Die Zeit verfliegt und nur der Schmerz und die Trauer bleiben

  • Du beschreibst meine Gedanken - fühle das 1:1…


    „Nie wieder werde ich mit einem anderen so vertraut sein. Das ist mir in jedem Augenblick meines Lebens bewusst.

    Jetzt bin ich auch inmitten von Menschen allein.“


    Ja, ja, ja!!!!

  • Keine Hoffnung, dass es meine Mitmenschen jemals verstehen werden.

    Ich musste einige Tage frei nehmen und bin gestern ins verlängerte Wochenende gegangen.

    "Und, fährst Du weg?"

    "Nein"

    "Warum nicht?"

    "Das schaffe ich nicht"

    "Wenigstens zwei Tage über das Wochenende?"

    "Allein?"

    "Ich würde Deinen Urlaub ja übernehmen (lacht)"

    Diese völlige Abwesenheit von Empathie oder eines Mindestmaß an Verständnis für die Situation des anderen.

    Mir ist bewusst, dass man besonders im beruflichen Umfeld solchen Gesprächen nicht immer entgehen kann.

    Aber es schmerzt trotzdem.

    Diese kurze Unterhaltung hat wieder alle Dämme geöffnet und eine Flut an Erinnerungen hat mich erfasst.

    Erinnerungen an glückliche Tage und gemeinsame Reisen an wundervolle Orte.

    Erinnerungen, die ich nun mit niemandem mehr teilen kann.

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Ja, das ist ganz schlimm. Weißt Du, ich merke gerade, dass es nur besser tut, mit manchen Menschen nicht mehr so drüber zu sprechen - so vermeide ich die „Nach-Vorne-Schauen-Ratschläge“. Die machen es für mich schlimmer. Ich möchte meine Trauer auch leben. An meine Mama denken - sie vermissen. Mir vorstellen, sie ist bald wieder da…ich glaube, dass Menschen, die es nicht erleben/erlebt haben, es nicht verstehen können.


    Ich versuche jetzt ab und zu Dinge zu tun, die mir zumindest für den Moment etwas gut tun und die sie auch mochte. Ich kann so etwas für mich tun und sie auch dabei bewusst vermissen/an sie denken. Aber es ist schwer und gelingt immer dann nur für den Moment. Aber es ist dann eben ein kleine „Betäubung“. Versuche das seit ein paar Tagen mit Sport - denke dabei an sie und das auspowern hilft mir dann über 1-2 Stunden.
    Dann breche ich natürlich wieder mental ein…Gestern Abend war ich einkaufen - auf der Heimfahrt in Tränen ausgebrochen - nach ihr gerufen - danach war ich am Ende. Zu Hause was gegessen (auch das versuche ich jetzt) - eingerollt - an sie gedacht und dass wir uns bald sehen…

  • Ja, das ist ganz schlimm. Weißt Du, ich merke gerade, dass es nur besser tut, mit manchen Menschen nicht mehr so drüber zu sprechen - so vermeide ich die „Nach-Vorne-Schauen-Ratschläge“. Die machen es für mich schlimmer. Ich möchte meine Trauer auch leben. An meine Mama denken - sie vermissen. Mir vorstellen, sie ist bald wieder da…ich glaube, dass Menschen, die es nicht erleben/erlebt haben, es nicht verstehen können.


    Ich versuche jetzt ab und zu Dinge zu tun, die mir zumindest für den Moment etwas gut tun und die sie auch mochte. Ich kann so etwas für mich tun und sie auch dabei bewusst vermissen/an sie denken. Aber es ist schwer und gelingt immer dann nur für den Moment. Aber es ist dann eben ein kleine „Betäubung“. Versuche das seit ein paar Tagen mit Sport - denke dabei an sie und das auspowern hilft mir dann über 1-2 Stunden.
    Dann breche ich natürlich wieder mental ein…Gestern Abend war ich einkaufen - auf der Heimfahrt in Tränen ausgebrochen - nach ihr gerufen - danach war ich am Ende. Zu Hause was gegessen (auch das versuche ich jetzt) - eingerollt - an sie gedacht und dass wir uns bald sehen…

    Liebe Du_und_ich

    das hätte ich früher nie gedacht, wie anstrengend Gespräche mit manchen Menschen sein können und dass man gewisse Themen besser meidet.

    Teilweise bekommt man diese Weisheiten und Ratschläge aber auch ungefragt und ohne dass man darum gebeten hätte.

    Vielleicht sucht jeder seine kleinen Fluchten, um dem Verlust zu begegnen und zumindest in einem kurzen Moment die Trauer und den Schmerz erträglicher zu machen.

    Bei Dir ist es der Sport und bei mir die Wanderungen durch die Natur.

    In gewissen Maßen lenkt mich die Sachlichkeit bei der Arbeit auch etwas ab.

    Aber wie Du schon sagtest und ich glaube, besser kann man es nicht ausdrücken, ich möchte meine Trauer leben.

    Ich kann das am besten allein zu Hause an meinen freien Tagen oder im Gespräch mit anderen Trauernden.

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Ja, so geht es mir auch - dieses „alleine die Trauer leben“ gibt mir auch am ehesten das Gefühl exklusiv Zeit mit meiner Mama zu verbringen - ihr nahe zu sein. Das hilft mir oft auch mehr als diese „Weisheiten“, wie Du sie nennst. Auch über sie zu sprechen, an Begebenheiten denken - auch wenn dadurch die Trauer oft nochmal getriggert wird - dennoch bin ich dann näher bei ihr…ja, der Sport ist aktuell eine kleine Flucht/Auszeit. Das Gute ist daran, dass ich sie dann auch dabei haben kann - an sie denken kann - ich denke oft ein wenig - dass ich nach dem Auspowern in einer anderen Dimension aufwache und wir sind wieder zusammen. Auch wenn es verrückt klingt, es hilft mir für den Moment, ein wenig Kraft zu bekommen, um weiter zu machen.


