Beiträge von Trommlerin

    Liebe Linchen,


    ich hab' 10 Löcher im Wohnzimmer mit fünffach Tape abgeklebt oder mit Sektkorken zugestopft, aber jedesmal kurz drauf ging wieder eins auf.

    Das Wunder ist ja, dass alle aufeinmal verschwanden und keine einzige neue aufgetaucht war. Zwei Tage vor Ursels Tod beugte sich eine Pflegekraft über sie um ihr eine Heparinspritze in den Bauch zu geben. Ich stand dahinter und sah wie eine Maus unter dem Bett vor kam und durch ihre Beine lief. Die Frau hat sie nicht gesehen, wäre mir das peinlich gewesen. Ich weiß nicht was Ursel mit ihnen gemacht hat, Hauptsache sie sind weg.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe mayatochter,


    das erste Zeichen von Ursel bekam ich schon 2 Tage nach ihrem Weggang. Wir hatten ca 1,5 Jahre lang eine Mäuseplage in unserer Wohnung (Dachgeschoss!). Dem Vermieter - die größte Wohnungsbaugesellschaft Nürnbergs - konnten wir das nicht melden, weil die sonst argumentiert hätten, das kommt von den Eichhörnchen wegen des Futters und wir sollen unser Eichhörnchenfenster schließen. Das wollten wir auf keinen Fall. Uns nervten die Mäuse total, allein im Wohnzimmer hatten sie 10 Zugänge gemacht. Die wohnten in den Regips-Wänden. Sie liefen über unser Bett usw. Überall der Kot und der Urin. Zwei Tage nachdem Ursel fort war, waren wie von Geisterhand alle Mäuse verschwunden, keine einzige Maus mehr seitdem, und das waren viele. Für mich steht fest, das war ein letztes Geschenk von Ursel an mich. Keine Ahnung wie sie das geschafft hat. Mit unseren Lebendfallen hatten wir in der ganzen Zeit gerade mal 4 Stück gefangen.

    Liebe mayatochter,


    das Zeichen hab' ich erkannt und mich gleich dafür bedankt.

    Die Geschichte mit Deinem Opa find' ich total faszinierend. Etwas ähnliches hab' ich mal von einem Arzt im Krankenhaus gehört, der von der Begegnung mit einem Engel im OP oder Krankenzimmer, genau weiß ich das nicht mehr, berichtet hat.

    Interessant ist auch was Du vom Parfüm Deiner Omi schreibst. Ursel hat mich anfangs immer mit dem Geruch nach Schuhcreme besucht. Schuhe putzen war ihre absolut liebste Tätigkeit im Haushalt. Das war nicht nur in der Wohnung, auch im Biergarten oder beim spaziern gehen war sie plötzlich da. Das ist in letzter Zeit leider weniger geworden, aber ich weiß dass sie mich immer mal besucht. Ich wünsche mir dass sie mich auch eines Tages so abholt wie der Bruder Deinen Opa.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebes Linchen,


    schlafen war schon immer ein Thema für mich, auch als Ursel noch hier war. Jetzt ist das nur noch schlechter geworden. Früher hatte ich zum Ausgleich meinen

    Mittagsschlaf, aber den hab' ich in meiner neuen Zeitrechnung kein einziges Mal hingekriegt. Aber, Einstein ist mit 4 Stunden pro Nacht hingekommen, da bin ich mit meinen 5 ja weit drüber.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Elster,


    das freut mich sehr, und das war genau die selbe Zeit um die ich auch zu ihr hinauf geschaut habe. Kurz zuvor bin ich nämlich nach sensationellen siebeneinhalb Stunden aufgewacht. Gestern Abend hab' ich mal wieder für alle Vorausgegangenen Seifenblasen gen Himmel geschickt.


    Liebe Grüße von Dieter

    Ihr Lieben,


    ich schlafe sehr schlecht, immer so um die 5 Stunden. Mittagsschlaf wie früher mit Ursel geht gar nicht mehr.

    Abends erzähle ich Ursel jeden Tag was ich so gemacht habe, was es neues gibt und solche Sachen. Dabei erwähnte ich gestern dass ich so gern mal wieder

    8 Stunden schlafen würde. Beim Aufwachen heute Morgen schau ich auf den Wecker und kann's kaum glauben...siebeneinhalb Stunden.

    Danke, meine Süße!

    Oh ja, das hab' ich schon erlebt. Eine frühere Kollegin hatte urplötzlich ihren Mann verloren, beide um die fünfzig. Er war allein zuhause und hatte Gulasch gekocht.

    Beim probieren bekam er ein Stück in die Luftröhre und konnte es nicht abhusten. Er erstickte und bekam dabei wie man hinterher feststellte auch noch einen Herzinfarkt. Seine Frau arbeitete nach einiger Zeit wieder. Eines Tages kam sie nicht zur Arbeit, Anrufe und Klingeln bei ihr liefen ins Leere. Schlussendlich öffnete man die Wohnung und fand sie tot auf. Überdosis Schlaftabletten und eine Flasche Wodka. Es war ihr vorher nichts anzumerken was auf einen Suizid hingedeutet hätte. Sie wollte gehen, kein Hilferuf.

