Beiträge von Tommi150592

    Guten Abend Zusammen,


    eigentlich wollte ich mich im Moment hier ein wenig zurückziehen, die vielen neuen Schicksale berühren mich beim Lesen doch sehr. Ich weiß oftmals nur zu gut, wie sich hier jeder im Forum gerade fühlt, vieles erinnert mich auch an Utis Leidensgeschichte.


    Trotzdem muss ich heute Abend ein paar Zeilen schreiben, weil es mir nicht gut geht, weil der Sonntag halt wieder mal besch...... war.


    Bin schon mit einem schlechten Gefühl aufgestanden, die Trauer, die Wut hat mich auch nach fast 6 Monaten noch voll im Griff.


    Was habe ich gemacht, bin nach dem Frühstück direkt raus in die Natur, das mache ich immer, wenn ich es zu Hause nicht mehr aushalte. Diese Stille hier macht mich echt total platt, bin dann rund 25km gelaufen. Über unsere Berge hier am Niederrhein, das sind eher Hügel, der höchste ist gerade 66m hoch. Das mache ich aber auch, um meine Fitness zu erhalten.


    In 9 Tagen geht es in unsere zweite Heimat, ins Allgäu, auf Bergtour. Dies ist das Einzige, was mich noch positiv stimmt, auf das ich mich irgendwie auch ein wenig freuen kann.


    Auf meiner Tour heute habe ich allerdings immer nur an Uti gedacht, immer nur an ihre Krankheit, an diese Palliativstation, an ihr mehrwöchiges Sterben, an den Moment, als ich am Bett saß und sie nicht mehr atmete.


    Ich machte mir Vorwürfe, habe ich wirklich alles getan, um sie zu retten? Musste ich wirklich in den letzten Monaten auch noch mit ihr schimpfen, weil ich dachte, sie lässt sich hängen, sie wehrte sich nicht gegen ihre Krankheit, das kannte ich nicht von ihr. Das tut mir gerade alles unendlich leid, meine Nerven waren irgendwann auch am Ende. Sie hat wohl selber nicht mehr gemerkt, dass der Kampf verloren war, "Tommi ich will aber bei Dir bleiben, ich gebe nicht auf"


    Alle sagen mir, ich hätte alles getan, was man noch tun konnte. Die Ärzte hatten sie quasi aufgegeben, trotzdem habe ich noch um eine letzte Patrone gekämpft, sie hat noch eine Chemo erhalten, aber nach 3 Tagen war eigentlich jegliche ärztliche Therapie sinnlos geworden.


    Ich grübele und grübele, was hat sie noch mitbekommen, was hätte sie mir noch gerne gesagt, ich werde keine Antwort mehr bekommen. Der arrogante Professor der Uniklinik hatte sie schon abgeschrieben, eine Palliativbegleitung empfohlen, dem Onkologen fiel auch nix mehr ein. Die Hausärztin riet mir auch eher zu einer Palliativbehandlung oder ein Hospiz, das Helios Krankenhaus Krefeld bat um Zustimmung, alle eventuell eintretenden Notfälle nun nicht mehr intensivmedizinisch zu behandeln. Nein, ich glaube es gab keine Rettung, auch wenn ich ständig darüber nachdenke.


    Jetzt fahre ich am 4.6.24 ins Allgäu, dort waren Uti und ich schon 36mal, das wird auch schwierig. Unser langjähriges Ziel war immer die Rappenseehütte, so oft haben wir das Ziel aus den Augen verloren, einmal mussten wir die Tour dorthin sogar abbrechen, es war zu feucht und Uti hatte einfach zu viel Angst bei abfallendem Gelände.


    Als wir dann aber vor ein paar Jahren endlich diese Hütte erreichten, ja da erlebten wir beide ein unbeschreibliches Glücksgefühl, ich werde ihr Strahlen nie vergessen, als sie um die Ecke bog und das Ziel erblickte. Oben am Gipfelkreuz gab es auch den verdienten Kuss, ja was waren das für schöne Zeiten.


    Viele sagen mir immer, "ach das wird schon", "es braucht seine Zeit", etc., nein, so wird es bei mir aber nicht laufen.


    Uti und ich waren immer ein Team, so ähnlich wie bei Billie, 1+1=1, das war unsere Formel, es gab uns nur zusammen.


    Jetzt bin ich nur noch 50%, an manchen Tagen auch nur 10 oder 20%, das reicht oftmals nicht für einen guten Tag.


    "Der Weg ist das Ziel", das gilt nicht nur für die Berge, sondern auch fürs ganze Leben. Vielleicht sollte ich mir das einfach mehr verinnerlichen.


    Wünsche Euch Allen einen erträglichen Wochenstart


    Tommi

    Bei Dir im Dorf ist heute Schützenfest, bei mir im Ort ist zur Zeit Volksfest. Bin einmal drüber gelaufen, dann musste ich schnell wieder weg von dort. Zu schmerzhaft, zu viele Erinnerungen.

    Das sind keine Anlässe wo man alleine hingeht;(

    Hallo Nora,

    vielen Dank für Deine lieben Zeilen.


    Mir ist es auf dem Schützenfest ähnlich ergangen wie Dir auf dem Volksfest.


    Ich war zwar da, hab mich aber nicht unbedingt wohl gefühlt, so alleine.


    Alles ist so normal da draußen, alle lachen, alle trinken mit Genuss ihr Bitburger Pils, alles ist so wie früher.


    Nur mein Leben halt nicht mehr, nichts ist mehr so schön wie früher.


    Trotzdem versuche ich es immer wieder, noch 14 Tage, dann geht es in die Allgäuer Alpen, puh liegt da noch viel Schnee auf den Bergen. ?(


    Auch da bin ich alleine, die ersten Bergtouren ohne Uti, wie mag es wohl werden. Aus Gewohnheit werde ich mich bestimmt umdrehen und schauen, ob sie auch immer schön hinter mir ist. Das Unterbewusstsein spielt einem manchmal die merkwürdigsten Streiche.