    Auch versuche ich, so bald wie möglich in unser Lieblingscafé zu gehen - setze mich dann auf „unseren“ Platz und stelle mir vor, sie ist bei mir. Letze Woche war ich dort mit Bekannten - Idee war mich abzulenken - es war ein Reinfall - es ging mir hinterher elend. Mir wurden Vorträge gehalten, dass „Trauer sehr unterschiedlich sei und manche Menschen z.B. auch zwei Jahre um ihre Katze trauern würden“ und gefühlte fünf Minuten später festgestellt, dass ich „Selbstfürsorge“ zu betreiben hätte und als junger Mensch „in meine Zukunft investieren“ müsse. Und das Ganze mit Fragen flankiert, wie „Wie strukturierst Du Deinen Tag?“, etc.pp. Also wir halten fest, um die Katze darf man ruhig zwei Jahre trauern (ABSOLUT verständlich), aber im Falle seines Lieblingsmenschen, muss man doch bitte „strukturiert an sich denken“…

    Ich kann es mir nur so erklären, dass die Leute sich nicht bewusst sind, was sie da so reden. Sie wollen helfen - man darf es nicht persönlich nehmen, aber es hilft einem nun mal nicht. Daher werde ich versuchen, mich nur dann mit jemanden zu treffen, wenn es mir gut tut und ansonsten auch lieber alleine versuche, in Gedanken bei ihr zu sein…das hilft mir dann auch mehr tatsächlich…

  • Liebe Du_und_ich,


    das klingt nach einem sehr anstrengenden und kräftezehrenden Treffen. Ich vermute, die Leute meinen es tatsächlich gut und können sich überhaupt nicht vorstellen, wie wenig hilfreich solche Sätze oder Fragen sind. Ich werde, wenn das Gespräch überhaupt mal auf mich und meine Situation kommt, eher mit praktischen Vorschlägen in Sachen Wohnungsauflösung beglückt. Mit dem Thema können die Leute wahrscheinlich noch am ehesten umgehen, allerdings auch nur mit der praktischen Seite. Was so eine Wohnungsauflösung emotional für mich bedeutet scheint niemand zu verstehen bzw. verstehen zu wollen.


    Und nur mal aus Neugier: Wie investiert man denn in seine Zukunft ... ? Kamen dazu noch Infos, oder hat es sich auf diese Floskel beschränkt?

    Ach, das Leben ist so mühsam geworden ... 😔

  • Also ich denke, die meinen damit weitermachen und an sich denken, ganz einfach - und das kann ich nicht ohne weiteres …das mit der Wohnung bei Dir ist ähnlich - sie wollen, dass Du/wir schnell wieder zur Tagesordnung übergehen…sie können mit der Trauer nicht umgehen…

  • Wir müssen uns im Hier und Jetzt zurechtfinden und das ist schon unglaublich anstrengend und mühsam.

    Jeden Tag einen Grund zu finden, um weiterzumachen und zu realisieren, dass der geliebte Mensch nicht mehr da ist und nicht daran zu verzweifeln.

    Auch nach fast 10 Monaten nach dem Tod meiner Frau erscheint mir eine Zukunft ohne sie nicht lebenswert.

    Eine "Investition" in die Zukunft ist derzeit sinnlos und ich weiß nicht wie ich jemals einen Weg für mich finden soll.

    Der Verlust und die Trauer hat uns verändert und wir werden niemals wieder so sein wie früher.

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Ist es nicht eigentlich unfassbar, wie mühsam das Leben von einer Sekunde auf die andere geworden ist? Man muss sich einen Grund suchen, um morgens aufzustehen, man muss sich ablenken, damit man den Tag irgendwie übersteht, die Vorfreude auf Wochenenden, Feiertage und Urlaub ist weg, Gespräche mit Freunden und Kollegen werden anstrengend, man muss so tun, als wäre alles halbwegs normal, man muss irgendwie funktionieren - eigentlich will ich so nicht leben. Und ich weiß auch nicht, wie ich das aushalten soll ...

  • Ich habe erst heute nach 1 ½ Wochen Funkstille eine Nachricht über WhatsApp erhalten:

    "Wie siehst bei Dir aus, alles soweit gut?"

    Glaubt ihr, da interessiert sich wirklich jemand, wie es mir geht?

    Hätte ich erzählen sollen, wie ich mich wirklich fühle? Das mich die Trauer und die Sehnsucht nach meiner Frau förmlich zerfressen.

    Oder dass ich heute zwei Stunden an ihrem Grab war und mit ihr gesprochen und geweint habe.

    "Ja, alles perfekt"

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Lieber Ralph,


    ja was hättest Du schreiben sollen???

    Gute Frage....ehrlich ich weiß es nicht aber so langsam nach den Erfahrungen bin ich härter geworden.

    Nein es geht mir nicht gut Nein auch nicht soweit gut, denn sie ist immer noch Tod und ich überlebe irgendwie.


    Tja was wäre wenn man das schreibt oder sagt warscheinlich wird sich derjenige die jenige nicht mehr melden.

    Wäre das ein so großer Verlust???

    Auf der anderen Seite ja wie fängt man sowas an zu fragen wenn man jemanden schreibt.

    Ist vielleicht aus deren Perspektive auch nicht immer so einfach.

    Denn egal wie man es formuliert es ist einfach blöde.


    Vlg. Linchen

  • Ich bekomme z.B. auch so Nachrichten wie "Hab' einen schönen Tag (mit einer Sonne/Blume)" oder auch z.B. "Genieß' Dein Wochenende!" oder so etwas...