Wunden verheilen, aber tiefe Wunden heilen nie

  • Lieber Tommi,

    ich finde es beachtlich, dass du nach so relativ kurzer Zeit "diesen Weg" gegangen bist. Du hast dich dem gestellt, bist nicht ausgewichen, sondern bewusst darauf zugegangen. Wenn auch schmerzhaft hast du auch positives daraus gezogen. Und als Dankeschön ein Zeichen bekommen. Deine Uti kann stolz auf dich sein und ist ständig bei dir.

    Liebe Grüße Billi 🌻

    Lieber Billi,

    danke für Deine schönen Zeilen.


    Der Urlaub hat mir zumindest den einen oder anderen positiven Moment beschert, alleine deshalb hat es sich schon gelohnt zu fahren. Allerdings ging es mir auch dort nicht richtig gut, zu sehr hatte mich die Trauer im Griff.


    Ich bin direkt nachdem ich wieder zu Hause angekommen war zum Friedhof gegangen. Auch wenn sie auf meiner Reise immer bei mir war, ist es mir ein inniges Bedürfnis gewesen, noch am gleichen Tag an diesen schwierigen Ort zu gehen. Das mich dort dann die Gefühle wieder überwältigten, kann sich hier ja jeder nur zu gut vorstellen.


    Der Alltag holt einen direkt wieder ein, hatte gestern Abend und auch heute früh schon wieder so eine Art Trauerwelle, zwangsläufig liefen auch bei mir wieder die Tränen.


    Der Urlaub war dann nur ein Intermezzo, die Probleme sind weiterhin vorhanden. Aber diese Zeit am Schönberger Strand hat mir zumindest mal die nötige Abwechslung gebracht, die ich hier so vermisse.


    Im Juni geht es wieder in die Berge, ins Allgäu, das wird noch mal richtig schwierig. Uti und ich waren dort 36 mal in Urlaub, immer im gleichen Ort, immer in der gleichen Pension. Die Gastgeber kennen uns beide schon seit 1989, sind seither zu Freunden geworden.


    Ich möchte mir aber auch wieder meine Leidenschaften zurückholen, die ich seit 2021 so gar nicht mehr ausüben konnte, und dazu gehört nun mal das Bergwandern im Allgäu, Uti hatte es auch so geliebt, vielleicht geben mir die Berge ja zumindest ein wenig Zuversicht.


    Glücklich sein, nein das wird es bei mir nicht mehr geben, mein Lebensinhalt ist nicht mehr da. Wir waren ein Traumpaar, ein Team, es gab uns nur Zusammen. So ähnlich wie bei Dir, es verbleiben also nur noch 50%, und an manchen Tagen sind es dann auch nur noch 10 oder 20% Kraft fürs Leben, und das reicht halt nicht immer für ein gutes Gefühl.


    Aber es geht weiter, es muss, irgendwie, den Verlust kann ich aber nicht rückgängig machen, und das schmerzt jede Sekunde.


    Liebe Grüße

    Tommi

  • Hallo Ihr Lieben,

    heute ist wieder Samstag....., unser Samstag.


    Heute in der Früh geht es mir mal wieder nicht gut, vor genau einem Jahr sind wir zu unserem letzten gemeinsamen Urlaub nach Cuxhaven aufgebrochen.

    Dort hat sie es allen und vor allem uns und sich noch einmal so richtig gezeigt. "Ich schaffe das" Sie ist an einem Morgen fast 6 Kilometer mit ihrem Rollator den Deich entlang spaziert, bis sie einfach platt war und ich das Auto holen musste.


    Ich war trotz aller Umstände so stolz auf sie, wer Cuxhaven kennt, der weiß wie schön, aber auch weit die Strecke zwischen der Alten Liebe und der Kugelbarke ist.

    Auch wenn ich immer um die ernste Prognose ihrer Krankheit wusste, zu diesem Zeitpunkt hätte auch ich nicht gedacht, dass sie Weihnachten schon nicht mehr erleben sollte. Der Krebs, im Besonderen dieser Hirntumor ist unerbittlich und grausam.