    Liebe Lilifee,


    bei Ursels Tod war es genauso, ich musste alle Verträge umschreiben lassen weil der Mietvertrag auf sie lief, ich bin vor 20 Jahren bei ihr eingezogen. Mietvertrag, Energie, Internet und, und, und. Oh ja, die Seele hat geweint. Als ich bei der Wohnungsbaugesellschaft das Büro betrat rief eine Angestellte fröhlich: da kommt ja der nette Mann der sich um die Eichhörnchen kümmert. Wie ich ihr dann erklärte weshalb ich komme und sie die Sterbeurkunde sah hatte sie selber Tränen in den Augen. Es ging dann auch alles schnell und problemlos über die Bühne. Das waren schreckliche Wochen als ich Ursels Existenz eliminieren musste.

    Ich muss mir jeden Tag von neuem sagen dass es ihr jetzt gut geht, sie keine Schmerzen mehr hat und dort wo sie jetzt ist in kein Krankenhaus mehr muss.

    Mein Gott, jetzt laufen schon wieder die Tränen.


    Liebe Grüße von Dieter

    Ihr Lieben,


    mal eine Frage an die "erfahreneren" von Euch. Wird man es jemals fassen können, dass der/die Partner/in , Elternteil oder Kind NIE WIEDER körperlich anwesend sein wird? Für immer weg. Diese Fassungslosigkeit macht mir sehr zu schaffen. Ich war ja dabei als Ursel 7 Tage lang starb, vom Bestattungsinstitut abgeholt wurde und trotzdem kann ich es nicht fassen. Kann man das jemals verinnerlichen dass der geliebte Mensch jetzt für immer in der anderen Welt ist?

    Liebe Greteline,


    Tavor kann in solch einer Situation ein Segen sein. Man darf allerdings das Suchtpotential nicht unterschätzen. Wenn Dein Arzt verantwortungsvoll ist, wird er Dir das Mittel sowieso nicht einfach so weiter

    verschreiben.

    Versuch mal nicht in Jahren voraus zu denken, sondern von Tag zu Tag. Das wird eine ganz schwere Zeit werden, jeder Tag muss überlebt werden.

    Vielleicht gibt es an Deinem Wohnort Trauerhilfe oder ehrenamtliche Trauerbegleiter. Diese Menschen waren für so manchen von uns große Hilfen.

    Liebe Greteline, ich wünsch' Dir dass Du gut über die nächste Zeit kommst.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Greteline,


    zu Deinem schweren Verlust mein herzliches Beileid.


    Gut dass Du Beistand von den Kindern hast. Hier im Forum kannst Du schreiben was Du vom Herzen haben willst.

    Hier weiß jeder wie Du dich fühlst, jeder hier macht dasselbe durch wie Du.

    Liebe Greteline, willkommen im Trauerforum.


    Herzliche Grüße von Dieter

    Ihr Lieben,


    jetzt sind es genau 8 Monate her dass Ursel gegangen ist. Der Schock ist vorbei, die Verzweiflung kommt immer mal hoch und der Schmerz ist unverändert da.

    Es gibt Tage da ist er etwas milder, was sich aber von einer Sekunde zur anderen ändern kann. Ich hab' mein alltägliches Leben im Griff, aber sie fehlt jede Stunde, jede Minute. Manchmal wird die Sehnsucht unerträglich, vor allem bei Radtouren in die Umgebung, wir waren in 20 Jahren nun mal überall.Ich kann nur mit Sonnenbrille raus, weil es mich jederzeit übermannen kann. Das Unfassbare ist immer noch unfassbar und wird es auch bleiben für den Rest meines Lebens.

    Bittersüß ist der Großteil meiner Empfindungen wenn ich an sie denke, nicht mehr nur bitter. Ich kann mir wieder Bilder von ihr ansehen, hab' auch eins an ihre vorletzte Ruhestätte gestellt. Ich erzähle ihr jeden Tag was so passiert ist und wie es mir geht, ihr geliebtes Glas Rotkäppchen rosé trocken trinke ich nun in Stellvertretung. Mir ist aufgefallen dass ich die Wolken jetzt viel bewusster wahrnehme, mir ihre Schönheit stärker auffält. Nicht dass ich glaube Ursel sitzt auf einer, nein so naiv bin ich nicht. Eher irgendwo viel weiter oben.


    Liebe Grüße von Dieter

    Ihr Lieben,


    das Leben hat auch noch schöne Momente auf Lager. Ich sitze gerade am Schreibtisch und esse eine Kleinigkeit. Währenddessen wirbeln zwei Eichhörnchendamen

    durch's Zimmer und holen sich Nüsse aus einem Karton, die sie sogleich unten im Garten verbuddeln. Nuss ins Mäulchen, raus aus dem Fenster, den Baum runter, Nuss verstecken und wieder rauf. So geht das seit einer Stunde. Wildtiere haben ein feines Gespühr für die wechselden Jahreszeiten, sie merken es wird Herbst und Herbst ist die Zeit zum Anlegen der Wintervorräte. Zwischendurch kommt die Minimini - eine Enkelin der Trommlerin - zu mir auf den Schreibtisch und nimmt einen kleinen Snack. Das sind herzerwärmende Momente, die aber auch mit Wehmut verbunden sind, weil meine Liebste das nicht mehr erleben darf.