Liebe Du_und_ich
das hätte ich früher nie gedacht, wie anstrengend Gespräche mit manchen Menschen sein können und dass man gewisse Themen besser meidet.
Teilweise bekommt man diese Weisheiten und Ratschläge aber auch ungefragt und ohne dass man darum gebeten hätte.
Vielleicht sucht jeder seine kleinen Fluchten, um dem Verlust zu begegnen und zumindest in einem kurzen Moment die Trauer und den Schmerz erträglicher zu machen.
Bei Dir ist es der Sport und bei mir die Wanderungen durch die Natur.
In gewissen Maßen lenkt mich die Sachlichkeit bei der Arbeit auch etwas ab.
Aber wie Du schon sagtest und ich glaube, besser kann man es nicht ausdrücken, ich möchte meine Trauer leben.
Ich kann das am besten allein zu Hause an meinen freien Tagen oder im Gespräch mit anderen Trauernden.
Herzliche Grüße Ralph
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Ja, so geht es mir auch - dieses „alleine die Trauer leben“ gibt mir auch am ehesten das Gefühl exklusiv Zeit mit meiner Mama zu verbringen - ihr nahe zu sein. Das hilft mir oft auch mehr als diese „Weisheiten“, wie Du sie nennst. Auch über sie zu sprechen, an Begebenheiten denken - auch wenn dadurch die Trauer oft nochmal getriggert wird - dennoch bin ich dann näher bei ihr…ja, der Sport ist aktuell eine kleine Flucht/Auszeit. Das Gute ist daran, dass ich sie dann auch dabei haben kann - an sie denken kann - ich denke oft ein wenig - dass ich nach dem Auspowern in einer anderen Dimension aufwache und wir sind wieder zusammen. Auch wenn es verrückt klingt, es hilft mir für den Moment, ein wenig Kraft zu bekommen, um weiter zu machen.
Auch versuche ich, so bald wie möglich in unser Lieblingscafé zu gehen - setze mich dann auf „unseren“ Platz und stelle mir vor, sie ist bei mir. Letze Woche war ich dort mit Bekannten - Idee war mich abzulenken - es war ein Reinfall - es ging mir hinterher elend. Mir wurden Vorträge gehalten, dass „Trauer sehr unterschiedlich sei und manche Menschen z.B. auch zwei Jahre um ihre Katze trauern würden“ und gefühlte fünf Minuten später festgestellt, dass ich „Selbstfürsorge“ zu betreiben hätte und als junger Mensch „in meine Zukunft investieren“ müsse. Und das Ganze mit Fragen flankiert, wie „Wie strukturierst Du Deinen Tag?“, etc.pp. Also wir halten fest, um die Katze darf man ruhig zwei Jahre trauern (ABSOLUT verständlich), aber im Falle seines Lieblingsmenschen, muss man doch bitte „strukturiert an sich denken“…
Ich kann es mir nur so erklären, dass die Leute sich nicht bewusst sind, was sie da so reden. Sie wollen helfen - man darf es nicht persönlich nehmen, aber es hilft einem nun mal nicht. Daher werde ich versuchen, mich nur dann mit jemanden zu treffen, wenn es mir gut tut und ansonsten auch lieber alleine versuche, in Gedanken bei ihr zu sein…das hilft mir dann auch mehr tatsächlich…