    Ja es sind diese schlimmen Stichtage, es nähert sich nun der 15.05., unser Hochzeitstag, davor habe ich jetzt schon richtig Bammel, 32 Jahre wären wir verheiratet gewesen. Aber was heißt hier "gewesen", für mich ist sie weiterhin meine Ehefrau und Partnerin, halt auf einer anderen Ebene, auch wenn die katholische Kirche dieses wohl anders interpretiert. (Bis das der Tod Euch scheidet)


    Und dann kommt auch bald der 17.07., ihr Geburtstag, auch das wird wohl schwer werden.


    Mein Urlaub an der Ostsee hat mir in der Nachbetrachtung wirklich gut getan, der Alltag hier hat mich nun wieder im Griff. Es war nicht nur die Abwechslung an der Ostsee, sieben Urlaube haben wir am Schönberger Strand verbracht. Auch wenn es dort während meines Urlaubs schwierige Momente gab, dort war sie aber immer gesund, ich sehe sie dort immer auf ihrem Fahrrad dicht hinter mir. Hier im Dorf sehe ich sie immer nur krank, komme an Bänken vorbei, auf denen sie sich ausruhen musste, an Orten an denen sie gefallen ist.


    War diese Woche bei meiner Hausärztin, Zeckenimpfung und Besprechung der Patientenverfügung, hatte nach Tavor gefragt. Ich hatte dieses Medikament schon einmal eingenommen, und es half manchmal auch gegen meine psychischen Tiefpunkte. Diesmal hat sie mir Laif 900 verschrieben, das sind wohl Johanneskrauttabletten, sollen die Stimmung auch aufhellen.


    Mal sehen, ob ich dadurch eine gewisse Hilfe bekomme.


    Nun ja, es ist Samstag, und es regnet wieder, wie seit Monaten hier am Niederrhein, furchtbar.


    Wünsche Euch eine erträgliche Woche


    Gruß

    Tommi

  • Lieber Tommi,


    ich verstehe dass du dich schrecklich fühlst. Mein Schatz ist jetzt schon 45 Monate nicht mehr bei mir. Aber er fehlt mir jeden einzelnen Tag.


    Ich möchte dich ausdrücklichst davor warnen, Tavor zu nehmen!!!!!

    Tavor ist eines der furchtbarsten Medikamente die es gibt! Nur ein paar Tage und du bist abhängig!

    Ein Entzug ist die Hölle, tu dir das nicht an!


    Herzlichst, Kerstin

  • Lieber Tommi

    Ich bekomme zur Zeit Bromazanil.Die helfen ganz gut.Allerdings müssen die irgendwann auch langsam ausgeschlichen werden,weil man Entzugserscheinungen bekommt wenn man die einfach so absetzt.

    Mit den Stichtagen kann ich so gut verstehen 😔

    Am 6.5. hat mein Ollie Geburtstag und da wären wir schon unterwegs Richtung Süden.Der Tag wird schrecklich werden😭

    Liebe Grüße

    Steffi ❤️ 🌻

  • Lieber Tommi,

    Ich finde es schön, dass Du den Urlaub an der Ostsee in der Retrospektive doch als wohltuend empfindest weil Du Dich an Deine Uti als gesund erinnerst und Du an die schönen Momente denkst, die Ihr dort zusammen erlebt habt. Ich glaube auch, dass das Bergwandern Dir gut tun wird wenn es Deine Leidenschaft ist. Ebenso macht Wandern oder Radfahren den Kopf frei….. Dass das in Deinem Alltag anders ist, verstehe ich nur zu gut. Klar, dass Dich alles dort an ihre Krankheit erinnert.
    Tavor wird wohl tatsächlich eher als Notfallmedikament eingesetzt z. B. bei Panikattacken. Es macht wohl nach ca. 2 Wochen schon abhängig, man sollte so etwas besser nicht regelmäßig einnehmen sondern wenn, dann ganz gezielt. Es macht ja auch keinen Sinn, sich vermeintlich erst mal Linderung zu verschaffen und dann kommt das dicke Ende nach und man hat sich womöglich ein neues Problem geschaffen. Besser nicht….

    Die Stichtage sind nicht einfach, ich versuche, mit der Familie und einem schönen Programm, etwas Schönes daraus zu machen. Nächste Woche Freitag ist der Todestag meines Mannes, da wollen wir etwas Schönes zusammen machen. Mal sehen, wie es wird….

