünf Minuten später festgestellt, dass ich „Selbstfürsorge“ zu betreiben hätte und als junger Mensch „in meine Zukunft investieren“ müsse. Und das Ganze mit Fragen flankiert, wie „Wie strukturierst Du Deinen Tag?“, etc.pp. Also wir halten fest, um die Katze darf man ruhig zwei Jahre trauern (ABSOLUT verständlich), aber im Falle seines Lieblingsmenschen, muss man doch bitte „strukturiert an sich denken“…

    Ich kann es mir nur so erklären, dass die Leute sich nicht bewusst sind, was sie da so reden. Sie wollen helfen - man darf es nicht persönlich nehmen, aber es hilft einem nun mal nicht. Daher werde ich versuchen, mich nur dann mit jemanden zu treffen, wenn es mir gut tut und ansonsten auch lieber alleine versuche, in Gedanken bei ihr zu sein…das hilft mir dann auch mehr tatsächlich…