Beiträge von Dschina68

    Ich möchte mich nach einer längeren Pause wiedereinmal melden. Ein paar Mal habe ich zwar gelesen, aber war einfach nicht fähig etwas zu schreiben.


    Die letzte Jänner-Woche war für mich ganz besonders schlimm, weil wir da gleich zwei Jubiläen gehabt hätten: Kennenlerntag und Jahrestag. Ich wusste nicht, wohin mit mir und meinem Schmerz und war mir ganz sicher, dass ich jeden Moment überschnappe.


    In der Arbeit war in den letzten Wochen zum Glück irre viel zu tun, sodass ich einiges an Mehrstunden machen durfte. Danach nach Hause, essen und ab ins Bett. Ich war nur noch müde. Diese Woche habe ich Urlaub, aber ich habe mir so viel vorgenommen, wenn ich die Hälfte davon schaffe, bin ich schon froh.


    Grüße an alle von


    Dschina

    Nach über 26 gemeinsamen Jahren ist er nicht mehr da. Fort. Einfach weg. 9.660 Tage waren wir zusammen.


    Als wir uns kennenlernten waren wir beide Teenager. Unbeschwert. Das ganze Leben noch vor uns. Wir haben uns weiterentwickelt, sind erwachsen geworden, haben den Beruf gewechselt. Seite an Seite.


    Zweiundzwanzig Jahre davon lebten wir im gemeinsamen Haushalt. Es wurde geheiratet, wir wurden Eltern, zogen 2x um. Wir teilten alles: Arbeit, Freud und Leid. Wir genossen schöne, aufregende Zeiten, aber nicht immer war es nur lustig. Ja, wir hatten auch unsere Schwierigkeiten. Drei Fehlgeburten, Schulprobleme mit den Kindern, Ehekrise, Hausbau .... was halt so dazu gehört zum Leben.


    Aber gemeinsam waren wir stark. Wir zwei gegen den Rest der Welt. Immer wieder besinnten wir uns auf das Versprechen, das wir uns gegeben hatten und nahmen es ernst: in guten, wie in schlechten Zeiten. Wenn eine Beziehung im Freundes- und Bekanntenkreis auseinander ging schauten wir uns an und waren uns einig: wir lassen es nicht so weit kommen. 7.744 Tage durften wir verheiratet sein. Wir waren es gern. Und wir waren stolz darauf, zu den "Ehekrüppeln" zu gehören, wie es mein Mann so liebevoll nannte. Es war ein gutes Gefühl.


    Seit einem halben Jahr ist alles anders. Nichts ist mehr, wie es war. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben ganz auf mich allein gestellt und alles ist auf einmal so schwierig. Es ist niemand mehr da zum Bereden, um gemeinsame Entscheidungen zu treffen und um sich gegenseitig aufzufangen. Auch wenn die Äußerlichkeiten zum Glück geregelt sind, so bleibt immer noch dieses Gefühl der unendlichen Leere in mir. Es ist eine nicht zu schließende Lücke entstanden. Was heißt da Lücke? Es ist eher eine tiefe, klaffende, nicht heilen wollende Wunde - ein Stück, das brutal aus mir herausgerissen wurde.


    Die Zukunft ist immer ungewiss, aber trotzdem hatten wir viele gemeinsame Pläne, die jetzt alle unwichtig gerworden sind. Ohne ihn scheint mir alles so sinnlos. Wofür wir gelebt haben, was wir uns aufgebaut haben - es hat für mich seine Bedeutung verloren. Ich bin froh über jeden Tag, den ich hinter mich gebracht habe. Fast so, als ob ich einem mir unbekannten und ungewissen Ziel ein Stückchen näher gekommen wäre. Nur die Verantwortung für meine Kinder hält mich aufrecht. Sie sind beide noch in der Ausbildung. Außerdem wäre es für sie ein fürchterlicher Schicksalsschlag auch noch die Mutter zu verlieren. Das will ich ihnen nicht antun.


