Beiträge von Trommlerin

    Liebe Sonnenstrahl,


    schmerzhaft muss das Sterben heutzutage nicht mehr sein. Da gibt es gute Medikamente, Palliativpflege usw. Die wenigsten Menschen sterben so plötzlich wie Dein Lebensgefährte, der sicher ganz schnell ohne Bewusstsein war. Bei Ursels Sterben hab' ich mich sehr mit dem Sterbeprozess beschäftigt und darüber informiert. Bei den meisten Menschen geht dieser Prozess schon wochenlang vorher langsam los. In der finalen Phase hat man weder Durst noch Hunger mehr. Ursel konnte die letzten 7 Tage nichts mehr trinken oder essen weil in dieser Phase auch der Schluckreflex versagt. Dann verabschiedet sich ein Organ nach dem anderen. Bei Ursel dauerte das sehr lang, eine ganze Woche. Der Arzt, der ihr dann Morphium zur Verbesserung der Atmung und gegen Angst verschrieb, fragte sie in einem wachen Moment wie es ihr ginge. Die Antwort werde ich nie vergessen: "Och, ganz gut". Er sagte dann zu ihr: "Madla, du bist ein Phänomen." Da arbeiteten schon die Nieren und die Leber nicht mehr. Das Morphium musste ich ihr unter die Zunge träufeln. Die letzten 2 Tage summte sie ständig immer dieselbe Melodie. Ein glücklicher Tod.

    Langfristige Planungen mache ich auch nicht mehr, lebe auch von Tag zu Tag. Ich gehe nach der Arbeit (Minijob) viel spazieren, zum Abschluss dann in den Biergarten wo ich arbeite und trinke mein Mitarbeiterbier. Kaum habe ich dann die Wohnungstür hinter mir geschlossen, kommen mir regelmäßig die Tränen, weil keine Ursel mich liebevoll begrüßt.


    Liebe Grüße von Dieter aus Nürnberg

    Liebe Cathrin,


    Danke für's Mutmachen, Du beschreibst das so zutreffend. Manchmal gelingt mir auch einiges was ich mir vor ein paar Monaten überhaupt nicht vorstellen konnte. Als ich vor zwei Wochen zwei Weggefährten traf, die ich Jahrzehnte nicht gesehen hatte, konnte ich die ganze Situation ein bisschen nach hinten schieben und auch herzlich lachen bei unseren Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit. Geduld hab' ich nur mit anderen, mit mir leider nicht. Da muss ich dran arbeiten. Das mit dem hinterher gehen kenne ich auch. Schritt für Schritt ist ein gutes Motto, das werde ich mir zu Herzen nehmen. Ich gehe viel raus, spazieren oder Rad fahren, das nach Hause kommen ist dann das schlimmste für mich. Wo früher ein liebevolles "hallo Süßer" kam,ist jetzt nur Stille. Auch da dran werde ich mich langsam gewöhnen.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Sonnenstrahl, liebe Christine und lieber Billi,


    herzlichen Dank für Eure Zeilen, ja - die Zeit heilt keine Wunden. Wer ist eigentlich auf diese Floskel gekommen? Es bleibt uns nichts anderes übrig als die Zeit herum zu bringen und die Schmerzen auszuhalten bis wir wieder mit unseren Liebsten vereint sind. Manchmal geht's etwas leichter, meistens aber nicht. Auf jeden Fall hab' ich die Angst vorm Sterben verloren und warte auf den Tag an dem ich wieder mit meiner Ursel verbunden bin.


    Ganz liebe Grüße von Dieter

    Hallo Ihr Lieben,


    wie kann man das je akzeptieren, verinnerlichen oder verstehen dass sich der geliebte Mensch, unsere zweite Hälfte, quasi in Luft aufgelöst hat. Man wollte das ganze Leben mit ihm teilen, von einer Minute auf die andere ist man allein. Natürlich kann ich funktionieren, arbeiten gehen, die Wohnung einigermaßen in Schuss halten, relativ regelmäßig essen, aber das ist nicht mehr das Leben das ich geliebt habe. Weil der Mensch den ich liebe nicht mehr da ist. Ich weiß, es sind erst knapp 5 Monate, aber ich kann mir nicht vorstellen dass das in 5 Jahren anders ist. Die Sehnsucht wird bleiben, eher noch stärker werden, da bin ich mir sicher.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Mauseline,


    es geht mir genauso wie Dir, ich könnte das so abschreiben aus Deinem Post.