    Lg Herzschmerz

  • Lieber Tommi,


    ich kann Dich auch sehr gut verstehen. Mir fehlt mein Schatz auch unendlich und die Bilder der Krankheit sind präsenter als dennje. Gleich fahre ich zum Baumgrab, war die ganze Woche nicht, dreh bald durch.


    Laif habe ich während seiner Krankheit genommen. Ehrlich gesagt hat mir das Zeug nichts gebracht. Man darf im Sommer auch nicht in die Sonne groß, weil es allergische Reaktionen geben kann. Habe es dann irgendwann nicht mehr genommen.


    Zur Beruhigung gab es in der Klinik Atosil als Tropfen oder Tablette. Die finde ich ganz gut.


    Alles Liebe und einen schönes Wochenende irgendwie


    Constanze

  • Hallo Ihr Lieben,

    danke Euch Allen für Eure Anteilnahme und Hilfe, wir sitzen ja alle irgendwie im gleichen Boot, fahren oftmals konzeptlos durch die Gegend und erhoffen uns ein Licht am Horizont.


    Danke auch für Eure Tipps bezüglich Tavor und Johanniskraut, jeder Mensch reagiert anders auf ein Medikament, aber das mit dieser Sucht bei Tavor hat mir die Hausärztin auch mitgeteilt.


    Ich hatte immer Tavor dabei, für Uti, für alle Fälle, dieses Medikament war auch so eine Art Notfallmedikament für sie, falls sie noch mal einen epileptischen Anfall bekommen hätte. Habe es dann auch zwischendurch mal selber genommen, ja und es hat mir kurz geholfen, die Stimmung steigt.


    Jetzt probiere ich mal dieses Johanniskraut, bin kein Typ für psychologische Therapien, habe diesbezüglich bei Uti schon sehr grenzwertige Erfahrungen gemacht. Vielleicht wirkt dieses Laif 900 ja bei mir ganz gut, man wird sehen.


    Der Tag heute ist echt ziemlich gruselig, das Katastrophenwetter draußen zieht einen dann auch noch zusätzlich runter.


    Hab mir trotzdem gerade die Jacke angezogen und bin gelaufen, hatte vorher auf Youtube wieder Bilder aus dem Allgäu geschaut, das hat mich dann wieder total runtergezogen. Bin dann zu Uti und hab ihr erzählt, warum ich heute schon zum dritten Mal an ihrem Grab auftauche. Sie ist immer so gerne mit mir durch die Berge gewandert.


    Der Friedhof liegt mitten im Dorf, man kommt quasi immer daran vorbei, dann muss ich auch die Abzweigung zum Familiengrab nehmen, und das ist mir auch sehr wichtig,


    Euch Allen dann auch ein erträgliches Wochenende


    Tommi

  • Lieber Tommi,

    Ja, Tavor oder auch andere Benzodiazepine sind nicht ohne und keinesfalls dafür gedacht, regelmäßig genommen zu werden. Die Versuchung ist groß, sich einfach mal Linderung zu verschaffen, das kriegen diese Benzos schon hin. Aber das sollte man wirklich nur als Notfallmedikament nehmen. Der Preis ist zu hoch…..

    Ja, das Wetter zieht einen runter, dieser ständige Regen, schlimm. Gut, dass Du dennoch vor die Türe gegangen bist.
    Halte durch, vielleicht kannst Du Dir Musik anhören, die Dir gut tut oder Dich auf andere Gedanken bringt….
    Fühle Dich gedrückt🫂.

    Lg Herzschmerz

  • Hallo Ihr Lieben,


    es ist mal wieder Samstag….


    und die Woche verlief doch nicht nur schlecht, vielleicht zeigt dieses Laif 900 eine gewisse Wirkung und kann meine Stimmung aufhellen.

    Trotzdem erwischen mich diese absoluten Tiefpunkte immer noch, manchmal kommt zur Trauer jetzt auch noch die Wut dazu.


    Ich bin wütend, dass Uti so früh sterben musste, dass alles nur noch am Schluss eine Qual war, für sie und für mich. Warum musste es uns denn so hart erwischen, ihre Mutter starb schon sehr jung, an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das war hier auch schon eine Tragödie, Uti hat den Tod ihrer geliebten Mutter nie richtig verkraftet.