    Nun gut, die Feiertage sind rum, und das ist auch gut so.


    Bis dann

    Tommi


    Ja, der Blumenstrauß ist megaschön, als wenn sie ihn selber zusammengestellt hätte, für sich und für uns

    Hallo,


    es ist mal wieder Feiertag........., das übliche Dilemma....


    Unseren Hochzeitstag am 15.05.24 habe ich einigermaßen hinter mich gebracht bzw. erlebt, es war der erste offizielle Gedenktag nach Utis Tod, vielleicht auch der schwerste.


    In dem Moment, als ich ihr morgens den Blumenstrauß ans Grab brachte, ja da ging es mir richtig schlecht. Ich bringe ihr oft Blumen an ihr Grab, aber diesmal war es halt etwas Besonderes. Uti liebte ihren Garten und besonders ihre bunten Beete. Der Hochzeitsstrauß musste daher auch bunt sein, ich glaube die Floristin hat ihren Geschmack ganz gut getroffen.


    Aber dieses Gefühl, dort zu stehen, zum ersten Mal diesen Hochzeitstag alleine auf Erden begehen zu müssen, ja das war dann doch wieder zu viel für meine Gemütslage. Den restlichen Tag habe ich eigentlich so verbracht wie immer, Alltag halt, trauriger Alltag.


    Es sind diese Erinnerungen, die einen immer wieder so runterziehen. Die schlimmen Momente der Krankheit haben mich heute noch im Griff, die schönen Erinnerungen tun genauso weh, da ist es wieder, dieses "Nie wieder....", von dem ich schon so oft schrieb.


    Bin eben raus in den Ort, das Wetter lädt dazu ein, in der Pfarrkirche ist wohl gerade ein Konzert, und was hörten meine Ohren:


    den Choral "Ich bete an die Macht der Liebe" - viele kennen dieses schöne Kirchenlied sicherlich


    Doch für mich, für uns, hat dieses Lied eine besondere Bedeutung. Es wurde auf unserer Hochzeit gespielt und auch als Eingangslied auf Utis Beerdigung.


    Dass es mir dabei natürlich wieder richtig schlecht ging, ja das erklärt sich glaube ich von selber.


    Aber Hauptsache raus, hier zu Hause in diesem stillen Haus werde ich sonst verrückt.


    Heute ist Schützenfest im Dorf, ich schau mir gleich wohl den Festumzug an und vielleicht auch die Parade. Leider wohl wieder alleine, sonst stand Uti immer mit mir am Straßenrand und schaute dem Treiben zu, immer an meiner Seite, immer auf der rechten Seite. Ich bin Rechtshänder, sie war Linkshänder, so hat es sich dann meist ergeben, Hand in Hand, so wie wir immer durchs Leben gegangen sind, immer zusammen, nie alleine.


    Einen schönen/erträglichen Pfingstmontag wünscht


    Tommi

    Hallo Ihr Lieben,


    hatte ja berichtet, dass am Mittwoch unser Hochzeitstag ansteht, 32 Jahre sind wir nun verheiratet, diesmal muss ich diesen Gedenktag zumindest hier auf Erden ohne sie "feiern". Habe immer noch richtig Bammel davor, weiß noch nicht was mich am Mittwoch so erwartet.


    Aber seit Tagen beschäftigt mich auch noch etwas ganz anderes. Auf unserem Familiengrab (dort liegen meine Schwiegereltern und Uti) steht ein kleines Rosenstämmchen, schon seit 2015. Wir hatten diese Pflanze nach der Beerdigung meines Schwiegervaters aufs Grab umgepflanzt.


    Leider war dieses Stämmchen nie besonders ertragreich, oftmals waren es nur insgesamt 2 Blüten, Uti und ich haben dieses immer auf ihre verstorbenen Eltern oder auf uns projiziert. Es war zwischendurch aber auch mal nur eine einzige Blüte aufgegangen, das machte mir ehrlich gesagt schon ein wenig Angst, warum nur noch eine Blüte.


    Und jetzt schaut Euch das Bäumchen mal auf dem Foto an, ich habe es gerade am Grab gemacht. Ich habe diese Entwicklung schon seit Tagen beobachtet, bin aber irgendwie total überrascht und auch verunsichert. Wo kommen jetzt auf einmal diese ganzen schönen Blüten her, es waren doch sonst nie mehr als zwei Knospen.


    Eigentlich glaube ich nicht an irgendwelche Zeichen aus dem Jenseits, auch wenn ich während meines Urlaubs an der Ostsee auch schon ein Erlebnis hatte, was mich sehr nachdenklich stimmte. An unserer Lieblingsbank hatte mich eine gewaltige Trauerwelle erfasst, nachdem ich mich wieder gefangen hatte, zeigte mein GPS Gerät Utis Geburtsdatum an, halt als Kilometerangabe.


    Wenn sie mir was sagen möchte, dann könnte sie dies doch auch auf direktem Wege machen, z.B. im Traum, Jesus hat doch auch noch einmal mit seinen Jüngern gesprochen.


    Blödes Beispiel, ich weiß, aber wahrscheinlich ist eh alles nur Zufall. Hier am Niederrhein war es sehr feucht in den letzten Monaten und jetzt halt die Hitze.


    Jedenfalls freue ich mich über diese Blumenpracht, sie macht mich allerdings gerade auch irgendwie nachdenklich.