    Das kann doch nicht sein, dass Du als Ehefrau finanziell kein bisschen abgesichert bist. Es ist ja Vermögen da. Da wirst Du einen Anwalt brauchen, sonst schaffen die vollendete Tatsachen. Von solchen Menschen kannst Du kein Entgegenkommen erwarten.

    Die Arbeit tut mir schon gut, sie nimmt Zeit von der Uhr und das Geld brauche ich auch dringend. Was auch sehr wichtig ist, ich spüre Wertschätzung.


    Liebe Grüße aus Nürnberg

    Liebe Sonnenente,


    jetzt ist die Gänsehaut erstmal weg, die ich beim Lesen Deines Posts bekam. Nach der Ausstrahlung des Berichts am Samstag rief mich unsere Freundin Sandra an und fragte , wie es für mich war. Du glaubst nicht was ich antwortete: "Bittersüß"!

    Bittersüß sind meine Empfindungen wenn ich an Ursel denke, Fotos von ihr sehe, bittersüß sind meine Gedanken abends beim Fernsehen, wenn ich genau weiß was Ursel zu manchen Filmen kommentieren würde. Bittersüß sind meine Gedanken wenn ich den Spargel bei unserem Gemüsehändler sehe, den hat Ursel so gerne gegessen. Ich könnte die Liste beliebig lang fortsetzen, das Wort "bittersüß" beschreibt so viel in meinem Leben nachdem Ursel vorausgegangen ist. Anfangs war es nur bitter, die bittere Wut auf das Krankenhaus. Da hab' ich ziemlich schnell meinen Frieden mit gemacht, sonst hätte mich das zerfressen und ich hätte Magenkrebs oder sowas bekommen.

    Mir hat tatsächlich geholfen, wenn hier geschrieben wurde "es wird besser". Ich spreche sehr oft mit Ursel, begrüße sie wenn ich nach Hause komme, erzähle ihr von meinen Erlebnissen mit den Eichhörnchen, von der Arbeit, wen ich getroffen habe und all die Sachen die ich ihr erzählen würde wenn sie noch im Diesseits wäre. Meine Nachbarn denken bestimmt, jetzt spinnt er total - die Wohnungen sind sehr hellhörig - aber das ist mir sowas von egal.

    Mir sind auch die Tränen gekommen bei dem Satz: "Du planst für die Ewigkeit". Ich weine überhaupt sehr oft, da gibt es soviele Trigger. Ich plane zwar nicht für die Ewigkeit, aber ich hoffe auf sie. Dass meine Seele irgendwann wieder zu Ursels Seele findet. Ich glaube fest an das "drüben" und verstehe genau die Symbolik des Seils.


    Die Eichhörnchen haben das Seil total angenommen, da ist manchmal Betrieb drauf wie im Berufsverkehr. Du kannst das sehen wenn Du möchtest im "Rückblick 2023" in meinem Youtube-Kanal "Neues vom Eichhörnchenfenster".


    Liebe Sonnenente, herzlichen Dank für Deinen Post und ganz liebe Grüße von Dieter aus Nürnberg

    Liebe Linchen,


    das ist für mich keine Option, ich trinke weder Wein noch Schnaps. Am Abend ein, zwei Flaschen Bier, das ist okay. Dieser ältere Herr, so habe ich inzwischen erfahren, ist ein in unserer Region bekannter Physikprofessor. Ein intelligenter Mensch also, der weiß was er tut. Und ich kann ihn verstehen, nach so langer Verbundenheit den Lebenspartner zu verlieren, da wäre ich wahrscheinlich hinterher gegangen. Er arbeitet noch und ist kein bisschen verwahrlost.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Elster,


    dass Dein Mann schon vor Eurem schweren Verlust Trauer-Erfahrung hatte kann für Euer Leben ohne Feechen bestimmt sehr wertvoll sein.

    Manchmal fühlen sich die 20 Sekunden wie zehn oder noch weniger an. Meine Tage sind ab und zu erträglich, manchmal gibt es auch ganz schöne Stunden, dann schlägt der Verzweiflungshammer wieder mit voller Wucht zu. Dann kommt die Erkenntnis der Endgültigkeit im irdischen Leben hoch. Nun gut, keiner weiß was noch kommt. Ursel weiß mit Sicherheit was gut für mich ist.

    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Christine,


    Danke für Deine mutmachenden Zeilen. Ich fühle auch manchmal so, als wäre Ursel nur gerade mal nicht zuhause, ich vermisse es ihr zu erzählen was so im Viertel passiert ist, wen ich alles getroffen habe und so weiter. Ich erzähle es ihr trotzdem, vielleicht bekommt sie es irgendwo irgendwie mit.