    Und dann erwischt es sie selber, genauso schlimm, vielleicht sogar noch tragischer. Sie hat bis zum Schluss gekämpft, wollte nicht loslassen, aber ihr Körper hat den Vorhang des Lebens dann abgelassen.


    Wäre letztens ein Eimer im Zimmer gestanden, ich glaube ich hätte ihn aus Wut weggetreten, bin halt ein Emotionstyp, das wird sich auch nicht mehr ändern.

    Aber es war wie gesagt in dieser Woche nicht alles schlecht, ich mache wieder Pläne, nun ja, ich plane meine Bergtouren für den Sommer. Nur auch da wird mich die Trauer wieder schnell einholen, Uti kann nicht mehr meine Weggefährtin sein, am Gipfelkreuz werde ich mir alleine die Hand geben müssen. Von mir hat sie da oben oftmals als Anerkennung für die gemeinsame Anstrengung einen Kuss bekommen.


    Natürlich wird sie auch dort irgendwie dabei sein, wieder als Foto, wieder in meinen Gedanken und natürlich auch in meinem Herzen.

    Aber das tröstet nur bedingt, Wut ist oftmals ein schlechter Ratgeber, meine Ungeduld übrigens auch.


    Manchmal bin ich sogar wütend auf den da ganz oben, wenn es ihn denn wirklich gibt. Warum hat er zugelassen, dass sein Sohn ans Kreuz genagelt wurde, wieso musste er so leiden. Und wieso hat er mir meine Uti genommen, nach diesem schweren Kampf, so eine liebe, natürliche Person.


    Darauf werde ich wohl so schnell keine Antwort bekommen.


    Ihr Platz auf der Couch ist leer, genau wie die schöne Gartenbank, auf der sie immer so gerne gesessen hatte, ihre Gartenliege steht weiterhin im Keller. Erinnerungen an wunderschöne gemeinsame Zeiten.


    Merke gerade, dass Wut mich auch nicht weiterbringt, ich muss die paar guten Momente einfach mehr würdigen, und die Zeit nutzen um Kraft zu tanken. Die Krankheit bestimmt immer noch viel zu viel mein Leben, lese immer noch im Hirntumorforum, das bringt doch nichts.


    Hatte letztens wieder dieses Gefühl, nicht alles gegen ihre Krankheit getan zu haben, hab mir noch mal die Krankenakte angeschaut. Im Juni wurden doch tatsächlich 5 Metastasen in ihrem Kopf bestrahlt, das wusste ich noch, aber ich musste mich noch einmal vergewissern. Ich konnte sie nicht retten, das weiß ich eigentlich auch.


    Nun gut, wie heißt es so schön

    „immer wieder aufstehen, immer wieder sagen es geht doch“


    Einen erträglichen Samstag

    Tommi

  • Lieber Tommi,


    auch bei uns war der Samstag "unser Tag". Jetzt bin ich seit 6 Uhr wach, natürlich alleine;(


    Ich hab auch hin und wieder eine fast schon lodernde Wut auf "Gott" (wenn es ihn denn gibt) oder auf die "höhere Macht" oder das Schicksal, was auch immer.

    Warum sterben unsere geliebten Menschen während irgendwelche anderen Mörder oder Perverse weiterleben dürfen?


    Ich wurde ja in der Kindheit sehr katholisch geprägt. Jetzt zermartere ich mir den Kopf was ich in meinem Leben falsch gemacht habe (was ich "gesündigt" habe) dass ich so grausam bestraft werde.

    Und weiß im Prinzip daß es Unsinn ist so zu denken und daß es auf das "Warum?" keine Antwort geben kann.

    Und dann kommt gleich der nächste Gedanke: daß es ja wohl noch grausamer ist wenn Menschen dann einfach total wahllos aus dem Leben gerissen werden.


    Und zusätzlich - um meine Gedankenkreisel noch unerträglicher zu machen - lese ich momentan viel zum Thema Seelenplan/Seelenaufgabe.

