Beiträge von Trommlerin

    Liebe Mauseline,


    die Nacht war unruhig. Zu dem üblichen Kopfkino kam noch dazu, dass ich Mittwoch wieder anfange zu arbeiten. Nicht weil ich's möchte, sondern weil ich muss. Meine Rente und die Witwerrente reichen nicht aus zum Leben. Als Ursel letzten Mai ins Krankenhaus musste, habe ich aufgehört zu arbeiten (Minijob) um bei ihr sein zu können. Unsere beide Renten haben da gerade so gereicht. Naja, mal sehen.


    Viele liebe Grüße von Dieter

    Liebe CHRISTINE B und liebe Pia1962,


    ich bin so froh dieses Forum gefunden zu haben. Hier kann ich schreiben was ich denke und fühle. Diesen unendlichen Schmerz kann sich niemand vorstellen der noch nie den Tod eines geliebten Menschen verarbeiten musste. Habt herzlichen Dank für Eure lieben Zeilen.


    ganz liebe Grüße von Dieter, der seine Ursel so sehr vermisst...

    Ihr Lieben,


    viele sagen, lass Dich nicht hängen, das Leben geht weiter. Ja....aber wie? Morgens nach kaum 5 Stunden Schlaf und schrecklichem Kopfkino aus dem Bett quälen, den tristen Tag noch vor mir. Wo ich früher heiteren Gemüts Frühstück für zwei bereitet habe, mache ich lustlos irgendwas und und zwinge mir das rein. Dann heißt es den Tag irgendwie rumkriegen. Ich gehe jetzt jeden Tag spazieren, 8000 Schritte hab' ich mir vorgenommen, das krieg ich über den Tag verteilt hin. Ich kenne jetzt jeden Stein, jeden Busch im Viertel. Mal geh' ich links, mal rechts um den Block. Manchmal bleib' ich dann im Biergarten hängen um nicht gleich wieder in die Wohnung zu müssen. Dort höre ich dann: lass Dich nicht hängen, das Leben geht weiter....Dann denke ich mir, wenn's nur schon Abend wäre und wieder ein Tag geschafft. Das Leben geht weiter, ja, aber ich hätte so gern mein altes wieder...

    Lieber Hartmut, mein herzliches Beileid zum Verlust Deiner Frau.


    lass Dich zu nichts drängen und setz Dich nicht selber unter Druck wegen der Arbeit. So ein Trauma ist eine schwerwiegende Angelegenheit. Ablenkung kann schon kurzzeitig helfen, aber Dein Kopfkino holt Dich immer wieder ein. Ich kann mir vorstellen dass Dir der Psychologe helfen kann die schrecklichen Erfahrungen zu verarbeiten. Gut dass Du so empathische Nachbarn hast. Dass Du in der Nähe Deiner lieben Frau bleiben willst finde ich völlig verständlich.

    Ich wünsch' Dir alles Gute, liebe Grüße von Dieter

    Liebste Ursel,


    heute ist der 9. April, der zwanzigste Jahrestag unseres ersten "Dates". Dann folgten 19 glückliche Jahre und ein ganz schweres, als Du 7 Monate im Krankenhaus lagst und erst zum Sterben heim durftest. Du fehlst mir jeden Tag mehr und ich weiß nicht wie ich die Zeit aushalten soll bis wir uns wiedersehen. Ich kann es noch immer nicht begreifen dass Du körperlich nicht mehr da bist und auch nicht mehr da sein wirst. Manchmal höre ich Dich nachts neben mir atmen und wenn ich dann rüber schaue bist Du nicht da. Das tut so schrecklich weh.

    Heute gehe ich zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder zum Friseur, mit Dir ist ja auch meine Friseurin gestorben. Später trinke ich wie jedes Jahr am 9. April ein Gläschen Rotkäppchen rosé, vielleicht gibt es sowas bei Dir drüben auch.


    In ewiger Liebe, Dein Süßer

    Danke liebe Mauseline, Du hast so recht, das macht einen kaputt. Lach nicht, bei meiner letzten Blutuntersuchung gab es einen starken Natriummangel. Meine Ärztin sagte, das könnte vom Weinen kommen, durch die Tränen verliert man Salz und hat mir Salztabletten verschrieben. Die nehme ich an so Tagen wie heute.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebste Ursel,


    der Tag begann heute schon beim Aufstehen mit Tränen, gleich nach dem Aufwachen habe ich über die Trauerfeier für Dich nachgedacht. Dein Bruder Frank meint, eine Feier im Biergarten, so wie Du Dir das immer vorgestellt hast, wäre nicht würdevoll genug. Darum meine ich, wir könnten das bei Martina und Erwin im Garten machen. Erwin weiß noch nichts von meiner Idee, aber ich glaube nicht dass er da was dagegen hätte. Es wäre Platz genug für alle Deine Nichten, Neffen, Freunde und wer auch immer kommen möchte. Zuerst würde ich eine kleine Rede halten - falls mir die Stimme nicht versagt - dann könnte jeder der mag etwas zu Dir sagen. Erwin würde "Let it be" auf der Gitarre spielen und singen, danach würde er den Grill anwerfen und das Buffet eröffnen. Ich weiß, das würde Dir gefallen und so soll es sein. Nun werde ich erstmal Erwin und Martina fragen und dann die Terminplanung beginnen. Ich hab' mir Anfang August vorgestellt.