    Warum kommt mir gerade der Film "Ghost" in den Sinn, diese Töpferszene, ich fand den Film damals megakitschig.


    mit nachdenklichen Grüßen


    Tommi



    Lieber Tommi,

    Ich verstehe sehr gut, dass Du diesem besonderen Tag mit einem mulmigen Gefühl entgegen siehst.
    Du könntest versuchen, etwas zu planen, z. B. ein Essen kochen, was Ihr gerne zusammen gegessen habt. Dafür den Tisch schön decken, Blumen kaufen und auf den Tisch stellen, einen Wein trinken, den Ihr möchtet. Musik hören, die Ihr möchtet. Sozusagen ein Abendessen im Restaurant (was Ihr normalerweise gemacht hättet), nur eben bei Euch zu Hause. Dazu dann Bilder ansehen, mit Ihr über die schönen Urlaube sprechen. So erlebt Ihr beide dieses Abend zusammen….. Vielleicht gefällt Dir diese Vorstellung. Auch wenn sie sicher auch schmerzen wird ist sie sicher auch sehr tröstlich. Wenn Du das nicht schaffen solltest, etwas zu planen, dann lasse lieber alles auf Dich zukommen…..

    Ich sende Dir ein Kraftpaket…..

    Lg Herzschmerz

    Hallo Herzschmerz, hallo Nora,

    danke für Eure lieben Zeilen.


    Ich fürchte nur, dass ich bei Weitem noch nicht soweit bin, solch positive Erinnerungen wieder an mich ranzulassen.


    Kein Bild von Uti steht/hängt in unserem Haus, im Gegenteil, alle unsere schönen gemeinsamen gerahmten Bilder liegen noch mit der Vorderseite nach unten in unseren Schränken. Ich werde im Moment wahnsinnig, uns beide so glücklich und lächelnd zu sehen.


    In meinem Urlaub hatte ich immer unsers schönstes Foto bei mir, in der Jackentasche, komischerweise hat mir dies an der Ostsee nichts ausgemacht.


    Aber hier, in unserem schönen Haus und in unserem schönen Garten ist sie überall präsent, und das tut mir total weh, weil sie halt nicht mehr an meinem Leben teilhaben kann.


    Ich hab mir dieses Jahr noch nicht mal eine Schale Erdbeeren gegönnt, weil wir beide dieses Obst regelrecht "verschlungen" haben. Bei jedem Eis denke ich zweimal nach, ob ich es mir gönnen soll. Meistens mache ich das dann auch, eine Kugel Stracciatella ist immer dabei, das ist ihr Lieblingseis.


    Heute schmeiße ich zum ersten Mal unseren Grill an, die Terrasse ist nur sehr spärlich besetzt, nur mit mir. Schwierig schwierig.


    Ja, ich lasse den Hochzeitstag auf mich zukommen, das ist wohl das Beste.


    Gruß

    Tommi

    Hallo Zusammen,


    es ist mal wieder Samstag, unser Tag......


    Nächste Woche steht der erste so richtig schwierige Gedenktag an. Am 15.05.1992 haben wir geheiratet, wir sind nun seit 32 Jahren verheiratet.

    Ich schreibe extra "nun seit..." weil sie für mich immer noch meine Partnerin ist, meine Ehefrau, der Tod hat uns nicht geschieden, sicher nicht.


    Ich sehe sie heute noch in ihrem Brautkleid, wie ich sie als junger Spund abgeholt habe und wir zur Traukapelle gefahren sind.


    Ja der Hochzeitstag, wir haben diesen immer sehr intensiv erlebt, jedes Jahr bis zu ihrer Krankheit am 15.02.2021, danach war nichts mehr wie es war.

    Wir waren nicht mehr in Stimmung für Blumen oder ein gemeinsames Essen gehen, den Hochzeitskuss gab es aber trotzdem auch in dieser schweren Zeit.


    Was kann ich nun tun?


    Ihr Blumen ans Grab bringen - das mache ich sowieso

    Sie am Mittwoch auf dem Friedhof besuchen? - ich bin jeden Tag da, meistens sogar mehrmals

    Mit Ihr am Grab sprechen? - das tue ich doch jedes Mal, ich bekomme nur keine Antwort

    Ein Grablicht anzünden? - ich bin ständig bei Rossmann und kaufe neue Lichter

    In unserer Pfarrkirche eine Kerze anzünden? - auch das gehört mittlerweile zu meinem Alltag


    An sie denken? - das mache ich 24 Stunden am Tag / 7 Tage die Woche, ich kann ihren Verlust immer noch nicht verarbeiten, sie fehlt mir unendlich.


    Wie kann ich diesen Mittwoch, unseren Hochzeitstag gebührend gestalten?, auch an diesem Tag sitze ich wieder allein am Frühstückstisch und frage mich, wie das alles hier noch einmal besser werden soll. Da helfen auch kein zwischenzeitlich gelungener Urlaub und neue Pläne für meine Bergtouren.


    Aber ich muss mich halt an Utis Aussagen klammern, "Wir müssen...." hat sie immer gesagt, auch wenn wir manchmal nicht mehr weiterwussten.


    Im Juli hat sie dann Geburtstag, wäre 57 Jahre alt geworden, ein Alter was einem eigentlich noch alle Wünsche offenlässt.


    Nun gut, es hilft ja nix, unsere Hochzeit war ein einmaliges Erlebnis, die Erinnerung schmerzt trotzdem so sehr.


    Vielleicht sollte ich diesen Tag einfach so erleben wie immer in den letzten Monaten, mit ganz viel Liebe und das Hoffen auf ein Wiedersehen.


    Bis bald

    Tommi

    Hallo Nora,

    es tut mir so leid, dass es Dir heute so schlecht geht, kann Dich sehr gut verstehen.


    Mich hat es heute in der Früh auch wieder erwischt, beim Brötchenholen, auf einmal waren sie wieder da, diese furchtbaren Bilder aus der Palliativstation.

    Ich sah wieder ihre schönen Augen, aber sie starrten wieder nur ins Leere. Sie hat so gekämpft und wir beide haben so gelitten, bis zuletzt. Hat sie mich überhaupt noch erkannt, was hat sie noch mitbekommen, das macht mich wahnsinnig.


