Ja, das stimmt. Der 10. Juli ist noch gar nicht so lang her. Trotzdem kommt es mir manchmal vor wie eine Ewigkeit, weil die Tage - wie du es so treffend ausdrückst - endlos lang sind ohne ihn. Und andererseits denke ich mir: 'Vier Monate ist das schon her. Wie habe ich so eine lange Zeit nur überstanden?" Irgendwann sind es dann 6 Monate, 8 Monate, 12 Monate, 2 Jahre, 4 Jahre, 8 Jahre, 10 Jahre usw. und der Gedanken daran, den Rest meines Lebens ohne ihn zu verbringen, treibt mir die Tränen in die Augen. Und der Rest meines Lebens kann noch verdammt lange dauern.
Die meiste Zeit des Tages bin ich abgelenkt. Am besten geht es mir in der Arbeit, weil dort ist es so, wie es auch vorher war, außer dass er mich nicht mehr anruft um mir fürchterlich "wichtiges" zu erzählen oder mich zu fragen, wann ich heute Schluss mache, damit das Essen rechtzeitig fertig ist. Daheim kümmere ich mich um's Essen und rede mit meinen Kindern über ihren Tag. Noch ein bisschen Hausarbeit und Verwaltungskram wegen der Verlassenschaft und der Tag ist zum Glück wieder vorbei.
Dazwischen überschwappt mich immer wieder eine Welle aus dem Meer der Trauer. In diesen Momenten ist man so verlassen und alleine und selbst wenn alle Menschen dieser Welt bei einem wären, so gäbe es doch keinen einzigen, der trösten könnte. Trotzdem wäre es schön, wenn einen jemand in den Arm nehmen würde, aber diesen jemand, den man jetzt so dringen an seiner Seite bräuchte, gibt es nicht mehr.