    So bleibt mir nichts anderes übrig, als mich nicht selbst aufzugeben, irgendwie weiterzumachen. Ich hoffe, dass die seelischen Wunden irgendwann zu Narben werden und ich das Leben wieder genießen kann.

    In den letzten Tagen ging es mir relativ gut. Nur ganz sanfte Wellen aus dem Trauermeer haben mich ab und zu überrollt.


    Heute hatten wir einen Termin beim Notar wegen der Verlassenschaft. Ich bin schon froh, wenn sie endlich abgeschlossen ist. Dabei haben wir die persönlichen Gegenstände, die mein Mann bei sich trug, ausgehändigt bekommen. Ein halbes Jahr lang war es mir sowas von wichtig, sie endlich in den Händen zu halten und dann habe ich gar nix dabei gefühlt, als es endlich so weit war.


    Nachdem ich zur Zeit allgemein etwas emotionslos bin glaube ich, dass ich wieder in einer weiteren Entwicklungsphase der Trauerbewältigung stecke. Nach wie vor kann ich es nicht fassen und verdränge momentan, was passiert ist. Wahrscheinlich brauche ich das, um mich ein wenig erholen zu können. Ich will es einfach nicht wahr haben, dass er nie mehr wieder kommt. Ich will aufwachen und feststellen, dass alles nur ein böser Traum war!!!! ;(

    Liebe SternSandra,


    wie gut kann ich dich verstehen und ich fühle voll und ganz mit dir. Unsere Gemeinsamkeiten sind wirklich verblüffend.


    Auch ich hatte das Glück, meinen Mann sehr jung (mit 16 Jahren) kennenzulernen. Eine Schulfreundin nahm mich mit zu einem Treffen der katholischen Jugend und da sah ich ihn zum ersten Mal. Er legte mir lässig seinen Arm um die Schulter und begrüßte mich mit den Worten: "Servas Schatzerl, i bin der Gerhard".


    Drei Tage später gingen wir zu viert ins Schwimmbad und wir beide kamen als Pärchen wieder heraus. Er hat später oft erzählt, dass er schon beim ersten Blickkontakt wusste, dass ich für ihn die Frau seines Lebens bin. Am 27. Jänner hätten wir unseren 27. Jahrestag gehabt.


    Viereinhalb Jahre später zogen wir in unsere erste gemeinsame Wohnung und im April 1990 wurde geheiratet. In den über 26 gemeinsamen Jahren haben wir viel erlebt und durchgemacht. Es gab phantastische Zeiten und weniger tolle Abschnitte - wie es in einer langjährigen Beziehung nun einmal so ist - aber wir hielten immer zusammen. Er machte sogar schon Pläne für unsere Silberhochzeit.


    Wie ich die erste Zeit ohne ihn überstanden habe, kann ich nicht wirklich sagen. Die Erinnerung daran ist ziemlich vernebelt. Ich habe stundenlang geweint und kaum geschlafen. Die einfachsten Dinge wurden zu einem unbeschreiblichen Kraftakt.


    Irgendwann - ganz langsam und kaum merkbar - wurden die Abstände zwischen den heftigen Gefühlsausbrüchen immer länger. Diese Abschnitte sind besonders wichtig, um dazwischen Energie zu sammeln um die stürmischen Zeiten durchzustehen.


    Noch immer vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denken muss. Er fehlt mir vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Kein Wunder, schließlich haben wir 22 Jahre lang gemeinsam gelebt und gewirkt. Es fließen auch immer wieder Tränen, aber nicht mehr so oft. Und zum Glück kann ich mittlerweile auch wieder schlafen.


    Ich kann nicht behaupten, dass es besser geworden ist, aber anders. Eine Freundin von mir hat es wunderbar treffend ausgedrückt: "Der Mensch gewöhnt sich an fast alles - leider und Gott sei Dank." Auch wenn es brutal klingt, aber uns bleiben nur zwei Möglichkeiten: weitermachen oder aufgeben. Der Gedanke daran einfach einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen kam mir nicht nur einmal, aber wem wäre damit geholfen?