    Nein liebe Nora, wir geben nicht auf, es muss weitergehen, aber es gibt kein Drehbuch für unsere Situation, keine Bedienungsanleitung.


    Unsere Liebsten möchten doch auch, dass wir unser gemeinsam erarbeitetes Vermächtnis nicht so einfach preis geben. Und sie leiden bestimmt mit, wenn sie uns gerade so sehen.


    Uti hat sich am Schluss so gequält, "Ich möchte unser schönes altes Leben wieder zurück" hat sie oft gesagt, leider hat sich ihr Wunsch nicht erfüllt. Im Gegenteil, auch hier hat eine Bombe eingeschlagen, alles liegt irgendwie in Trümmern, aber das darf nicht so bleiben.


    Mir fällt es gerade auch sehr schwer, an eine positive Wendung zu glauben, aber "Aufgeben ist keine Option" (Zitat Uti)


    Alles steht und fällt mit neuen Plänen, ohne Pläne für die Zukunft geht man unter und wird scheitern. Bei mir sind es gerade meine Bergtouren, die ich gerade schon für mich ausarbeite, das war immer unsere Leidenschaft.


    Und ich versuche auch die unangenehmen Dinge so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, damit diese im Wiederholungsfall nicht mehr ganz so weh tun.


    Aber jeder Mensch ist anders, ich bin auch gerade ziemlich alleine, die Familie beschränkt sich nur auf das Nötigste, wie immer.


    Kopf hoch liebe Nora, auch wenn es gerade unfassbar schwer fällt. Das Schicksal stellt uns anscheinend wieder auf die Probe.


    Bis bald


    Tommi

    Guten Morgen,

    es ist mal wieder Samstag.....


    Das ist eh der Tag, an dem es mir immer ziemlich schlecht geht, der Samstag war immer "unser Tag"


    Und ich "Vollidiot" räume an so einem Tag auch noch den Keller weiter auf, stoße natürlich wieder auf unsere schöne gemeinsame Zeit.


    Habe gerade ihre Wanderschuhe in der grauen Tonne entsorgt, ihre Winterwanderstiefel ebenso.


    Mein Gott hängen da Erinnerungen dran, unzählige schöne Bergtouren, aber auch so manche Blase, damit hatte sie immer große Probleme, bis irgendwann mal "Compeed" erfunden wurde.


    Was hat sie oft auf die Zähne gebissen, sie war immer so stark, unzählige Kilometer wurden mit diesen Schuhen "abgespult", oftmals hat sie mit mir gemeckert.


    Ich kann mich noch an die Tour im Berchtesgadener Land erinnern, zur Gotzenalm, unzählige Kilometer (Nora kennt die Ecke sicherlich auch ganz gut), die Füße taten ihr so weh, aber wir waren uns einig, diese Alm ist eine der schönsten im ganzen Alpenraum, die Watzmann-Ostwand grüßte von der anderen Seite des Königssees zu uns rüber.


    "Wir sind doch in Urlaub, wir können doch nicht jeden Tag die Berge rauf und runter laufen"


    Recht hatte sie, später habe ich meinen Ehrgeiz dann auch an ihre Wünsche angepasst.


    Ja diese Erinnerungen, es waren doch "nur" ein paar Wanderschuhe, aber viele materielle Dinge von ihr können oftmals eine Geschichte erzählen.


    Da habe ich jetzt selber einen "Bock" geschossen, das hätte ich auch noch Montag machen können, wäre es vielleicht anders verlaufen, ohne diese schlimme Traurigkeit? Ach ich weiß es nicht.


    Höre jetzt für heute auf mit Aufräumen, und koche mir was fürs Wochenende, Chili con Carne, das kriege ich so gerade mal selber hin.


    Alleine essen ist trotzdem doof!!!!


    Ein erträgliches Wochenende an Alle


    Tommi

    Hallo Ihr Lieben,


    geht es Euch auch heute so wie mir, an diesem sonnigen Feiertag?


    Alle sind draußen, mit dem Rad, zu zweit oder in der Gruppe. Die Biergärten sind voll, die Restaurants auch, an unserer Lieblingseisdiele stehen Massen an Menschen.


    Alle haben Spaß und Freude, lassen es sich richtig gut gehen, genau so wie wir früher.


    Uti und ich wären heute auch mit dem Rad unterwegs gewesen, vielleicht zum Stadtwald nach Krefeld, das ist einer der schönsten Biergärten in NRW.

    Stattdessen gehe ich so alleine meine Runden, zu Fuß, viele Kilometer, da hat man wieder viel Zeit zum Nachdenken, das ist gar nicht so gut.


    Ich bin gerade traurig, wütend und neidisch zu gleich.


    Traurig, weil Uti und ich halt nicht mehr so einen Tag wie heute genießen und gemeinsam gestalten können.

    Wütend, dass diese scheiß Krankheit unser Leben kaputt gemacht hat, ihr Tumor hat mich immer noch gut im Griff.

    Neidisch, dass alle da draußen ihrem normalen Leben nachgehen können, sich noch auf den Tag freuen können.


    Schlimm zugleich ist auch, dass ich für mich weiß, dass es nicht viel besser werden kann. Ich kämpfe mich durchs Leben, mein Leben, unser Leben, das ist jeden Tag eine Herausforderung. Ich stelle mich dieser, ich weiß aber auch, dass ich seit Utis Tod nur noch die Hälfte an Kraft habe, manchmal auch weniger, das reicht oftmals nicht für einen positiven Tagesverlauf.


    Trotzdem setze ich mich jetzt auch unsere Terrasse, mache eine Büchse Bier auf, und versuche nicht zu sehr an das schöne alte Leben zu denken.


    Vielleicht habt Ihr ja heute mehr Erfolg als ich.


