Liebe SternSandra,
es freut mich, wenn ich dir ein bisschen Hoffnung machen kann.
Lass dir mit der Planung deines weiteren Lebens noch ein bisschen Zeit. Im Moment brauchst du deine ganze Energie dafür, einfach nur weiterzumachen. Alles andere wird sich von selbst ergeben. Ich weiß, dass das leichter gesagt ist, als getan. Auch ich erwische mich immer wieder bei Überlegungen, was die Zukunft bringt: werde ich einen anderen Mann kennenlernen? werde ich später wieder in einer Beziehung leben? was wird aus mir, wenn die Kinder einmal ausziehen? Viele solcher Fragen schwirren mir durch den Kopf - sie sind UNWICHTIG!
Mein Vati sagt in letzter Zeit oft: "Mach einen Plan und du hörst die Götter lachen." Mein Mann und ich hatten noch so viel vor. Wir haben uns vor 2 1/2 Jahren den lange gehegten Traum eines - nach unseren Vorstellungen neu gebauten - Kleingartenhauses verwirklicht. Das wollten wir mindestens die nächsten 30 Jahre gemeinsam genießen.
Die Kinder sind mit fast 17 und 18 1/2 Jahren schon selbständig. Die Freude über die wiedergewonnenen Freiheiten war groß. Endlich konnten wir wieder etwas unternehmen, ohne jemanden organisieren zu müssen, der auf sie aufpasst oder immer im Hintergedanken zu haben, ob daheim alles in Ordnung ist. Er hat sich darauf gefreut, in naher Zukunft zu zweit spontane Kurzurlaube oder Städtetrips machen zu können oder einen Schitag einzulegen. Oder einfach nur Freunde zu besuchen, ins Kino oder Essen zu gehen ....
Ich hatte das Gefühl, nach einer langen, aufregenden, anstrengenden, wenn auch schönen Reise, am Ziel angekommen zu sein. Manchmal hielt ich es für zu schön um wahr zu sein und dachte mir ganz im Stillen, wie viel Glück wir doch haben und wie gut es uns geht. Und dann, ganz plötzlich und unerwartet, war dieses Glück vorbei.
Nach der ersten Schockstarre begann ich wieder am Leben teilzunehmen, auch wenn es mir nicht leicht gefallen ist. Nach drei Wochen ging ich wieder arbeiten. Ich nahm Einladungen an und lud auch selbst ab und zu Leute ein. Auch kleine Veranstaltungen, wie Weißwurstfest oder Frühschoppen in der Gartenanlage habe ich besucht. Es tut immer gut, unter Menschen zu sein, und es lenkt ab. Wieder allein zu Hause überfällt mich dann meistens der Schmerz und die Trauer mit voller Wucht, aber dazwischen gibt es wenigstens ein paar weniger schlimme Stunden, die wichtig sind um Kraft zu tanken.
Ich versuche jeden einzelnen Tag für sich möglichst gut zu überstehen. Manchmal gelingt es mir besser, manchmal weniger gut. Wenn ich zwei Schritte nach vorne geschafft habe, weht es mich immer wieder ein bis eineinhalb Schritte zurück. Stundenlanges Weinen und immer wieder kehrende Erinnerungen sind dabei meine ständigen Begleiter. Ich glaube, dass das wichtig ist, um die Trauer zu verarbeiten, so sehr es auch schmerzt.
Alles Liebe und eine zarte :24: wünscht dir
Dschina