    Alles Liebe


    Dschina

    Liebe SternSandra,


    es freut mich, wenn ich dir ein bisschen Hoffnung machen kann.


    Lass dir mit der Planung deines weiteren Lebens noch ein bisschen Zeit. Im Moment brauchst du deine ganze Energie dafür, einfach nur weiterzumachen. Alles andere wird sich von selbst ergeben. Ich weiß, dass das leichter gesagt ist, als getan. Auch ich erwische mich immer wieder bei Überlegungen, was die Zukunft bringt: werde ich einen anderen Mann kennenlernen? werde ich später wieder in einer Beziehung leben? was wird aus mir, wenn die Kinder einmal ausziehen? Viele solcher Fragen schwirren mir durch den Kopf - sie sind UNWICHTIG!


    Mein Vati sagt in letzter Zeit oft: "Mach einen Plan und du hörst die Götter lachen." Mein Mann und ich hatten noch so viel vor. Wir haben uns vor 2 1/2 Jahren den lange gehegten Traum eines - nach unseren Vorstellungen neu gebauten - Kleingartenhauses verwirklicht. Das wollten wir mindestens die nächsten 30 Jahre gemeinsam genießen.


    Die Kinder sind mit fast 17 und 18 1/2 Jahren schon selbständig. Die Freude über die wiedergewonnenen Freiheiten war groß. Endlich konnten wir wieder etwas unternehmen, ohne jemanden organisieren zu müssen, der auf sie aufpasst oder immer im Hintergedanken zu haben, ob daheim alles in Ordnung ist. Er hat sich darauf gefreut, in naher Zukunft zu zweit spontane Kurzurlaube oder Städtetrips machen zu können oder einen Schitag einzulegen. Oder einfach nur Freunde zu besuchen, ins Kino oder Essen zu gehen ....


    Ich hatte das Gefühl, nach einer langen, aufregenden, anstrengenden, wenn auch schönen Reise, am Ziel angekommen zu sein. Manchmal hielt ich es für zu schön um wahr zu sein und dachte mir ganz im Stillen, wie viel Glück wir doch haben und wie gut es uns geht. Und dann, ganz plötzlich und unerwartet, war dieses Glück vorbei.


    Nach der ersten Schockstarre begann ich wieder am Leben teilzunehmen, auch wenn es mir nicht leicht gefallen ist. Nach drei Wochen ging ich wieder arbeiten. Ich nahm Einladungen an und lud auch selbst ab und zu Leute ein. Auch kleine Veranstaltungen, wie Weißwurstfest oder Frühschoppen in der Gartenanlage habe ich besucht. Es tut immer gut, unter Menschen zu sein, und es lenkt ab. Wieder allein zu Hause überfällt mich dann meistens der Schmerz und die Trauer mit voller Wucht, aber dazwischen gibt es wenigstens ein paar weniger schlimme Stunden, die wichtig sind um Kraft zu tanken.


    Ich versuche jeden einzelnen Tag für sich möglichst gut zu überstehen. Manchmal gelingt es mir besser, manchmal weniger gut. Wenn ich zwei Schritte nach vorne geschafft habe, weht es mich immer wieder ein bis eineinhalb Schritte zurück. Stundenlanges Weinen und immer wieder kehrende Erinnerungen sind dabei meine ständigen Begleiter. Ich glaube, dass das wichtig ist, um die Trauer zu verarbeiten, so sehr es auch schmerzt.


    Alles Liebe und eine zarte :24: wünscht dir


    Dschina

    Liebe SternSandra81,


    willkommen im Forum der Trauernden. Ich kann dir versichern, dass du hier gut aufgehoben bist.


    Wie gut kann ich deinen Schmerz verstehen. Vor einem halben Jahr erging es mir genauso wie dir - ich habe meinen Mann aus dem Nichts heraus verloren. Er verabschiedete sich, um in den Dienst zu gehen und brach ca. 40 m von unserem Haus entfernt zusammen. Keine Stunde später war er tot - Lungenembolie.