    Gruß

    Tommi

    Hallo Nora,

    auch von mir ein "Daumen hoch"


    Freut mich, dass es Dir gefallen hat, ich zünde auch regelmäßig Kerzen an, war eben noch in der Pfarrkirche und habe "exklusiv" für Uti ein Licht angezündet.


    Das tut mir gut, weil wir beiden das immer schon so gemacht haben, nur halt für unsere Eltern.


    In der Kirche wurde gerade der Rosenkranz gebetet, das war mir dann doch zu antiquiert, gab allem aber irgendwie einen passenden Rahmen.


    Bin im Januar noch aus der Kirche ausgetreten, trotzdem gehe ich immer wieder hin, auch Jesus war in keiner Kirche und musste auch keine Kirchensteuer entrichten. Auch wenn es noch weit weg ist, freue mich schon auf die Lichter in der Kapelle Maria Gern, zu der Du ja auch eine ganz besondere Beziehung hast.


    Bis bald

    Tommi

    Liebe Steffi,


    meine Nachbarn raten mir auch zu einem Hund, aber ich hatte noch nie einen, und dann hätte ich schon wieder eine gewisse Verantwortung.


    Das traue ich mir im Moment einfach nicht zu, auch wenn Uti und ich Tiere immer sehr mochten, hatten sogar eine Dauerkarte für den Krefelder Zoo.


    Ich vermisse Uti auch so unendlich, war heute schon wieder zweimal am Grab, wenn man dann ihren Namen auf der Grabplatte liest, ist es noch mal so richtig traurig. Bisher hatten wir dort immer gemeinsam ihre Eltern betrauert, jetzt muss ich ihren Namen dort lesen, schrecklich.


    Das Weinen gehört wohl zu unserer Trauer dazu, das ist leider so, ist mir eben auch nicht anders gegangen, bei mir kommt gerade auch noch Wut dazu.

    Aber Wut ist kein guter Ratgeber.


    Kopf hoch, auch wenn es schwerfällt


    Tommi

    Liebe Steffi,

    Deine Wut kann ich mehr als teilen. Es ist so vieles im Unargen, dass einem schlecht wird. Das alles aufzuzählen würde das Forum sprengen. Meine Frau hat 38 Jahre in die Rentenkasse einbezahlt. War in Vollzeit berufstätig. Bis zum Schluss. Hatte auch mehr verdient als ich.

    Witwenrente ? Das ich nicht lache. Der größte Betrug. Ich arbeite noch Vollzeit und bekomme 8.67 € im Monat. Der Staat behält sich den Rest einfach ein und sagt danke. Danke, dass du so früh gestorben bist...Ich wünsche dir den bestmöglichen Erfolg und drück' die Daumen.

    Liebe Grüße Billi 🌻

    Hallo,

    mit dieser Problematik musste ich mich auch beschäftigen.


    Bin allerdings nicht mehr arbeiten gegangen, werde fast 59 und bin nicht in der Lage noch einmal einen kompletten beruflichen Neustart zu wagen.


    Ich war selber 37 Jahre ungekündigt in Anstellung, habe meinen Job aber für Uti hingeschmissen, damit ich immer bei ihr sein konnte, mit allen finanziellen Konsequenzen.


    Uti hatte auch Erwerbsminderungsrente bekommen, das waren schon heftige Einnahmeverluste, obwohl sie immer gut verdient hatte.


    Wenn ich jetzt aber die Möglichkeit bekommen hätte, noch mal in meinen Beruf zurückzukehren, dann stände ich vor dem gleichen Problem. Es würde auch mir nur noch eine geringe dreistellige Summe als Hinterbliebenenrente zugesprochen. Dafür hat Uti dann 39 Jahre in die Rentenkasse einbezahlt, das nennt sich dann Solidarprinzip.


    Aber das war wohl immer schon so, das kann man der Ampel hier nicht ankreiden, mein Schwiegervater hatte in den 90ern für seine verstorbene Ehefrau gar nichts bekommen, weil er als Schlossermeister zu viel verdiente.


    Was aber auch noch so richtig reinhaut ist, dass Du Billie wahrscheinlich für Deine 8,67 Euro im Monat trotzdem noch jedes Jahr von der DRV überprüft wirst, ob Du nicht doch noch zu viel verdienst. Ich muss sogar meine Zinseinkünfte offenlegen, ich sollte schon im Januar bei der Beantragung den Einkommenssteuerbescheid von 2023 vorlegen, was doch so früh noch gar nicht möglich war. Habe der DRV dann alles detailliert mit Einzelauszügen dargestellt, das haben die dann auch akzeptiert.


    Schlimm so etwas oder?


    Man zahlt über die Jahrzehnte mit seinem Arbeitgeber zusammen Hunderttausende von Mark/Euro ein, und am Schluss gibt es dann nur noch "Krümel" Wahnsinn


    Gruß

    Tommi

    Guten Morgen,


    nein, mein Morgen ist nicht so schön.


    Habe wieder schlecht geträumt, war wieder im Krankenhaus, Uti hatte wieder Probleme, und ich musste warten bis ich ins Patientenzimmer durfte.


    Wann hört das endlich mal auf, habe Uti letztens am Grab gebeten, dass sie besser auf mich aufpassen muss, damit ich nicht irgendwann mal resigniere.


    Und damit meinte ich auch diese belastenden Träume, am liebsten möchte ich gar nicht träumen.


    Gut dass ich irgendwann dann mal aufgewacht bin und nicht weiß, wie dieser Traum weitergegangen wäre. Trotzdem belastest so etwas ungemein. Ich habe es gestern geschrieben, die Krankheit bestimmt immer noch mein Leben, zu sehr haben mich die letzten 3,5 Jahre bewegt und mir meine Kraft genommen.


    Ich möchte aber auch nicht von schönen Erinnerungen träumen, das tut mir genauso weh, denn dann kommt wieder dieses "Nie mehr......" ins Spiel.