    Und auch da begreife ich es einfach nicht: Wenn das so ist daß wir alle mit einem Plan auf die Welt kommen: Wieso hat sich meine Seele diesen schmerzvollen Weg ausgesucht?

    Und wieso wollte Andi's Seele nach nur 52 Jahren das Leben hier schon wieder verlassen?


    Ich verzweifle an der Sinnlosigkeit. Und kann nicht aufhören den Sinn zu suchen.


    Ich komme da auch nicht richtig weiter und werde wohl noch Jahre brauchen um wenigstens einigermaßen ein bisschen Frieden zu finden.


    So wie Du immer noch im Hirntumorforum unterwegs bist, lese ich auch immer und immer wieder alles nach zum Thema "akutes Lungenversagen". Es ist wie ein Zwang und bringt mich letztendlich doch nicht weiter.

    Ich vermute das hat einfach mit dem ungeheuren Drang des Verstehen-Wollens zu tun.

    Sozusagen: Wenn ich schon nicht auf religiöser oder spiritueller Ebene das Warum beantworten kann, dann MUSS es doch wenigstens medizinisch erklärbar sein?!


    Ach ja. Um wenigstens mit einem mini-positiven Impuls abzuschließen: Wenn ich Wut empfinde, denke ich mir oft daß die Wut wenigstens ein "aktives" Gefühl ist.

    Wenn Du gegen einen nicht-vorhandenen Eimer treten willst oder ich mit der Faust gegen die Wand schlagen möchte, dann fühlen wir wenigstens ein bisschen Kraft und Energie in uns:thumbup:

    Besser als die schwach machende Trauer, das Weinen oder das im-Bett-liegen-bleiben-Wollen.


    Ich wünsche Dir und allen die mitlesen ebenso einen halbwegs erträglichen Samstag🌻🪻


    Nora

  • Guten Morgen,


    nein, mein Morgen ist nicht so schön.


    Habe wieder schlecht geträumt, war wieder im Krankenhaus, Uti hatte wieder Probleme, und ich musste warten bis ich ins Patientenzimmer durfte.


    Wann hört das endlich mal auf, habe Uti letztens am Grab gebeten, dass sie besser auf mich aufpassen muss, damit ich nicht irgendwann mal resigniere.


    Und damit meinte ich auch diese belastenden Träume, am liebsten möchte ich gar nicht träumen.


    Gut dass ich irgendwann dann mal aufgewacht bin und nicht weiß, wie dieser Traum weitergegangen wäre. Trotzdem belastest so etwas ungemein. Ich habe es gestern geschrieben, die Krankheit bestimmt immer noch mein Leben, zu sehr haben mich die letzten 3,5 Jahre bewegt und mir meine Kraft genommen.


    Ich möchte aber auch nicht von schönen Erinnerungen träumen, das tut mir genauso weh, denn dann kommt wieder dieses "Nie mehr......" ins Spiel.


    Unsere Träume können wir aber wohl nicht selbst abstellen, also muss ich halt auf bessere Zeiten hoffen.


    Ein schönes Leben kann ich mir ehrlich gesagt ohne Uti nicht mehr vorstellen, aber es sollte dann doch erträglicher werden.


    Aber das kann wohl nur ich selbst bewirken, der Schlüssel hierzu sind meine Pläne, auch wenn diese im Moment doch sehr überschaubar sind.


    Einen erträglichen Sonntag an Alle


    Tommi

  • Lieber Tommi,

    Ich verstehe Dich sehr gut. Du willst nicht von den Leiden Deiner Auto träumen, weil sie Dich belasten und Dir noch mal Deine Ohnmacht aufzeigen. Von den schönen Erinnerungen willst Du auch nicht träumen, weil Dir das Deinen Verlust noch mal deutlich macht. Alles tut weh, Du fühlst Dich vermutlich wund. Ja, das kennen wir hier alle leider nur zu gut.
    Ich verstehe, dass Du Dir ein erträgliches Leben wünscht. Dafür wären wir ja schon dankbar und mehr kann man doch gar nicht mehr vorstellen…. Es dauert einfach, bis wir wieder eine Perspektive sehen können……

    Lg Herzschmerz

  • Lieber Tommi,


    ja, das mit dem Träumen gehört leider zum Schicksal von uns Menschen. Wir können das Träumen nicht abstellen und uns nicht aussuchen, was wir träumen. Müssen es akzeptieren.