    Trauerarbeit ist Schwerstarbeit und dauert. Viel Kraft und Geduld sind erforderlich um durch das "Wellenmeer der Gefühle" zu schwimmen. Du wirst immer wieder das Gefühl haben zu ertrinken, aber es wird auch immer wieder Phasen geben, in denen du obenauf bist. Am Anfang kommen diese nur zaghaft, aber bald zeigen sie sich in kürzeren Abständen und werden kräftiger. Es wird nicht "besser", aber weniger schlimm.


    Alles Liebe und viel Kraft wünscht dir


    Dschina

    Liebe Annemarie, liebe Mona,


    auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut tut, über den verlorenen, geliebten Menschen zu reden. Leider wollen viele genau das nicht. Ich weiß nicht, ob sie genervt sind oder ob die Erinnerung sie schmerzt oder ob sie vielleicht einfach nur Rücksicht nehmen wollen.


    Mein Sohn, er ist 16 1/2, spricht auch nie über seinen Papa. Er meint, er ist noch jung und das ganze Leben liegt noch vor ihm. Er will, wie es ja für sein Alter normal ist, Freunde treffen, Spaß haben, Pläne machen und verwirklichen. Das Leben geht für uns weiter, ob wir wollen oder nicht, und er möchte das beste daraus machen.


    Meine Tochter (18 1/2) leidet mehr unter dem Verlust. Manchmal mehr, manchmal weniger. Mit ihr spreche ich auch ab und zu über ihn. Aber auch sie hat noch viel vor in ihrem Leben. So soll es ja auch sein.


    Wenn dir die Trauergruppe hilft, dann freut mich das für dich. Ich habe mir schon ein paar Mal überlegt, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, konnte mich bis jetzt aber noch nicht dazu entschließen. Aber ich hab eine ganz liebe Freundin (ehemalige Nachbarin), die sehe ich 1x in der Woche und mit ihr kann ich über alles reden, was mich beschäftigt. Sie hört immer zu und versteht mich auch.


    :24: euch ganz, ganz vorsichtig
    Dschina

    Ich glaube die Zeugen Jehovas spionieren uns aus. Bei mir waren sie auch kurz nachdem mein Mann gestorben war. Ich habe ihnen klipp und klar erklärt, dass ich nix von ihnen wissen will. Etwa eine Woche später haben sie mir noch ein Heft vorbei gebracht, das mir vielleicht helfen könnte (so hat sie es gesagt) und seitdem habe ich sie zum Glück nicht mehr gesehen.


    Dass sie keine Ruhe geben, solange sie noch eine Chance sehen, kann ich nur bestätigen. Dazu gibt es eine witzige Geschichte mit meinem Mann:


    Vor ein paar Jahren standen die Zeugen Jehovas vor der Tür und mein Mann öffnete. Er meinte, dass es jetzt ungünstig sei, weil wir gerade beim Essen sitzen. Nach einiger Zeit standen sie wieder vor der Tür, da machten wir uns fertig zum Einkaufen - wieder keine Zeit. Hartnäckig wie die Zeugen nun einmal sind, kamen sie wieder. Ich weiß nicht mehr, womit er sie diesmal abkanzelte. Als sie zum vierten Mal da standen, sagte er: "Ich habe kein Interesse." und schlug ihnen einfach die Tür vor der Nase zu. Solange wir dort gewohnt haben, war nie wieder ein Zeuge Jehovas bei uns. Wahrscheinlich kamen wir auf die Liste der "Unbekehrbaren" . ;)


    Liebe Mona,
    du musst ja nicht gleich so boshaft sein, wie mein Mann damals, aber um die Zeugen Jehovas los zu werden hilft meist nur ein gewisses Maß an Unfreundlichkeit.


    Alles Liebe wünscht euch
    Dschina

    Liebe Annemarie!


    :2: für diese berührende Geschichte.


    Ich versuche daran zu glauben, dass das Glück noch immer in uns wohnt und wir es irgendwann wieder erkennen können.