    Unsere Träume können wir aber wohl nicht selbst abstellen, also muss ich halt auf bessere Zeiten hoffen.


    Ein schönes Leben kann ich mir ehrlich gesagt ohne Uti nicht mehr vorstellen, aber es sollte dann doch erträglicher werden.


    Aber das kann wohl nur ich selbst bewirken, der Schlüssel hierzu sind meine Pläne, auch wenn diese im Moment doch sehr überschaubar sind.


    Einen erträglichen Sonntag an Alle


    Tommi

    Hallo Ihr Lieben,


    es ist mal wieder Samstag….


    und die Woche verlief doch nicht nur schlecht, vielleicht zeigt dieses Laif 900 eine gewisse Wirkung und kann meine Stimmung aufhellen.

    Trotzdem erwischen mich diese absoluten Tiefpunkte immer noch, manchmal kommt zur Trauer jetzt auch noch die Wut dazu.


    Ich bin wütend, dass Uti so früh sterben musste, dass alles nur noch am Schluss eine Qual war, für sie und für mich. Warum musste es uns denn so hart erwischen, ihre Mutter starb schon sehr jung, an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das war hier auch schon eine Tragödie, Uti hat den Tod ihrer geliebten Mutter nie richtig verkraftet.


    Und dann erwischt es sie selber, genauso schlimm, vielleicht sogar noch tragischer. Sie hat bis zum Schluss gekämpft, wollte nicht loslassen, aber ihr Körper hat den Vorhang des Lebens dann abgelassen.


    Wäre letztens ein Eimer im Zimmer gestanden, ich glaube ich hätte ihn aus Wut weggetreten, bin halt ein Emotionstyp, das wird sich auch nicht mehr ändern.

    Aber es war wie gesagt in dieser Woche nicht alles schlecht, ich mache wieder Pläne, nun ja, ich plane meine Bergtouren für den Sommer. Nur auch da wird mich die Trauer wieder schnell einholen, Uti kann nicht mehr meine Weggefährtin sein, am Gipfelkreuz werde ich mir alleine die Hand geben müssen. Von mir hat sie da oben oftmals als Anerkennung für die gemeinsame Anstrengung einen Kuss bekommen.


    Natürlich wird sie auch dort irgendwie dabei sein, wieder als Foto, wieder in meinen Gedanken und natürlich auch in meinem Herzen.

    Aber das tröstet nur bedingt, Wut ist oftmals ein schlechter Ratgeber, meine Ungeduld übrigens auch.


    Manchmal bin ich sogar wütend auf den da ganz oben, wenn es ihn denn wirklich gibt. Warum hat er zugelassen, dass sein Sohn ans Kreuz genagelt wurde, wieso musste er so leiden. Und wieso hat er mir meine Uti genommen, nach diesem schweren Kampf, so eine liebe, natürliche Person.


    Darauf werde ich wohl so schnell keine Antwort bekommen.


    Ihr Platz auf der Couch ist leer, genau wie die schöne Gartenbank, auf der sie immer so gerne gesessen hatte, ihre Gartenliege steht weiterhin im Keller. Erinnerungen an wunderschöne gemeinsame Zeiten.


    Merke gerade, dass Wut mich auch nicht weiterbringt, ich muss die paar guten Momente einfach mehr würdigen, und die Zeit nutzen um Kraft zu tanken. Die Krankheit bestimmt immer noch viel zu viel mein Leben, lese immer noch im Hirntumorforum, das bringt doch nichts.


    Hatte letztens wieder dieses Gefühl, nicht alles gegen ihre Krankheit getan zu haben, hab mir noch mal die Krankenakte angeschaut. Im Juni wurden doch tatsächlich 5 Metastasen in ihrem Kopf bestrahlt, das wusste ich noch, aber ich musste mich noch einmal vergewissern. Ich konnte sie nicht retten, das weiß ich eigentlich auch.


    Nun gut, wie heißt es so schön

    „immer wieder aufstehen, immer wieder sagen es geht doch“


    Einen erträglichen Samstag

    Tommi

    Und dann kam letzte Nacht der dicke Frost und jetzt ist alles kaputt, alles ist matschig und liegt am Boden :13::13::13:.

    Und die nächsten drei Nächte soll es noch strengeren Frost geben. Davon erholen sich die Pflanzen nicht mehr.

    Hallo Kimmy,

    ich kann Deine Traurigkeit sehr gut verstehen.


    Aber gib Deine Pflanzen nicht vorzeitig auf, oftmals erholen sich diese auch wieder, das weiß ich aus eigener Erfahrung.


    Vor 2 Jahren hatten wir unseren großen Oleander auch zu spät "verpackt" und schon sah er aus wie "mausetot"


    Unser Nachbar, ganz großkotzig: "den kannst Du jetzt wegschmeißen, in die braune Tonne, das wird nix mehr"


    Uti war diesbezüglich so richtig traurig, so wie Du gerade, dieser Oleander steht schon länger im Kübel auf unserer Terrasse, blüht in 3 Farben, ein Traum.


    Ich hab die Pflanze dann irgendwann in die Garage gestellt, in der Hoffnung, der kommt wieder, und was passierte, im nächsten Frühjahr kamen die ersten Triebe und er blühte wieder, so schön wie nie zuvor.


    Ähnliches erlebten wir übrigens auch mit einem Rhododendron, total vertrocknet, seit diesem Jahr blüht er wie nie.


    Für Uti war seither dieser Oleander ein Hoffnungsträger, auch in Bezug auf ihre schwere Krankheit. Von manchen schon aufgegeben und dann doch wieder zurückgekommen. Uti bat mich immer, ab da ganz besonders auf diesen Oleander aufzupassen, das mache ich heute noch.


    Sie sagte immer: "Der darf nie, nie kaputt gehen, dies ist ein Zeichen, auch für mich", leider hat sich dieses nicht bewahrheitet.