    Wieder eine Bürde für uns;(

    Genauso wenig wie wir Menschen Macht über Krankheit und das Sterben haben.

    Es bleibt nur die Akzeptanz der Ohnmacht - und das ist soooo schwierig daß es uns den Atem nimmt😞


    Ich wünsche Dir auch einen einigermaßen erträglichen Sonntag🪻

  • Hallo Ihr Lieben,


    geht es Euch auch heute so wie mir, an diesem sonnigen Feiertag?


    Alle sind draußen, mit dem Rad, zu zweit oder in der Gruppe. Die Biergärten sind voll, die Restaurants auch, an unserer Lieblingseisdiele stehen Massen an Menschen.


    Alle haben Spaß und Freude, lassen es sich richtig gut gehen, genau so wie wir früher.


    Uti und ich wären heute auch mit dem Rad unterwegs gewesen, vielleicht zum Stadtwald nach Krefeld, das ist einer der schönsten Biergärten in NRW.

    Stattdessen gehe ich so alleine meine Runden, zu Fuß, viele Kilometer, da hat man wieder viel Zeit zum Nachdenken, das ist gar nicht so gut.


    Ich bin gerade traurig, wütend und neidisch zu gleich.


    Traurig, weil Uti und ich halt nicht mehr so einen Tag wie heute genießen und gemeinsam gestalten können.

    Wütend, dass diese scheiß Krankheit unser Leben kaputt gemacht hat, ihr Tumor hat mich immer noch gut im Griff.

    Neidisch, dass alle da draußen ihrem normalen Leben nachgehen können, sich noch auf den Tag freuen können.


    Schlimm zugleich ist auch, dass ich für mich weiß, dass es nicht viel besser werden kann. Ich kämpfe mich durchs Leben, mein Leben, unser Leben, das ist jeden Tag eine Herausforderung. Ich stelle mich dieser, ich weiß aber auch, dass ich seit Utis Tod nur noch die Hälfte an Kraft habe, manchmal auch weniger, das reicht oftmals nicht für einen positiven Tagesverlauf.


    Trotzdem setze ich mich jetzt auch unsere Terrasse, mache eine Büchse Bier auf, und versuche nicht zu sehr an das schöne alte Leben zu denken.


    Vielleicht habt Ihr ja heute mehr Erfolg als ich.


    Gruß

    Tommi

  • Lieber Tommi,


    mir geht es ganz genauso wie Dir;(

    Und hier in Bayern gibt es im Mai noch 3 (!) weitere Feiertage die ich irgendwie überstehen muss.


    Ich sitze nun nach meinem Spaziergang am See, zum Glück weit entfernt von der "Feier-Grill-Party-Zone".

    Aber selbst hier in der ruhigen Ecke gibt's natürlich glückliche Paare.


    Um ehrlich zu sein, bei mir überwiegt im Moment die Emotion "Neid";(

    Und dieses Gefühl fühlt sich so ungeheuer häßlich an;(

    Ich verurteile mich selber dafür, so zu denken. Darf mich also gleich noch viel mieser fühlen als ohnehin schon.


    Die anderen können ja nichts dafür daß wir unsere Liebsten verloren haben. Und trotzdem...der Neid ist einfach da auf ihr Glück, ihre Freude, ihre totale Unbekümmertheit.


    Und ich darf weiterhin die Stunden runterzählen bis dieser Sch....Tag endlich rum ist.


    Ich schicke allen, denen es heute ähnlich geht, einen dicken Drücker:24:

  • Lieber Tommi,

    ich fühle mit dir, mir geht's nicht anders.

    Für mich ist die schönste Zeit meines Lebens Vergangenheit. Ich sitze auch auf der Terrasse, heute überall Feiern, Gesellschaft, im Leben. Wut, Neid, Unverständnis. Warum die und nicht wir ?

    Klar. Irgendwann kommt der Tag. Einer wird immer der erste sein. Aber schon jetzt, brutal, hinterlistig, würdelos ?

    In der Klinik soll ich lernen, die Trauer loszulassen. Ich ? Sie lässt doch mich nicht los. Egal wie. Es ist und bleibt sch..