    Fühl dich :24: (wenn du magst) von


    Dschina

    Hallo Chan!


    Fein, wiedereinmal von dir zu lesen!


    Der Silvesterabend bei Freunden ist sehr gut verlaufen. Es gab ganz traditionell Fondue und Raclette und wir haben - wie immer - viel zu viel gegessen. Obwohl - oder vielleicht gerade weil - wir oft über meinen Mann gesprochen haben, waren wir den ganzen Abend gut drauf und hatten viel Spaß. Nach einem gemeinsamen Frühstück am frühen Nachmittag habe ich meinen Sohn nach Hause gebracht und mein Mädel und ich sind nach Schönbrunn zum Tiroler Hof gefahren. Dort treffen wir uns immer mit einem Haufen Leute zum Neujahrspunsch. Anschließend war die Runde bei anderen Freunden zur Jause eingeladen.


    Wie schon zu Weihnachten, kam die große Trauerwelle erst nach dem eigentlichen Festtag. Ich denke, das kommt daher, dass ich abgelenkt gewesen bin, weil ich unter anderen Leuten war, die natürlich auch traurig über seinen Tod sind und ihn vermissen, aber distanzierter dazu stehen als ich.


    Als mein Opa vor fast 10 Jahren starb, war ich natürlich auch sehr traurig. Ich hatte das Glück, meine Großeltern von klein auf oft zu sehen und hatte zu ihnen ein gutes Verhältnis. Aber wenn ich zu Hause, in meinem Alltag war, vermisste ich ihn nicht wirklich. Natürlich dachte ich auch an ihn und wusste, dass er gestorben war, aber es fiel mir nur dann wirklich auf, wenn ich im Garten war oder Oma besuchte und er war nicht mehr dabei. Und genauso wie mir damals geht es jetzt unseren Freunden: sie leben ihren Alltag weiter, als ob nichts gewesen wäre. Das soll kein Vorwurf sein - für sie hat sich ja nichts geändert.


    Es tut gut zu lesen, dass es irgendwann einmal besser wird. Grundsätzlich stehe ich noch immer mit beiden Beinen fest im Leben und bin mir vieler Tatsachen auch bewusst (wie zum Beispiel, dass ich nicht der erste und einzige Mensch bin, dem das passiert ist oder dass das Leben weiter geht und noch viel positives geschehen kann oder dass er immer ein wichtiger Teil meines Lebens sein wird), aber manchmal zieht es mir trotzdem den Boden unter den Füßen weg und ich bin mir dann nicht sicher, ob ich noch ich selbst bin. Dann keimen total psychopathische Gedanken in mir auf, für die ich mich am liebsten selbst ohrfeigen möchte.


    Es ist eben nicht einfach, aus dem Paradies vertrieben zu werden und es dauert eine Zeit lang, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wie schon einmal erwähnt, Geduld ist nicht unbedingt meine Stärke.


    Liebe Grüße


    Dschina

    Hallo Evi,
    ich kann gut nachempfinden, was in dir vorgegangen ist. Auch für mich war das Eintragen der Geburtstage in den neuen Kalender heuer ein unbeschreiblicher Kraftakt. Ich habe gar nicht gewusst, wie schwierig das sein kann. Immer wieder bin ich in Tränen ausgebrochen, wenn etwas in seiner Schrift dagestanden ist. Ein paar Termine hat er eingetragen, die er nicht mehr einhalten konnte. Das hat mich so mitgenommen, dass ich dazwischen pausieren musste.


    Sein Geburts-, Namens- und Sterbetag stehen nicht im neuen Kalender - ich habe es einfach nicht geschafft sie hinzuschreiben. :wacko:


    Eigentlich halte ich es für lächerlich, was ich für ein Drama daraus mache, aber andererseits glaube ich auch, dass es in unserer Situation normal ist, wenn solche Kleinigkeiten zu fast unüberwindlichen Schwierigkeiten werden.

    Liebe Maki!