    Ja, wir wissen nicht was die Zukunft bringt, momentan wünsche ich mir nur, ohne Ursel erträglich leben zu können. Heute habe ich zufällig einen Herrn über achtzig kennengelernt, der nach 56 Jahren Ehe seine Frau verloren hat. Der meinte ein, zwei Gläser Wein mehr am Tag würden den Alltag erleichtern. Das werde ich allerdings nicht ausprobieren.

    Liebe Grüße von Dieter

    Hallo Ihr Lieben,


    gestern unterhielt ich mich mit einem ehemaligen Kollegen. Der meinte ich solle mir eine neue Frau suchen, vier Monate seien genug. Was sind das für Menschen? Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen jemals wieder mit einer Frau zusammen zu sein. Ich werde meine Ursel immer lieben, bis an mein Lebensende. Eine neue Frau müsste immer mit Ursel oder ich mit einer Lüge leben. Ich hab' dann das Gespräch abgebrochen, solche Menschen verstehe ich nicht.


    Liebe Grüße und einen guten Wochenanfang wünscht Dieter

    Liebe Elster,


    da hast Du vollkommen recht, da hab' ich mich unglücklich ausgedrückt.

    Nicht erkennen ist wirklich keine Option.

    Ich halte mich an Deinen wundervoll tröstenden Spruch von Aurelius Augustinus. Sie begleiten uns, auch wenn das Leben im Diesseits sehr schmerzvoll und unglücklich seit ihrem Gang auf die andere Ebene ist.

    Liebe Pia,


    das ist so unwirklich, ich weiß dass ich sie nie wieder sehen, spüren werde, und das ist brutal.

    Ich hoffe wir werden uns irgendwann wieder begegnen und erkennen.

    Sie ist ja nur voraus gegangen, das ist schon ein Trost.

    Hallo Ihr Lieben,


    ich vergehe vor Sehnsucht. Zum ersten Mal hab' ich mir den Ordner "Ursel" in den Fotos auf dem PC angeschaut. Jetzt sitz' ich hier vorm Bildschirm und kann vor Tränen kaum die Tastatur erkennen. Und heute kommt noch im Bayerischen Fernsehen die Wiederholung der Reportage über unser Engagement für die Eichhörnchen. Sie hatte damals so Bammel vor den Dreharbeiten und mir zuliebe hat sie mitgemacht. Da steh ich doch in der Verpflichtung mir das anzuschauen und das werde ich auch tun, das bin ich ihr schuldig.


    Sehnsüchtige Grüße von Dieter

    Hallo Ihr Lieben,


    gestern war ein blöder Tag. Ärger in der Arbeit, trauernde Kollegen sind halt manchmal unbequem. Auf dem Heimweg und zuhause dann ein heftiger Sehnsuchts-Anfall, aber der geliebte Mensch bleibt nun mal auf der anderen Seite. Der Resttag blieb dann unglücklich, aus der Spirale kam ich bis zum Abend nicht mehr raus. Nun ja, heute ist ein neuer Tag, mal sehen was der so bringt.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Jessi85,


    mein herzliches Beileid zu Deinem schrecklichen Verlust.


    ich kann nur bestätigen was Linchen geschrieben hat. Bei mir ist es gut 4 Monate her, dass meine geliebte Ursel gestorben ist. Der erste Schock ist zwar vorbei, aber die Schmerzen, die Verzweiflung und die Tränen bleiben lange, sehr lange. Irgendwann wird es milder, man kann die Tage positiver gestalten, aber bis dahin kann es sehr lange dauern. Was Dir helfen kann

    , ist dieses Forum. Du kannst jederzeit alles schreiben, hier ist niemand irgendwas fremd, was den Verlust eines geliebten Menschen betrifft. Hier geht es allen so wie Dir.

    Vielleicht hast Du liebe Menschen, die Dich jetzt unterstützen können. Es gibt auch die Möglichkeit der Trauerbegleitung, meistens von kirchlichen Trägern.


    Ich wünsche Dir von Herzen dass Du einigermaßen durch die erste Zeit kommst.


    Viele liebe Grüße von Dieter

    Ihr Lieben,


    wieder mal Wochenende, wieder mal Zeit über die Endgültigkeit nachzudenken, wieder mal Verzweiflung.

    Wieder mal Gedanken, wenn sie noch da wäre, würden wir heute......


    Wieder mal traurige Grüße von Dieter