    Jetzt geht mir "Let it be" nicht aus den Ohren und das sorgt für neue Tränen.

    Ach Süße, ich vermiss' Dich so,

    in ewiger Liebe, Dein Süßer

    Liebe Mauseline,


    lieben Dank für Deine verständnisvollen Zeilen. Das schöne Wetter macht alles noch schlimmer. Heute wären wir bestimmt geradelt und hätten draußen gevespert. Dass es das nie mehr geben wird ist fast nicht zu ertragen.


    viele liebe Grüße von Dieter

    Hallo Ihr Lieben,


    3 Monate ist es jetzt auf den Tag genau her, dass Ursel gestorben ist morgens kurz nach Sechs . Ich sehe es genau vor mir wie sie bleich im Bett lag, mit geöffnetem Mund, als ob sie mir noch etwas sagen wollte. Und wie sie dann abends vom Bestattungsdienst eingepackt und die 3 Stockwerke runtergezogen wurde. Ich konnte nicht mit runter zum Leichenwagen, mir haben die Beine versagt. So ging eine furchtbare Woche zu Ende, in der ich ihr beim Sterben zusah mit einigen klaren Momenten, in denen wir uns verabschieden konnten. Auch unsere beste Freundin Sandra hatte das Glück einen solchen Augenblick mit einem herzlichen Abschiedskuss zu bekommen. Ich schreibe das hier unter Tränen, ich kann mir nicht vorstellen, dass das nochmal ein lebenswertes Leben wird.


    Traurige Grüße von Dieter

    Liebe Mauseline,


    die meisten Antidepressiva fangen erst nach 2-3 Wochen an zu wirken. Sei nicht enttäuscht, wenn Du nicht gleich was merkst. Um über den Schmerz und Verlust zu reden, braucht man sehr, sehr gute Freunde. Die meisten Menschen können damit nicht umgehen über sterben und Tod zu reden. Scheint ein verständnisvoller Arzt zu sein, Dein Neurologe. Mir hilft das Gespräch mit Ursel sehr, hab' dabei schon ein Meer aus Tränen vergossen, letztendlich tut's mir aber gut. Und dieses Forum hier, wo ich weiß ich werde verstanden, alle haben einen schrecklichen Verlust erlitten und vermissen jemand unendlich.

    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Mauseline,


    wir müssen Geduld haben, es ist noch so frisch. Was Du da schilderst kenne ich auch. Gerade nach Tagen mit schönen Stunden falle ich immer noch ein Stückchen tiefer ins Loch. Ich habe die Endgültigkeit auch noch nicht wirklich akzeptiert. Ich spreche viel mit Ursel und hinterher geht es mir ein bisschen besser.


    Viele liebe Grüße von Dieter

    Liebe CHRISTINE B, liebe Pia1962,


    ich werde auf jeden Fall Ursels Wunsch erfüllen, da lass ich mir nicht reinreden. Und wem das nicht würdevoll genug ist braucht nicht zu kommen. Wäre schade, aber zwingen kann ich keinen.

    Liebe Grüße von Dieter

    Ihr Lieben,


    ich habe gestern mit der Witwe eines Freundes telefoniert, der vor 12 Jahren tot vom Fahrrad fiel. Sie konnte damals die Trauerfeier nur mit stärksten Beruhigungstabletten überstehen und hangelt sich seitdem von einem Antidepressivum zum nächsten. Was ist das für ein Leben? Ist das der Preis für die schöne Zeit, den einer von beiden irgendwann zahlen muss? Ursel und ich wollten gemeinsam alt werden, nicht nur 71. Wir wollten dieses Jahr wieder in unsere Lieblingsstadt Hamburg fahren, alleine ist das für mich unmöglich. Ich sehe momentan überhaupt keinen Sinn mehr in diesem Leben. Tränen über Tränen, die quälenden Tage irgendwie rum kriegen. In 3 Tagen sind 3 Monate um seit Ursels Tod. Gewiss, ich hatte in diesen 3 Monaten ein paar erträgliche Tage und auch ein paar schöne Stunden, aber das tröstet mich nicht über die Erkenntnis hinweg, dass ich Ursel in diesem Leben nicht mehr sehen werde.Von manchen ihrer Verwandten werde ich bedrängt endlich eine Trauerfeier für sie zu arrangieren. Ich weiß warum die noch nicht stattgefunden hat. Weil ich die einfach noch nicht überstehen würde. Ursel hatte schon vor vielen Jahren bei der Beerdigung meiner Mutter eine solche herkömmliche Trauerfeier für sich abgelehnt. Sie wollte in einem Biergarten fröhlich verabschiedet werden und diesen Wunsch werde ich ihr auch im Sommer erfüllen. Für einen ihrer Brüder ist das nicht würdevoll genug, da wird es sicher noch Unstimmigkeiten geben.