    Aber Du siehst, auch eine Pflanze hat Kraft und kann auch wieder erstarken, wie wir Menschen.


    Ach ja, bei uns am Niederrhein regnet es auch schon seit Ende September, aber am Tag von Utis Beerdigung schien die Sonne, das hatte sie sich auch verdient.


    Sie sagte immer zu mir: "Tommi, ich bin doch Deine Sonne" ;(;(;(;(;(


    Bis dann


    Tommi

    Lieber Billi, liebe Nora,


    ich zünde auch regelmäßig ein Kerzlein für Uti an, in unserer Pfarrkirche oder wie letztens in der Hauptkirche in Kiel, in meinem Urlaub.


    Dabei bin ich im Januar noch aus der Kirche ausgetreten, aber das ist nicht entscheidend.


    Uti und ich haben schon seit Jahrzehnten Kerzen für unsere verstorbenen Liebsten angezündet, für meine Schwiegermutter, für meinen Schwiegervater und auch für meinen eigenen Vater. Egal wo wir in Urlaub waren, ein Kerzlein musste immer brennen, manchmal auch sogar drei, für jeden eine.


    Was wir nie bedacht hatten, keiner von uns ist mal auf die Idee gekommen, dass man vielleicht auch mal eine Kerze für uns selber anzünden sollte. Haben wir nie gemacht, keine Ahnung ob es was genützt hätte.


    Erst später, vor jedem MRT sind wir in den Wallfahrtsort Kevelaer gefahren und haben dort Lichter angezündet und um Beistand gebeten, leider ohne Erfolg.

    Man kommt ja mittlerweile auf die blödesten Theorien, waren es vielleicht die fehlenden Kerzen für uns zwei, die uns diese Katastrophe beschert haben?


    Nein, ich glaube dies wäre dann doch nicht real.


    Ja Nora, im September zünde ich in der Kapelle Maria Gern auch eine Kerze an, wir tauschten uns diesbezüglich ja schon aus. Diese wird eine ganz große Bedeutung haben, der Watzmann wird mich dabei beobachten, ich liebe diesen Berg, von dieser Kapelle aus hat man einen atemberaubenden Blick auf Deutschlands schönstes Bergmassiv.


    Also Ihr Lieben, Kerzen anzünden schadet nie, im Gegenteil, dies gibt immer ein gutes Gefühl


    Gruß

    Tommi

    Hallo Ihr Lieben,

    danke Euch Allen für Eure Anteilnahme und Hilfe, wir sitzen ja alle irgendwie im gleichen Boot, fahren oftmals konzeptlos durch die Gegend und erhoffen uns ein Licht am Horizont.


    Danke auch für Eure Tipps bezüglich Tavor und Johanniskraut, jeder Mensch reagiert anders auf ein Medikament, aber das mit dieser Sucht bei Tavor hat mir die Hausärztin auch mitgeteilt.


    Ich hatte immer Tavor dabei, für Uti, für alle Fälle, dieses Medikament war auch so eine Art Notfallmedikament für sie, falls sie noch mal einen epileptischen Anfall bekommen hätte. Habe es dann auch zwischendurch mal selber genommen, ja und es hat mir kurz geholfen, die Stimmung steigt.


    Jetzt probiere ich mal dieses Johanniskraut, bin kein Typ für psychologische Therapien, habe diesbezüglich bei Uti schon sehr grenzwertige Erfahrungen gemacht. Vielleicht wirkt dieses Laif 900 ja bei mir ganz gut, man wird sehen.


    Der Tag heute ist echt ziemlich gruselig, das Katastrophenwetter draußen zieht einen dann auch noch zusätzlich runter.


    Hab mir trotzdem gerade die Jacke angezogen und bin gelaufen, hatte vorher auf Youtube wieder Bilder aus dem Allgäu geschaut, das hat mich dann wieder total runtergezogen. Bin dann zu Uti und hab ihr erzählt, warum ich heute schon zum dritten Mal an ihrem Grab auftauche. Sie ist immer so gerne mit mir durch die Berge gewandert.


    Der Friedhof liegt mitten im Dorf, man kommt quasi immer daran vorbei, dann muss ich auch die Abzweigung zum Familiengrab nehmen, und das ist mir auch sehr wichtig,


    Euch Allen dann auch ein erträgliches Wochenende


    Tommi

    Hallo Ihr Lieben,

    heute ist wieder Samstag....., unser Samstag.


    Heute in der Früh geht es mir mal wieder nicht gut, vor genau einem Jahr sind wir zu unserem letzten gemeinsamen Urlaub nach Cuxhaven aufgebrochen.

    Dort hat sie es allen und vor allem uns und sich noch einmal so richtig gezeigt. "Ich schaffe das" Sie ist an einem Morgen fast 6 Kilometer mit ihrem Rollator den Deich entlang spaziert, bis sie einfach platt war und ich das Auto holen musste.


    Ich war trotz aller Umstände so stolz auf sie, wer Cuxhaven kennt, der weiß wie schön, aber auch weit die Strecke zwischen der Alten Liebe und der Kugelbarke ist.

    Auch wenn ich immer um die ernste Prognose ihrer Krankheit wusste, zu diesem Zeitpunkt hätte auch ich nicht gedacht, dass sie Weihnachten schon nicht mehr erleben sollte. Der Krebs, im Besonderen dieser Hirntumor ist unerbittlich und grausam.


    Ja es sind diese schlimmen Stichtage, es nähert sich nun der 15.05., unser Hochzeitstag, davor habe ich jetzt schon richtig Bammel, 32 Jahre wären wir verheiratet gewesen. Aber was heißt hier "gewesen", für mich ist sie weiterhin meine Ehefrau und Partnerin, halt auf einer anderen Ebene, auch wenn die katholische Kirche dieses wohl anders interpretiert. (Bis das der Tod Euch scheidet)


    Und dann kommt auch bald der 17.07., ihr Geburtstag, auch das wird wohl schwer werden.