    Ich bin zutiefst erschüttert und halte dir ganz, ganz fest beide Daumen (und sicherheitshalber noch die großen Zehen dazu), dass bei dir alles wieder gut wird.


    Ein Freund von uns hatte vor ein paar Jahren so etwas ähnliches und heute ist er ganz gesund. Ich hoffe für dich, dass auch du bald schreiben kannst, dass alles überstanden ist.


    :30: von Dschina

    Liebe Maki,


    ich glaube, genau dieses "philosophieren" ist es, was uns immer wieder ein kleines Stückchen voran bringt.


    Seinen Gedanken freien Lauf zu lassen - und seien sie noch so düster, abwegig, eigenartig, .... (was auch immer) kann sehr befreiend sein. Um so besser, wenn es dann auch noch jemanden gibt, der zuhört.


    Ich schicke dir eine aufmunternde :24: und wünsche dir alles Liebe fürs nächste Jahr


    Dschina

    Hallo Lichtbringer!


    Zuerst einmal ein herzliches Willkommen in unserer Runde.


    Ich habe in deinen Beiträgen einige interessante Betrachtungsweisen entdeckt, mit denen ich grundsätzlich übereinstimme. Nur ... Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Paar Schuhe.


    Jeder von uns weiß, dass der Tod zum Leben dazugehört und jeder von uns wird einmal sterben. Im Idealfall passiert das nach einem langen, erfüllten Dasein. Manchmal pfuschen uns leider Krankheiten oder Unfälle dazwischen - auch das ist uns bewusst. So weit, so gut. Diese Tatsachen hat die Menschheit akzeptiert.


    Aber sobald man selber in der Situation steckt, einen geliebten Menschen - aus welchem Grund auch immer - "zu früh" verloren zu haben, vergisst man in seinem Kummer und Schmerz diese Naturgesetze. Man befindet sich in einem emotionalen Ausnahmezustand, in dem jegliches rationales Denken ausgelöscht wurde. Wie du richtig sagst reagieren wir hilflos. Wer oder was soll uns jetzt auch helfen?


    Es ist eine unabänderliche Tatsache, dass jemand, der für einen wichtig war, nicht mehr da ist. Aber der Tod eines geliebten Menschen kann nicht einfach aktzeptiert werden. Es stimmt, das wir keine Wahl haben oder nicht die Macht dazu, etwas zu ändern. Damit müssen wir lernen umzugehen - jeder auf seine eigene Art und Weise. Jeder hat zwei Möglichkeiten: irgendwie damit weiterleben oder daran zugrundegehen. Auch das halte ich für ein Naturgesetz.


    Die Natur ist mächtig und grausam, und egal wie fortschrittlich oder technologisiert unsere Umwelt ist, die Natur wird immer die Oberhand behalten. Das muss ich akzeptieren.

    So ... jetzt haben wir die Weihnachtsfeiertage endgültig hinter uns gelassen. Am 23.12. waren wir bei meinen Schwiegereltern. Meine Schwiegermutter hat sich über das Fotobuch sehr gefreut. Beinahe wäre sie mir um den Hals gefallen. Am 24.12. waren wir mit meinen Großeltern bei meinen Eltern. Meine Großeltern sind 89 und 96 Jahre alt und dementsprechend gesundheitlich bedient. Und da kam der böse, teuflische Gedanke in mir auf, warum denn die zwei nicht sterben dürfen, aber mein Mann mit 46 gehen musste. Alles in allem habe ich die beiden Tage gut überstanden.


    Am 25.12. war ich mit meinen Eltern am Friedhof. Ich war das erste Mal seit der Beisetzung im August dort. Die Situation war für mich so unwirklich. Ich stand vor dem Grab, sah die Marmorplatte mit seinem Namen und fühlte gar nix dabei. Ich hab ihm eine Kerze hingestellt und gesagt, dass er sich nicht an meine Besuche gewöhnen soll. Anschließend waren wir noch beim Grab meiner Urgroßeltern. Auf dem Weg dorthin sind wir an den Ehrengräbern vorbeigekommen und haben die künstlerische Gestaltung vieler Grabsteine bewundert. Es war fast wie ein Museumsbesuch.