    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Mauseline und Linchen1,


    ich bin so dankbar solche Freunde zu haben. Das mit den Schritten habe ich auch gemerkt. Es geht nicht stetig bergauf, ich hoffe dass es im Laufe der Zeit nicht 2 Schritte vor und 3 zurück geht, sondern 3 vor und 2 zurück.


    Ganz liebe Grüße von Dieter

    Guten Morgen Ihr Lieben,


    es war ein schöner Tag gestern in Weisendorf. Ganz liebe Menschen, denen ein trauernder freund nicht lästig ist, leckeres Essen und viele Eichhörnchenbabys. Natürlich geht es danach in den tristen Alltag zurück, aber ein paar Stunden hab' ich noch davon gezehrt. Ich hab' dann Ursel von dem schönen Besuch erzählt, aber wahrscheinlich war sie eh' dabei, meinte Sandra jedenfalls. Ich konnte auch mal wieder lachen.

    Liebe Mauseline,


    es geht mir genauso, ich sehe einfach keinen Sinn mehr im Leben. Ich sitze irgendwie die Zeit ab bis meine Zeit gekommen ist. Was ich hier im Forum lerne ist dass es irgendwann leichter wird. Und trotzdem freue ich mich heute auf den Besuch in Weisendorf. Ein bisschen lenkt es schon ab. Natürlich ist auch Wehmut dabei, Ursel hat sich dort auch immer sehr wohl gefühlt.


    Liebe Grüße von Dieter

    Hallo hr Lieben,


    ich hab' immer gedacht ich könnte nie einsam werden, ich wusste mich immer zu beschäftigen. Aber es ist ein Riesenunterschied zwischen allein sein, weil man solo ist oder aus einer innigen Beziehung gerissen zu werden. Die letzten Tage waren sehr schwer zu ertragen, die Sehnsucht und die Gewissheit der Endgültigkeit sind so furchtbar. Ich will niemand auf die Nerven gehen, was aber nie so wäre bei einigen wenigen Menschen. Morgen hat mich unsere Freundin Sandra in ihre Eichhörnchen-Schutzstation eingeladen mit Kaffee trinken und Grillen, da freu' ich mich sehr drauf.


    Viele liebe Grüße von Dieter

    Liebe Mauseline,


    ich glaube auch an solche Zeichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich zufällig in diesem Moment dahin zappe, ist so verschwindend gering. Ich lese sehr viel über Nahtoderfahrungen, da gibt es soviele Übereinstimmungen in den Berichten von Menschen, die das erlebt haben. Auch ein Mann aus dem Nachbarhaus war schon fast am Ende des Tunnels als der Notarzt ihn zurück geholt hatte. Und alle sagen, dass es unbeschreiblich schön war, als sie aus ihrem Körper ausgetreten waren.


    Liebe Grüße von Dieter

    Liebe Mauseline,


    Ich glaube fest daran, dass sich unsere Seelen wieder treffen, wo und in welcher Form auch immer. Du hast sicher den Spruch schon gelesen, den Elster unter ihren Posts stehen hat. Das hat der weise Mann schon im 1.Jahrhundert nach Christus gewusst. Für mich ist das sehr tröstlich und hilft mir über manche schwere Stunde hinweg. Ich verstehe was Du meinst, dass Du Deine Lieblingsmusik zur Zeit nicht hören magst oder Bücher lesen. Ursel und ich haben abends gerne Krimis im TV geguckt. Das geht gerade gar nicht. Ich zappe einfach so rum und vor ein paar Wochen bin ich dabei so erschrocken, ich sehe und höre plötzlich Ursel im Fernseher. Da haben sie einen Bericht wiederholt, den das Bayerische Fernsehen vor eineinhalb Jahren gemacht hatte über unser Engagement für Eichhörnchen und ich zappe genau in das Interview hinein. Ich bekam einen Weinkrampf der nicht enden wollte. Hinterher hab' ich mir gedacht, vielleicht musste ich genau dahin zappen, irgendwer hat das so gewollt. Ich höre seit Ursel's Tod überhaupt keine Musik mehr, ich verbinde damit unsere Zeit, wir hatten einen ähnlichen Geschmack. Wir müssen Geduld mit uns haben, dann wird die Trauer mit der Zeit leichter, da glaube ich den "Erfahrenen" hier im Forum.

    Liebe Grüße von Dieter