    Mein Urlaub an der Ostsee hat mir in der Nachbetrachtung wirklich gut getan, der Alltag hier hat mich nun wieder im Griff. Es war nicht nur die Abwechslung an der Ostsee, sieben Urlaube haben wir am Schönberger Strand verbracht. Auch wenn es dort während meines Urlaubs schwierige Momente gab, dort war sie aber immer gesund, ich sehe sie dort immer auf ihrem Fahrrad dicht hinter mir. Hier im Dorf sehe ich sie immer nur krank, komme an Bänken vorbei, auf denen sie sich ausruhen musste, an Orten an denen sie gefallen ist.


    War diese Woche bei meiner Hausärztin, Zeckenimpfung und Besprechung der Patientenverfügung, hatte nach Tavor gefragt. Ich hatte dieses Medikament schon einmal eingenommen, und es half manchmal auch gegen meine psychischen Tiefpunkte. Diesmal hat sie mir Laif 900 verschrieben, das sind wohl Johanneskrauttabletten, sollen die Stimmung auch aufhellen.


    Mal sehen, ob ich dadurch eine gewisse Hilfe bekomme.


    Nun ja, es ist Samstag, und es regnet wieder, wie seit Monaten hier am Niederrhein, furchtbar.


    Wünsche Euch eine erträgliche Woche


    Gruß

    Tommi

    Lieber Tommi,

    ich finde es beachtlich, dass du nach so relativ kurzer Zeit "diesen Weg" gegangen bist. Du hast dich dem gestellt, bist nicht ausgewichen, sondern bewusst darauf zugegangen. Wenn auch schmerzhaft hast du auch positives daraus gezogen. Und als Dankeschön ein Zeichen bekommen. Deine Uti kann stolz auf dich sein und ist ständig bei dir.

    Liebe Grüße Billi 🌻

    Lieber Billi,

    danke für Deine schönen Zeilen.


    Der Urlaub hat mir zumindest den einen oder anderen positiven Moment beschert, alleine deshalb hat es sich schon gelohnt zu fahren. Allerdings ging es mir auch dort nicht richtig gut, zu sehr hatte mich die Trauer im Griff.


    Ich bin direkt nachdem ich wieder zu Hause angekommen war zum Friedhof gegangen. Auch wenn sie auf meiner Reise immer bei mir war, ist es mir ein inniges Bedürfnis gewesen, noch am gleichen Tag an diesen schwierigen Ort zu gehen. Das mich dort dann die Gefühle wieder überwältigten, kann sich hier ja jeder nur zu gut vorstellen.


    Der Alltag holt einen direkt wieder ein, hatte gestern Abend und auch heute früh schon wieder so eine Art Trauerwelle, zwangsläufig liefen auch bei mir wieder die Tränen.


    Der Urlaub war dann nur ein Intermezzo, die Probleme sind weiterhin vorhanden. Aber diese Zeit am Schönberger Strand hat mir zumindest mal die nötige Abwechslung gebracht, die ich hier so vermisse.


    Im Juni geht es wieder in die Berge, ins Allgäu, das wird noch mal richtig schwierig. Uti und ich waren dort 36 mal in Urlaub, immer im gleichen Ort, immer in der gleichen Pension. Die Gastgeber kennen uns beide schon seit 1989, sind seither zu Freunden geworden.


    Ich möchte mir aber auch wieder meine Leidenschaften zurückholen, die ich seit 2021 so gar nicht mehr ausüben konnte, und dazu gehört nun mal das Bergwandern im Allgäu, Uti hatte es auch so geliebt, vielleicht geben mir die Berge ja zumindest ein wenig Zuversicht.


    Glücklich sein, nein das wird es bei mir nicht mehr geben, mein Lebensinhalt ist nicht mehr da. Wir waren ein Traumpaar, ein Team, es gab uns nur Zusammen. So ähnlich wie bei Dir, es verbleiben also nur noch 50%, und an manchen Tagen sind es dann auch nur noch 10 oder 20% Kraft fürs Leben, und das reicht halt nicht immer für ein gutes Gefühl.


    Aber es geht weiter, es muss, irgendwie, den Verlust kann ich aber nicht rückgängig machen, und das schmerzt jede Sekunde.


    Liebe Grüße

    Tommi

    Ihr Lieben,

    vielen Dank für Eure lieben Zeilen.


    Ja Constanze, Du hast völlig Recht, diese gemeinsamen Orte schmerzen im Moment so sehr, da ist es dann wieder, dieses berüchtigte "Nie wieder....."


    Aber es stimmt, sie geben Verbundenheit, an diesen Plätzen ganz besonders.


    An dieser schönen Bank in Möltenort an der Förde hatte es mich dann ja so richtig erwischt, der schwerste Moment des Urlaubs, aber ich hatte damit gerechnet.

    Was danach folgte war umso erstaunlicher, ich habe immer mein GPS dabei, um die gelaufenen Kilometer zu ermitteln, als ich von dieser Trauerbank aufstand und auf dieses Gerät schaute, zeigte es mir 17,7 km an.


    Eigentlich nichts besonderes, wenn da nicht Utis Geburtsdatum wäre, sie wurde am 17.07.1967 geboren, ich bin bei diesen Dingen wie Zeichen aus dem Jenseits immer sehr skeptisch, das hat mich dann aber doch überwältigt. Mir ging es danach echt wieder besser, habe mich in Heikendorf an die Strandbar gesetzt und ein Bier getrunken, alleine und doch nicht allein.


    Nur für diesen Moment, auch wenn er zuerst weh tat, hat es sich gelohnt an die Ostsee zu fahren.


    Bis bald und auch alles Liebe


    Tommi