    LG Billi 🌻

  • Ihr Lieben ,

    mir geht es genauso, auch nach über einem Jahr nach dem Tag X sind Neid, Wut neben der Trauer auch immer noch präsent. Ich weiß, das hört sich nicht ermutigend an …

    Ein guter Freund hätte mich heute mit zum

    Flohmarkt in eine Nachbarstadt genommen,

    da sollte ich eigentlich dankbar sein, stattdessen werde ich nachher alleine in den

    Wald gehen und Zwiesprache mit meinem Schatz halten 😔…Ja, ich pflege noch Kontakte aber alles, alles würde ich aufgeben wollen, wenn er wieder da wäre…

    Euch auch eine Umarmung und Kraft und Trost :30:

  • Lieber Tommi

    Es geht mir genauso.Das Traurige,die Wut und der Neid.Das sind die Gefühle,die momentan den halbierten Alltag bestimmen 😔

    Meine 2 guten Freunde(Ehepaar),die jetzt in ihrem Garten sind zu zweit,alles sommerlich dekorieren und ihr normales,schönes Leben haben.

    Ich gönn es ihnen ja auch von Herzen,aber ich frag mich,warum können das jetzt nicht Ollie und ich sein?😭

    Du siehst Tommi,es geht uns haargenauso😭😭😭

    Eine dicke Umarmung an euch alle:24:

  • Guten Morgen,

    es ist mal wieder Samstag.....


    Das ist eh der Tag, an dem es mir immer ziemlich schlecht geht, der Samstag war immer "unser Tag"


    Und ich "Vollidiot" räume an so einem Tag auch noch den Keller weiter auf, stoße natürlich wieder auf unsere schöne gemeinsame Zeit.


    Habe gerade ihre Wanderschuhe in der grauen Tonne entsorgt, ihre Winterwanderstiefel ebenso.


    Mein Gott hängen da Erinnerungen dran, unzählige schöne Bergtouren, aber auch so manche Blase, damit hatte sie immer große Probleme, bis irgendwann mal "Compeed" erfunden wurde.


    Was hat sie oft auf die Zähne gebissen, sie war immer so stark, unzählige Kilometer wurden mit diesen Schuhen "abgespult", oftmals hat sie mit mir gemeckert.


    Ich kann mich noch an die Tour im Berchtesgadener Land erinnern, zur Gotzenalm, unzählige Kilometer (Nora kennt die Ecke sicherlich auch ganz gut), die Füße taten ihr so weh, aber wir waren uns einig, diese Alm ist eine der schönsten im ganzen Alpenraum, die Watzmann-Ostwand grüßte von der anderen Seite des Königssees zu uns rüber.


    "Wir sind doch in Urlaub, wir können doch nicht jeden Tag die Berge rauf und runter laufen"


    Recht hatte sie, später habe ich meinen Ehrgeiz dann auch an ihre Wünsche angepasst.


    Ja diese Erinnerungen, es waren doch "nur" ein paar Wanderschuhe, aber viele materielle Dinge von ihr können oftmals eine Geschichte erzählen.


    Da habe ich jetzt selber einen "Bock" geschossen, das hätte ich auch noch Montag machen können, wäre es vielleicht anders verlaufen, ohne diese schlimme Traurigkeit? Ach ich weiß es nicht.


    Höre jetzt für heute auf mit Aufräumen, und koche mir was fürs Wochenende, Chili con Carne, das kriege ich so gerade mal selber hin.


    Alleine essen ist trotzdem doof!!!!


    Ein erträgliches Wochenende an Alle


    Tommi

  • Lieber Tommi,

    Ja, Erinnerungen schmerzen oft aber andererseits sind sie auch schön. Es dauert aber, bis man in ihnen auch Schönes erkennen kann. Da muss jeder für sich den „richtigen“ Zeitpunkt finden….. Ich konnte zu Beginn nur die älteren Einträge in unseren Womo Logbüchern lesen. Die jüngeren Einträge waren zu nah dran an unserem aktuellen Leben. Das dauert, bis das geht…..

    Ich wünsche Dir dennoch einen möglichst schönen Samstag….

    Lg Herzschmerz