    Die nächsten beiden Tage war ich total fertig. Immer wieder musste ich weinen und habe dabei geglaubt ich zerspringe jeden Moment vor lauter Kummer und Schmerz. Zum Glück durfte ich zwischen Weihnachten und Neujahr arbeiten gehen - das ist für mich immer noch die beste Ablenkung. Ansonsten bestanden meine Tage aus Essen (muss man dazwischen, obwohl ich oft gar nicht möchte), Schlafen und Fernsehen. Es gäbe so viel zu tun, aber ich kann mich einfach nicht dazu aufraffen.


    Und heute ist wieder so ein besonderer Tag im Jahr. Ich muss immer wieder daran denken, wie schön unser letzter gemeinsamer Silvester gewesen ist - und schon wieder fließen die Tränen. Ich habe in den letzten 5 1/2 Monaten sicher mehr geheult, als in meinem ganzen Leben davor.


    Zum Glück sind wir heute bei Freunden eingeladen und ich muss Silvester nicht allein daheim verbringen. Trotzdem wird es anders sein.


    Ich wünsche euch allen einen ruhigen, friedlichen Jahreswechsel und viel Kraft für das neue Jahr.
    Eure Dschina

    Nach ein paar weniger schlimmen Tagen beutelt es mich heute wiedereinmal durch und durch. Kann seit halb sechs nicht mehr schlafen und geistere durchs Haus - möglichst leise, um niemanden aufzuwecken.


    Immer wieder muss ich an ihn denken und weinen. Ich vermisse ihn so sehr!!! Warum musste das passieren, warum konnten wir es nicht verhindern??? Ununterbrochen hämmern diese Sätze durch meinen Kopf, obwohl ich es gar nicht will. Ich weiß schon nicht mehr, womit ich mich ablenken soll. Bin schon froh, wenn der heutige Tag vorbei ist.


    Manchmal wünsche ich mir, dass für mich alles schon vorbei ist, aber dann denke ich daran, dass mich die Kinder noch eine Weile brauchen und wie schlimm es für sie wäre, auch noch die Mama zu verlieren und schiebe diese blöden Gedanken ganz schnell wieder weg.

    Liebe Foris!


    Ich wünsche allen ein ruhiges, friedliches Weihnachtsfest, möglichst ohne heftigen Wellengang.


    Vielen Dank für die Unterstützung und die lieben Beiträge, die mir oft geholfen haben.


    Bin im Moment besser drauf, als ich mir gedacht habe, aber es ist nur eine Frage der Zeit, wann mich die nächste "Krise" überfällt.


    Alles Liebe


    Dschina

    Liebe Annemarie,


    es ist völlig in Ordnung, wenn du deinen Gefühlen freien Lauf lässt und es tut auch gut - das weiß ich von mir selbst. Wir sind nur Menschen und können nicht immer stark und kontrolliert sein.


    Gib dem Teddy von deiner Tochter einen Ehrenplatz bei dir zu Hause und knuddel ihn immer, wenn dir danach ist (falls er es aushält und nicht auseinanderfällt).


    Ich kann sehr gut verstehen, was beim Räumen der Wohnung in dir vorgegangen ist. Ich wohne (mit meinen Kindern) in dem Haus, das mein Mann und ich jahrelang geplant und gemeinsam aufgebaut haben. Jedes Zimmer ist eine einzige Erinnerung an ihn. Nicht nur, weil er hier gelebt hat, er hat auch sämtliche Innenausbauarbeiten (verfliesen, ausmalen, Teppich legen usw.) selbst gemacht. Manchmal bin ich kurz davor überzuschnappen und würde das Haus am liebsten in die Luft sprengen, aber dann denke ich daran, wie stolz er darauf war und dass er leider nur zwei Jahre hier verbringen durfte.


    Ich wünsche dir viel Kraft und ein ruhiges Weihnachtsfest.


    Alles Liebe


    Dschina